Berichte

Nickelodeon – Christmas Dinner for Two – 23.12.2006 – Bonn

Mark Britton und Chrissie Illing
Pantheon, Bonn

Eine Liebes- und Lebensgeschichte, eingeteilt in die Gänge eines Menüs, darauf basiert die Weihnachtsshow von Wilma und William, den Kultfiguren des legendären Duos Nickelodeon. 1984 gründeten Mark Britton und Krissie “Nickelodeon” und schufen die Figuren des verklemmten britischen Pärchens, das von einer Panne in die nächste stolpert und dabei unglaublich komisch, aber immer menschlich nah bleibt.

Ich hatte mich in Wilma und William, verkörpert von Mark Britton und Krissie Illing, verliebt, als ich sie Anfang der 90er Jahre im Fernsehen sah und sofort fasziniert vom ernsthaften Humor und den anrührenden, kleinen Geschichten war. Wobei “ernsthafter Humor” schreiend komisch sein kann, aber immer einen tragischen Aspekt hat, der den Zuschauer während des Lachens zum Weinen bringen kann.

Obwohl ich Krissie Illing schon mehrfach auf der Bühne gesehen hatte und meine Besuche bei Mark Britton und seinen Shows inzwischen sehr häufig waren, hatte ich “Nickelodeon” bisher nur als Aufzeichnung, aber noch nie live gesehen. Ich freute mich darum sehr auf ihre letzte Show des Jahres 2006, die im Bonner Pantheon stattfand und die gleichzeitig meine erste war.

Das Kennenlernen – Sherry als Aperitif

Wilma und William haben ein einsames Weihnachten vor sich. Während Wilma alleine auf ihrem Sofa sitzt, kommt William als Vertreter für Kontaktlinsen mit einem besonderen Weihnachtsangebot an ihre Tür.

Im Verlauf der Vorführung verliert die unbeholfene Wilma zwar die Linse, kommt dem ebenfalls unbeholfenen Vertreter aber so nahe, dass es zwischen beiden funkt und sie sich verabreden.

Das erste Treffen – Suppe als Vorspeise

Beim Treffen im Lokal am nächsten Tag, erscheint die verklemmte Wilma in einem unerwartet aufregenden Kleid, das William, ähnlich wie die Preise auf der Speisekarte, etwas aus der Fassung bringt.

Wilma wird unter Alkoholeinfluss laut und peinlich, aber nach Suppe und wildem Getanze ist es für Wilma und William klar, dass sie zusammengehören.

Die Hochzeit – Erster Gang: Fisch

Mit frisch geputzten Zähnen und sauberer Brille trifft Wilma ihren William in der Kirche und es geht tanzend und steppend in die gemeinsame Zukunft.

Ein Jahr später: Truthahn als Hauptspeise

Es ist wieder Weihnachten. Wilma und William haben inzwischen Baby Wilbert und natürlich hat der kleine Wilbert schon eine Brille. Er geht erstaunlich heftig dazwischen, wenn sich sein Vater seiner Mutter nähern will.

Dass gleichzeitiges Truthahnbraten und Windelwechseln in dieser Familie sehr chaotisch wird, ist zu erwarten.

Fünfzehn Jahre später: Plumpudding mit Sahne

Nach fünfzehn gemeinsam verbrachten Jahren gibt es zwar noch Träume von wundervollen, gemeinsamen Aktivitäten, …

… aber die Realität sieht anders aus.

Trotzdem kann sich Wilma zu Tränen gerührt über ein überraschendes Weihnachtsgeschenk von William freuen: Kontaktlinsen. Der pubertierende Wilbert dreht in seinem Zimmer derweil die Musik laut auf.

Dreißig Jahre später: Kaffee und die Rechnung

Das inzwischen alt gewordene Paar holpert durch die ungeheizte Wohnung und bekämpft sich stichelnd. Die Beziehung von Wilma und William ist ähnlich armselig wie der klapprige, schräge Teetisch und der kahle, kleine Weihnachtsbaum.

Doch dann fummelt sich der alte William feixend ein Zuckerstückchen hinter sein Brillenglas, verliert es und spielt auf die verlorene Kontaktlinse ihrer ersten Begegnung an. Damit ist der Bogen zum Anfang der Geschichte geschlagen und auch die zänkische und genervte Wilma schmilzt dahin. Das gerührte Publikum lacht und hat gleichzeitig Tränen in den Augen.

Es ist großartig und ergreifend. Als sie am Ende als letztes Bild zärtlich die Wangen aneinanderschmiegen, “for ever and ever”, ist es zu Tränen rührend.

Was für eine wundervolle Geschichte! Mimik, Gestik, Körperhaltung – alles stimmte. Dazu ein perfektes Timing und eine sehr gute Inszenierung, so dass das Publikum eine unglaublich komische, aber auch sehr ergreifende Lebens- und Liebesgeschichte erleben konnte. Der sensible Umgang mit Komik und Tragik bot eine menschliche Darstellung voller Lebensweisheit, die trotz der vielen sehr witzigen Szenen weit entfernt von billigen Comedy-Gags war. Wunderbar!

Nach dem Schlussbild gab es begeisterten, langen Applaus vom beeindruckten Publikum. Nickelodeon – unvergleichlich, kultig, klasse!