Wise Guys - 19.09.2004 - Senftöpfchen - Köln

Das einzige Konzert, bei dem die Wise Guys noch ohne Mikrofone, also ganz ohne technische Verstärkung auftraten, war das kleine Senftöpfchen-Theater in der Kölner Altstadt. Die Karten für die Konzerte dort waren jedes Mal in Rekordzeit verkauft, und trotz der sehr heftigen Getränkepreise wollten sich viele Leute die Wise Guys in der intimen Atmosphäre und mit dem ungewohnten Konzertklang nicht entgehen lassen.

Laute Musik empfing die eintreffenden Zuschauer schon vor dem Theater. Genau gegenüber von der Eingangstüre hatten sich zwei weibliche, pubertäre Teenies mit einem CD-Player platziert und beschallten die Straße demonstrativ mit Musik der neuen Basta-CD. Basta-Musik vor dem Eingang zum Wise Guys Konzert, das war so albern, dass es schon wieder witzig war. Die wartenden Besucher guckten etwas verwundert, einige fühlten sich durch die penetrante Lautstärke gestört, andere erkannten die Musik nicht und hielten die beiden für ganz harte Wise Guys Fans, und manche grinsten einfach nur breit. Es verzichte aber niemand spontan auf das Wise Guys Konzert, und der kleine Saal im Senftöpfchen wurde knackevoll.

Als alle Besucher saßen und die sehr überteuerten Pflicht-Getränke vor sich stehen hatten, ging schlagartig das Saallicht aus. Die Zuschauer klatschten und johlten los, und die Wise Guys kamen lächelnd auf die Bühne. Gut, dass sie nur zu fünft waren, denn viel mehr Platz war dort nicht. Maximal zu siebt hätten sie in einer Reihe stehen können, aber das hätte dann schon ziemlich gequetscht ausgesehen und alle ausholenden Bewegungen verhindert.

Kaum war der Anfangsapplaus fast verklungen, begannen die Wise Guys mit dem Ohrwurm. Ungewohnt leise, so ohne jede Mikrofonverstärkung, aber schon nach wenigen Tönen hatten sich die Ohren an den neuen Klang gewöhnt und es war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Stimmen passten harmonisch zueinander, es gab keinen fetten Sound, dafür einen zarten, transparenten Klang, der ungemein reizvoll war. Die Zuschauer waren ganz leise, um alles genau mitzubekommen, aber es gab auch keine Probleme damit. Die Töne war sehr gut bis in den hintersten Winkel zu hören und die Textverständlichkeit sehr gut. Schön! Ganz pure A-cappella war schon ganz besonders.

Dementsprechend laut und gut fiel der Applaus nach dem Lied aus. Dän freute sich: “Das war ein Begrüßungsapplaus, der für Senftöpfchen-Verhältnisse geradezu euphorisch war!” Ihm fiel auf, dass die Wise Guys am Vortag die größtmögliche Zuschauermenge gehabt hatten und an diesem Abend im Kölner Senftöpfchen die kleinstmögliche. “Gestern waren wir bei ‘Kölle live’ im Stadion”, berichtete er und setzte dann im Ton etwas leiser und leicht grinsend hinzu: “War ‘ne Riesenscheiße.” Stimmte gar nicht. War eben nur nicht besonders erfolgreich gewesen. Im Gegensatz zum Stadion waren die Zuschauer im Senftöpfchen aber extra wegen der Wise Guys gekommen und hörten sich vergnügt Däns Verhaltensregeln für den Abend an. Nicht zu laut lachen, klatschen nur nach ausdrücklicher Aufforderung, und nicht wundern, dass es keine richtige Choreographie gab, weil man eben nur etwas hören konnte, wenn die Sänger mit dem Gesicht zum Publikum standen. “Wir stehen heute ein bisschen blöd so mehr oder weniger in einer Reihe”, kündigte Dän an und demonstrierte kurz, wie es klang, wenn er mit dem Rücken zum Publikum sang. “Das ist richtige Arbeit hier”, betonte er, “da sieht man den Schweiß und die Spucke.” Das freute dann ganz besonders die Zuschauer in der ersten Reihe.

