Treets – For music lovers – 07.09.2024 – Fröndenberg
Arne Lübbert, Heinz Lichius, Jan Bürger, Kathrin Carbow, Lars Hansen, Linus Kasten, Stephanie Hundertmark
Kultur für Uns, Kulturschmiede, Fröndenberg
Das kleine Jazz-Ensemble „Treets“ widmet sich nach eigenen Angaben „den Perlen der Rock- und Pop-Geschichte“. Das sind vorwiegend Klassiker aus den 80ern, die von Stephanie Hundertmark, Kathrin Carbow, Jan Bürger und Linus Kasten gesungen und von Arne Lübbert, Lars Hansen und Heinz Lichius mit Gitarre, Bass und Schlagzeug fein begleitet werden. Es ist ein Spaß-Freizeit-Projekt, in dem mit Leidenschaft Musik gemacht wird. Alle Mitwirkenden sind hauptberuflich anders beschäftigt, die Gruppe tritt vorwiegend im Raum Hamburg auf, dementsprechend selten gibt es Konzerte in der Nähe von Köln.
Schon seit einiger Zeit kenne ich kleine Musikvideos von Treets und möchte die Gruppe unbedingt mal live hören. Dass Jan Bürger von Maybebop dabei ist, ist prima und natürlich ein Teil des Interesses, aber nicht der Hauptgrund. Jan kann ich ja bei Maybebop hören. Hier geht es um enge Harmoniesätze und verjazzte Klassiker, die mir in der Ausführung von Treets gut gefallen. Fröndenberg ist zwar nicht ganz nah an Köln, für die Möglichkeit, die Gruppe endlich mal zu sehen, erkläre ich die 130 km Entfernung aber großzügig zum Nahbereich. Der Gatte hört kurz in die Treets-Musikvideos und ist dann gerne mit dabei.
Die Fröndenberger Kulturschmiede ist nicht groß und sehr geeignet für schöne Konzerte, bei denen die Zuschauer nah dabei sind. Der Verein „Kultur für Uns“ wird von engagierten Leuten, allen voran Frank Schröer, mit viel Einsatz und gutem musikalischem Gespür geleitet. Er werden gerne kleine „Leckerbissen“ engagiert, zu denen „Treets“ ja vom Namen her schon gehören.
Viel Aufwand auf der Bühne muss es für gute Musik nicht geben. Vier singende Treets vorne, drei instrumental begleitende hinten – klein, fein, sehr gut. Es gibt wunderbare Harmonien, enge Vokalsätzen und Klassiker der Musikgeschichte. Unter anderem „I’m still standing“ von Elton John, „Wouldn’t it be good“ von Nik Kershaw, „1000 und eine Nacht“ von Klaus Lage und „Let’s dance“ von David Bowie. Die sind aber oft nicht sofort zu erkennen, sondern sind ganz neue Versionen, die manchmal nur noch Fragmente der Originale in sich haben. Häufig beginnt ein Lied, die Harmonien reiben sich wunderbar, eine Tonfolge hört sich kurz vertraut an, dann aber doch nicht, und erst an einer Textzeile, einem Melodiebogen oder plötzlich im Refrain erkenne ich das Lied. Manchmal dauert es, was aber nicht schlimm ist, denn die Stücke sind immer gut und das Zuhören ist ein Genuss. Neben der tollen Musik machen auch das Raten und Erkennen Spaß. Aufmerksam hören wir zu und freuen uns diebisch, wenn wir plötzlich das Original erkennen.
Bei manchen gesungenen Akkorden verzieht sich mein Gesicht von alleine zu einem Lächeln, weil ich es so sehr mag, wenn die close harmonies so eng sind, dass ich nicht mal weiß, wie man das notieren kann, wenn alles über- und aneinanderreibt. Wunderbar! Mitte der 80er-Jahre haben wir ein tolles Konzert von „The Manhatten Transfer“ besucht und daran fühle ich mich jetzt stark erinnert. Der großartige Arrangeur der Treets-Stücke ist Linus Kasten, einer der beiden Sänger. Also der, der nicht Jan von Maybebop ist. Auch seine Singstimme gefällt mir ausgesprochen gut.
Die drei Musiker aus dem Hintergrund sind showmäßig eher unauffällig, spielen aber außergewöhnlich gut. Ich habe noch nie vorher einen so bewegungsarmen Gitarristen gesehen. Normalerweise sind es gerade die Gitarristen, die um ihre Tätigkeit immer ziemlichen Aufwand machen und gerne einen Extra-Scheinwerfer hätten. Arne Lübbert dagegen steht ungewöhnlich still, bewegt nur die Finger, was kaum zu sehen ist, und spielt dabei hervorragend. Verblüffend. Auffallend ist auch, dass sich niemand singend oder spielend in den Vordergrund drängt, sondern dass dort eine Gruppe GEMEINSAM Musik macht. For music lovers – wie auf dem Plakat angekündigt – und from music lovers.
Gut gelaunt und erfreut von dem schönen Abend mit der guten Musik und den wunderbaren Harmonien fahren wir nach Hause. Das waren wirklich musikalische Treets-Leckereien.