Berichte

Cover me 2007 – 30.11.2007 – Köln

Dirk Bach, Thomas Anders, Reinhold Beckmann, Crystin, Bernd von Fehrn, Joy Fleming, Flowalicious, Annette Frier, Stefan Gwildis, Marion Maerz, Monrose, Ralph Morgenstern, Klaus Nierhoff, Edda Schnittgard, Gayle Tufts, Barbara Schöneberger, Juliette Schoppmann, Manon Straché, Georg Uecker, Isabel Varell, Claus Vincon, Lilo Wanders, Brigitta Weizenegger, Pe Werner, Moritz Zielke, Die Domstädter, Die Begleitagentur.

Palladium, Köln

‘Cover me’, die wunderbare Benefiz-Show für die AIDS-Hilfe, bei der viele Künstler auftraten und live sangen, wurde zum sechsten Mal veranstaltet. Sie war schon wieder größer geworden und vom Kölner E-Werk in das auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegende Palladium umgezogen, in dem es sowohl mehr Garderoben, als auch mehr Zuschauerplätze gab. Beides war nötig.

Ich freute mich sehr auf die Veranstaltung, auch wenn ich es ein wenig bedauerte, dass immer mehr Künstler dabei waren, die richtig gut singen konnten. Der ursprüngliche Gedanke, dass es möglichst schräg werden sollte, war nur noch selten zu erleben. Aber immerhin bekamen die Zuschauer immer wieder ungewöhnliche Zusammenstellungen und ganz neue Interpretationen zu hören, was oft großen Spaß machte und immer sehr kurzweilig war.

Das Palladium war proppenvoll, die Extra-Buffet-Zahler hatten vorher extra gezahlt und durften extra vom Buffet speisen und jetzt war der Saal voll und die Stimmung aufgedreht und erwartungsvoll. Ein kurzer Einspielfilm mit Ausschnitten des letzten Cover-me eröffnete den Abend und die Stimme von Dirk Bach begrüßte danach zu “Cover me 2007!” Es ging los, und ich konnte nicht behaupten, dass es mir nicht schräg genug war. Die Blaskappelle “Die Domstädter” spielte das rhythmisch schwierige und mit vielen Synkopen versetzte “Wind it up” von Gwen Stefani, zu dem Edda Schnittgard, Isabel Varell, Juliette Schoppmann und Dirk Bach sangen. Wobei Dirk Bach weniger sang und dafür mehr hip-hopte.

Es war wunderbar, dass die Domstädter zwar rhythmisch richtig spielten und alles durch die Basstrommel – oder “decke Trumm” – wie sie in Köln hieß, eine Hip-Hop-Richtung bekam, die Blaskappelle sich aber trotzdem wie eine Blaskappelle anhörte. Der laut gespielte Refrain klang wie im Karnevalszug und animierte zum Mitklatschen auf die Eins und die Drei.

Gayle Tufts, die Moderatorin des Abends, erschien in einem karierten Dirndl auf der Bühne, wirbelte typisch amerikanisch einen Wirbelstock in der Hand und sang mit. Während die anderen vier Sänger gegen Ende des Liedes im Takt laufend die Bühne verließen, tanzte Gayle Tufts mit schwingendem Dirndl und wirbelndem Stock weiter, bis das Ende erreicht war. Ein letzter, etwas schräger Tusch, dann gab es lauten Beifall, der gleichzeitig dem ersten Lied und dem Beginn der Show galt.

