Wise Guys - 05.02.2006 - Johanneskirche - Köln

Abendkonzert

Weil Clemens am letzten Januar-Wochenende krank geworden war, mussten die beiden traditionellen Johanneskirchenkonzerte auf das erste Februar-Wochenende verschoben werden. Für mich war das ganz praktisch, da ich in der Vorwoche einige abendliche Termine und dementsprechend besorgniserregenden Schlafentzug hatte und am neuen Termin deutlich ausgeschlafener in der Johanneskirche erscheinen konnte. “Na, du siehst aber auch ziemlich daneben aus”, begrüßte mich Sari und guckte mitleidig, als ich in der Kirche ankam, wo die Wise Guys gerade den Afterglow nach dem ersten Konzert hatten. Das sind Komplimente, die eine Frau brauchen kann, die sich nach einem langen Tag ziemlich müde fühlt, aus den Augenwinkeln heraus unauffällig nach einem freien Sofa Ausschau hält und dabei so viel Disziplin hat, dass ihr die Schlaffheit nicht anzumerken ist. Vermutlich war Sari da ganz besonders sensibel für völlig unsichtbare Schwingungen. Oder ich sah so müde aus wie ich mich fühlte. Egal. Ich freute mich auf das Konzert und war sicher, dass ich dann wach sein würde.

Nach dem Nachmittagskonzert gab es für die Wise Guys eine kurze Pause mit Pizza im Keller, dann ging das zweite Konzert los. Das Programm der beiden Konzerte war ähnlich, die meisten Zuschauer wechselten, aber einige Fans hatten auch Karten für beide Konzerte und wollten die volle Dröhnung. Da die meisten Kinder das Nachmittagskonzert besuchten, lag der der Altersdurchschnitt am Abend deutlich höher. Trotzdem saßen einige Kinder auf den Teppichen, die unmittelbar vor der ersten Sitzreihe ausgebreitet waren und von dort den direkten Blick in den Altarraum boten, der aber freigeräumt war und nun ‘Bühne’ hieß. Die Eltern signalisierten ihren Sprößlingen vom Rand aus in welcher Reihe sie saßen, falls ein Notfall eintreten sollte, aber den meisten Kindern war das sichtlich egal und sie signalisierten ungeduldig zurück: “Ja, ja, Mami, jetzt geh schon!”

Kurz vor Beginn des Konzertes ertönte über die Lautsprecher ein Einspieler der Wise Guys, der mit Text, Musik und Geräuschen auf abzustellende Handys und das Verbot von Musik- und Filmmitschnitten hinwies. Ich mochte den total gerne, denn er erinnerte an die Ansagen bei Show-Attraktionen in Freizeitparks und entlockte mir immer ein breites Grinsen. Außerdem bedeutete er, dass die Show gleich anfing, was eine gespannte Erwartungshaltung im Publikum auslöste. Doch zunächst kam Pfarrer Jost Mazuch nach vorne und bedankte sich bei den Zuschauern, die am letzten Sonntag schon da gewesen waren, als das Konzert ausfallen musste. Er bedankte sich auch bei denen, die am Ersatztermin nicht konnten, darum ihre Karten zurückgeben mussten und damit anderen Leuten die Möglichkeit zum Konzertbesuch gegeben hatten. Außerdem erinnerte er an das verschobene Johanneskirchenkonzert vor vier Jahren, das seinen Ersatztermin ausgerechnet am Endspieltag der Fußballweltmeisterschaft hatte, als Deutschland gegen Brasilien spielte.

Den Grund, warum der Ersatztermin diesmal so rasch hinter den ursprünglichen Termin gelegt wurde, konnte Herr Mazuch erklären: “Es ist wieder ein Jahr der Fußballweltmeisterschaft und wir hoffen, dass sie heute das Lied “Wir werden Weltmeister” singen können. Hier sind sie”, kündigte er geschickt überleitend an, “die Weltmeister im A-cappella-Gesang: Die Wise Guys!” Aber es kam nur Eddi an. Einsam stand er im Scheinwerferkegel, lächelte freundlich in den Applaus, wartete bis es ruhig wurde, und begann den Opener A zu singen. Eine Stimme, ganz allein in der großen Kirche, das hatte etwas Rührendes und weckte Aufmerksamkeit.

