Purple Schulz – Sehnsucht bleibt – 16.08.2024 – Mondorf
„Sehnsucht bleibt, Tour 2024“ – mit Jördis Tielsch
Rheinufer, Niederkassel-Mondorf
In Niederkassel-Mondorf, nahe Bonn, findet am Rheinufer ein Open-Air-Konzert von Purple Schulz statt. Es ist ein kleines Gelände für etwa 300 Zuschauer, und die Veranstaltung ist ausverkauft. Bei der „Sehnsucht bleibt!-Tour 2024“ ist Jördis Tielsch als Musikerin dabei und ich bin gespannt, wie die beiden zusammen klingen.
Purple hat seit kurzer Zeit graumelierte Haare und trägt einen ebenfalls graumelierten Mehrtagebart. Das steht ihm sehr gut. Er sieht trotz Grau nicht älter aus, sondern harmonisch authentisch. Singen tut er wie vorher, also emotional und mit seiner wunderbaren und ganz unverwechselbaren Stimme.
Es gibt neue und alte Lieder, von ganz aktuellen Themen bis hin zu „Verliebte Jungs“ und „Kleine Seen“. Jördis greift wechselnd zur Geige oder Gitarre, spielt auch mal Klavier und Akkordeon, und singt in den Refrains eine zweite Stimme. Besonders der warme Geigenton gefällt mir sehr gut und gibt altvertrauten Purple-Liedern einen neuen Charakter, der mir sehr gefällt. Kein Wunder, dass Purple zwischendrin erzählt, dass er seine eigenen Lieder im Zusammenspiel mit Jördis neu entdeckt.
Purple hatte schon auf der letzten Tour einige Lieder auf einer 16-saitige Harpejji gespielt, die ein brettflaches, zitherartiges Instrument ist, das halb Klavier und halb Gitarre ist. Die Saiten werden nicht gezupft, sondern gedrückt, und das Spielbrett sieht so umfangreich aus, als könne er deutlich mehr als zehn Finger gebrauchen. Um den hohen Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, vielleicht auch, um noch mehr Musik rauszuholen, hat Purple inzwischen eine 24-saitige Harpejji. Sie macht einen intensiven, ungewöhnlichen Klang, erfordert beim Spielen aber auch volle Konzentration.
Jördis und Purple passen musikalisch sehr gut zusammen. Ich habe nicht das Gefühl, dass zwei einzelne Persönlichkeiten auf der Bühne stehen, sondern dass sich alles sehr harmonisch zu einem Ganzen miteinander verbindet. Als müsste es genau so sein. Purple ist gut gelaunt und locker, macht launige Bemerkungen und wirkt so privat und persönlich, dass er das Publikum sofort mitnimmt.
Das Wetter bleibt freundlich, obwohl für den Abend Regen vorhergesagt wurde. Nach der Pause wird der Himmel dunkel und ein Vollmond ist zu sehen. Das passt wunderbar zu diesem Sommerabend am Rheinufer mit der Musik von Purple und Jördis.
Jördis Tielsch singt mit ihrer warmen, leicht dunklen Stimme auch ihr eigenes Lied „The River Is Me“ und stellt danach lächelnd fest, dass sie es zum ersten Mal so nah an einem Fluss gespielt hat.
Am Ende des Konzertes, bei der Ansage des letzten Liedes, beginnt plötzlich ein Regenschauer und schnell werden die mitgebrachten Schirme aufgeklappt. „Sehnsucht“ ist dran, das Gänsehautlied, bei dem es sonst immer ganz still im Publikum wird. Purple beginnt den Text zu singen: „Regen fällt …“ und das Publikum lacht auf, weil genau das in diesem Moment passiert. Purple grinst: „Ich kann nichts dafür!“, wird wieder ernst und macht konzentriert weiter. Und dann wird es erstaunlicherweise doch sehr ruhig im Publikum und sehr intensiv, weil das Lied und der fallende Regen und das Licht auf der Bühne und die nassen Tropfen an den Regenschirmen eine ganz besondere Atmosphäre ergeben. Sehr klasse. Es macht überhaupt nichts, im fallenden Regen zu stehen und dem eindringlichen Lied gebannt zuzuhören.
Zum Abschluss gibt es Standing Ovation und lautes, begeistertes Klatschen vom nassen, aber hocherfreuten Publikum. Sogar auf einigen umliegenden Balkonen stehen Leute und applaudieren. Kaum ist das Konzert offiziell beendet, hört der Regen auf. Das gibt den Zuschauern die Möglichkeit, sich noch am Artikelstand umzusehen und ausführlich mit Purple und Jördis zu plaudern. Hach, was für ein schöner, entspannter Sommerabend!