Berichte

Nessi Tausendschön – Rumeiern – 20.10.2024 – Brühl

Galerie am Schloss, Brühl

Vor vielen Jahren habe ich schon mal ein Programm von Nessi Tausendschön angesehen, fand sie sehr gut und wollte unbedingt nochmal in ein Programm von ihr gehen. Aber wie es so ist – zack! sind sechzehn Jahre vorbei. Immerhin habe ich in den sechzehn vergangenen Jahren immer, wenn ich sie im Fernsehen oder auf einer Ankündigung gesehen habe, gesagt, dass sie klasse ist und ich unbedingt nochmal in ein Programm von ihr gehen möchte. Sechzehn Jahre verstecker Fan – unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.

Das aktuelle Programm heißt „Rumeiern“, und nach meiner langen Rumeierei bin ich nun tatsächlich wieder dabei. Nessi Tausendschön erklärt den Programmtitel damit, dass nicht nur das Wetter und die Weltlage eiern und viele Politiker um klare Aussagen und Entscheidungen rumeiern, sondern auch die vergangene Coronazeit mit den Lockdowns das eigene Leben rumeiern ließ. Außerdem habe sie selber keinen roten Faden für den Abend und eiere dementsprechend herum. Das stimmt so natürlich nicht, denn das Hüpfen von einem Thema zum anderen passt zu ihr und wirkt überhaupt nicht wirr oder unzusammenhängend.

Nessi Tausenschön plaudert, singt Lieder, erzählt und findet: „Der Kabarettismus ist ein sehr schöner Beruf“. Der Satz passt nicht nur inhaltlich zu ihr, er ist auch ein schönes Beispiel für ihre wunderbaren Wortspielereien. Sie spielt gerne und sicher mit der Sprache, erfindet manchmal neue Wörter, ist „eine Konifere auf allen Gebieten“ und streut auch mal wunderschöne, altmodische Formulierungen ein. Sie kann wie Angela Merkel sprechen und wie Max Rabe singen. Und sie macht zwischendurch gerne mal Ausdruckstanz, den sie abwechselnd androht oder als Belohnung verspricht. Außerdem spielt sie eine zauberhaft wimmernde singende Säge.

Musikalisch gekonnt begleitet wird sie von William Mackenzie. Der stammt aus Kanada und könnte, bärtig und kantig wie er ist, auch ein Baumfäller sein. Sie betont mit Blick auf ihn, dass sie ihn „nicht hier am Bahnhof eingesammelt habe“. Er kann nicht nur musikalisch erstklassig begleiten und ihr passend fragende Blicke zuwerfen oder gespielt seufzend den Kopf schütteln, er kann sogar jonglieren und zaubern, was er in einer kleinen Solonummer macht, die witzig und überraschend ist.

Nessi Tausendschön ist für mich eine zarte, mädchenhafte Prinzessin, in der ein durchgehendes Zirkuspferd steckt. Sie ist verspielt, laut, sanft, geradlinig, komisch, intelligent, hochmusikalisch, temperamentvoll und kann sowohl säuseln als auch brüllen. Spannend. Und so gut und immer wieder überraschend, dass sie die Aufmerksamkeit des Publikums durchgehend hält. Es macht sehr viel Spaß!

Die Dame, die neben mir im Saal sitzt, fragt vor Beginn skeptisch: „Haben Sie sie schon mal gesehen? Ist die gut?“, und erklärt, dass sie nur eine Karte gekauft hat, weil sie im Ort wohnt und es terminlich gut passt. Da ich ja Expertin mit fünfzehnjähriger Erfahrung bin, sage ich in überzeugendem Ton: „Die ist klasse!“ In der Pause strahlt die Dame, die bis dahin schon viel gelacht hat, zu mir rüber: „Die ist wirklich klasse!“ Am Ende der Veranstaltung wirkt sie äußerst vergnügt und stellt fest: „Das hat sich sehr gelohnt!“ Sag ich ja. Und ich denke: „In ein Programm von und mit Nessi Tausendschön will ich ganz unbedingt noch mal gehen!“ Könnte ja auch mal schneller als erst in sechzehn Jahren sein.