Aula Marienschule, Euskirchen

Die Gruppe Maybebop hat einen Konzerttermin an einer Schule in Euskirchen, einem größeren Nachbarort von mir. In der Ankündigung lese ich, dass Oliver Gies, einer der Maybebops, tagsüber einen Workshop mit dem Schulchor machen wird. Ich vermute, dass dann am Abend zuerst der Chor singen wird, was gut oder gar nicht mal so gut ausfallen kann. Aber: Ein Maybebopkonzert so nah – dafür nehme ich jedes Schulchorvorprogramm geduldig mit.

Als ich an der großen Schule ankomme, gibt es sehr viele Besucher und dazwischen einige aufgeregte Schülerinnen und Schüler, die durch das Foyer und die Gänge laufen und sich einen Platz in der großen Aula suchen. Es herrscht gute Laune und es ist eine schöne Atmosphäre zu spüren. Gefühlt sind alle Schüler, Lehrer und Eltern dabei. Die Stimmung ist prickelnd, die Vorfreude auf Maybebop – oder auch den eigenen Auftritt – ist groß.

Wie von mir vermutet, startet der Konzertabend mit verschiedenen Chordarbietungen. Zuerst kommt eine kleine A-cappella-Formation, die vermutlich aus Oberstufenschülerinnen und -schülern besteht und „Ode an die Heimat“ von Maybebop singt. Sehr gekonnt und klasse – ich bin erstaunt. Danach betritt der Chor die Bühne. In einer Schlange. In einer langen Schlange. Die Zuschauer beginnen bei den ersten Ankommenden zu klatschen und dürfen natürlich nicht mehr aufhören, bis die letzten da sind, auch wenn die Arme lahm werden. Hätte man gewusst, wie viele da kommen und wie lange das dauert, hätte man den Applaus lieber nicht gestartet. Der große Chor ist ein Projektchor aus Schüler*innen, Lehrer*innen und, Ehemaligen und Interessierten. Die Chorleiterin Barbara Luke strahlt Fröhlichkeit, Temperament und Engagement aus und ich finde sie sofort sympathisch.

Der Chor beginnt zu singen und – ist toll. Wirklich klasse! Das kann er nicht erst beim vormittäglichen Workshop mit Olli so gelernt haben. Mehrstimmig wird „Ebony and Ivory“ und „I will survive“ gesungen, alles hört sich sehr harmonisch an und ich könnte mit Vergnügen noch mehr anhören. Was für eine Schule! Mit so einem guten Gesang und außerdem drei Bigbands, wie ich erfahre. Wenn ich nochmal zur Schule gehen müsste, dann zur Marienschule nach Euskirchen.

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Trotz des guten Vorprogramms freue ich mich natürlich sehr, als Maybebop beginnt. Das Programm „Best of – 20 Jahre Maybebop“ hat auf den rückwärtigen Leinwänden ein eigenes Vorprogramm. Im Zeitraffer sieht man die jungen Maybebops altern bis zur Seniorenreife. Das ist erschreckend echt und löst trotzdem einige Lacher aus. Warum das „off“ zwei F hat, erschließt sich mir nicht. Es ist vermutlich kein Schreibfehler, sondern eine Wissenslücke bei mir. Es hat bestimmt etwas zu bedeuten, ich weiß aber nicht was.

Dann geht es los und es ist wieder großartig. Singend geht es durch viele musikalische Genres und inhaltlich springt es von Sozialkritischem zu Kinderlied, zu Jazzigem und zum eindrucksvollen „Erlkönig“. Richtig gut gemachte A-cappella ist beeindruckend.

Die Zuschauer klatschen schon von Beginn an gut nach jedem Lied, werden aber immer begeisterter. Dem Zuschauer neben mir, der zum ersten Mal bei einem Maybebopkonzert ist, kommen zwischendurch die Tränen, weil er so emotional aufgewühlt und berührt von dem Gesang ist. Vor Freude und Bewegtheit weinen, weil der Gesang so schön ist – wie toll ist das denn.

Die Maybebops sind zum ersten Mal in Euskirchen, weil – wie sie ein bisschen im Scherz sagen -, der Bereich um Köln früher von den „Wise Guys“ und „Basta“ abgedeckt war. Das stimmt aber tatsächlich. In den ersten Jahren der Wise Guys war das A-cappella Publikum im Raum Köln gut bedient. Das hat sich inzwischen geändert. Olli sagt: „Jetzt gibt es Wise Guys und Basta nicht mehr, jetzt können WIR kommen.“ Als wären sie nun der nachrückende Ersatz und ihnen wäre nicht bewusst, was für eine Qualität ihre Konzerte haben.

Der Jubel am Ende des Konzertes ist gewaltig, die Aula dröhnt. Tiefenerfreut, voll mit guter Musik und in bester Laune fahre ich nach dem Konzert nach Hause. Was für ein wunderschöner Abend!