Sari kam hinzu und sie sangen die nächste Strophe zweistimmig bis zur Textstelle “blödes Gesicht”. Das stellten sie bildlich dar und ein Kind lachte so laut und herzhaft darüber, dass lautes Gelächter in der ganzen Kirche losbrach und auch Eddi und Sari kurzzeitig aus ihrem Vortrag kamen und breit grinsen mussten. Nach und nach kamen die anderen Wise Guys zum Opener dazu, bis die Gruppe vollzählig war, vollstimmig sang und es übergangslos gemeinsam in den temperamentvollen Opener B gehen konnte, der das Publikum schnell zum Mitklatschen brachte.

Nicht wirklich wichtig, aber doch auffällig war die neue Frisur von Ferenc. Von vorne und konzentriert betrachtet war es Ferenc, egal ob mit oder fast ohne Haare, aber - sensible Leser werden es zwischen den Zeilen spüren - ich persönlich war nicht ganz überzeugt von der neuen Haarlänge, zuckte auch beim zehnten Blick auf ihn noch leicht, wenn auch möglichst unauffällig, zusammen und vertraute ergeben auf die Zeit und das Wachstum. Andererseits war es natürlich völlig egal, ob MIR das gefiel, und ich konnte nur heimlich hoffen, dass er mit seinen kreativen Ideen nicht noch seine Kollegen anstecken und vor allem nicht das Haarschneidegerät an sie ausleihen würde. Aber ich muss betonen: Es sah nicht schlecht aus. Man konnte sich dran gewöhnen. Ich wollte nur nicht.

Dän begrüßte die Besucher in der Johanneskirche, entschuldigte sich für das verschobene Konzert und betonte, dass die Band bei einem Konzertausfall keinen Schuldigen nennen, sondern geschlossen zusammenrücken würde, woraufhin er und drei seiner Kollegen eng zusammen rückten und Clemens ganz alleine auf der anderen Seite der Bühne zurück blieb. Damit war die Situation geklärt und es konnte mit Du kannst nicht alles haben weitergehen, was als Motto für fast jede Lage universell einsetzbar war.

An der Nicht-Klatschstelle klatschte kaum einer mit und Dän lobte anschließend: “Sie haben es fast geschafft!” Dann blickte er sich um, betrachtete die Kinder auf dem Teppich und grinste freundlich: “Es ist unheimlich familiär hier. Einige haben schon die Schuhe ausgezogen.” Eddi ging zur Kanzel und schaltete das Saallicht ein, so dass Dän die Umfrage starten konnte. Bei diesem kleinen Kirchenkonzert bestand der überwiegende Teil der Zuschauer aus Leuten des Stadtviertels, die die Wise Guys zum Teil persönlich kannten oder zumindestens den Wise Guys Van immer mal wieder parkend am Straßemnrand sahen. Es meldeten sich darum auch nur sehr wenige Leute, die zum ersten Mal bei einem Konzert waren. Dän freute sich: “Das ist ja fast keiner mehr. Toll! Heute haben wir Sülz und Klettenberg endgültig erobert.” Er erzählte, dass die Wise Guys so etwas wie Silberhochzeit hätten, denn vor 25 Jahren waren sie in eine gemeinsame Schulklasse gekommen. “Und dann kam später der Ferenc dazu. Der Herr mit dem absonderlichen Haarschnitt”, was Ferenc lässig und souverän grinsend zur Kenntnis nahm, während das Publikum vergnügt auflachte.

Mit Denglisch ging es weiter, der Klang in der Kirche war sehr schön, und ich war nicht mehr müde, sondern guckte und hörte wach und mit Spaß zu.

Es gab viel Applaus, und ich merkte, dass viele der Besucher anscheinend nur einmal im Jahr so schön nah und bequem im Viertel zum Konzert gingen und darum fast wie “Neuhörer” waren, auf jeden Fall aber vergnügte “Seltenhörer”.

Eddi leitete über das “Kernthema Liebe” zum nächsten Lied über, das ein Oldie von 1997 war, der einigen Konzertbesuchern noch aus früheren Jahren bekannt war. Wie kann es sein wurde ganz ruhig gesungen, es gab kaum Bewegung auf der Bühne, blaues Licht machte alles noch ruhiger und unwirklicher, und auch das Publikum wurde zunehmend stiller und dann fast atemlos. Superschön!

Es dauerte nach dem Verklingen des letzten Akkordes ein paar Sekunden, ehe der Applaus losging, weil keiner die wunderbar stille Atmosphäre unterbrechen wollte.

