Tom van Hasselt - 21.10.2002 - Ich singe was, was du nicht singst - Köln

Atelier-Theater, Köln

Das Atelier-Theater hatte einen neuen Innenanstrich in warmen Rottönen erhalten und auch die schmale Treppe nach unten war mit Holz belegt und viel schöner als vorher. Das war aber nicht der Grund, warum sich so viele Leute in dem kleinen Theaterraum befanden. Sie waren gekommen, um das neue Soloprogramm von Tom van Hasselt zu sehen, das Köln-Premiere hatte.

Auf der Bühne standen nur ein Klavier und eine große Holzkiste, und als Tom van Hasselt dazu kam, war die Bühnenausstattung komplett. Er setzte sich gleich ans Klavier, spielte und sang als Opener “Alles ist offen”, und ich war wirklich sehr gespannt und offen für das, was kommen sollte.

Tom wirkte sehr locker und gut gelaunt, als er danach mit seiner Moderation begann. “Das Programm ist offen, die Zuschauer sind offen, sogar das Klavier kann man öffnen, nur die Kiste auf der Bühne ist geschlossen.” Er bekannte, dass er ein Problem mit ‘Kisten’ habe und zählte auf, was für welche es gab. Brutkisten, Fernsehkisten, Autokisten, Sargkisten und sogar die Kisten im Kopf. Und Kisten auf dem Speicher, in denen man etwas finden konnte und dass man sogar IN einer Kiste sitzen und herausschauen konnte.

Zwischen den Moderationen, die teilweise eigenständige Geschichten waren, gab es immer wieder die für Tom van Hasselt typischen, textstarken Lieder. Mal nachdenklich, mal witzig, oft aber beides gleichzeitig. Ich staunte mal wieder über seine spitzfindigen Gedanken, die unglaublichen Wortverdrehungen und die geistreichen Zusammenstellungen. Wirklich klasse!

Wahrscheinlich habe ich - wie üblich - die Hälfte der klugen Gedanken nicht mitbekommen, weil es sehr schnell ging. Jeder Satz hätte eine kurze Pause zum Sickern gebraucht, aber es ging immer weiter. “Kauf-Zwänge, Sonnenauf-Gänge und Wanderungsverschnauf-Länge” wurden kombiniert und auch ungeheuerliche Sätze wie: “Wenn Schotten im Schatten chatten” gesungen.

Er jonglierte mit den Begriffen “Lieder” und “Lider” und behauptete, dass viele Herzen gebrochen werden mussten, um eine passende Hälfte zu finden. Ich konnte nur staunen und genießen. Während Tom van Hasselt den vielen Text sang, spielte er auch noch sehr gut und sehr schnell Klavier und guckte zu meiner Verwunderung dabei meistens ins Publikum und nicht auf die Tasten. Sehr souverän. 

Das Publikum war gut drauf, lachte an den witzigen Stellen und war sehr aufmerksam. Wenn es sich anbot, sang es sogar mit und war ein richtig guter Chor. “Oooooooch, wie ist das schööööön, im Miiiiiiiittelpunkt zu steh’n” hätten alle gerne nochmal gesungen, wenn Tom nicht unterbrochen hätte, um in seinem Programm weiter zu machen. Es gab drei, vier Lieder, die ich schon kannte und bei denen ich mich trotzdem sehr freute, sie zu hören. Bei dem Tempo, mit dem Tom van Hasselt neue Solo-Programme auf die Bühne bringt, wäre es eigentlich schade, wenn so viele gute Sachen immer gleich wieder weg wären.

Am Schluss des Programmes öffnete Tom sogar noch die große Holzkiste und das gab eine Überraschung. Die kann ich natürlich nicht verraten, das wäre ja blöde. 

Fazit: Ein sehr schöner Abend mit typischen Tom-van-Hasselt-Hinhörliedern, die wieder mal sehr lohnenswert waren. Kurzweilig, geistreich, vertraut und doch immer wieder neu. Klasse! Infos und Termine gibt es - und das war auch das sehr belachte, gesungene Schlusslied des Abends - bei: “Weh, weh, weh - Punkt - Tom-van-Hasselt - de - eh".