Mit verschiedenen Viererkombinationen stellte er die Gruppe vor, und diesmal blieb Sari einmal alleine stehen, weil er “als einziger ein fleckiges T-Shirt mit Rost-, Schweiß- und Fettflecken trägt.” Das Publikum amüsierte sich sehr, lachte laut und war gut drauf. Das war für das Senftöpfchen nicht selbstverständlich, denn da konnte man auch gut zahlendes, aber etwas lahmes Publikum haben. Diesmal nicht, der Saal war voll mit aufgeschlossenen, aufmerksamen und lachbereiten Leuten.

Was für eine Nacht war das zweite Lied, sollte eigentlich aufheizen, war durch den nur mittellaut hämmernden Bass und rein mundgemachten Rhythmus aber nicht so gewaltig wie mit der Mikrofonverstärkung. Dän die Hand vor dem Mund, als ob er ein Mikro hätte, aber er verstärkte nur die Mouthpercussion durch den kleinen Hohlraum, den er damit bildete. Das Lied war leiser und vorsichtiger als sonst, fetzte aber trotzdem unerwartet los. Leiser eben. Mitzuklatschen trauten sich die Zuschauer aber erst, als das Kommando von der Bühne gegeben wurde, und sofort war die Textverständlichkeit stark beeinträchtigt. War beim letzten Refrain aber egal. Es gab großen Jubel, und Dän startete die Zuschauerbefragung.

Zack! knallte das Saallicht an und Jürgen, der überall einsetzbare Mitarbeiter des Senftöpfchens, bewies am Lichtpult, dass er aufmerksam bei der Sache war. Es gab einige Erstkonzertbesucher, von denen manche die Wise Guys bis dahin nicht mal auf CD gehört hatten und einige Leute, die sogar schon vorher schon mal bei einem Senftöpfchenkonzert dabei gewesen waren und Dän: “Ach so, Stammpublikum!” entlockten. Einige Zuschauer waren weit gefahren, um das Konzert zu sehen, und Dän fragte interessiert nach: “Woher seid ihr?” “Neuwied.” “Da fällt mir jetzt nix zu ein.” Er staunte über eine Anreise aus Saarbrücken, übersah aber Johanna aus den hinteren Reihen, die extra aus Lübeck gekommen war und damit wohl den Rekord des Abends hatte.

Mit dem Root Beer Rag ging es weiter, und ich wunderte mich, wie schön das ohne jede Verstärkung klang. Ein richtiger Genuss, und mit der passenden Mimik dazu, die im Senftöpfchen von jedem Platz aus zu sehen war, auch noch superwitzig. Am Ende hatte Eddi so viel mit seiner Brille hantiert, dass plötzlich ein Bügel fehlte. Er stellte das fest, als er sie beim Endton aufsetzen wollte, und guckte erschrocken. Sari suchte den Boden ab, fand den Bügel, pulte mit ihm kurz wie mit einem Zahnstocher im Mund herum und reichte ihn weiter. Eddi bastelte ihn danach wieder an die Brille, während Ferenc im über die Schulter hinweg interessiert zusah. Die Brille war blitzschnell repariert, was an den feinmechanischen Fertigkeiten von Eddi oder am simplen Brillenstecksystem liegen konnte.

In der Anmoderation zu ‘Hallo Berlin’ erzählte Dän kurz vom Fahrradunfall eines Freundes, der danach erst von einem Passanten auf die Gefährlichkeit der Situation hingewiesen worden war. Die vier Kollegen auf der Bühne platzten vergnügt lachend los, und auch der Gatte und ich lachten breit, denn der betreffende Freund hatte die Geschichte schon am Vorabend erzählt und schallendes Gelächter ausgelöst. Mit Dän in der Nähe konnte es schnell passieren, dass man dann zum Thema der Zwischenmoderation wurde. Die Zuschauer hatten genauso viel Spaß an der Story, wie an dem Gelächter auf der Bühne.

Hallo Berlin hatte eine sehr starke Melodie und kam auch textlich sofort gut an. Es wurde gekichert und laut gelacht, und der Klang war so wunderbar transparent, wie ich ihn mir für A-cappella vorstellte. Obwohl ich persönlich ein paar kleine Probleme mit einigen Textstellen hatte, gefiel mir das Lied insgesamt sehr gut und ich freute mich, dass es anscheinend den Nerv der Zeit traf. Noch im letzten Ton riefen einige Leute: “Klasse!” oder “Bravo!” und zeigten damit ihre uneingeschränkte Zustimmung.