Sari brachte danach mit Das war gut völlig andere Gefühle ins Spiel und ich überlegte, ob die Kinder in der ersten Reihe den textlichen Inhalt nachvollziehen konnten, oder ob sie es altersgerecht als Aufforderung zum Kitzeln oder Anschubsen auf der Schaukel interpretierten: “Au ja, das war gut, mach das noch mal!”

Die Romanze kam ebenfalls sehr gut an und wurde von leisem, vergnügten Gelächter begleitet. Das leise Gelächter war so nett und gluckserte so amüsiert vor sich hin, dass ich mich wirklich ganz familiär und nicht wie auf einem öffentlichen Konzert fühlte. Das war es, was mir an der Johanneskirche so gefiel: Ich erkannte die früheren Konzerte wieder, die klein waren und einfach eine andere, privatere Atmosphäre hatten. Konzerte, bei denen ich das Gefühl hatte, als Besucher eine neue, ganz wunderbare und ungewöhnliche Gruppe zu erleben, die eigentlich noch ein Geheimtipp war. Auch wenn die Wise Guys inzwischen sehr viel größer und bekannter geworden waren, die Präsentation inzwischen viel professioneller war und ich mir die frühere Zeit ganz sicher nicht komplett zurück wünschte, war in der Johanneskirche doch einiges von der privaten Atmosphäre zu spüren, die mich damals sofort begeistert hatte. Lag vielleicht auch daran, dass ich mein erstes Wise Guys Konzert in einer Kirche erlebt hatte und die Erinnerung daran immer noch sehr stark und vor allem sehr schön war.

Am Ende der ‘Romanze’ gab es erwartungsgemäß großes Gelächter und einen sehr starken Beifall. Sofort ging es mit Achtung! Ich will tanzen weiter, und Eddi schlackerte zu Beginn so wild und unkoordiniert mit Armen und Beinen, dass auch dem kleinsten Zuschauer sofort klar wurde, was “grobmotorisches Tanzen” bedeutete. Das Publikum klatschte in den Refrains laut mit, hatte Spaß und Ferenc lachte und schien ebenfalls Spaß zu haben, sogar als er am Ende beinahe rückwärts über den Bodenscheinwerfer stolperte. Ich war, wenn ich ihn plötzlich im Blick hatte, zwar immer noch erstaunt über sein etwas ungewohntes Aussehen, aber ich zuckte deutlich weniger und wusste inzwischen, dass es kein Aushilfsbassist von einer anderen Gruppe war, sondern wirklich Ferenc. Vielleicht würde ich mich doch noch dran gewöhnen.

Bei einer Gala zum 150. Todestag von Heinrich Heine hatten die Wise Guys eine Woche zuvor im Fernsehen einen Heine-Text gesungen, eine Kombination von ‘Clarisse’ und ‘Und bist du erst mein ehlich Weib’, den Eddi vertont hatte. Weil es zu schade war das frisch eingeübte Stück nicht mehr zu singen, schoben sie es beim Johanneskirchenkonzert ein, was vom Publikum freudig angenommen wurde. Danach ging es mit Buddy Biber weiter. Dän betonte: “Eine Idee vom Eddi. Eine Fernseh-Zeichentrickserie ohne Zeichentrick und ohne Fernsehen.” Die Wise Guys stellten singend und von Geräuschen und Grimassen unterstützt die Geschichte um den schlauen Biber vor, und die Kinder vor ihnen lachten und quietschten wie vor dem Fernseher bei einer echten Zeichentrickserie. Sehr witzig!

Danach gab es viel begeisterten Applaus, der allerdings schlagartig aufhörte, als die Wise Guys plötzlich mit Wo der Pfeffer wächst einsetzten. Das Klatschen hörte so überraschend schnell und abrupt auf, dass es klang, als wäre der Übergang zum nächsten Lied brutal abgeschnitten worden oder jemand wäre auf der CD gleich zum nächsten Lied gesprungen. Ich mag so seltsame Situationen, die völlig unecht wirken, aber ganz echt sind. Das Pfeffer-Lied kam auch sehr gut an und wurde laut und lange beklatscht.

Clemens wies kurz vor der Pause auf das Hilfsprojekt von Misereor hin, und Dän bewarb den Wise Guys Kalender 2006, der nun preisreduziert war, weil er nur noch elf Monate lang gültig war. “Wir sind bereit, das Januarbild eigenhändig rauszureißen!” versprach er.