Die Domstäder gingen im Gänsemarsch ab und Gayle begrüßte die Zuschauer und verriet, dass hinter der Bühne alles voll sei von Nervenkitzel, Liebe, Humor, Musik und Gänsehaut. Ich liebte Gayles Sprachgemisch. Immer wieder flutschten englische Wörter oder sogar kurze Sätze in ihre deutsche Sprache und ergaben wundervolle Kombinationen. Manchmal wechselte sie komplett ins Englisch, was meinen Ohren schnell so vertraut war, dass ich überhaupt nicht mehr überlegen musste, ob sie nun deutsch oder englisch sprach, sondern einfach alles in diesem Gemisch problemlos verstand. So auch die Ansage zur nächsten Künstlerin: “When this woman nicht ein Höhepunkt ist, I don’t know who is.” Im Publikum war Jubel zu hören, als Barbara Schöneberger auf die Bühne kam. Im sexy, eng anliegenden Oberteil, das an einen hellgrünen Frack erinnerte und mit viel silberglitzerndem Lidschatten über den Augen.

Ich mochte sie sehr gerne und fand es faszinierend, wie sie mit ihrer Weiblichkeit spielte, den Glamour-Vamp darstellen konnte, aber dabei trotzdem natürlich und fast burschikos wirkte. Außerdem sang sie mit viel Spaß und sehr talentiert. Ihre Gesangstour hatte sie selbstironisch “… jetzt singt sie auch noch” genannt und ich fand es klasse, dass sie ihre Liebe zum Singen und zur Show mit so viel Freude und Engagement durchzog.

“Ein Lied mit trauriger Aktualität. Gleich was Besinnliches zu Beginn”, kündigte sie mit ernstem Gesicht an und machte alle gespannt, denn die Klatschmagazine waren gerade voll mit der überraschenden Trennung von ihrem Partner. Mit schmachtender, weicher Stimme begann sie “Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann” und die Zuschauer lachten auf. Etwas später ergänzte sie den Refrain mit “… sagt mein Ex-Mann”, was ihr spontanen Extra-Applaus des Publikums brachte. Sie hatte privat gerade eine vermutlich schmerzliche Trennung hinter sich, die Presse war wie Geier hinter ihr her und sie schaffte es, lächelnd in der Öffentlichkeit zu stehen und auf der Bühne ironisch und ohne Gehässigkeit den “Ex-Mann” einzuwerfen. Das verdiente einfach Applaus für die Kraft und Tapferkeit. Cool und souverän in der Öffentlichkeit – vorbildlich. Außerdem sehr schön gesungen.

Begleitet wurde sie von der “Begleitagentur”, der bewährten Liveband, diesmal unter der Leitung von Klaus Tenner. Die wenigen Musiker konnten einfach alle Stilrichtungen perfekt begleiten und ich staunte manchmal nur, was für gewaltige Sachen sie machten. Schlager, Jazz, Rock – es war alles überzeugend und gekonnt.

Im Background sangen und unterstützten wieder Maria Giorgou, Tina Ruland und Michèl Felgner. Sie hatten sich vor einigen Jahren auf einen Aushang in der Musikhochschule gemeldet, bei dem Cover me ehrenamtlich mitmachende Backgroundsänger gesucht hatte. Seitdem waren sie dabei und sangen mit den vielen Künstlern, die bei Cover me auftraten.

Lilo Wanders und Edda Schnittgard betraten die Bühne und waren Esther und Abi Ofarim, wobei die große Lilo die weibliche Esther und die kleinere Edda den männlichen Abi darstellte. Sie sangen “Cinderella Rockefella” und ich guckte fasziniert auf Edda, die in der dunklen Kurzhaarfrisur ganz ungewohnt und dazu noch total süß aussah. Die 20er-Jahre mit Herrenklamotten für die Damen und ein Bubikopf wären ihre Zeit gewesen. Also rein optisch gesehen.

Gayle Tufts erzählte, dass die Cover-me-Veranstaltung in den letzten sechs Jahren immer gößer und größer geworden sei. Sie hatte als kleine Party in den Kölner Vulkanhallen begonnen und Gayle sagte: “Ich warte auf 2010 in Carnegie Hall.” In ihrem schönen Sprachgemisch forderte sie zum Spenden auf: “Open up your Taschen, open up your Herzen und let it raus!”

