Berichte

Cover me 2013 – Tribute to Dirk – 15.11.2013 – Köln

E-Werk, Köln

Bernd von Fehrn, Gayle Tufts, Hella von Sinnen, Katja Bellinghausen, Mirja Boes, Kim Fisher, Carsten Haffke, Gitte Haenning, Thomas Hermanns, Maren Kroymann, Roland Kunz, Lola Lametta, Gregor Meyle, Pelle Pershing, Kay Ray, Martin Reinl, Mary Roos, Stephan Runge, Edda Schnittgard, Barbara Schöneberger, Juliette Schoppmann, Margarethe Schreinemakers, Birgit Schrowange, Georg Uecker, Isabel Varell, Lilo Wanders, Pe Werner, Gerrit Winter, Sonja Zietlow

Das war das schwierigste Cover me in seiner mehr als zehnjährigen Geschichte. Im Jahr 2002 hatte die Veranstaltung klein, aber als großer Spaß begonnen. Dirk Bach gab mit befreundeten Künstlern ein kleines Konzert in den Kölner Vulkanhallen, und der Erlös des Abends ging an die Kölner AIDS-Hilfe und das Lebenshaus. Schnell war das ab da jährlich stattfindende Cover me zu einem großen, kultigen Konzertabend geworden, für den die viel zu wenigen Eintrittskarten immer blitzschnell verkauft waren. Die Abende waren bunt, liebevoll und schrill, es gab großartige Live-Musik, Künstler sangen Lieder, auch wenn sie es nicht immer gut konnten, und sowohl Publikum als auch Künstler waren begeistert von der Atmosphäre. Immer war Dirk der emotionale Mittelpunkt, um den sich bei Cover me alles drehte. Kaum betrat er das Probenstudio, den Backstagebereich, die Bühne, war er die Hauptperson. Und das, obwohl er sich nie in den Vordergrund drängte und außerhalb der Bühne ruhig und versuchsweise unauffällig blieb. Aber er war einfach sehr präsent da und strahlte Wärme, Humor und Liebe aus.

2012, wenige Wochen vor dem Cover me Konzert, war er plötzlich nicht mehr da. Ein Schock. Das Konzert fiel aus, Freunde, Kollegen und die Cover-me-Familie waren fassungslos über den Verlust von Dirk. Es fehlte nicht nur künstlerisch und kreativ, sondern vor allem als Mensch und Freund. Nur zögernd wurde über ein nächstes Cover me Konzert nachgedacht. Aber wie sollte das gehen, wenn Dirk, um den alle mit so viel Freude und Motivation wirbelten, nicht mehr da war? Aber dann kam der Gedanke: Es würde ein „Tribute to Dirk“ werden, mit seinen Freunden und seinen Lieblingsliedern. Ein Fest für Dirk, mit Dirk im Mittelpunkt.

Bernd von Fehrn, der Organisierer, der auch die vielen Cover me davor organisiert hatte und eigentlich ausgestiegen war, weil er keine Zeit mehr für solche umfangreichen Arbeiten hatte, setzte sich für dieses Konzert und für Dirk wieder voll ein. Dirk und Bernd waren eng befreundet und jahrelang das Herz von Cover me, und wenn jemand diese besondere Veranstaltung im Sinne von Dirk machen konnte, dann Bernd. Das fiel ihm nicht leicht, aber „für Dirk“ war es möglich, so ein Konzert nochmal auf die Beine zu stellen.

Als die Karten für die Veranstaltung im Kölner E-Werk in den Vorverkauf kamen, waren sie wieder blitzschnell verkauft, auch wenn überhaupt nicht abzusehen war, wie der Abend werden würde. Aber viele Besucher, die in den Jahren davor Cover me erlebt hatten, wollten auch diesmal dabei sein, an Dirk denken und ihn feiern. Bernd von Fehrn sagte im Vorfeld der Planung: „Es wird Tränen geben, aber es wird auch schrill, laut und witzig sein. So wie Dirk war.“

Die übliche Probewoche im Probenstudio verlief fast normal. Die Band und die Backgroundsänger waren da, die auftretenden Künstler kamen einzeln, zu zweit oder in kleinen Gruppen zum Proben, es wurde intensiv gearbeitet und viel gelacht, aber es war doch nicht so ausgelassen albern wie in den Jahren davor. Zwischen all dem Gelächter und der manchmal gespielten Normalität war Wehmut zu spüren. Kein Dirk kam mehr mit seinem gequetschten „Hallöchen!“ ins Studio und sprühte dabei vor Energie und Liebe. Er fehlte. Gayle Tufts lächelte wehmütig und sagte, was alle merkten: „Zweihundert von uns können keinen halben Dirk ersetzen.“

Am Konzerttag gab es Staus in Köln und um Köln herum. Da viele der Künstler schon am Vormittag zwischen Hotel und E-Werk pendelten, blieben auch recht viele immer wieder im Verkehr stecken und brachten den Ablaufplan des Soundchecks durcheinander. Auch die Kostüme steckten im Stau. Das machte die Stunden vor Konzertbeginn spannend und ließ wenig Zeit zum Nachdenken. Die Cover-me-Familie, bestehend aus Künstlern, Technikern und Hilfskräften kannte sich seit Jahren, und es waren nur wenig neue Gesichter dabei. Es war ein gutes Gefühl, den schweren Abend in solch einer vertrauten Gemeinschaft zu verbringen, in der jeder wusste, um was es ging und in der Dirk schmerzlich vermisst wurde. Alle Bereiche, ob Ton, Bild, Kostüme oder Catering arbeiteten harmonisch zusammen, um einen tollen Konzertabend zu erreichen. Das war diesmal besonders wichtig, denn er war für Dirk.

Die Atmosphäre im Backstagebereich war eine wilde Mischung aus Gelächter, Stress, Tränen und liebevollen Umarmungen. Immer wieder wurde das Foto von Dirk auf den Monitoren eingeblendet, die Tränen saßen dick hinter den Augen und manchmal liefen sie. Wie sollte das nachher gehen, ein Lied, das auch noch eines von Dirks Lieblingsliedern war, in dieser Stimmung vor Publikum zu singen, ohne in Tränen auszubrechen? Es bestand die Gefahr, dass der Abend, bei allem guten Willen, doch ein Abend voller Trauer, Tränen und abgebrochener Auftritte werden könnte. So war er nicht geplant, aber wer wusste schon, was in dieser Ausnahme-Atmosphäre, in der sich die Gedanken so sehr um Dirk drehten, passieren konnte?

 Cover me 2013 – Tribute to Dirk

Der Abend startete wegen der vielen Staus auf den Straßen und der darum verspätet eintreffenden Besucher zwanzig Minuten später. Angesichts der immer noch ins E-Werk eilenden Zuschauer wäre es schade gewesen, pünktlich zu beginnen und die Show vor nur halbvollem Saal zu starten. Als das Licht ausging, startete auf der Leinwand ein Zusammenschnitt aus vielen kurzen Cover me Szenen der vergangenen Jahre mit Dirk.

Dirk wirbelte auf der Leinwand über die Bühne, sang, tanzte, moderierte, lachte und war meistens in knallbunte Kostüme gekleidet. Ein Ausbund von Energie und Lachen. Die Bilder trafen Herz und Seele. Es war deutlich zu spüren, was jetzt fehlte. Im Saal wurde es ganz ruhig, immer mehr Tränen liefen und immer mehr Taschentücher wurden hervorgezogen. Am Ende des bunten Zusammenschnitts erschien ein Bild von Dirk auf einer Wolke, und im Publikum brandete gewaltiger Applaus für ihn auf. Eine wunderschöne, ruhige Musikversion von „You are my Sunshine“ von Carly Simon begann. In Gedanken bei Dirk war der gesungene Text tieftraurig und passte so gut: „You are my sunshine, my only sunshine. You make me happy when skies are gray. You’ll never know, dear, how much I love you. Please don’t take my sunshine away“. 

Unter dem Bild erschienen kurze Texteinblendungen, die an Dirk gerichtet waren. Fast die gesamte erste Strophe hielt der Applaus an, dann wurde es leise im Saal und alle hörten still zu und lasen mit. „Danke, lieber Dirk! Du fehlst. Aber Du bist immer bei uns. … “ Die Tränen liefen überall. Puh, was für ein heftiger Anfang!

Als nach der letzten, sanft gesungenen Zeile Dirks Bild langsam ausgeblendet wurde, startete sofort wieder großer Applaus. Auf der Leinwand war zu lesen, dass Dirk immer für eine „Achterbahn der Gefühle“ war und dass diese Idee heute weiter verfolgt würde. Genau das geschah. Es ging aus diesem traurigen, herzberührenden Anfang unmittelbar in einen Sketch aus „Hella & Dirk“ über, in dem Dirk eine biedere Verkäuferin war und es im Verkaufsgespräch mit der ebenso biederen Hella von Sinnen um „Arschloch, Erdnusspimmel und Muschi“ ging.

Im Publikum wurde plötzlich laut gelacht. Der berührende Anfang hatte viel von der Anspannung und Traurigkeit mit Tränen rausgespült, und der schräge Sketch ließ jetzt das Lachen rausplatzen. Es war ein extrem krasser Wechsel, aber er war genau in Dirks Sinn und funktionierte großartig. Dirk war beides: Zu Tränen rührend und schrill witzig. Kaum blendete der Sketch aus, legte die Band auf der Bühne los, die Scheinwerfer strahlten auf und aus dem Off erklang Hella von Sinnens Stimme singend: „I’m coming …“ Dann kam sie wirklich, lächelnd, erstaunlich locker und sang „Mein Coming out“.