Bei Nur für dich gab es wieder lautes Kinderlachen zu hören, das schon alleine durch Clemens Anblick ausgelöst wurde und als fröhliches “Hahahahaha!” durch den Raum klang. Wie schön!

Nach dem furiosen Abschluss verschwanden die Wise Guys unter viel Applaus in die Pause und viele der Besucher in den Keller, wo es Getränke, Schnittchen und Brezeln gab.

Es gab traditionell ein Doppelkonzert in der Johanneskirche, was für die Wise Guys anstrengend war, aber natürlich durch die extrem vielen Pausen ausgeglichen wurde. Immerhin befanden sie sich inzwischen in ihrer dritten Pause, ein Zustand, den sich andere Arbeitnehmer nur wünschen konnten. Singen - Pause - Singen - Pause - Singen - Pause ... ein recht angenehmer Job, aber da sie eine stehende Tätigkeit verrichten mussten, war es wohl angebracht, so häufig zu pausieren. Ich wurde während der Pause übrigens wieder müder, was sich bei mir vorwiegend in dummen Gedankenspielen zeigt, die auf keinen Fall ernst genommen werden sollten.

Im Keller klopfte der Pfarrer hell bimmelnd an ein Glas, was alle Besucher verstummen ließ und ihn in die Lage versetzte, vom Ende der Pause zu reden und alle nach oben in die Kirche zu schicken. Sofort setzte sich der Pulk in Bewegung und trottete zu den Plätzen zurück. Die Wise Guys kamen einige Minuten später auf die Bühne zurück und waren trotzdem zu früh, denn in ihr sofort gestartetes Mad world tappten und klapperten die letzten verspäteten Rückkehrer, rempelten an Stühle, flüsterten hörbar und machten viel Unruhe. Warum blieben die denn nicht einfach hinten stehen bis zum nächsten Applaus? Wie schade, dass sie damit das ruhige, melancholische Lied so störten! Erst gegen Ende war es so leise im Raum, dass ich die gesungenen Töne auf mich wirken lassen konnte, aber da war es schon fast vorbei. Beim folgenden Ohrwurm hätte es mich nicht gestört, wenn Leute laut schlurfend durch den Saal gegangen wären, da wäre ich über Ablenkung sogar durchaus dankbar gewesen. Lag aber nur daran, weil ich den ‘Ohrwurm’ musikalisch nicht für das abwechslungsreichste Stück hielt und ihn inzwischen schon zu oft durch meine Gehörgänge kriechen lassen musste, um ihn wirklich noch zu lieben. Den neuen ‘Nicht-Ohrwurm’ fand ich hingegen sehr klasse und genoß jeden Ton.

“Herzlich willkommen zum vierten Viertel”, begrüßte Dän nach dem Applaus die Zuschauer, und wies damit dezent auf ihren langen Konzerttag hin, ohne jedoch die vielen Pausen und die Pizza zu erwähnen. Typisch. Auch die nächste Anmoderation sollte Mitleid hervorrufen, und er jammerte von “einsamen Hotelwasserbetten” und der Fernbedienung als einzigem Freund, oder so ähnlich. Das Mitleid des Publikums kam mir aber eher gespielt als wirklich echt vor, vereinzelt waren sogar Quietscher zu hören, die von vergnügtem Lachen verursacht wurden. 9 Live ging dann fetzig ab und wurde von heftigem Mitklatschen im Refrain begleitet. Wobei ich sagen muss, dass das Konzert sehr gut ankam, das Gejubel aber, trotz guter Laune ringsherum, überschaubar blieb. Etwas zurückhaltend und nicht donnernd und funkensprühend. Es war eben komisch, wenn man als Zuschauer den Nachbarn zujubeln sollte, die man sonst morgens beim Bäcker traf. Ich persönlich hatte da kein Problem mit, aber nicht alle in der Gemeinde konnten sich so gehen lassen.

Eddi moderierte Aber sonst gesund an und spielte dabei auf die ausgefallenen Konzerte des letzten Sonntags an: “Ich bin letzte Woche gefragt worden, was ist denn, wenn der Clemens jetzt NIE mehr singen könnte?” Clemens, der gerade quer über die Bühne lief, blieb stehen und schaute ihn mit großen Augen an. “Echt?” formulierten seine Lippen, und Eddi nickte ernsthaft.