Bernd von Fehrn, der Organisator des Abends, bei dem die Fäden zusammenliefen und der jedes Jahr unglaublich viel Energie und Idealismus in die Durchführung der Veranstaltung steckte, kam auf die Bühne. Er sah auch total süß aus. Wie eine wirre Mischung aus Pumuckl und einem Waldelf. Er wollte Gayle zur Begrüßung küssen, aber sie schickte ihn vorher zweimal kategorisch zum Verbeugen weg, weil das Publikum so laut klatschte und er das annehmen sollte.

Bernd hatte eine musikalische Neuentdeckung gemacht, Crystin, die für ein Duett mit ihm auf die Bühne kam. Sie kam aus Düsseldorf, was die rundum vorhandene Toleranz bei der Kölner Veranstaltung zeigte. Die Beiden hüpften bei “When tomorrow comes” singend auf der Bühne auf und ab und besonders Bernd wirkte sehr gut gelaunt. Nach dem Schlusston fielen sich beide strahlend in die Arme und gingen schwungvoll Arm in Arm ab.

Sofort ging es rockig weiter, denn Ralph Morgenstern kam Luftgitarre spielend auf die Bühne und war Ike Turner. Tina Turner kam singend dazu, sah aus wie Tina Turner, war temperamentvoll wie Tina Turner und wackelte mit dem Hintern wie Tina Turner, war aber Isabel Varell.

Unterwürfig und mit deutlich sichtbarer Angst vor ihrem Partner Ike röhrte sie “Nutbush City Limits”, bis Ike sie auf den Arm nahm und, halb über die Schulter geworfen, nach draußen trug. Super! Ich mochte Ralph Morgenstern sehr gerne und ich fand Isabel Varell klasse. Besonders, wenn sie rockig sang, was von ihr beruflich nicht so oft gefordert war.

Gayle kam zurück und erklärte die vorangegangene Darbietung als “Nussbusch-Stadtgrenze – von Martina Dreher”, gab aber gleichzeitig mit einer drehenden Handbewegung dem Publikum Zeit, zu überlegen und es wörtlich zu übersetzen. Es dauerte etwas, bis die Lacher kamen und ich vermute stark, dass ein Teil des Publikums bis heute nicht weiß, was Gayle damit meinte.

Dass nicht nur die auftretenden Stars, sondern auch die Musiker, die Gehörlosendolmetscher, die Techniker und alle Mitarbeiter des Abends ehrenamtlich und ohne einen Cent Honorar arbeiteten, alles aus Spaß und zur Unterstützung des Benefizgedankens, wie Gayle Tufts erklärte, beeindruckte die Zuschauer. Die bekamen zwar auch nichts, sondern hatten für ihre Karte sogar viele Cents bezahlt, klatschten und johlten aber trotzdem anerkennend.

Als erste a-cappella-Gruppe bei Cover me kam Flowalicious auf die Bühne, laut Gayle eine internationale Gruppe mit Mitgliedern von Köln bis Korea. Sie kamen mit Pe Werner und Juliette Schoppmann und sangen gemeinsam “My Love is your Love”. Ausgeprägt rhythmisch, mit einem prägnanten Pfeifton – manuell erzeugt und nicht von einem versehentlich pfeifenden Verstärker -, sangen sie harmonisch und mit sehr schönen Stimmen. Das passte einfach. Außerdem passte sogar die Kleidung in den dunklen Rot- und hellen Weißtönen gut zusammen. Toll fürs Ohr und fürs Auge.

Im Übrigen fiel gar nicht so sehr auf, dass sie a-cappella sangen, denn mit der technischen Verstärkung, der Mouthpercussion und den schönen, kräftigen Stimmen, war das Klangbild voll und sackte nicht plötzlich gegen den Bandklang ab. “Huh! I got Gänsehaut!” rief Gayle Tufts danach und schüttelte sich begeistert. “I love to get Gänsehaut, because its so good for the Stoffwechsel!”