Die tolle Live-Band spielte, Backgroundsängerinnen und –sänger waren zu hören, links am Rand gestikulierte eine Gebärdendolmetscherin, die Lichtshow funkelte, die Bühnenshow lief und es war ein vertrautes Cover-me-Gefühl. Auch wenn mir durchgehend bewusst war, dass dieses Konzert kein normales war. Hella sang kräftig und lächelnd, lief dabei hin und her über die Bühne, und als sie das letzte „Mein Coming out!“ temperamentvoll herausgerufen hatte, klatschte das Publikum laut los und jubelte.

Sie blieb auf der Bühne und erzählte, dass sie 32 Jahre lang mit Dirk Bach viele Schlachten geschlagen hatte. „Aber heute Abend ist das für mich der größte Sieg. Dicki lebt!“ Das Publikum jubelte los, und sie drehte sich zur Leinwand um und verbeugte sich vor Dirk, der dort eingeblendet war. „In jedem Lied heute Abend, in jedem Lachen, in jeder Umarmung lebt Dicki. Und ich möchte mich jetzt schon von Herzen bei allen bedanken, dass das heute Abend möglich geworden ist!“ Betont lässig schloss sie an: „Ich versuch das jetzt ein bisschen so zu knödeln, wie Dicki das immer geknödelt hat“, holte tief Luft und rief mit lauter, gequetschter Stimme, wie es sonst immer Dirk zu Beginn der Cover-me-Show gerufen hatte: „Willkommen zu Cover me Zweitausenddreizeeeeeeeehn!!“ Das Publikum klatschte los, und vermutlich nicht nur mir schossen Tränen in die Augen, weil es so schön war, dass es den gequetschten Ruf unerwartet gab.

Die Band legte wieder los, und auf die Bühne kamen Bernd von Fehrn, Juliette Schoppmann, Gayle Tufts, Isabel Varell und Gerrit Winter. Sie sangen „Roar“ von Katy Perry, hatten den Text aber leicht auf Dirk umgeändert. „We miss your voice, we miss your sound, ‘cause you are the champion and we wanna hear you roar”. Was für eine Kraft musste das kosten, nach dem tränenreichen Programmbeginn jetzt auf der Bühne zu stehen und für Dirk, den so sehr vermissten Freund zu singen. Besonders Bernd und Juliette war anzumerken, wie nahe es ihnen ging. Sie mussten zwischendrin durchatmen, aber sie zogen es durch.

Gayle sang die Hauptstimme, und sie sang in diesem Moment ganz persönlich für Dirk, das war ihr anzumerken. Sie war traurig, aber voller Kraft, lächelte und versprach eindringlich singend: „You live right here inside my heart. That’s where you always stay, you’re never far away.” Es gab einen kurzen, ruhigeren Mittelteil, in dem nur die Band spielte, und währenddessen zogen die fünf Sänger ihre dunklen Jacketts aus, warfen sie nach hinten und trugen alle T-Shirts mit Dirks Bild und dem Cover me Schriftzug.

Das schnelle Liedtempo half ihnen etwas über die Situation hinweg und sie sangen ihre innere Bewegung temperamentvoll hinaus. Noch im lauten Endbeifall begann die Band mit dem Intro zum sanften „Close to you“, zu dem Pe Werner als Leadsängerin dazu kam. Das war heftig. Ein so wunderschönes Liebeslied, das schon ganz alleine rührselig machte, in dieser speziellen Situation zu bringen – da liefen die Tränen doch schon wieder ganz von alleine los.

Natürlich wirkte der Text wie genau auf Dirk zugeschnitten, und nicht nur den gerade nicht mitsingenden Künstlern auf der Bühne ging das nahe, auch im Publikum gab es wieder Tränen. Das mit dem „Wechselbad der Gefühle“ wurde wirklich sehr genau genommen. Pe sang ganz sanft, die Backgroundsänger waren klasse, die Band zurückhaltend – es war wunderschön und sehr berührend. Am Ende kam ruhig und schön der gesungene Satz: „Für Dicki feiern wir heute Cover me.“ Die Zuschauer klatschten jubelnd los, und der heftige Einstieg in den Abend war erfolgreich geschafft. Schlimmer, trauriger und näher dran an Tränen und Zusammenbrüchen konnte es wohl nicht mehr kommen.

Die Sängerinnen und Sänger hoben ordentlich ihre Jacken auf und gingen ab, nur Gayle Tufts blieb zurück, denn sie war die Moderatorin des Abends. „Thank you so much for being here heute Abend“, rief sie, eilte zum Flügel und nahm eine große Muschelschale in die Hand. „Before we start doing anything, I have to do something here.” Kurz und knapp erklärte sie: „Taschentücher”, griff in die Schale und warf kleine Pakete in die Zuschauerreihen.

Die Zuschauer lachten erleichtert über den lockeren, ehrlichen Umgang mit der traurigen Situation. Sie erklärte lächelnd: „Ihr könnt euch vorstellen, für uns ist es the strangest thing in the world. Wir vermissen unseren Freund. So sehr. Ich warte, dass er reinkommt und es ist alles ein Witz – aber leider ist es nicht so. But life does go on, and Dirk would be the first person to say: The show must go on.” Sie griff sich an den Hals: „We are all da hinten nach diesem Filmchen mit einem großen Kloß im Hals. So please be nett zu uns!“

Sie bat, dass keine Fotos und Filme gemacht werden sollten, dass stattdessen zwei Fotografen, Volker und Viktor, alles fotografieren und die Fotos auf der Cover-me-Homepage frei geben würden. Zum ersten Mal waren keine Pressefotografen während des Cover me Konzertes zugelassen, um eine möglichst geschützte Atmosphäre zu gewährleisten. Es wusste keiner, wie der Abend ablaufen würde und ob alle ihn gut überstehen würden, und es war zu erwarten, dass gerade die Fotos, bei denen jemand auf der Bühne die Fassung verlor, nachher groß in einigen Zeitungen abgebildet werden würden. Der Abend war für alle Beteiligten schwierig genug, und es war eine große Erleichterung, ihn in einem relativ geschlossenen Rahmen verbringen zu können. Das Publikum beklatschte die Entscheidung zustimmend. Einige Pressevertreter hatten im Vorfeld etwas sauer reagiert, aber das war nicht zu ändern.

Gayle freute sich, in „beautiful downtown Kölle“ zu sein, und erklärte, dass sie letzte Woche auf Tournee gewesen war. „Brackenheim, Hildesheim, Pforzheim – every fucking „heim“ in the country”. Die Zuschauer lachten fröhlich los. Mit ihrer ehrlichen, positiven Ausstrahlung und ihren lockeren Erzählungen schaffte sie es mühelos, eine ungezwungene Stimmung zu schaffen. Für den Abend versprach sie „einen Blumenstrauß of Dirks favorite songs, presented by his favorite Menschen and favorite Künstler.“ Der nächste Künstler war „a lovely young man, one of Dirks favorite New-Performers“. Gregor Meyle kam, griff erstmal in aller Ruhe nach seiner auf der Bühne abgestellten Gitarre, hängte sie um, stöpselte das Kabel ein und schaltete den Monitor an, ehe er lächelnd nach vorne ans Mikrofon kam. Tiefenentspannt und völlig unaufgeregt.

Er spielte Gitarre und sang „Gravity“. Hach, diese Stimme! Rau, sehr gefühlvoll, soulig und einfach der Hammer! Die Backgroundsänger sangen toll, ein erfreuter Blick von Gregor zu ihnen zeigte, wie toll auch er das fand, und Bandleader Mirco Rum stieg zu einem Gitarren-Duo-Teil ein. Sehr schön. Als Gayle wiederkam, lobte sie sogar noch Gregors Bart, weil sie Gregor toll und Männer mit Bart sexy fand.

Gayle erzählte, dass Dirk starke Power-Frauen liebte, und kündigte die „Ur-Powerfrau of deutschen Pop“ an. „Sie will einen Cowboy als Mann“. Im Publikum kamen Jubler auf. „She is the Königin of Denmark, she is the Königin of unsere Herzen – Gitte Haenning!“ Jetzt jubelten alle.

Lässig, zierlich und eher burschikos in kariertem Hemd, mit Schiebermütze und schweren Schuhen, kam Gitte Haenning auf die Bühne und wurde begeistert begrüßt. Die Band spielte bläserbetont – dass drei Bläser so einen großartigen Sound hin bekommen, finde ich immer wieder überraschend – und Gitte sang mit schön jazzig gezogenen Tönen, mal sanft, mal laut „Stay in Bed“. Die konnte Jazz. Große Klasse!

Die Stimme von Bernhard Hoecker kündigte aus dem Off die nächste Nummer mit Gerrit Winter und Juliette Schoppmann an. Gerrit begann mit „Moves like Jagger“, es war poppig, und nach der zweiten Strophe kam Juliette mit sehr lasziven Bewegungen und hüftlangen, blonden Haaren dazu, sang den Schluss gemeinsam mit Gerrit und es wurde souliger.

Georg Uecker war ein jahrelanger Freund von Dirk und an diesem Abend für die Tombola zuständig. Er war schon seit einigen Jahren krank, was ihm auch anzusehen war, aber er moderierte gewandt, charmant und geistreich. Es war ein großes Vergnügen, ihm zuzuhören. Gayle erzählte von tollen Preisen wie Smartphones, Karten für Veranstaltungen und einem Christmas-Wochenend-Shopping in New York, woraufhin Georg erklärte, dass man nicht immer gewinnt, was man möchte. Er erinnerte sich, dass Gabi Decker dreimal einen freien Eintritt in einer Schwulensauna in Köln gewonnen hatte. In das Gelächter der Zuschauer hinein kommentierte er mit ernstem Gesicht: „War natürlich ein Problem, denn, wie wir alle wissen, wohnt Gabi gar nicht in Köln.“

Georg Uecker erzählte, dass er 17 war, als er den 18-jährigen Dirk kennengelernt hatte. „Wenn Dirk sich für einen Menschen entschieden hatte, wenn er sagte: das ist mein Freund, dann war er der beste und loyalste Freund, den man haben kann“, versicherte er. Gayle nickte lächelnd. Georg erzählte davon, dass Dirk auch Fan von Musikern war und einige finanziell unterstützt hatte, damit sie eine neue CD machen konnten. „Wir waren auf Veranstaltungen mit dreißig Fans und feierten Leute ab, deren Namen keiner schreiben konnte“, lächelte er.

