Queen Bee – Freundinnen müsste man sein – 21.10.2000 – Bonn
Pantheon, Bonn
Das Publikum bestand zu etwa 80 Prozent aus Frauen, wahrscheinlich, weil sich viele Männer nicht zu „Frauen-Kabarett“-Abenden wagen. Nur die mutigen Kerle trauen sich, und darum saß mein Gatte auch gut gelaunt neben mir. Außerdem findet er Ina Müller von Queen Bee sehr attraktiv, so ganz nebenbei erwähnt.
Im Mai hatten wir die beiden in einem Kurzprogramm beim Kabarettfestival im Pantheon gesehen, und fanden sie klasse. Jetzt wollten wir mal das komplette Programm sehen – und vor allem hören! Allerdings bestand mein Gatte auf einen Sicherheitsabstand von der Bühne, weil auf den vorderen Plätzen die Gefahr bestand, ins Bühnenprogramm einbezogen zu werden. Das bewahrheitete sich auch schnell. Mit dem Ausruf: “Sind ja auch Männer da!!” stürmte Ina Müller gleich nach dem Opener auf das männliche Publikum zu. “Wie heißt’n du??” “Wo kommst du her?” “Was machst du denn beruflich??” So lernten wir Markus und Arno kennen. Mein Gatte grinste sich einen auf seinem hinteren Platz.
Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen gewannen das Publikum sofort mit ihren wahnsinnig tollen Stimmen. Was für eine Dynamik!! Ina Müller, mit sehr rauchiger und einfach phänomenaler Stimme, und dazu am Flügel Edda Schnittgard, die sehr harmonisch, kraftvoll und sauber eine zweite Stimme hinlegte. Wirklich beeindruckend! Das Publikum hörte sehr fasziniert zu und der Gesang war einfach umwerfend gut.
Zwischen den Liedern kleine Stories, bei denen es viel zu lachen gab. Da wurde offen über die Schwächen der Freundin hergezogen und genüsslich in den Wunden gebohrt. Die sichtliche Verlegenheit des jeweiligen Opfers und die gemeine Freude der Täterin waren sehr witzig anzusehen und brachten das Publikum immer wieder zum Lachen.
Edda Schnittgard spielte sehr gut am Flügel, konnte aber auch singen, reden, oder genervt die Augen verdrehen. Manchmal alles gleichzeitig. Zum Weglachen war ihr Sololied. Nachdem sie ihr Leid als Allergikerin geklagt hatte, sang sie verschnupft: “Beide Dase däuft. Beide Dasendöcher sidd dicht … dicht zuu bedutzed. Ich atbe durch ded Budd …” Am liebsten hätte ich ihr ein Taschentuch und Nasenspray rübergeworfen. Supergut!
Und Ina Müller war natürlich sehr attraktiv, temperamentvoll und total süß. Ein auffallender Partymittelpunkt, wie ich neidlos zugeben muss. Und dazu diese Wahnsinns-Stimme mit Ausdruckskraft und Dynamik…. Ich fand es jetzt ganz gut, dass der Gatte auf den sicheren, hinteren Plätzen saß!
Nach der Pause ließ Edda die zuerst verlegene Ina alleine auf die Bühne gehen, wo sie nach kurzem Überlegen das Publikum als musikalische Begleitung nutzte. Wer braucht schon eine Pianistin? Die Frage: “Arno, kannst du Klavier? Nee? Und du, Markus?? Auch nicht?”, ließ den Gatten aufstöhnen. Wenn er jetzt vorne sitzen würde, könnte er auf die Bühne gehen und mit Ina zusammen Musik machen!! Blöde hintere Plätze!!
Die oberen Sitzreihen wurden von Ina zu melodischen Begleit-Dummies (Dum-dum-dum-dum) gemacht, der Mittelbereich stellte die Off-Schnipser, und Markus und Arno waren mit ihren Begleiterinnen für ein laut gerufenes “What d’you say?” verantwortlich. Nach kurzer, begeisterter Übung war der gesamte Saal ein toller Background für Inas geröhrtes “Hit the road, Jack!”. Natürlich nur, bis Edda mit hochgezogenen Augenbrauen, missbilligend guckend, auf die Bühne zurückkam.
Neben einem norddeutschen Lied, von dem ich nur wenige Bruchstücke verstehen konnte, (es ging um einen dicken Kopf und Aspirin!) gab es auch noch ein beeindruckend gutes Ukulelen-Duett. Großer Applaus, als die beiden ihre Instrumente während des Liedes in die andere Hand wechselten und sofort perfekt linkshändig weiterspielten. Ich war wirklich baff. Erst als sie nochmal drehten und genauso sauber auf den saitenlosen Rückseiten der Ukulelen weiterspielten, wurde ich stutzig.
Nachdem sich an diesem Abend Ina fast die Seele aus dem Hals gesungen hatte, wir einiges über die Wiedergeburt als Amöbe gehört und sehr viel gelacht hatten, gab es noch ein umwerfendes Abschlusslied voller Power. “Es ist vorbei! Halleluja. Wir haben frei!!” Die beiden hätten auch ohne Mikrofone den Saal bis in den hintersten Winkel beschallt. Was für Stimmen!
Der Riesenapplaus am Ende erfreute auch die Queens sehr und zeigte, dass ihr Programm ein voller Erfolg war. Keine Minute Langeweile, sehr abwechslungsreich und extrem guter Gesang. Prädikat: Sehr empfehlenswert. Auch für Männer!!
Auf dem Weg zum Auto seufzte der Gatte: “Wenn ich doch nur vorne gesessen hätte!! Ich hätte ‘Hit the road, Jack!” auf dem Klavier spielen können!”