Über die nächste Künstlerin berichtete Gayle, dass sie in den 60er- und 70er-Jahren ein großer Schlagerstar war und Dirk immer schon ein Fan von ihr. Marion Maerz kam und sang “Regentropfen”, die deutsche Fassung von “Raindrops”. Die Stimme war ganz mädchenhaft und jugendlich und ihre zierliche Erscheinung auch. Und ich kannte das Lied sogar, obwohl ich nicht unbedingt Schlager höre, aber das war auch kein typischer Schlager. Es gab eine wunderbar jazzig-lässige Trompete dazu. Zum Hinschmelzen.

Weiter ging es mit “Lindenstraße trifft Sesamstraße”. Brigitta Weizenegger, Moritz Zielke, Claus Vincon und Klaus Nierhoff, alle Darsteller bei der “Lindenstraße”, sangen ein Liedermedley aus der Sesamstraße. Vom Geburtstagskuchen bis zum Quietsche-Entchen. Vertraute Melodien und eine gute Idee.

Gayle Tufts bedankte sich bei den Gebärdendolmetscherinnen und erzählte, dass sie in New York die Zeichen für “Pizza” und “Vagina” gelernt hätte, die sich sehr ähnlich waren und die sie sofort demonstrierte. Bei den deutschen Gebärdenzeichen sahen die wohl anders aus, denn die Dolmetscherin musste buchstabierend übersetzen und guckte dabei etwas verwirrt.

In New York gab es mehrfach in der Woche “dollgemetschte Vorstellungen” erzählte Gayle und stockte dann, weil das Publikum leise vor sich hin lachte. “Habe ich etwas falsch gesagt?”, fragte sie verwundert, wartete aber keine Antwort ab, sondern moderierte die nächste Künstlerin an.

Auf die Bühne kam Manon Straché, guckte düster, das Licht war blau, es gab Nebel und auch das musikalische Intro wirkte nicht zum Mitklatschen. Sie setzte kraftvoll ein und ich hörte das intensivste und beste “Flugzeuge im Bauch”, das ich je gehört hatte. Aus dem Publikum waren zu Beginn noch kleine Lacher zu hören, weil Manon Straché mit ihren großen Augen anklagend blickte, immer mal wieder abrupte, heftige Bewegungen machte und einige das wohl für ironisch übertriebene Gesten hielten. Aber so war sie nun mal. Volle Power. Sie litt, sie brüllte und sie war ganz verzagt traurig. Unglaublich intensiv und sehr gut. Begleitet wurde sie nur von Keyboard und Akustikgitarre, was in dieser Sparsamkeit nur noch intensiver wirkte.

Der nächste Künstler war “ein wunderschöner Mann aus dem hohen Norden”. Gayle schwärmte: “Er hat eine geile Stimme, er hat eine wunderschöne Stimme, ich mach in die Hose von dieser Stimme!”, was im letzten Teil der Aussage so überraschend war, dass ich einen Moment lang glaubte, mich verhört zu haben. Stefan Gwildis kam mit Schwung auf die Bühne und fegte gleich temperamentvoll und mit Lachen im Gesicht los. Ich grinste vermutlich das ganze Lied über debil vor mich hin. Ich fand den einfach klasse. Die Band fetzte mit, Stefan Gwildis zeigte vollen Einsatz und es war wunderbar soulig und sehr mitreißend.

Es gab großen Applaus und er freute sich, bei Cover me zu sein und kündigte “eine Lady” an, mit der er jetzt im Duett singen würde. Es kam Barbara Schöneberger, nicht mehr im grünen Frack-Oberteil, sondern im schwarzen Rollkragenpulli. “Du bist so wundervoll”, hieß das Lied, das ich sonst als “You are so beautiful” kannte. Barbara schmachtete sanft, Stefan sang mal ganz weich, mal röhrte er soulig. Es war klasse. Manchmal brach Stefan Gwildis’ Stimme fast weg und war nur noch rau und kratzig, und ich fragte mich, ob man das noch singen nennen konnte. Aber egal, wie kratzig es war, es war Gesang voller Soul und Gefühl und gefiel außer mir auch dem restlichen Publikum. Auch die Blicke, die die beiden sich liedgerecht zuwarfen und die voller Sympathie waren, trugen zur schönen Stimmung bei. Einfach nett und kuschelig und schön. Die Band war wieder sehr sparsam und damit ganz wunderbar passend.