Als er mit Dirk bei einer Aufzeichnung der „Hit-Giganten der 80er“ in einer Fernsehkantine saß, erkannte Dirk in einer der Frauen am Nebentisch „Schewoahn“ (Siobhan) von der Gruppe “Bananarama“. Es stellte sich heraus, dass alle drei Sängerinnen der Gruppe dort saßen, was Dirk ganz ehrfürchtig machte. „Komm, wir geh’n mal rüber“, schlug Georg Uecker vor und erzählte: „Aber Dirk gefror. Dirk war panisch aus lauter Respekt vor drei Verkäuferinnen, die als Bananarama eine Weltkarriere gemacht haben.“

In der Sendung hatten die Bananaramas damals „Robert de Niro ‘s waiting“ gesungen, was Dirk später, bei Cover me 2006, zusammen mit Pe Werner und Barbara Schöneberger gesungen hatte. An diesem Cover-me-Abend war anstelle von Dirk Edda Schnittgard dabei, um gemeinsam mit Pe und Barbara den immer noch wartenden Robert zu besingen. Banamarama für Dirk.

Die drei kamen langsam, Arm in Arm auf die Bühne und stellten sich vor drei Mikrofonständer. Dann ging es temperamentvoll und kräftig los. Nur dass die drei, im Gegensatz zur früheren Cover me Nummer, keine kleinen Plastik-Gitarren dabei hatten, die sie am Ende der Nummer zerschlugen. Aber die Stimmen gingen richtig ab, und es gab anschließend großen Applaus. Arm in Arm gingen sie wieder ab, und Gayle rief ihnen dabei zu: „I love you all!“

Sie wandte sich ans Publikum: „Sie sind wirklich meine Heldinnen. Edda, some of you saw it, is having a little bit of problems walking. This is her first Auftritt seit vier Jahren. Edda has MS (Multiple Sklerose) und kämpft dagegen sehr tapfer an. This is her first performance and she did it for Dirk, for Euch and for heute.” Ein lauter, sehr großer Applaus brandete auf, mit viel Gepfeife und Gejubel. Edda war in den vergangenen Jahren nicht bei Cover me gewesen, und viele Leute im Publikum freuten sich, dass sie wieder zu sehen war. „Edda will be back later in the show“, unterbrach Gayle den langen Beifall, um im Programm weiter zu machen.

„Wer kennt Dalida?“, fragte sie, und im Publikum war viel Zustimmung zu hören, die wohl „Ich!“ bedeutete. „Ihr seid viel klüger als ich“, staunte Gayle, und zeigte erleichtert in die erste Reihe, wo zwei Zuschauer die Frage nach Dalida mit Kopfschütteln verneint hatten. „Ein Heteropaar hier in der Mitte …“, begann sie, stutzte aber, weil ihr das Heteropaar etwas anzeigte. „Oh“, reagierte sie überrascht und bezog die beiden rechts und links daneben sitzenden Zuschauer mit ein. „You with HER? And you with HIM? Na, guck mal! You both have Flanellhemden an. Man weiß nie heutzutage.“

In schnellem Sprechtempo sagte sie an, dass gleich Pelle Pershing, „a man who looks great in a Langhaarperücke“, ein Lied von Dalida singen würde. Sie wechselte die Moderationskarte: „Aber vorher …“, drehte sich zur Band um und sagte: „I feel like Dieter Thomas Heck plötzlich.“ Die Zuschauer lachten auf. Gayle stolzierte betont langsam über die Bühne und grinste: „Just younger and with better tits!“

Vor Pelle Pershing als Dalida war Lilo Wanders dran und hatte als Background Juliette Schoppmann, Gregor Meyle, Kay Ray und Gerrit Winter mitgebracht. Liebevoll unterstützt von Juliette sang sie „Try“. Lilo Wanders konnte dabei extrem tief singen, Juliette, besonders gegen Ende, extrem hoch. Und der Chor aus Gregor, Kay, Gerrit und den drei Backgroundsängern war extrem vollklingend und gut.

Am Ende applaudierten sie sich gegenseitig, und die Stimme von Bernhard Hoecker bat, den langjährigen Wegbegleiter von Dirk Bach, den Kapriolenkünstler Pelle Pershing zu begrüßen, was mich wegen der „Kapriolen“ erwarten ließ, dass jemand mit Saltos und Drehungen auf die Bühne stürzen würde. Pelle Pershing kam aber damenhaft zurückhaltend in langem Kleid und mit Langhaarperücke, stellte sich ruhig vor das Mikrofon und sang mit weicher, liebevoller Stimme und Dalida-Akzent „Um nicht allein zu sein“, das die Band wieder schön reduziert begleitete.

Gayle erzählte danach lachend, dass hinter der Bühne Barbara Schöneberger beim Blick auf den Monitor ausgerufen hatte: „Pelle sieht genau wie ICH aus!“ Die Zuschauer lachten los, denn zumindest die Haare und das lange Kleid hatten Ähnlichkeit.

Birgit Schrowange war die nächste Interpretin, und sie sang den 60er-Jahre Schlager „Schuld war nur der Bossa-Nova“. Unterstützt wurde sie von Gerrit Winter. Sie war keine perfekte Sängerin, was manchmal zu hören war, aber sie machte ihre Auftritte mit so viel Spaß und großer Motivation, dass das Publikum sie sehr mochte. Ich fand es bei Cover me sowieso immer großartig, dass auch einige nicht berufsmäßige Sänger dabei waren, um ein insgesamt buntes und außergewöhnliches Programm zu haben.

Kaum war sie mit Gerrit abgegangen, wurde der schon wieder für die nächste Nummer angekündigt. Das Intro begann, und er raste auf die Bühne zurück, wo es sogleich mit „Truly Madly Deeply“ los ging. Er hatte eine sehr saubere, klare Stimme und konnte gut damit umgehen, blieb aber eher in der Stilrichtung Musicalweich. Am Ende klatschte das Publikum auf die 2 und die 4 mit, was rhythmisch ungewöhnlich gut war und vor allem daran lag, weil die Musiker das zu Beginn des Klatschteiles deutlich angezeigt hatten.

Bernhard Hoeckers Stimme erklang vom Band: „Meine Damen und Herren. Sie ist zum ersten Mal bei Cover me, und wir sind uns sicher, von welcher Wolke Dirk uns jetzt auch immer zusehen mag, er freut sich ein Loch in den Bauch über seine Missie!“ Sonja Zietlow, mit der Dirk so oft das Dschungelcamp moderiert hatte, kam groß, schlank, hell gekleidet auf die Bühne und wurde mit lautem Applaus und freundlichem Gepfeife begrüßt. „Es ist echt toll, hier zu sein“, sagte sie lächelnd und sichtlich bewegt, und ergänzte: „Schade, dass ich nicht vorher hier war.“

Professionell begann sie eine Moderation über „Menschen, die völlig uneigennützig etwas bewegen“, verlor plötzlich die Beherrschtheit in den Gesichtszügen, lächelte entschuldigend und drehte sich kurz um. Sie brauchte einen Moment, um die Fassung wiederzubekommen, und das Publikum klatschte spontan los, weil der Bruch in der Professionalität unerwartet ihre persönliche Betroffenheit zeigte und sie nah brachte. Sonja Zietlow holte tief Luft, schüttelte sich kurz, lächelte wieder strahlend und versuchte souverän weiterzusprechen. Aber ein hin und wieder leichtes Wackeln in der Stimme verriet, dass es ihr schwer fiel. Für sie war das vermutlich ärgerlich und unprofessionell, aber für die Zuschauer wurde aus der coolen, perfekten Moderatorin plötzlich eine Frau, die einen Freund verloren hatte und das nicht einfach überspielen konnte. Ihre Augen guckten groß, dunkel und traurig, auch wenn ihr Mund lächelte. 

Jetzt wieder flüssig berichtete sie über das Lebenshaus, das Dirk immer unterstützt hatte, und das nun umgebaut werden sollte, wozu Dirk schon 200.000 Euro gestiftet hatte. Dann ging es von den Haus-Details wieder zu Dirk und wurde damit für Sonja persönlicher. „Seit diesem Sommer trägt das Lebenshaus voller Stolz … den Namen Dirk-Bach-Haus.“ Bei den letzten Worten brach ihre Stimme und sie drehte sich schnell wieder vom Publikum weg. „Tschuldigung!“, brachte sie hörbar unter Tränen lächelnd heraus, während die Zuschauer gerührt klatschten. Das ging wirklich nah und war berührend. Und es war so viel echter und emotionaler als jede obercoole Ansage. In den Applaus hinein rief sie hörbar erleichtert, weil die Moderation fertig war: „So. Und voller Stolz darf ich die nächsten Künstler ansagen. Hier sind Gayle Tufts, Juliette Schoppmann und die Mutti, Bernd von Fehrn!“ Über sich selber den Kopf schüttelnd ging sie ab, vermutlich war ihr nicht mal klar, dass sie mit dem Stocken in der Moderation viele Herzen berührt hatte.

