Ina Müller – Auf ein Bier mit Ina Müller – 10.10.2012 – Köln
Cinedom, Kölmn
Da mach ich bei einem Gewinnspiel mit, was bei mir nur alle Jubeljahre mal passiert, rechne überhaupt nicht mit einem Gewinn, vergesse sogar meine Teilnahme und gewinne plötzlich zwei Karten für “Auf ein Bier mit Ina Müller”, eine Promo-Veranstaltung für die neue CD und DVD. Nun können Promo-Veranstaltungen auch langweilig sein, aber da Ina Müller live dabei sein sollte, und das Publikum ihr wie bei “Inas Nacht” Fragen stellen konnte, versprach das einen unterhaltsamen Nachmittag.
Die Gästeliste im Kölner Cinedom-Kino war lang, und die dort namentlich eingetragenen Gewinner guckten erwartungsfroh und freuten sich, da es die Karten nicht im freien Verkauf gab. Etwa 200 Zuschauer passten in den Kinosaal und der wurde richtig voll. Singend kam Ina Müller rein, musikalisch begleitet von einem Gitarristen.
Ihr Einsteigerlied hieß “Mit Mitte Zwanzig sind die Jungs nicht so ranzig”, was den Herrn neben mir zu empörtem Grunzen brachte. “Wenn sie sich da mal nicht täuscht, da kann ich aber Gegenbeispiele präsentieren”, flüsterte er leicht pikiert. Vermutlich gekränkter Stolz, allerdings musste man sich auf der Straße wirklich nicht lange umsehen, um Zwanzigjährige zu sehen, die man morgens nicht neben sich im Bett haben wollte, das musste ich bestätigen. Aber solche Typen würde sich Ina Müller natürlich gar nicht erst aussuchen.
“Ich dachte, zu Inas Nacht in den Schellfischposten kommt man nicht rein, dann lad ich euch hier ein”, begrüßte Ina Müller das Publikum und erklärte, dass sie ihre neue CD und DVD vorstellen würde. Die DVD gäbe es gleichzeitig auch auf Bluerayzeugs, allerdings gäbe es überhaupt keine Leute, die ein passendes Gerät hätten, um das dann zu gucken. “Oder hat einer von euch so was?”, fragte sie in die Runde und höflicherweise meldete sich niemand. Außerdem würde es Ausschnitte aus den neuen Ina-Nacht-Staffeln geben und die neue Konzert-DVD würde vorgeführt. Sie betrachtete ihr riesiges Portraitbild auf der Kinoleinwand und stellte fest: “Für eine Frau mit Ende 40 zu hoch aufgelöst. Da sieht man ja alles!”
Schnell wurden Bierdeckel verteilt – die Originale aus dem Schellfischposten – und während Ina dem mit Bierflaschen versorgen Publikum zuprostete und dabei verriet, dass sie Kölsch nicht mag, schrieben die Zuschauer ihre Fragen auf die Deckel. “Hach”, sagt sie genüßlich nach dem ersten Schluck Bier, “so ein Bierchen am Nachmittag zieht schon ganz anders rein …… als Morgens.” Ihre Leberwerte seien aber ganz in Ordnung. Wenn sie überlege, was sie trinke, wie viel müssten dann die trinken, deren Leberwerte NICHT in Ordnung sind. Die Zuschauer hatten Spaß und freuten sich über die lockere, offene und witzige Art von Ina Müller.
“Tausche ….? gegen Karten für den Schellfischposten” stand auf einem der Bierdeckel. “Wer ist das und was bietest du?” fragte Ina sofort interessiert. Ein Mann, altersmäßig deutlich oberhalb Mitte 20, meldete sich und zuckte mit den Schultern. Über ein Angebot hätte er nicht nachgedacht. Pech, denn mit einem guten Spruch hätte er Ina jetzt vielleicht noch locken können, so aber war’s das sofort und der Bierdeckel wurde entsorgt.
Für die weiteren Fragen hatte sich Ina einen Fragesteller mitgebracht, der ihr Regisseur oder so was in der Art bei Inas Nacht war. Eigentlich war er überflüssig, denn er musste nur brav die Sätze ablesen, mal bestätigend nicken oder den Kopf schütteln. Die Show machte Ina, und das konnte sie problemlos alleine.
Sie beantwortete, dass sie ungerne einen sehr armen Mann als Partner hätte, auch ein Hausmann ohne Job würde sie nicht reizen, und dass sie nicht heiraten wolle, weil es sich für Selbständige aus steuerlichen Gründen nicht lohnen würde. “Und die anderen Gründe haben uns nicht überzeugt.” “Ist Ina Müller dein Künstlername?” Amüsiertes Losprusten, dann ein grinsendes: “Nein, mein echter Name ist Ina Meier.” Nach den vielen Fotos bei den letzten Promo-Veranstaltungen stöhnte sie: “Jetzt weiß ich, wie Knut sich gefühlt hat.” Kurze Pause, dann ergänzte sie: “Und der ist jetzt tot!”
Im Saal saßen mehr Frauen als Männer, und es ist kein Wunder, dass nicht nur die Männer sie – verständlicherweise – toll finden. Sie ist eine Frau, die weiß, dass sie auf Männer wirkt, unterstützt das auch in Kleidung, Gestik und Aufmachung, wirkt aber trotzdem emanzipiert und eigenständig. Die wirft lieber einen Mann raus, als sich abhängig zu machen. Sie sieht klasse aus, ist gleichzeitig charmant und frech, kommt offen und humorvoll rüber, ist immer sofort der Mittelpunkt – also all das, was sich die meisten Frauen nur wünschen können. Außerdem steckt sie anscheinend sogar ganz gut weg, dass sie älter wird. Sie verriet: “Wenn ich jetzt mit den jungen Jungs hinter der Bühne ein bisschen flirten will, gucken die mich entsetzt an und denken: Was will die alte Frau von mir???” und unterstützte das mit passendem, entsetzen Gesicht.
Die Ausschnitte aus den neuen Inas-Nacht-Staffeln waren sehr witzig und immer, wenn der Shanty-Chor vor dem Schellfischposten sein “Witzig, witzig …” anstimmte, sang die echte Ina im Kinosaal laut mit. Alles war erfrischend locker und natürlich, die Promoveranstaltung erwies sich als fast privater, sehr vergnüglicher Nachmittag.
Es gab noch ein Lied, dann war Pause, in der sich die, die es wollten, mit Ina fotografieren lassen konnten. Leider gab es noch keine CDs, DVDs und Blueraydings, die man erwerben und unterschreiben lassen konnte, darum musste ich mich wenigstens nicht in der ewig langen Schlange vor der Fotowand anstellen. Die war nicht mal zur Hälfte abgearbeitet, als drinnen nach einer halben Stunde schon die Vorführung der kompletten Konzert-DVD los ging. Den Schluss der DVD sah Ina mit an, dann stand sie plötzlich im Mantel da und sang das letzte Lied live mit. Sie verabschiedete sich vom Publikum und war dann durch die Seitentür weg, ehe noch eine weitere Stunde für Fotos, Gespräche und Autogramme drangehängt werden musste.
Es war ein toller Nachmittag mit netter, charmanter, lustiger Ina Müller. Vielleicht sollte ich doch öfter mal Preisausschreiben mitmachen.