Danach ging es sofort mit Einer von den Wise Guys weiter, gefolgt von Weltmeister.

Die nächste Anmoderation machte Clemens. Er dachte an seine Bundeswehrzeit zurück, erzählte über seinen Vorgesetzten, zu dem er eine tiefgehende, emotionale Bindung aufgebaut hatte und dem er nun das nächste Lied widmete. Es fing superschön romantisch an und wurde dann heftiger. Ich mochte Das Allerletzte sehr und fand es viel besser, wenn die Ansage nicht auf den späteren Text hinwies, sondern zunächst in die falsche Richtung führte. Nicht vorher vorsichtig weichspülen. Wenn schon heftig, dann richtig. Das Publikum konnte jedenfalls gut folgen, dachte vielleicht an eigene enge emotionale Bindungen an Bundeswehrvorgesetzte und hatte Spaß.

Eddi überlegte sich beim Mitsingteil in Sing mal wieder spontan nur schwer nachsingbare Melodiefolgen und musste schließlich selber lachen, weil es so irrsinnig war. Ich versuchte ungefähr seiner vorgesungene Route zu folgen und bezweifelte dabei stark, ob er die Melodien und Geräusche selber hätte wiederholen können. Aber ich fühlte mich herausgefordert und war eifrig dabei.

Die anderen Mitsinger hatten auch Spaß, mühten sich fleißig ab und applaudierten am Schluss begeistert über ihre eigene Leistung.

Dann war King of the road dran, und Dän kündigte Ferenc an: “Der Mann, der optisch immer mehr zu unserem Leibwächter mutiert!” Ferenc lächelte ihn wieder souverän an, übernahm seinen Solopart und zeigte danach seinen Kollegen, dass die Applausmenge nicht prozentual von der Haarlänge abhängt.

Das Publikum jubelte und applaudierte lange und laut, und als es endlich ruhig wurde, kommentierte Dän: “Schön, dass Sie ihm die Treue halten, trotz dieser....”, er machte eine kurze Pause, drehte sich zu Ferenc um und ergänzte dann mitleidig: “... Schicksalsschläge.” Aber damit nicht genug. Etwas später wies er auf den Afterglow nach dem Konzert hin, bei dem es Zeit für Autogramme, Fragen und Witze geben würde. “Es gibt ja so tolle Sprüche wie: Was macht dein Friseur eigentlich beruflich?”, woraufhin die Zuschauer laut loslachten und Ferenc schon wieder souverän lächeln musste.

Nachdem Dän auffallend oft während des Konzertes Werbung für die neue CD gemacht hatte, denn je mehr blöde Mails er mit der Bitte um weniger Werbung bekam, desto öfter warb er für die CD, möchte ich das hier auch mal unauffällig anbringen: Die neue CD erscheint am 5. Mai 2006 und hat schon einen Namen, den der Dän aber nicht verrät. Kleiner Tipp: Je öfter er mit nervigen Anfragen zum Namen gequält wird, desto weniger wird er ihn wohl sagen. Auf jeden Fall versprach er, dass viele tolle Songs drauf sein werden und weckte das Zuschauerinteresse spätestens mit dem Satz: “... wie zum Beispiel der, den wir jetzt zum Abschluss singen.”

Gespannte Erwartung beim Publikum, als Sari mit wunderbar souligen, schmerzlichen Breaks die Leadstimme von Sie bricht mir das Herz sang. Ein Lied, das mir fast das Herz brach, weil diese wunderbare Melodie im Refrain keine Ballade geworden ist. So was als Liebeslied wäre genau das, was ich gerne hören würde, während mir melancholische Tränen die Wangen runterlaufen dürften. Na gut, jetzt grinste ich zwischendrin eben breit und fand die feinen, aber stimmungsmäßig entscheidenden Textveränderungen genial, so dass ich mich zumindestens damit trösten konnte. Aber so eine schöne Melodie für ein lustiges Lied! Warum manche Männer einfach kein Gespür dafür haben, was Frauen umhauen könnte?

Die Wise Guys verbeugten sich danach und gingen unter viel Applaus ab. An der Seite des Kirchenschiffes sammelten sich die Blumenmädels, die in diesem Fall originellerweise halbwüchsige Jungs waren und die nach vorne liefen, als die Wise Guys für die Zugabe zurück kamen. Mit langstieligen Rosen in den Händen traten sie auf die Wise Guys zu, bekamen aber nicht die sonst üblichen Küsschen auf die Wangen. Schade, hätte ich originell gefunden. Was haben junge Mädchen, was halbwüchsige Jungs nicht haben? Nein, bitte keine Antworten einsenden!