Die Band begann, und Juliette Schoppmann kam mit einem heißen Kostüm, einer heißen Stimme und dem Lied „Born this way“ auf die Bühne. Grün, glänzend, surrealistisch und klasse.

Gayle Tufts kam dazu und trug lange, blonde, zum Zopf hochgesteckte Haare. Beide Frauen machten eine tolle Show und hatten wunderbar kräftige Stimmen. Als Bernd von Fehrn kam, trug er ein reizvolles Unterwäschemodell und brachte eine warme Männerstimme dazu. Eine schöne Hinhör- und Hingucknummer.

Weiter ging es auf der Leinwand mit einem Hella & Dirk-Sketch über Eva und Adolf. Dirk als Eva, Hella als Adolf. Wunderbar komisch. Das Konzept des Abends mit den Wechselbädern ging auf. Nichts war unpassend, alles gehörte zu Dirk und war Teil des Abends, ob traurig, lustig oder schrill.

Gayle und Bernd kamen, immer noch in den Kostümen des letzten Liedes, zurück auf die Bühne. „You look sexy“, sagte Bernd zu Gayle. Die schüttelte ihren Zopf und sagte: „I’ve never been blond. I’m feeling very, very anders.“ Bernd wies auf Gayle und forderte das Publikum auf, den größtmöglichen Applaus für sie zu geben. „Ich bin dir so dankbar, dass du das heute Abend machst!“, rief er lächelnd, und während das Publikum laut applaudierte, gingen sie liebevoll aufeinander zu und umarmten sich. Wie viel Kraft sich die Freunde von Dirk an diesem Abend gegenseitig gaben!

„I have to give it right back“, sagte Gayle, nachdem sie den Applaus mit Hinweis auf die knappe Zeit abgewunken hatte. Sie wandte sich an das Publikum: „This year was not an easy year. Jemand muss das alles zusammen … alle anrufen … alles machen … Es gibt eine Seele von dieser Veranstaltung.“ Sie wies auf Bernd und rief: „He is the heart and soul, he is our Mutti, it is Bernd von Fehrn.“ Sofort brach der Applaus wieder los, was für Bernd deutlich schwer auszuhalten war.

Gayle sagte beiläufig und verständnisvoll zu Bernd, um die Stimmung nicht noch rührseliger zu machen: „Du kannst heulen, das ist OK. Wir haben Taschentücher hier.“ Der Applaus brach nicht ab, und Bernd fiel es zunehmend schwerer, zu lächeln. Er rettete sich in einen weiteren Dank an Hazy Hartlieb, der sich um die vielen schrillen, tollen, wunderbaren Kostüme bei Cover me kümmerte. Der kam auf die Bühne, trug eine Art Frackoberteil zur einer Art Reiterhose, und sah aus, als wäre er von seinem Gut mal eben her geritten, um guten Abend zu sagen. Das Pferd war vermutlich am Hintereingang des E-Werks angebunden. Cool. Mir gefiel es.

Auch die Maskenbildnerinnen des Abends, die hinter der Bühne wegen der ständig wechselnden Auftritte viel zu tun hatten, kamen kurz auf die Bühne und wurden beklatscht. Gayle blieb danach alleine zurück und sagte die beiden nächsten Lieder an. Der Radiomoderator und Countertenor Roland Kunz wurde erwartet, zusammen mit Pe Werner. „Pe ist die musikalische Seele of Cover me“, erläuterte Gayle. „Die Band probt, …“ Sie drehte sich kurz nach hinten zur Band und sah sich dabei zufällig auf der Leinwand. „God, seh ich strange aus!“, entfuhr es ihr. Sie beobachtete, wie sich beim Kopfschütteln ihre Haare bewegten und lachte: „The glamour never stops, kids.“

Das Publikum hatte Spaß und sie grinste: „I feel like Barbie on Acid.“ Aber dann wechselte sie schnell wieder zu Pe, die wichtig, konstruktiv und voller Ideen für die Probenarbeit für Cover me war. „Sie denkt Musik, sie atmet Musik, sie lebt Musik.“ Aber bevor Roland und Pe dran waren, kamen Gerrit Winter und „the one, the only Isabel Varell“.

In „Total Eclipse of the Heart“ konnte Isabell zuerst laut und kräftig loslegen, im Mittelteil aber auch ganz sanft singen. Gerrit Winter gab sauber die Zwischeneinwürfe und wirkte neben der temperamentvollen Isabel ziemlich sanft und brav.

Kaum waren beide unter viel Applaus weg, kam eine Braut auf die Bühne und setzte sich auf den Flügel. Es war Pe Werner, die mit „Just give me a Reason“ begann. Was für eine tolle Stimme! Es war zwar ein bisschen spät, ausgerechnet bei der Hochzeit darüber nachzudenken, ob die Liebe noch da war, aber der Bräutigam Roland Kunz kam im Frack dazu und fragte sich das auch. Als Countertenor in einer höheren Tonlage als Pe. Auch hier war die Dame eine Powerfrau, neben der der Herr sanft und brav wirkte.

Dirks Partnerin aus der Serie „Lukas“, wurde von Gayle angekündigt: „Coco is back, to sing for her beste Freund.“ Katja Bellinghausen sang mit dunkler, kraftvoller Stimme „The Rose“, was sehr schön und eindringlich war.

Es gab viel Applaus, und Gayle erwischte beim Abgehen gerade noch die drei Backgroundsänger, die mit abgehen wollten, und stellte sie vor. Sabine van Baaren, Katja Symannek und Markus Galen. Die drei waren der Hammer! Supertoll! Und viel mehr als Backgroundsänger.

Es gab viel Applaus, und die nächste Künstlerin wurde angesagt. Gayle erwähnte in ihren Aufzählungen „Pop-Ikone, Paris, Muppet-Show, Grand Prix, Aufrecht geh’n“, und im Publikum wurde das Jubeln immer lauter, denn damit konnte nur Mary Roos gemeint sein. Die kam bejubelt auf die Bühne und legte gleich los mit „Champs Elysées“ in französischer Sprache. Sie strahlte, sang mit ihrer kräftigen Stimme, und bei den Refrainzeilen setzte das Publikum laut ein.

Am Ende wurde begeistert applaudiert. Die Band setzte sofort zum nächsten Lied an, aber Mary winkte schnell ab, lehnte sich an den Mikrofonständer und sagte ruhig: „Ich wollte so gerne noch etwas über diese kleine Knutschkugel sagen, die uns allen so viel bedeutet hat.“ Sie berichtete mit Traurigkeit und Wärme in der Stimme über Dirks lachende Augen, und dass man ihn immer umarmen wollte. „Wir wissen, dass er zuguckt, und ich habe für ihn jetzt ein Lied, das er sehr mochte. Es heißt: So leb dein Leben.“

Sie sang sehr intensiv und eindringlich, die Band war sanft, im Hintergrund spielte eine ruhige Querflöte, dann setzten die beiden anderen Bläser ein – es wurde drängender, lauter. Die letzte Zeile war sehr kräftig und selbstbewusst gesungen: „So war mein Leben“, das Publikum klatschte begeistert los, und Mary Roos warf die Hände vor ihr Gesicht und rang um Fassung. Sie riss sich zusammen, sah aber sehr traurig aus, und nur langsam kam das Lächeln zurück. Die traurigen Augen blieben.

Das Publikum gab Standing Ovation, für die sich die zunehmend lächelnde Mary sehr freute und mit einer Verbeugung und Handküssen bedankte. Ein toller, sehr berührender Auftritt.

„Wahnsinn!“, fand auch Sonja Zietlow, die zur nächsten Moderation kam. „Vielen Dank für diesen wunderschönen Moment.“ Sie erzählte von Dirk als Moderationspartner, der Kollegen herzlich und ehrlich präsentierte und förderte. „Gleichzeitig konnte er dich aber auch mit einem einzigen Augenaufschlag komplett an die Wand spielen.“ Sie lächelte und sagte sanft: „Diese Augen werde ich einfach nie vergessen. Ich glaube, das geht jedem so.“

Auch das war bezeichnend für diesen Abend. Es war das Bedürfnis da, etwas über Dirk zu sagen. Dabei ging es nur zu einem kleinen Teil um Dirk den Künstler und Bühnenmenschen. Viel mehr wurde von ihm als Freund und Mensch erzählt, von seinem liebevollen Wesen, seiner unbedingten Zuverlässigkeit und vom Blick seiner Augen. Diese Augen. Jeder, der Dirk kannte, weiß, was gemeint ist. Große, ehrliche, warme Augen, die ruhig und tief gucken konnten, denen man ansah, dass er zuhörte und interessiert war, und die so vergnügt lachen konnten.

Sonja Zietlow sagte Barbara Schöneberger an, die strahlend auf die Bühne kam und zur einsetzenden Musik über die Bühne lief. „Ich sehe aus wie eine texanische Milliardärsgattin“, rief sie lachend, was ihr Äußeres durchaus treffend beschrieb, „aber ich bin Taylor Dayne!“ Sie sang „Tell it to my Heart“, was souverän und überzeugend gelang, doch einige Blicke mittendrin zu den Backgroundsängern zeigten, dass es irgendwo Unsicherheiten gab. Aber kein Problem, es lief durch. Nur der Schluss war auf einmal da, die Band spielte den Endton und Barbara schien noch Text übrig zu haben.