Ein ähnliches Thema, aber eher außenpolitisch, war danach Monica. Schon nach den ersten vier Zeilen klatschten die Zuschauer laut und zufrieden, als wäre das Lied zu Ende. Wahrscheinlich wirkte der Akkord so abschließend und der Text schon ausformuliert, aber auch wenn es bis dahin schon gut war, wäre es etwas sehr kurz gewesen. Der Text und die Musik waren von Bodo Wartke, das Arrangement von Eddi und beides in Kombination war einfach superklasse. Es gab lautes Gelächter und im Anschluss großen Applaus. Ich fragte mich inzwischen, warum es Mikros gab. Mir fehlten sie nicht. (Ehe es jetzt an mich Mails mit ausführlichen Erklärungen gibt: In einem 1000-Leute-Saal weiß ich wieder, warum es Mikros gibt!)

Ferenc sang Alter Schwede und war zwar schön lässig und wunderbar tief. Auch wenn er leise war, war er gut zu verstehen, denn der Background begleitete leise und zurückhaltend, und nur im Refrain drehten alle zusammen laut auf. Die fehlende technische Verstärkung wurde mit Temperament ausgeglichen und das Ergebnis war sehr gut. Mit lautem “Oooooooh!” bedauerten die Zuschauer die Wendung in der letzten Textzeile.

Weil ich ein Kölner bin begann etwas schnell und ziemlich angespannt. Das war genau das Lied, das am Vorabend im halligen Klangbrei des Stadions mehr durchgestanden, als vorgetragen wurde. Das Stadion hatte nämlich nicht nur die größtmögliche Zuschaueranzahl, sondern auch den größtmöglichen Hall geboten, und das hatte sich beim ‘Kölner’ als extrem schwierig und schwammig erwiesen. Dementsprechend war die Anspannung der Wise Guys bei den ersten Zeilen zu merken. Als es allerdings lief, die Zuschauer vergnügt über den Text kicherten oder auch mal beim Refrain leise mitsangen, entspannten sich Mienen und Haltungen, und ein lockeres Lächeln entstand auf den Gesichtern der Sänger. Puh, es lief!

Sofort ging es mit der Powerfrau weiter. Die bis dahin schon erstaunlich gute Lichtbegleitung durch Jürgen vom Senftöpfchen-Theater wurde auffallend gut, die Lichter strahlten abwechselnd auf und unterstützten Saris bewegungsreiche Performance mit bunter Beleuchtung. Und das ist jetzt keine Ironie, es war wirklich gut! Zunächst traute sich Sari nicht, weil das Publikum bei den Zwischenposen eher ruhig geblieben war, aber nach einer Aufforderung von Clemens stellte er sich dann im Endapplaus doch hin und warf die Arme hoch, so dass das T-Shirt hochrutschte. Sofort gab es lautes Gejohle und weibliches Gejubel. Die hatten sich vorher nicht richtig getraut, weil es vom Dän keine Aufforderung zum lauten Ausflippen gegeben hatte.

Dafür kündigte das letzte Lied vor der Pause an, was von den Zuschauern mit einem lauten, enttäuschten “Ohooooh!” kommentiert wurde. “Nach der Pause ist eine zweite Hälfte geplant”, verriet Dän. Er erklärte, warum es an diesem Abend keinen CD-Stand im Foyer gab: “Sie brauchen das Geld für die Getränke.” Das Publikum hatte eine tolle Stimmung und war sehr locker drauf. Als Nur für dich begann, war das Gelächter groß. Clemens klagte bedauernswert herum, und ich hörte auf die Musik und war begeistert. Zarte A-cappella-Klänge, die harmonisch und ausgeglichen klangen, jede Stimme war klar rauszuhören und das Verhältnis stimmte. Warum war das mit Mikrofonverstärkung nicht ähnlich zu erreichen? Simpel gedacht, müsste jede Stimme nur gleichmäßig angehoben werden, und das Verhältnis wäre im Prinzip das Gleiche, nur eben lauter. Je mehr Technik ins Spiel kam, desto schwieriger schien es aber zu werden, einen schönen, harmonischen Klang zu bekommen. Von der Transparenz ganz zu schweigen. Vermutlich spielte auch der Raumhall eine Rolle.