Mit Jede Stimme zählt verabschiedeten sich die Wise Guys offiziell, und einer nach dem anderen verschwand nach dem Singen seiner Strophe von der Bühne.

Als Eddi alleine zurück blieb, zeigte sich, dass das Konzept und der Bogen der Show perfekt funktionierten, denn die Dame neben mir begriff sofort und teilte hochbefriedigt und mehr als halblaut ihrer Nachbarin mit: “Jetzt steht der wie am Anfang allein auf der Bühne!” Ja, gut erkannt! Als Eddi dann auch noch das Wort “Jodeln” erwähnte, gab es kräftige Lacher, denn auch davon hatte er im Verlauf des Programmes schon gesprochen. Vergnügt verfolgten die Zuschauer, wie er freudig losjodelte und applaudierten dann tosend, als er abtransportiert wurde. Weil er endlich weg war oder weil er vorher gejodelt hatte? - das blieb die spannende, aber unbeantwortete Frage.

Und noch ein ganz neues Lied wurde danach in der Johanneskirche gesungen: Schunkeln, mit Clemens als Leadsänger. Im Dreivierteltakt, der sich als sehr mitreißend herausstellte, wurde von der rheinischen Eigenart erzählt, während das Publikum untergehakt von rechts nach links schwankte und Clemens sichtlich viel Spaß am Vortrag hatte. Ein sehr witziges Lied und sicher demnächst ein beliebter Programmpunkt im Wise Guys Konzert!

Noch während die Wise Guys abgingen, begann das Publikum laut und rhythmisch zu klatschen, dabei mit den Füßen zu trampeln und zu pfeifen. Jetzt war vergessen, dass die Stars morgen schon wieder hinter einem an der Supermarktkasse stehen konnten oder den letzten Parkplatz in der Straße wegschnappen konnten. Jetzt zählte nur noch, dass sie eine tolle Show boten und so ganz anders sangen und tanzten, als man es üblicherweise im Viertel tat.

Wunschgemäß kamen die Wise Guys zurück und sangen Ruf doch mal an, wobei die rechte Seite der Zuschauer fast komplett aufstand und eher temperamentvoll mitmachte, während die linke Seite fast komplett sitzen blieb und dementsprechend zurückhaltender in der Bewegung blieb. Erst beim folgenden Jetzt ist Sommer hielt es auch die linke Seite nicht mehr, alle Zurückhaltung war gebrochen und die Stimmung in der Kirche schwappte sommerlich über.

Eine letzte, gemeinsame Verbeugung vor laut klatschendem und begeistertem Publikum, dann gingen die Wise Guys ab und kamen kurz danach zum zweiten Afterglow des Tages in den Vorraum und von dort nach der ersten Autogrammrunde in den Keller, wo es weitere Autogrammwünsche, Getränke, Brezeln und Schnittchen gab.

Außerdem wartete Küster Zimmermann, der kurz vor der Pensionierung stand und sein inzwischen ebenfalls traditionelles Spezialgetränk mitgebracht hatte, das nach dem offiziellen Afterglow noch in der kleinen Küche probiert werden musste. Dazu gab es Kölsch, Brezeln, die übrig gebliebenen Schnittchen und die Frage, wie es im nächsten Jahr sein wird, wenn Herr Zimmermann pensioniert und die Küche umgebaut ist. Aber egal wie es dann mit dem privaten Afterglow für die Wise Guys laufen wird, die Tradition der doppelten Johanneskirchenkonzerte wird es weiterhin geben. Wie schön!

Opener A
Opener B
Du kannst nicht alles haben
Denglisch
Wie kann es sein
Das war gut
Romanze
Achtung! Ich will tanzen
Heine-Text
Buddy Biber
Wo der Pfeffer wächst
Nur für dich
Mad world
Ohrwurm
9 Live
Aber sonst gesund
Einer von den Wise Guys
Weltmeister
Das Allerletzte
Sing mal wieder
King of the road
Sie bricht mir das Herz
Jede Stimme zählt
Schunkeln
Ruf doch mal an
Jetzt ist Sommer