Die Zuschauer klatschten los, Barbara guckte verblüfft und fast empört und sagte zur heraneilenden Sonja: „Ich hab da einen Teil vom Text …“ „War er weg?“, erkundigte sich Sonja neugierig. „Er war nicht direkt weg“, erklärte Barbara, „ich hatte ihn nur anders eingeordnet.“ „Verstehe.“ „Was ihr verpasst habt, wäre gewesen …“, Barbara sang los, Band und Backgroundsänger stiegen ein, und die vier fehlenden Zeilen wurden nachgeliefert. Sehr schön. Die Zuschauer klatschten nochmal laut los, und Barbara bekräftigte: „Man kann’s doch nachtragen, Freunde. Ist doch egal!“

Sonja erzählte von den sechs Jahren Dschungelzeit mit Dirk und ihrer ersten und wichtigsten Lektion: „Es ist völlig egal, was du anziehst, es guckt eh keiner hin!“ Dirk war immer so bunt und schrill gekleidet, dass er alle Blicke auf sich zog. Zwanzig der bunten Dirk-Kostüme aus dem Dschungel und von Cover me sollten zugunsten der AIDS-Hilfe Köln versteigert werden, und Sonja wies auf die bald startende EBAY-Auktion hin.

Bunt kostümiert ging es auch in die letzte Runde vor der Pause, in der es traditionell ein Medley gab. Diesmal mit Liedern der Produzenten Stock, Aitken und Waterman. Den Anfang machte Thomas Hermanns, der im rosafarbenen Anzug über die Bühne sprang. „Das ist für Dirk, der hat das geliebt!“, rief er aus und sang „I should be so lucky“. Im Singen war er vielleicht nicht ganz der Meister, es war eher laut und kräftig als preisverdächtig, aber er sprühte vor Energie und sang einfach mitten aus dem Bauch heraus. Das machte gute Laune und Spaß. Und im Discotanzen war er unerwartet klasse. Also unerwartet für mich, denn ich hatte ihn noch nie tanzend gesehen. Er bewegte sich sehr locker und geschmeidig, die Hüften gingen hin und her, und es war ein Vergnügen, ihm dabei zuzusehen. Super.

Als nächster kam Gregor, der mit seiner typisch rauen Soul-Stimme „Never gonna give you up“ sang. Die Stimme war so ganz anders als beim Originallied, das ich eher poppig im Ohr hatte, aber Gregors Version kam mir gehaltvoller vor und gefiel mir viel besser. Wow! Was der aus diesem Lied machte! Normalerweise hüpfte die Melodie bei mir rechts rein und links gleich wieder raus, aber diesmal blieb sie im Kopf. Es nur eine Kurzversion, weil es ja ein Medley war, doch am Ende des Refrains kam Gregor bei den vielen wiederholten „Never“ textlich ins Schleudern. „Never gonna make you cry. Never gonna say goodbye. Never gonna …“ Er stockte, begann zu grinsen, warf ein fragendes „ … hurt and cry?“ nach und winkte lachend ab. Cool. Textfaden verloren und einfach darüber gelacht.

Gayle und Isabel hatten Stachelfrisuren auf dem Kopf und sangen „Respectable“. Gayle hatte einen Textzettel dabei und versuchte immer wieder die nächste Zeile zu finden und abzulesen, was bei dem vielen Text nicht so einfach war und sie länger auf den Zettel starren als wirklich ablesen ließ. „You’re good!“, lobte sie in einer kurzen Bemerkung Isabel, die textsicher weitersang und daraufhin laut auflachte. Im letzten Refrain warf Gayle den Textzettel einfach mit Schwung hinter sich und gab auf, was auch witzig war.

„Too many broken Hearts“ kam von Gerrit Winter, der es mit seiner warmen, sanften Stimme sang, die auch erstaunlich hoch sein konnte. Gleich danach sang Juliette Schoppmann „You’ll never stop me from loving you“, sehr souverän und schön, danach brachte Kim Fisher temperamentvoll “This Time I know it’s for real”.

Kay Ray hüpfte auf die Bühne und sang mit viel körperlicher Bewegung „You spin me round“, danach kamen Pe Werner, Margarethe Schreinemakers und Bernd von Fehrn mit „Venus“.

Nach und nach kamen zum Refrain von „Venus“ auch die anderen Medley-Sänger dazu, so dass die Bühne sich zum großen Finale vor der Pause füllte.

Am Ende des letzten Refrains rief Bernd laut: „Pause!“ in den Schlusston, die Zuschauer klatschten los, und die eben noch alle auf die Bühne geeilten Künstler gingen mit raschen Schritten ab. Bis hier hin hatte das tolle, abwechslungsreiche Programm schon zwei Stunden und zwanzig Minuten gedauert. Und es funktionierte. Es gab Tränen, es gab liebevolle Worte, tolle Lieder, großartige Auftritte, Gelächter, bunte Kostüme und die wunderbare Cover-me-Stimmung. Und überall war Dirk zu spüren, über den erzählt, an den gedacht wurde, der Blicke nach oben und Kusshände bekam, und der auch für das Publikum durchgehend präsent blieb. Es war traurig, aber es war auch wunderschön. Freudig und mit großer Erleichterung gingen die Künstler in die Pause.

PAUSE

Bis sich am Ende der Pause die Plätze wieder gefüllt hatten, dauerte es erfahrungsgemäß deutlich länger als die geplanten zwanzig Minuten. Da traf es sich gut, dass der Saal verdunkelt werden konnte, um mit einem kurzen Videoeinspieler zu starten. Manon Straché schickte liebe Grüße, und die letzten Pausierer eilten auf ihre Plätze, weil sie dachten, die Bühnenshow gehe weiter. Prima. Gleich nach dem Gruß konnte das Programm weiter gehen.

Bernhard Hoecker sagte vom Band mit lauter, anpreisender Stimme Thomas Hermanns an, der im Kontrast dazu sehr ruhig auf die Bühne kam und sich auf einen Barhocker setzte. Er erzählte in ruhiger Stimmung über die Arbeit mit Dirk Bach, wie toll, professionell und zuverlässig er immer war, und machte lächelnd und bedachtsam eine persönliche, berührende Erzählung und keine berufliche Aufzählung daraus. Er endete: „Ich möchte jetzt für Dirk ein Lied singen, das textlich das sagt, was heute Abend hier im Raum ist, und hinter der Bühne, und …“, er blickte kurz nach oben, seine Stimme wurde belegter: „… im All.“

Die Musik begann, er sah berührt und in Gedanken versunken aus und sang dann mit weicher, sanfter Stimme „Love is in the Air“. Dabei blickte er immer wieder versonnen nach oben und ein liebevolles Lächeln kam in sein Gesicht. Nicht jeder Ton saß perfekt, aber es war trotzdem gut gesungen. So eindringlich und aus tiefem Herzen passte es genau in die liebevolle Stimmung des Abends. Für mich war dieses Lied, von Thomas Hermanns gesungen, sofort eines der Highlights des Abends. Extra für Dirk gesungen, ganz ehrlich gemeint und wunderschön.

Im Laufe des Liedes wurde es musikalisch geplant lauter und drängender. Thomas Hermanns brachte seinen Barhocker an den Rand der Bühne, und auf den freien Platz kamen singend Gerrit Winter, Stephan Runge, Pelle Pershing und Lilo Wanders. Alle vier bunt und hippiemäßig gekleidet. „Love is in the Air!!“, schmetterten sie mit großer Eindringlichkeit im Refrain heraus, die Lightshow hinter ihnen blinkte, und Thomas Hermanns bewegte sich in weichen Tanzschritten hin und her, bis er sogar in eine schnellen Mehrfach-Drehung auf der Stelle ging, die sehr gekonnt aussah. Gregor Meyle hatte sich mit seiner Gitarre zur Band gesellt und das Publikum winkte inzwischen mit hochgereckten Armen und sang ebenfalls laut „Love is in the Air!!“, so dass es wie eine Sektenveranstaltung wirkte, in der alle immer wieder das gemeinsame Motto beschworen. Pelle Pershing zeigte schon lachend auf seine Armbanduhr, da kam der letzte Satz „Love is in the Air!“, die Hände schossen nach oben, und Thomas Hermanns warf eine intensive Kusshand nach oben ins All.

Bernd von Fehrn löste die Gruppe auf der Bühne ab und erzählte, wie er im Februar dieses Jahres gedrängt wurde, nochmal alles zu mobilisieren, um dieses Cover me zu machen. Daraufhin hatte er die Künstler an einem Donnerstagabend angemailt und schon zwei Tage später 33 Zusagen. Das Publikum johlte begeistert los. Er rief: „Das Entscheidende ist, dass alle 33 heute Abend auch hier sind!“, was den Applaus verstärkte.

Er erklärte, dass er davor in den zehn Jahren Cover me an einem Donnerstag im Januar die Anfragen geschrieben und mit viel Glück im Juli eine Rückmeldung bekommen habe. Nochmal betonte er: „Als wir diese Anliegen formuliert haben, wir wollen diesen Abend nicht als klassisches Cover me, sondern als Abend für Dirk machen, hat es gerade mal 48 Stunden gedauert und alle haben zugesagt!“ Er ergänzte, dass niemand Geld für den Auftritt bekam und auch die Musiker 35 Stücke „für lau“ spielten. Der Beifall stieg nochmal an. Lächelnd endete er: „Alle meine Worte an Dirk habe ich ins Programmheft geschrieben, wenn ich die jetzt sprechen würde, dann würde hier ein Sturzbach fließen, das möchte ich nicht. Ich hoffe, dass der Dirk heute Abend seine große, große Freude hat, und bitte helft uns dabei, dass Dirk auf seiner Wolke tanzt und viel Spaß hat!“

Schnell sagte er den Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Köln, Michael Schumacher an, ehe er doch noch die Fassung verlor. Michael Schumacher sprach über die große Herzlichkeit und Wärme von Dirk und dessen Engagement für die Projekte der AIDS-Hilfe Köln. Er richtete Grüße von Elfi Scho-Antwerpes aus, die sonst immer bei Cover me gesprochen hatte, in diesem Jahr aber verhindert war.