Das Publikum reagierte am Ende mit stürmischem Applaus und Gayle Tufts kam auf die Bühne und sagte: “You are so beautiful”. Während ich noch überlegte, wen sie meinte, Barbara oder Stefan, ergänzte sie: “… ihr beiden”. Das war geklärt.

Nachdem Gayle eindringlich darauf hingewiesen hatte, dass die Zuschauer in der Pause unbedingt Lose bei der Jedes-Los-gewinnt- Lotterie holen sollten. “If you kauf a Los, than you’ll gewinn etwas”, erklärte sie das System. “Just get a Los, get ten Lose, get funfzehnhundert Lose, von mir aus!” Ich liebte ihr Denglish und grinse mich fast weg.

Sie kündigte die beiden nächsten Künstlerinnen an, erwähnte den Namen “Juliette” und im Saal kreischten weibliche Stimmen los. Das war der Juliette-Fanclub, den ich seit Jahren dafür mochte, dass er bei jeder Erwähnung von Juliette sofort lautstark begeistert war. Auch Gayle lachte fröhlich und verriet: “I love Juliettes Fanclub, because jede Sekunde, sobald Juliette den Mund öffnet… ” und sie schrie laut auf: “Aaaaaaah!” “Ihr seid wunderbar!” rief sie danach dem Fanclub zu, denn der hatte gesammelt und einen großen Scheck für das Lebenshaus übergeben.

Juliette Schoppmann (“Aaaaaaaah!”) und Pe Werner kamen an und waren zwei ganz brave, züchtige Bräute, die unter den Klängen des Hochzeitsmarsches mit gesenkten Köpfen zum Altar, der etwa die Mitte der Bühne war, schritten. Mir war sofort klar, dass diese beiden Damen ganz sicher nicht so brav bleiben würden. Und siehe da, kaum begann das Intro des Liedes, ließ Juliette ihr Bein aus einem Kleidschlitz ragen und Pe wackelte lasziv mit den Hüften. Dann legten sie los mit “Son of a Preacher Man”. Die beiden hatten gewaltige Stimmen, die auch noch gut zueinander passten. Da nahm keine der anderen was weg, sie ergänzten sich und verdoppelten einfach ihre Kraft.

Ralph Morgenstern kam als Priester (oder sollte er der Priestersohn sein?) dazu, guckte erst streng und dann fast panisch, als die beiden Damen sich an ihn ranmachten. Doch die Angst dauerte nicht lange, er begann mitzuklatschen und im Takt durch die Gegend zu hüpfen. Am Ende hob er sogar seine Kutte und zeigte lange Beine, die er Can-Can-ähnlich in der Luft drehte und die am Ende dunkle Socken hatten.

Musikalisch und optisch sorgte das für gute Stimmung. Unter dem Beifall des fröhlichen Publikums verbeugten sich die drei am Ende, hoben dann alle ihre langen Röcke an und flitzten in die Kulissen zurück.

Das letzte Lied vor der Pause war “Like a prayer” und es gab nicht nur einen kräftig besetzten Backgroundchor, in dem zusätzlich die Mitglieder von Flowalicious sangen, sondern auch unerwartet viele Madonnas. Zuerst war es nur Gayle Tufts, die plötzlich die Kutte von Ralph Morgenstern trug, was mich überlegen ließ, ob er wenigstens noch die dunklen Socken trug. Dann kamen Crystin und Bernd von Fehrn dazu, und plötzlich wurden es immer mehr.