Im Senftöpfchen konnten die Wise Guys sehr gut aufeinander hören. Sie bauten gemeinsam Harmonien auf, ohne von Hall, Technik und Filtern akustisch getrennt oder sogar behindert zu werden. Das Ergebnis war wunderschön und wirklich lohnenswert. Ehrlich - ich bin kein A-cappella-Purist, aber wenn es nur noch Senftöpfchen-Konzerte gäbe, wäre ich sehr zufrieden. Lieber den Bass mal etwas leiser und ein paar Einschränkungen bei den Arrangements, dafür aber ein intensives, schönes Hörerlebnis. Aber mir ist natürlich klar, dass es in den größeren Sälen eine Verstärkung geben muss. Immerhin gibt es dadurch auch knallende Beats und oft gute Effekte. Leider aber auch hin und wieder einen versumpften Klang, verschobene Stimmverhältnisse und Lautstärkeprobleme.

Mit großem Jubel reagierte das Publikum am Ende auf ‘Nur für dich’, lachte bei der letzten Zeile laut auf und klatschte, bis die Wise Guys abgegangen waren. Es war Pause. Kaum standen alle Leute vor dem Eingang im Freien, klingelte auch schon wieder eine altmodische, nette Glocke, um alle zurückzurufen. Mit langsamen Schritten ging es in den kleinen Saal und die engen Stuhlreihen zurück, alle setzten sich hin - und nichts passierte. Das war zu früh geläutet, denn es dauerte noch ziemlich lange, bis die zweite Programmhälfte dann endlich begann. Zu meiner Verwunderung waren die Jungs nicht mal umgezogen. Was hatten sie in der langen Zeit gemacht?

Es war nicht zu klären, denn Dän startete sofort mit den Sonnencremeküssen. Erst etwas leise in der Leadstimme, dann kräftiger, sang er es lässig, locker und lächelnd. Im Mittelteil hatte Ferenc Zeit, einige Takte lang etwas für seine Kollegen Unerwartetes zu machen, und er entschied sich dafür, ruhig auf Däns Hand zu gucken. Das war, obwohl nichts passierte, sehr witzig und die Zuschauer lachten leise vor sich hin. Wahrscheinlich war es so lustig, weil man die Spannung auf der Bühne spürte, das “Na, was macht er?”, und dann einfach nichts Spektakuläres kam.

Die Lightshow bei Einer von den Wise Guys war wieder supergut, und erstaunlicherweise ging der Beat auch ohne Verstärkung laut hämmernd ab. Wahnsinn! Sehr witzig die Szene, als Eddi und Sari nebeneinander am vorderen Bühnenrand standen und optisch genau in die erste Reihe pinkelten. Die armen Leute da vorne kriegten echt alles ab. Dabei hatte Dän nur von Schweiß und Spucke gesprochen. Das Gelächter im Zuschauerraum war an witzigen Stellen immer heftig, aber schnell vorbei, denn wer laut lachte, verstand den Text in dieser Zeit nicht mehr. Also großes Vergnügen, das immer wieder unterdrückt werden musste, dafür aber bei nächster Gelegenheit umso heftiger rausplatzte.

Die anschließenden Chocolate Chip Cookies kamen ebenso klasse an, wie Zu spät. Clemens sang die Mädels ganz vorwurfsvoll an, Sari klagte laut und Eddi sank verzweifelt auf die Knie. Es war eine supertolle, witzige Nummer! Das Publikum war begeistert und jubelte am Ende lautstark und mit schrillem Gepfeife los. Sari beugte sich zu Eddi herunter, der ihm liebevoll einen Klaps auf den Hinterkopf geben wollte, aber aus Versehen ziemlich heftig Schläfe und Auge traf. Sari hielt sich sofort die Hand über das Auge und jammerte in echt los, während Eddi erst erschrocken nachguckte und sich dann vor eventuellen Vergeltungsschlägen hinter dem Vorhang in Sicherheit brachte. Zum Glück war es nicht so heftig, wie es zunächst aussah, so dass Sari ohne blaues Auge weitersingen konnte und kein auffällig verändertes Verhalten zeigte.

Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf war textlich sehr gut zu verstehen und der Rhythmus groovte. Das Publikum klatschte inzwischen nach jedem Stück heftig und begeistert los, und auch wenn der Applaus immer relativ kurz war, war die Stimmung sehr gut. Nicht nur im Publikum. Auch auf der Bühne hatten die Wise Guys sichtlich Spaß an dem Abend und waren mit Energie und großem Vergnügen dabei. Dän machte den Kontrast zwischen den beiden unterschiedlichen Teilen bei Wo der Pfeffer wächst noch deutlicher, indem er im sanften Teil ganz klein, gedrückt und fast kindlichschüchtern sang. Umso gewaltiger kam dann im Refrain seine Wut zum Vorschein. Sogar das Gesicht wurde rot beim Singen, so sehr regte er sich auf. Sehr, sehr toll! Szenisch genial auch die Situation nach dem letzten Ton. Während die anderen in einer Schlussposition verharrten, drehte sich Dän sofort nach dem letzten Wort um und ging zügig nach hinten weg. Der Hammer! Die besungene Person war ihm so egal, dass er nicht mal abwartete, was sie dazu sagte, sondern sofort die Szene verließ. Verletzend, hart und absolut zu verstehen. Genial. Großes Kino - große Klasse! Wie schön, dass genau dieses Lied als CD-Titel verewigt wird.

Eddi stimmte Sing mal wieder an, und ich dachte sofort, dass die Zuschauer für den Mitsingteil einen überschaubaren Chor darstellten. Eddi erklärte im Mittelteil die Spielregeln, die leicht abgeändert waren: “Jetzt sing ich was vor. Bitte mitsingen, aber leise!” Leise? Sonst musste es immer laut und lauter sein! Er sang leise vor, die Zuschauer antworteten entsprechend, und er forderte auf: “Schon ganz gut, aber noch’n bisschen leiser!” Clemens lachte breit und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, um wortlos auszudrücken, dass er Eddi für bekloppt hielt. Leise, aber mit festen Stimmen sangen die Zuschauer, und Eddi lobte: “Toll!” oder “Geil!” oder brüllte auch mal: “Zu LAUT!”, was bei Clemens wieder zu einem spontanen Lachanfall führte. Es klappte alles prima, aber unerwartet kürzte Eddi ab und war plötzlich wieder in der normalen Strophe. Nach dem letzten Ton lachte Clemens nochmal breit los, und Dän lobte das Publikum: “Glückwunsch, wie Sie reagiert haben! Man weiß beim Eddi nie so genau, was dabei rauskommt.”

Bei King of the road konnte Ferenc charmant die Verkehrssau raushängen lassen und fühlte sich dabei so gut, dass er Clemens, als der ihm ein “Idiot” zusang, von hinten eins über den Schädel gab. Clemens guckte verblüfft und man sah seinem Grinsen an, dass er zu gerne einen spontanen Gegenschlag losgelassen hätte, aber keine Möglichkeit dazu fand. Und dann war es zu spät für spontan.

Der Jubel danach war groß, versiegte aber irgendwann von alleine, zumal Ferenc demonstrativ an die Bühnenseite ging. Dän stellte zu seiner eigenen Beruhigung fest: “Es gibt immer mehr schöne Frauen, die dabei NICHT mitklatschen.” Ich habe allerdings den Verdacht, dass er das einfach nur behauptete. Er wies noch auf den Afterglow hin, zu dem sie nach dem Konzert in das Foyer kämen, und erklärte, dass sie sich vorher umziehen würden. “Das ist NICHT unsere Straßenkleidung”, zeigte er grinsend an sich herunter, aber in diesem Moment lachte Ferenc: “Meine doch!”, was zu Gelächter auf der Bühne und im Publikum führte, denn das stimmte ausnahmsweise an diesem Tag.

Deutscher Meister wurde angesagt, und im Oberrang kramten ein paar Fans FC-Schals aus den Taschen und hängten sie über das Geländer. Sanft und schön erklangen die fünf Stimmen, und beim Refrain setzte das Publikum vorsichtig ein. Wunderschön! Das Gelächter blieb liebevoll und leise, und erst als Dän Ferenc mitten im Lied wie in einer aktuellen Fernsehwerbung anpöbelte: “Friesischer Obend, nicht griechischer Obend!” platzten alle laut los.

