The Analouges – The very best – 12.10.2023 – Düsseldorf
Mitsubishi-Electric-Halle
Die niederländische Gruppe „The Analouges“ spielt Stücke der Beatles in ihren Studioversion, aber live auf der Bühne. Nach vielen Tourjahren, in denen sie jeweils ein einzelnes Studioalbum im Mittelpunkt hatten, gibt es in diesem Jahr zum Abschluss: „The very best of the studio years“.
Schon beim Warten vor dem Eingang sahen wir es, in der Halle bestätigt es sich: Das Konzert der Analouges ist eine Seniorenveranstaltung. Graue und weiße Haare dominieren. Viele Besucher kommen in ruhigem, manche in gedrosseltem Schritt an, manchmal wird leicht gehumpelt oder sogar eine Gehhilfe genutzt. Rücken, Hüfte, Knie. Die meisten Besucher sind zwischen 60 und 70 Jahre, manche noch älter. Na klar, die damaligen Original-Beatlesfans sind genau in diesem Alter. Eine ältere Dame mit Brille und gefärbtem Kurzhaarschnitt läuft leicht gebeugt den Gang entlang. Sie trägt ein T-Shirt, auf dem in großen Glitzerbuchstaben „The Beatles“ steht. Ich finde es klasse. Vermutlich hat sie irgendwann mal kreischend im Konzert gestanden. „Fehlt nur noch, dass jemand mit Rollator kommt“, meint der Gatte amüsiert, während ich in der Tasche nach meiner Brille suche, ohne die ich inzwischen nicht mehr lesen kann. Kaum schaue ich hoch, kommt ein älterer Herr mit Rollator an. Wenn ich nicht wüsste, dass es um die Beatles geht, würde ich es für eine Info-Veranstaltung zum Thema „Kuren und Reha-Maßnahmen“ halten.
Ich gucke mich um und finde es witzig. Nicht lächerlich, nein, das sind zum größten Teil begeisterte Beatlesfans, die mit großem Interesse zu diesem Konzert kommen und denen die Musik schon viele Jahre etwas bedeutet. Außerdem sitzen wir ebenfalls mittendrin, was sollte ich da lachen. „Wenn gleich die Musik beginnt, springen die alle auf und kreischen los!“, sage ich zum Gatten. Er antwortet emotionslos: „Ich glaube nicht.“ Er behält Recht. Es geht los und alle bleiben sitzen wie im Kurkonzert. Nur dass dann doch viele Köpfe im Takt mitwippen und sehr viele Lippen die Texte leise, aber von vorne bis hinten synchron mitsingen können.
Der Klang, der von der Bühne kommt, ist klasse. Day Tripper, Fool on the Hill, Magical Mystery Tour, Penny Lane, All you need is Love … immer mit den passenden Instrumenten, die von Cello, Geigen und Bläsern bis zu Harfe, Spinett, Harmonium und Blockflöten reichen. Bei Yellow Submarine gibt es sogar eine kleine Marchingband mit großem Sousafon. Manchmal sind sehr viele Musiker gleichzeitig auf der Bühne, damit es den perfekten akustischen Klang geben kann. Der Gatte ist großer Beatlesfan und weiß genau, wie sich die Studiaufnahmen anhören. Er ist völlig fasziniert.
Wir hören bis aufs i-Tüpfelchen genau die Versionen, die wir von den Schallplatten kennen und die sich ins Hirn gebrannt haben, nur dass sie gerade komplett live gespielt werden, während sie im Studio in vielen getrennten Aufnahmen und Ergänzungen eingespielt wurde. Selbst die Beatles haben das live nie so gehört. Was für ein Aufwand! Und was für ein großartiges Ergebnis! Die Stimmen sind natürlich nicht die vertrauten Beatles-Leadstimmen, aber die Musiker sind alle großartig und die Atmosphäre stimmt. „Das ist supernah am Perfekten dran!“, freut sich der Gatte sehr, und auch die anderen Zuschauer klatschen und jubeln begeistert.
Ich denke: „Wenn jetzt Paul oder Ringo überraschend auf die Bühne kämen, würden die vielen Sechzig-, Siebzig- und auch Achtzigjährigen im Saal den beiden Achtzigjährigen auf der Bühne begeistert zujubeln.“ Gab es nicht mal Aussagen, dass Rock ’n Roll über 50 nicht mehr möglich ist? Völliger Quatsch.
Der Abend hat keinen Livekonzertcharakter, er ist nicht zum lauten Mitsingen und Abfeiern gemacht. Das Zuhören ist das Wichtige. Das Genießen und das Freuen über die kleine Snare, das trötige Zwischengeräusch, die kleine Blockflöte und den perfekt schrägen Klang des Harmoniums. Es wird nichts „so ähnlich“ gemacht, sondern mit großer Sorgfalt alles „genau so“, um den Originalsound zu erreichen. Augen zu und sich ins Aufnahmestudio denken – das klappt.
Am Ende gibt es Standing Ovation und sehr viele begeistert strahlende Gesichter. Ein tolles Konzert ohne einen einzigen Beatle, aber mit dem festen Gefühl, als Gast mit ihnen im Aufnahmestudio gewesen zu sein.