Moritz Netenjakob - Das Ufo parkt falsch - 24.05.2019 - Erftstadt
Kirche der Versöhnung, Erftstadt
Irgendwoher wusste ich, dass Moritz Netenjakob „lustig" ist und vermutete, dass mir sein Programm gefallen könnte. Er stand schon länger auf meiner „Möchte ich mir mal ansehen"-Liste, und vor kurzem hatte ich wegen anderer Termine das „Zuckerfest für Diabetiker" schon wieder verpasst, bei dem er einer von vier Darstellern ist. Aber jetzt kam er mit seinem Soloprogramm „Das Ufo parkt falsch" in die Nähe, und da war ich natürlich dabei.
Kurz bevor Moritz Netenjakob die Bühne betrat, dachte ich noch: „Hoffentlich gefällt mir seine Art von Humor wirklich", da kam er an, sah jungenhaft und sympathisch aus und legte sofort lebendig und mitreißend los. Als wäre er gerade auf einer Party angekommen und würde sprudelnd und bestens gelaunt erzählen, was er in den letzten Tagen erlebt hatte.
Eine Welle richtig guter Komik überspülte mich. Mit verschiedenen Stimmen, wechselnder Gestik und unglaublicher Energie baute Moritz Netenjakob Szenen auf, die ich mir sofort vorstellen und über die ich sehr lachen konnte. Ich verstand schnell, warum er als Ein-Mann-Ensemble angekündigt war, denn er spielte alle Personen durcheinander und temperamentvoll vor, verstellte die Stimme, sprach Dialekte und imitierte unter anderem perfekt Udo Lindenberg, Didi Hallervorden und Jochen Busse.
Sein Blick für Situationskomik war sehr fein und er konnte eine komische Szene pointiert und sehr lustig darstellen. Dabei machte er sich in seinen Geschichten nicht über andere Leute lustig, sondern blieb liebevoll und freundlich. Er sah aus, als hätte er riesigen Spaß am Erzählen und Stimmenverstellen, was wahrscheinlich auch so war. „In meinem Kopf ist manchmal was los!", grinste er und fügte ein naturgetreu heiseres: „Uff-tataa!" von Loriots Opa Hoppenstedt an, bevor er die Augen halb zuklappte, die Unterlippe vorschob und Lindenberg vom Eierlikör nuscheln ließ. Großartig!
„Wie kommt man auf so bescheuerte Ideen?" hatte er am Anfang des Programmes als Frage in den Raum gestellt. Etwas später erklärte er: „Ein Wort löst in meinem Kopf gleich eine Lawine aus", und ich dachte lachend: „Muss er nicht erklären, das merke ich sofort." Schnell herumspringende Hirnzellen waren die Erklärung für seine assoziativen Sprünge und die bescheuerten Ideen, beurteilte ich fachmännisch und hatte Spaß.
Abwechselnd erzählend und vorlesend, mit dem Blick für die Komik, aber respektvoll und warmherzig, brachte er die Zuschauer zum Lachen und sogar zu Geschluchze. Wie das so ist, wenn es so komisch ist, dass man von einem Lacher in den nächsten kommt. Es gab die „Top Ten der skurrilsten Tour-Erlebnisse", Geschichten der angeheirateten türkischen Familie und einen Flugkapitän, der mit typisch näselnder Bordstimme ein Märchen erzählte. Wunderbarer, feiner Humor, sympathisches, natürliches Auftreten, volle Energie, große Klasse!