Bei Kinder wurde das fiktive Baby auf der Bühne herumgeworfen und landete unbeabsichtigt auf dem Boden, weil es nicht aufgefangen wurde. Eddi hob es vorwurfsvoll hoch (in zwei Teilen!) und reichte es an Clemens, der es aus Zeitmangel schnell und nachlässig ins Publikum kippte. Sehr witzig! Am Ende zauberte Jürgen am Lichtpult einen Spot auf Sari, der perfekt passte. Nach einem kurzen Verharren in den Schlusspositionen guckten die Wise Guys grinsend zu ihm hoch, nickten staunend und hielten anerkennend die Daumen hoch.

Rasier dich war ebenfalls sehr schön, auch wenn Sari am Schluss fast von alleine bei den Pirouetten aus dem Tritt kam, weil er sich auf der kleinen Bühne nicht so austoben wollte. Dafür haute er Ferenc am Ende keine Plastikflasche über die Rübe, sondern knöpfte ihm langsam das Hemd auf. Bevor aber das Hemd offen war, schlenderten sie schon umschlungen nach hinten, um dort vielleicht weitere aufregende Sachen zu machen, aber da war das Lied plötzlich aus.

Unter lautem Jubel verbeugten sich die Wise Guys einzeln. Die gerufenen Namen waren dabei überhaupt nicht zu verstehen, sondern mussten von den Lippen abgelesen werden. Sie verließen die Bühne, und aus der ersten Reihe erhoben sich sofort zwei Zuschauer und begaben sich unter vereinzelten Buhrufen anderer Zuschauer zum Ausgang. Als sie gerade im Gang waren, kamen die Wise Guys lächelnd auf die Bühne zurück, erfassten die Situation und reagierten gespielt entsetzt. Sie winkten die beiden mit verzweifeltem Gesichtsausdruck zurück, baten und bettelten, und waren anscheinend völlig fertig. Es war superwitzig und nur für die beiden Zuschauer etwas peinlich. Natürlich konnten sie bei so einem Aufstand nicht mehr entspannt zurückkehren, sondern verließen möglichst zügig den Raum. Sari und Eddi machten Anstalten, die Bühne ebenfalls zu verlassen, überlegten es sich dann aber doch nochmal anders.

Jetzt ist Sommer war mal wieder in der langsamen, wunderbar entspannten Version zu hören, bei der es sowieso nur die halbe Lautstärke gab. Eddi achtete darauf, dass das Publikum ebenso leise mitsang und zeigte mit Gesten an, wenn es zu laut wurde und die Stimmen gedämpft werden sollten. Singen mit halber Kraft, aber trotzdem voller Spannung, bedeutete hohe Energie, die im Raum mitschwang. Es war richtig toll. Erst ganz zum Schluss wurde ein schnelleres Tempo angezählt und es ging nochmal richtig los.

Am Ende ganz großer Endjubel, ein begeistertes Publikum und zufrieden strahlende Wise Guys, denen der Abend tierisch viel Spaß gemacht hatte. Ich kannte die Wise Guys auch von anderen Gelegenheiten unverstärkt, war nicht zum ersten Mal bei einem Senftöpfchenkonzert, und trotzdem hatte mich der Abend sehr beeindruckt und ich war hin und weg vom Gesang ohne Verkabelung. Vielleicht lag es auch daran, dass es inzwischen fast nur noch Konzerte in relativ großen Konzertsälen gab, während ich vor ein paar Jahren immer mal den Drei- oder Vierhunderter-Saal hatte, in dem es kleiner und oft familiärer zuging. Aber steigende Zuschauerzahlen verlangten nach Großveranstaltungen, auch wenn die meiner Meinung nach oben hin für A-cappella-Konzerte begrenzt sind.


Ohrwurm
Was für eine Nacht
Root Beer Rag
Hallo Berlin
Monica
Alter Schwede
Weil ich ein Kölner bin
Powerfrau
Nur für dich

Sonnencremeküsse
Einer von den Wise Guys
Chocolate Chip Cookies
Zu spät
Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf
Wo der Pfeffer wächst
Sing mal wieder
King of the road
Deutscher Meister
Kinder
Rasier dich
Jetzt ist Sommer