Sonst hatten in all den Jahren links auf der Bühne immer Bernd und Dirk nebeneinander gestanden und der manchmal langen Dankesrede von Elfi Scho-Antwerpes zugehört. Das war manchmal ein witziges Bild gewesen, denn die beiden mussten ausgebremst und untätig warten, bis die Rede vorbei war. Jetzt stand Bernd dort alleine, ein Bild, das ich ganz schrecklich fand und kaum ansehen konnte. Dirk fehlte gerade in diesem Moment so extrem.

Michael Schumacher wandte sich an Bernd: „Ich glaube, niemand anderes als du hätte es hinbekommen, dieses besondere Cover me Konzert heute Abend nochmal zu organisieren. Danke, danke, danke!“ Die Zuschauer klatschten laut los, und für Bernd, dem ja auch klar war, dass er dort zum ersten Mal ganz alleine und ohne Dirk stand, war es schwer. Er versuchte unglaublich tapfer in den tosenden Beifall zu lächeln, alle guckten ihn an, der Beifall hörte nicht auf und er wischte einzelne Tränen weg, die ganz alleine aus seinen Augen kamen. Dass der Applaus einfach nicht aufhörte, machte es nicht einfacher. Er winkte ihn auffordernd ab und lächelte tapfer, während es auf den Wangen noch nass glitzerte. „Wir haben noch zwanzig Lieder, bitte hinsetzen!“, forderte er das Publikum schließlich freundlich, aber doch so drängend auf, dass sich die Zuschauer wirklich hinsetzten und ruhig wurden. Wo nahm er nur diese Ruhe und Beherrschtheit in diesem Moment her?

Die Dankesrede von Michael Schumacher blieb zeitlich nicht hinter den langen Reden von Elfi zurück, und als der Dank an Gayle für die Moderation des Abends ging und sie dazu auf die Bühne kam, nutzte das Bernd, um schnell zu ihr zu flitzen, sie kurz zu umarmen und nach einem kurzen Geflüster abzugehen. Jetzt stand Gayle stellvertretend auf der Bühne und hörte zu, während Bernd aus dem Focus kam und sich Backstage um das weitere Gelingen des Abends kümmern konnte. Gayle stand so was lächelnd durch.

Michael Schumacher sprach über das Dirk-Bach-Haus und die Unterstützung, die weiterhin gebraucht würde, und endete mit: „Love is in the Air. Vielen Dank an euch alle. Auch für eurer Eintrittsgeld und eure Spenden heute Abend.“

Gayle übernahm die Bühne und sagte Lola Lametta an, „an Ikone of the Kölner Travestie-Szene“. Sie erklärte, dass Lola Lametta Vollplayback machen würde, bei Cover me sonst aber immer live gesungen wurde. „Eigentlich ist es nicht erlaubt, aber wir machen eine Premiere. We have a Live-Playback, sozusagen, das ist unsere Edda Schnittgard.“ Lola Lametta, groß, in rotem Kleid und mit blonder Perücke, die sie in der Gesamtgröße bestimmt an die zwei Meter brachte, sah ganz nach Show aus und stellte sich hinter ein Mikrofon. Edda Schnittgard stellte sich etwas daneben hinter ein anderes Mikrofon. Gayle erklärte das Konzept: „Edda wird live singen and you‘ll all be amazed, because you‘ll think: Oh, Lola klingt so gut.“ Sie erklärte genauer: „Als ob Edda nicht da ist und Lola singt live“, und beschwor: „Please use your Vorstellungskraft!“

Das Konzept ging auf. Edda sang mit sanfter, wunderschöner Stimme „I’ve never been to me“ – ach, war das schön, sie wieder live zu hören – und Lola Lametta öffnete und schloss den Mund möglichst synchron zum Gesang und gestikulierte passend. Die Idee war witzig und der Gesang von Edda toll.

Nach dem letzten Ton eilte die Diva Lola Lametta zu Edda, um ihr einen Handkuss zu geben, was ungewöhnlich aussah, aber daran lag, dass Lola ein Mann mit guten Manieren war, auch wenn er in diesem Moment wie eine Frau aussah, die eher einen Handkuss bekommen als geben müsste. Egal. Tolle Nummer.

Das Publikum jubelte laut, und Sonja Zietlow kam auf die Bühne und sagte herzlich: „Wunder-wunderschön!“ Der Applaus hielt noch an, nachdem Edda und Lola von der Bühne gegangen waren.

„So, jetzt habe ich noch ein kleines, persönliches Anliegen“, sagte sie und eilte zu einer Tasche, um etwas zu holen. „Vielleicht hat es der ein oder andere mitbekommen: Daniel und ich haben den Comedypreis für die beste Moderation für den Dschungel bekommen.“ Sie hatte einen bewusst abfälligen Unterton, hob kurz den Comedypreis in der Hand, und sagte gelangweilt und distanziert: „Yeah.“ Einige Zuschauer klatschten, was sie gar nicht haben wollte. Sie erklärte, dass es die erste Auszeichnung für dieses Format war, und dass es sie ausgerechnet in dem Jahr gab, in dem Dirk, der all das geebnet hatte, nicht mehr da war. „Nee!“, sagte sie konsequent und lächelte dabei traurig.

Sie erläuterte, dass sie den Preis nicht haben wollte, aus Respekt für die vielen weiteren Mitarbeiter aber auch nicht ablehnen konnte. „Jetzt könnte ich natürlich den Preis meinem verstorbenen Kollegen Dirk Bach widmen, aber ich glaube, auch er hätte den Preis so nicht haben wollen. Aber …“, sie lächelte. „Es gibt etwas, was ihm gefallen wird.“ Sie eilte zum Flügel holte eine Sprühdose, schüttelte sie kräftig, und während das Publikum schon zu lachen und applaudieren begann, sprühte sie den Comedypreis pinkfarben an.

Dann stellte sie sich mit ihm vor das Mikrofon und rief laut und strahlend: „Der Pink-Comedy-Preis für das Lebenswerk geht an Dirk Bach!“ Sie reckte den Preis triumphierend in die Höhe, und die Zuschauer standen auf, johlten und applaudierten begeistert. Klasse! Was für eine großartige Idee!

Weil der Applaus nicht aufhörte, sagte sie die nächste Nummer in ihn hinein an: „Und wenn ich mir dazu ein Lied wünschen könnte, wär es genau dieses …“ Klaus Tenner (Flügel) und Roger Schaffrath (Gitarre), beides frühere Bandleader bei Cover me, waren extra zum diesjährigen Konzert gekommen, um musikalisch zu begleiten. Auf drei Barhocker in der Bühnenmitte setzten sich Pe Werner, Gayle Tufts und Juliette Schoppmann. Sanfte Töne am Flügel und ruhige, gezogene Gitarrentöne waren die Einleitung, die drei Frauen saßen wie in Gedanken versunken, lächelten leicht und sahen traurig aus. Besonders Juliette sah man die schon glänzend in den Augen sitzenden Tränen an. Schon allein das Bild der Frauen, die, umgeben von der sanften Musik, still saßen, war berührend. Zu wissen, dass sie alle mit Dirk befreundet waren, machte es noch berührender.

Gayle sang die Hauptstimme bei „It sometimes snows in April“. Oh, was für ein trauriges Lied. Es ging um den Tod eines Freundes, und die eindringlich und ganz ernsthaft gesungene Zeilen, sanft und dreistimmig: „Sometimes I feel so bad, so bad. Sometimes I wish life was never ending. And all good things, they say, never last“, hauten mich ziemlich um, weil sie sichtlich für Dirk gesungen wurden. Und Juliette sah so tieftraurig aus.

Da wurden im Zuschauerraum schon wieder viele Taschentücher gezückt. Es war so traurig, aber auch wunderschön. Und Dirk war ganz nah. Beim letzten, hohen Gitarrenton blickte Gayle nach oben, holte tief Luft und warf dann traurig lächelnd eine Kusshand hoch. Was für eine beeindruckende Nummer! Und dass Gayle, Pe und Juliette sie in dieser Situation so singen konnten!

Kontrastprogramm. Margarethe Schreinemakers sang gleich danach lustig „Dänen lügen nicht“. Roger Schaffrath, der mit seiner Gitarre noch auf der Bühne geblieben war, wurde von ihr mit nettem, dänischen S: „Sso, du Ssaussack!“ angesprochen und dann gezielt angesungen. Das Publikum sang an den passenden Stellen ebenfalls gerne mit.

Im Mittelteil kamen, scheinbar in Tränen aufgelöst und mit Taschentüchern werfend, Bernd, Pe, Juliette und Barbara an. Sie machten theatralisch weinend einen Gang über die Bühne, tupften auch Margarethe und die Kameras ab, und hinterließen nach ihrem Rundgang viele weiße Tücher auf dem Boden.

Margarethe kam zum Ende des Liedes und sprach in die ausklingende Musik: „Nein, die Dänen lügen niemalss. Iss danke euss. Iss liebe euss in dem Palladium … ach, E-Werk!!“ Sie lachte los: „Ach, sseiss drauf!“, warf einen Kuss ins Publikum und ging ab.

Gayle dankte „noch mehr wonderful people“, und zwar den Gebärdendolmetschern, die es traditionell immer bei Cover me gab. Danach sagte sie energisch: „I think it’s just about time to heb the Stimmung here, oder? Zeit for a little Disco!” Kim Fisher kam als Olivia Newton-John und sang mit toller Stimme ein mitreißendes “Xanadu”. Was für eine Powerfrau! Und dazu noch mit so einer tollen Stimme! Im Hintergrund war immer wieder die warme und sehr schöne Stimme von Markus Gahlen, dem Backgroundsänger zu hören, die einfach toll war. Die drei kurz „Backies“ genannten Katja, Sabine und Markus waren sowieso total klasse und trugen, ergänzten und bereicherten die Arrangements mit ihren Stimmen.

