Berichte

Tschüss, Bonn! – Probefahrt – 1999 – Köln/Bonn

Rheinische Kaffeefahrt
Im Doppeldeckerbus von Köln nach Bonn

Der Kabarettist Jürgen Becker und Journalist Martin Stankowski wollten zum ersten Mal ihr neues Programm, eine „rheinische Kaffeefahrt“ ausprobieren und brauchten für die Probefahrt echtes Publikum. Zum ersten Mal sollte die Strecke abgefahren und die vorbereiteten Texte erzählt werden. Würde alles passen, war das Probepublikum mit dem Ergebnis zufrieden? Das versprach interessant zu werden.

Um 10 Uhr begann die Fahrt am Ubierring in Köln. Der dicke Doppeldeckerbus zwängte sich wendig durch schmale, zugeparkte Straßen und alle Insassen waren bester Stimmung.

Der Doppeldeckerbus

Bei der “Sion-Brauerei” sollten wir ein Freibierfässchen für unterwegs abholen, aber es war zu früh und noch keiner da. So ging es gleich weiter mit kleinen Geschichten durch Köln Marienburg zum Nobelviertel Hahnwald. Einem “sozialen Brennpunkt”, wie Jürgen Becker erklärte. Ohne Lebensmittelgeschäfte, Kneipen und Kindergärten würde auf alles verzichtet, was das Leben lebenswert machen würde. Es gäbe nicht mal einen Puff, geschweige denn eine Kirche. Um die Situation zu verdeutlichen, wurde über den Buslautsprecher “In the Ghetto” von Elvis gespielt. Von der oberen Bus-Etage aus versuchten wir die angekündigten “sonnenbadenden Damen” zu erblicken, es war aber zu kühl.

In the “Ghetto” Köln-Hahnwald

Sehr witzig war die Testsituation, denn zum einen kannte der Busfahrer den Weg nicht und ihm musste oft mitten im Text die Richtung angesagt werden, zum anderen war der Text manchmal länger als der dafür eingeplante Weg, so dass Jürgen Becker schon mal ausrief: “Halt! Wir sind ja viel zu schnell!! Ich wollte doch noch was dazu sagen!”

In Bonn sollte eigentlich der Kabarettist Rainer Pause einsteigen und in seiner Rolle als “Fritz Litzmann” ein „Notopfer Bonn“ einsammeln. Leider war er genau an diesem Tag krank. Jürgen Becker und Martin Stankowski improvisierten darum und hatten echt viel Arbeit, während wir uns so oder so unterhalten ließen. In Bonn-Schwarzrheindorf stiegen wir aus, besichtigten die schöne Doppelkirche und bekamen einiges darüber erzählt. Über die Brücke ging es zurück nach Bonn und dort zur Rheinfähre. Zuerst sah es so aus, als ob dieser schön überlegte Programmpunkt gestrichen werden müsste. Die Rampe war zu steil und der Bus setzte auf.

Die Rheinfähre

Alle Insassen mussten aussteigen und sahen gespannt zu, wie der Busfahrer in Millimeterarbeit und mit lauten Schleifgeräuschen auf die Fähre rollte. Die Aktion wurde mit Applaus belohnt und auf der anderen Rheinseite stiegen alle wieder ein und wir tuckerten weiter bis nach Rhöndorf zum Adenauerhaus. Dort gab es erst eine sehr interessante Führung von Martin Stankowski durch das Haus, anschließend Adenauer-Stories von Jürgen Becker. Es gab viel zu lachen und wir lernten eine Menge dazu.

Die Adenauer-Familie nutzt das Haus heute noch bei Feiern…

Zu Fuß ging es zum Café Profittlich, wo es Kaffee, Brötchen und Kuchen gab. Dazu wieder Stories über Adenauer, Profittlich und die Seilbahn. Das Programm dauerte inzwischen schon viel länger als geplant und entwickelte sich zum Tagesausflug. Als wir endlich wieder im Bus saßen und Richtung Köln fuhren, kamen die beiden Reiseleiter und fragten ihr gut gelauntes Testpublikum nach der Meinung über die Tour. Viel zu meckern gab es nicht. Die Tour war informativ, kurzweilig und sehr witzig. Aber mit mehr als 5 Stunden viel zu lang. Wir gaben unsere kleinen Änderungsvorschläge an und kamen am Nachmittag wohlbehalten in Köln an. Uns hat es sehr gut gefallen und die Aufgabe als “Tester” macht fast mehr Spaß, als später “normales” Publikum zu sein!


Im September 2000 haben wir diese Fahrt dann in ihrer endgültigen, “offiziellen” Fassung mitgemacht.