Ohne Pause ging Kim Fisher in ein zweites Lied über, das langsame, sanfte „I honestly love you“. Die Stimmung wurde gleich berührend schön, und Kim stand ganz ruhig und sang ernsthaft und eindringlich. Am Schluss ging der Satz leicht verändert an Dirk. „We honestly love you!“, sang sie mit warmem Schmelz und lächelte liebevoll und wehmütig.

Gayle kam zurück und ließ einen weiteren herzlichen Dank raus, diesmal an die Techniker, die ebenfalls alle ehrenamtlich arbeiteten. So wie auch die Musiker. Einzeln vorgestellt und beklatscht wurden: Fabian Richter (Keyboards), Thorsten Heitzmann (Posaune), Christoph Fischer (Trompete), Felix Petry (Saxophon, Klarinette, Querflöte), Eberhard Schröder (Bass), Josef Kirschgen (Schlagzeug), Gero Körner (Piano) und Mirco Rum (Gitarre), der auch Bandleader war und die tollen Arrangements geschrieben hatte. Die Band war – wie immer – großartig. Sie spielte alle Stilrichtungen, konnte ganz leise, ganz laut, Schlager, Jazz und Bigband. Eine Band, auf die sich die Künstler verlassen konnten und die wirklich hervorragend war.

Gayle ging weiter zu den Backies und betonte: „These guys are not Back-up-singers, they are Leadsingers!“ Sie stellte Sabine van Baaren, Katja Symannek und Markus Gahlen vor und ergänzte, dass Markus auch die Vocal-Arrangements geschrieben hatte. Die Zuschauer beklatschten alle jubelnd.

Gayle erzählte aus der Zeit, als sie mit Dirk und Ralph Morgenstern im Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ gespielt hatte. „Wir waren Wasserspeier.“ An einem Tag, unterwegs zur Probe in Berlin, wollte Dirk in einem großen Einkaufzentrum schnell Halstabletten in einer Apotheke holen. „Ich habe total ausgeblendet, that Dirk was nicht nur ein großer Fernsehstar, sondern auch ein Star from the Sesamstraße.“ Sie führte anschaulich vor, wie jedes Kind unter 5 Jahren begeistert auf Dirk zugekommen war. Der hatte allen Kindern, Gayle schätzte die Menge auf zwei- bis dreihundert, geduldig Autogramme gegeben. „He was so good“, strahlte sie. „Dirk loved the Sesamstraße, he loved the Muppets, he loved Tiere, he loved puppets.“ Aus diesem Grund waren an diesem Abend auch die Puppenspieler Martin Reinl und Carsten Haffke da, die allerdings ungesehen in einem Kasten auf der Bühne sitzen mussten, während ihre Puppen die Show machten.

Es gab ein Medley von bekannten Fernsehmelodien, das der Hund Wiwaldi und der Kakerlak begannen. Das Zirkuspferd quietschte, das Ehepaar Flönz sang, Biene Willy besang seine Maja und Charming Traudl war Partnerin von Harald Glööckler. Es war schnell, witzig und abwechslungsreich. Die Zuschauer hatten Spaß. Ich fand den spontanen Wiwaldi und das wunderbare alte Zirkuspferd immer schon gut, aber an diesem Abend grölte sich auch der laute, unangepasste Kakerlak hemmungslos in mein Herz.

Nach dem Schlussapplaus wurde der Kasten, in dem Martin, Carsten „and friends“ saßen, von der Bühne geschoben, und Mirja Boes kam als Urmel angehüpft und sang das Urmel-Lied. Sie steckte in dem süßen Urmel-Kostüm, das Dirk bei einer Fernsehaufzeichnung getragen hatte. Das sah sehr niedlich aus, tat mir beim Ansehen aber auch ein bisschen weg, weil es so klar das Dirk-Kostüm war und er nicht drin steckte.

Mirja wurde laut beklatscht, und Georg Uecker kam als Moderator. „Die Lose sind fort!“, verkündete er triumphierend und fragte: „Gibt es irgendjemand, der mit mir nach New York möchte? London? Barcelona? Ich hätte noch Termine frei.“ Es meldete sich aber niemand, der seine gewonnene Reise sofort teilen wollte.

Georg erzählte: „Hinter der Bühne ist ein Meer von Tränen, Puderquasten und Perücken. Es ist einfach ein toller Abend.“ Er lächelte und blickte kurz nach oben: „Ich glaube, Dirk, du wärst sehr, sehr froh.“ Außerdem fand er es toll, dass es jetzt ein Dirk-Bach-Haus gab. „Es gibt nur zwei Bach-Häuser in Deutschland. Eins steht in Eisenach, das heißt mit Vornamen Johann-Sebastian, das andere steht in Köln und heißt Dirk-Bach-Haus.“

Georg erzählte über Stephen Sondheim, einen Lieblingskomponisten von Dirk, und während im Hintergrund schon leise am Flügel gespielt wurde, kamen Maren Kroymann, Barbara Schöneberger, Edda Schnittgard, Gayle Tufts und Pe Werner auf die Bühne. Georg kündete „Send in the clowns“ an, verschwand, und ganz sanft blies eine Klarinette los. Die warmen, vollen Töne zogen durch den Saal, in dem es sehr still wurde.

Der Flügel spielte sanft los, und Edda setzte als Erste ein. Es war wunderschön. Diese sehr reduzierte Musik, dazu die schöne Stimme, alles in größter Ruhe. Die Frauen sangen nacheinander jeweils einige Zeilen, und sie sangen speziell für Dirk. Es war sanft, sehr emotional und herzberührend.

Die letzte Zeile sangen sie gemeinsam und mehrstimmig, wobei die Atmosphäre weiterhin ruhig und sentimental blieb. Noch im Endton jubelte das beeindruckte Publikum auf, pfiff, johlte und klatschte. Die fünf Sängerinnen konnten nur leicht lächeln und noch nicht strahlend lachen. Trotz der Zugabe-Rufe gingen sie unbeirrt ab.

Nur Maren Kroymann blieb zurück und berichtete sehr persönlich über Dirk, angefangen von den Dreharbeiten zum Hape-Kerkeling-Film „Kein Pardon“, bei dem Dirk überzeugend von einem Schrank gesprungen war, über Essen, Plüschtiere, New York, starke Frauen, bis hin zu seiner Persönlichkeit.

Am Ende legte sie ihre eng beschriebenen Zettel weg und sprach an Dirk: „Du hast dein Leben gut geführt, du hast so viel richtig gemacht. Du hast uns so viel gegeben, das jetzt Teil von uns ist. Aber du fehlst uns so wahnsinnig.“ Sie machte eine kurze Pause und setzte hinterher: „Was ich am meisten vermisse, sind deine lieben Augen.“ Schnell drehte sie sich um, die Band setzte ein, sie stellte sich in Positur und sang damenhaft im Sechziger-Jahre-Stil „I only wanna be with you.“ Sehr schön, stilvoll und stimmig.

Gayle kam und kündigte an: „There is always a tradition in Cover me for a big Nummer von Pe and Juliette!“

Die kamen mit einem souligen “Bridge over troubled water”, das gegen Ende traditionell schnell und laut wurde. Die Backgroundsänger soulten mit und Pe und Juliette röhrten wunderbar. Traditionell sehr gut!

Sonja kam zusammen mit Gayle und jammerte Pe und Juliette hinterher: „Ich will auch so singen können!“ Daraufhin wies Gayle auf die schlanke Figur von Sonja und sagte: „Ich möchte auch so aussehen!“ Beide lachten und Gayle rief: „Hey, guckt mal! Wir sind zum ersten Mal gemeinsam … Ich sage Dschungelcamp, zwei Frauen in charge, why not?“ „Mit mir im Baumhaus“, griff Sonja die Idee lachend auf. „Eine gute Idee.“

Ehe es aber in den Dschungel ging, holten sie die mit Cover me hauptbeschäftigten Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Köln auf die Bühne, um sich bei ihnen zu bedanken. Bernd eilte dazu und umarmte sie, das Publikum klatschte heftigst und Sonja machte einen ehrenvollen Kniefall.

Danach ging es zu einem Block mit zwei Boy-George-Liedern. Gayle sagte: „You all know how much Dirk loved Boy George! Wir haben zwei Lieder jetzt … Erstmal …”, sie guckte konzentriert auf ihre Moderationskarten. Sonja beugte sich zu ihr und fragte verwundert: „DAS kannst du lesen?“ „Not anymore“, gab Gayle zu und erklärte: „Dreiundfünfzig“, während sie die Karten betont weit weg von sich hielt. Dann drehte sie sie lachend zum Publikum: „Guckt mal, wie groß ich das geschrieben habe!“

Aber dann fand sie sich doch zurecht. Sie kündigte eines von Dirks Lieblingsliedern aus dem Musical „Taboo“ an. „Il Adore“, ein Lied, dessen Refrain in Dirks Traueranzeige zitiert wurde, das auf seiner Trauerfeier gespielt wurde und das sie jetzt Thomas widmete, dem Lebenspartner von Dirk, der an diesem Abend im E-Werk saß. Auf die Bühne kam Kay Ray, den Gayle „the hardest working man in showbusiness with the best Makeup überhaupt“ ankündigte. Er trug einen rot glitzernden Anzug, der auch noch mit leuchtenden Lämpchen bestückt war. Das Bühnenlicht war gedämpft, die Musik ganz ruhig und zurückgenommen – eine Akustikgitarre, ein Bass, leichte Besenschläge auf dem Schlagzeug- , und Kay sang sanft und zurückhaltend. Es war so schön und so traurig.

Die glitzernden Pailletten und funkelnden Lämpchen an Kay, der stark mit Neonfarben geschminkt war, zeigten die bunte Show-Seite, in der auch Dirk immer zuhause war. Dazu das sanfte Lied, das im Refrain so gut zu Dirk und der Situation passte. „Whirling, swirling, never blue. How could you go and die, what a lonely thing to do.” Bei allem Gefunkel blieb es ganz würdevoll und passend, und die Zuschauer hörten sehr ruhig zu. Eine wunderbare Nummer, von Kay in dieser Ruhe und Ernsthaftigkeit wunderschön gebracht.

Gleich danach schlenderte Boy George auf die Bühne, der gar nicht Boy George, sondern Stephan Runge war, aber auch stimmlich verblüffend ähnlich war. „Do you really want to hurt me“, sang er, bewegte sich sanft, und die Band wabberte im typischen Sound dazu. Faszinierend echt. Genau diese Nummer hatte Stephan Runge beim ersten Cover me 2002 in der Vulkanhalle als Überraschung für Dirk gesungen, und es war schön, dass er auch bei diesem Cover me für Dirk dabei war.

Sonja Zietlow begegnete Stephan bei seinem Abgang von der Bühne und sagte verwundert: „Ich dachte, es wär ein Playback.“ Sie erzählte, dass Dirk die Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ verabscheut hatte, und das Marianne Rosenberg die Sendung immer ebenfalls schrecklich fand. Doch ausgerechnet sie war in der nächsten Staffel Jury-Mitglied. „Ich glaube, dass jetzt ein kleiner, dicker Mann auf einer sehr großen, sehr bunten Wolke sitzt und Tränen lacht“, grinste Sonja frech und kündigte ein Marianne-Rosenberg-Medley an.

Das begann mit Maren Kroymann und Lilo Wanders, die einen Ausschnitt aus „Liebe kann so weh tun“ sangen. Es folgten Wiwaldi und Kakerlak, die aus ihrer Kiste auf der Bühne auftauchten und „Marlen“ sangen. Witzigerweise grölte der Kakerlak ziemlich rum: „Hau endlich ab, Marleeen, hau aaaaab!“ und brachte Wiwaldi sehr aus der Fassung. „Das ist nicht der richtige Text!“, versuchte der korrigierend einzugreifen, erhielt aber nur ein gegröltes „Is mir egaaaaal!“ zur Antwort.

Katja Bellinghausen kam mit „Mister Paul McCartney“ und hatte sogar die ganz typische Marianne-Rosenberg-Mädchen-Tonlage drauf. Super! Gerrit Winter, Isabel Varell und Birgit Schrowange sangen „Wer Liebe sucht“, danach kamen Kay Ray und das Mirja-Urmel, die springend und singend „Lieder der Nacht“ sangen.

Abgelöst wurden sie von Margarethe Schreinemakers und Bernd von Fehrn mit „Ich bin wie du“. Den Abschluss machten Gayle Tufts, Juliette Schoppmann und Pe Werner, die cool und lässig ankamen, „Er gehört zu mir“ dann aber im übertrieben quietschigen Rosenberg-Ton sangen. Sehr witzig.

Zum letzten Refrain kamen alle anderen Medley-Sänger wieder dazu und es wurde voll und bunt. Auch die Zeilen bekamen in Gedanken an Dirk eine ganz eigene Bedeutung: „Er gehört zu mir, wie mein Name auf der Tür, und ich weiß, er bleibt hier“, bis hin zum jubelnden: „Er gehört zu mir!!“

Es gab großen Beifall, die Zuschauer standen auf und applaudierten den Künstlern, die Künstler applaudiertem dem Publikum, und Gayle rief: „Ihr seid phantastisch!“ und meinte damit vermutlich alle Menschen, die sich im Raum befanden. Sonja und Gayle lasen von langen Zetteln abwechselnd die vielen Namen der vielen Mitarbeiter vor und bedankten sich für deren Einsatz, und auf der Bühne wurde es immer voller, weil sich alle Künstler des Abends und einige Mitarbeiter dort einfanden. Die anderen Mitarbeiter mussten noch arbeiten, damit die Show weiter lief.

Die Listen waren noch nicht abgearbeitet, da drängte sich Hella von Sinnen nach vorne und sprach ein leicht undeutliches „Excuse me“ in Sonjas Mikrofon. „Ich wollte nochmal ganz kurz bitte etwas sagen“, sagte sie mit etwas eingeschränkter Sprachfertigkeit und erklärte in das von Sonja hingehaltene Mikrofon: „Inzwischen bin ich betrunken …“ „So’n bisschen“, bestätigte Sonja freundlich, aber Hella guckte in das halbleere Glas in ihrer Hand und korrigierte energisch: „Nee. Ich bin hackendudenbreit!“ Oh je, dachte ich, hoffentlich wird das jetzt nicht peinlich. Gayle und Sonja guckten lächelnd, aber aufmerksam, und ich war mir sicher, dass sie eingreifen würden, ehe Hella unberechenbar ins Erzählen kommen würde.

Aber Hella sagte sanft und mit einem Lächeln in der Stimme: „Ich habe angefangen durchzuweinen, als Mary Roos gesungen hat. Dicki ist mein Lebensmensch, und ich möchte einfach sagen, dass Dicki total STOLZ ist auf uns alle. Vielen, vielen Dank!“ Sie hob ihr Glas wie zum Zuprosten und sah dabei trotz ihrer Sonnenbrille so verweint aus, dass es ans Herz ging. Die Zuschauer klatschten berührt, weil es so traurig war, aber auch, weil die Worte so gut passten und weil alle nachvollziehen konnten, warum Hella so hackendudenbreit war. Wie schön, dass sie diese persönlichen Worte gesagt hatte!

Gayle und Sonja lasen weiter viele Namen vor, und am Ende rief Gayle übergangslos und sehr laut in den großen Applaus, die Standing Ovation und die Weite der Halle hinein: „We love you, Dirk! We miss you, Dirk! We love you, Diiiiiirk!“, was den Jubel nochmal anschwellen ließ. „Wait a minute!“, rief sie plötzlich aus. „It’s time for a big Disco-Finale! Because wir könnten niemals tschüss sagen. We could never say goodbye! Hit it, kids!“ Sofort zählte die Band an und “Never can say goodbye”, das Finallied begann.

Auf der Bühne war es bunt, alle bewegten sich rhythmisch, die Backvocals Markus, Katja und Sabine sangen abwechselnd die Leadstimme, die anderen Künstler sangen mehr oder weniger mit, egal, ob sie ein Mikro hatten oder nicht. Glitzerschnipsel kamen von der Decke und die Stimmung war ausgelassen, auch wenn es das erste Finale war, bei dem Dirk nicht in der Mitte stand, was wohl den meisten bewusst war. Trotzdem war es ein schönes Ende, denn das Konzert hatte großartig geklappt, keiner war auf der Bühne in Weinkrämpfe ausgebrochen, und immer wieder war Dirk liebevoll in die Mitte genommen worden. Er war gefühlt den ganzen Abend über dabei gewesen. Es war ein Konzert für Dirk gewesen, sehr traurig, sehr lebendig, voller Liebe und wunderschön.

Gayle rief in den Endapplaus: „Vielen Dank für die Unterstützung! Kommen Sie gut nach Hause!“, und schon startete der Refrain jubelnd erneut. Am Ende gab es einen letzten, großen Applaus, dann war wirklich Schluss. Gayle rief: „Passt gut aufeinander auf! Thank you and good night!“, und die vielen Künstler gingen langsam ab, streichelten dabei mal kurz Wiwaldi über den Kopf, der aus seiner Kiste guckte, warfen Blumen ins Publikum, oder winkten den Zuschauern. Es wurde leerer auf der Bühne. Der Kakerlak saß im Kasten und grölte singend die Eurovisionsmusik an. Wiwaldi sah sich um: „Und jetzt?“ „Geh’n wir!“, schlug der Kakerlak vor, woraufhin Wiwaldi sich umsah: „Kann uns jemand mitnehmen?“ Tat aber keiner, so dass die beiden Puppenspieler Martin und Carsten dann doch noch aus dem Kasten krabbeln mussten und unauffällig zwischen den letzten Künstlern abgingen.

Es war ein emotionaler, schöner, trauriger, wunderbarer Abend, den wohl niemand vergessen wird, der ihn erlebt hat. Gayle Tufts als Moderatorin war perfekt, denn sie brachte Lockerheit in die sensible Situation, ohne ihr Mitgefühl, ihre Warmherzigkeit und ihre Trauer zu verlieren. Dirk war Lachen UND Weinen, er fehlt schmerzlich und wurde bei diesem Konzert, SEINEM Cover me, liebevoll in die Mitte genommen und gefeiert. Wie viel Kraft es seine Freunde kostete, an diesem Abend so professionell auf der Bühne zu stehen, war manchmal zu merken, was zu Herzen gehend war. Es war aber auch zu spüren, wie sie sich gegenseitig Kraft gaben, und dieses Gemeinschaftsgefühl übertrug sich auf die Zuschauer. Love is in the Air. Dass es ein ganz besonderes Konzert war und die Gedanken immer bei Dirk waren, dem Freund, der allen fehlt, zog sich berührend durch den Abend. Danke an Bernd von Fehrn, der es geschafft hat, diesen Abend zu organisieren. Danke an Dirk, der so viele Menschen berührt und in vielen etwas zurückgelassen hat. Das wird bleiben. Aber Dirk wird immer fehlen.