Annette Frier, Manon Straché, Isabel Varell, Georg Uecker, Pe Werner, Juliette Shoppmann, Edda Schnittgard und Dirk Bach kamen dazu. Vermutlich, damit nicht auffiel, dass es so ungewöhnlich viele Madonnas gab, wurde versucht, es mit Hilfe zwillingsgleicher Kostüme zu vertuschen. Es gab drei verblüffend ähnliche Paare, von denen Edda und Dirk das verblüffendste waren.

Trotz aller Vertuschungen war die Bühne voll, es gab Dampf- und Feuersäulen als Dekoration, so dass es wie das große Finale der Show aussah. Dabei war es nur das letzte Lied vor der Pause und damit eigentlich das Halbfinale. Dem Publikum war es egal, das wurde vor Begeisterung von den Stühlen gerissen und feierte mit.

“Fünfzehn Minuten Pause!” rief Gayle am Ende laut ins Publikum und wurde sofort von Dirk korrigiert, der ebenfalls laut ins Publikum rief: “Fünfundzwanzig!” Gayle lachte fröhlich und auch Annette Frier war so strahlend gut gelaunt, dass sie alles witzig fand und ansteckend lachte. Bernd von Fehrn rief: “Fünfundzwanzig Minuten Pause und keine Minute länger!” und ging mit allen anderen ab. Damit war alles entschieden, denn wenn die beiden Chefs auf 25 Minuten Wert legten, war die Moderatorin überstimmt, egal, was auf ihrem Zettel stand.

Den zweiten Teil begann die Begleitagentur mit einem Lied-Intro und nicht alle Zuschauer hatten es rechtzeitig auf ihre Plätze geschafft, weil sie die von 15 auf 25 Minuten verlängerte Pause nochmal eigenmächtig verlängert hatten. Damit nachher keiner behaupten konnte, er hätte den Beginn des weiteren Programmes nicht gehört, hatte Cover me stimmgewaltige Damen auf die Bühne geschickt. Edda Schnittgard, Juliette Schoppmann, Gayle Tufts, Isabel Varell, Pe Werner und Joy Fleming sangen zusammen “Natural woman”. Was heißt sie sangen? Sie fegten mit ihren gewaltigen Stimmen Schallwellen um die Ohren der Zuschauer und es war unglaublich intensiv und einfach großartig. Wahnsinn!

Joy Fleming, die große Dame des Souls, war ein wenig der Stargast, der während des Singens abwechselnd von Gayle und von Pe liebevoll umsorgt wurde, die anderen Mädels hatten einfach viel Spaß miteinander, strahlten um die Wette und sangen sich die halbe Seele aus dem Leib.

Riesenjubel danach vom Publikum, die sechs verbeugten sich gemeinsam, dann gingen bis auf Gayle und Joy alle unter lautem Applaus ab. Gayle nahm Joy in den Arm und sagte zum Publikum: “You have not to be schwarz oder amerikanisch, to have soul … “ Joy blickte zur Seite, wo neben ihr gerade ein Standmikro aufgebaut wurde und entfernte sich wortlos von Gayle, die kurz verwundert guckte. Sie sprach weiter: “You need not high-tech-beet-box-bullshit to have groove”. Joy schraubte an der Mikrohöhe und hörte nur halb hin. Gayle fuhr fort: “She shows us …” Joy prüfte ihr Mikrofon laut mit “Einszwo, einszwo.” “…to need no Kostüm to be a beautiful Frau …” Joy drehte sich nach hinten um und winkte dem Techniker energisch zu, dass der Monitor lauter werden müsse.

Gayle unterbrach ihre Moderation bei so viel Missachtung und guckte ihr stumm zu. Dann erkundigte sie sich bei Joy: “Alles OK, Baby?” Joy blickte verwundert auf, stutzte und fragte dann freundlich und völlig ahnungslos: “Was sagst du, Schatz?” Es war wie bei Loriot. Gayle lächelte amüsiert, aber doch etwas fassungslos und das Publikum brach in lautes Gelächter aus. “Is your monitor …” begann Gayle die Frage, in die Joy achtlos mit einem kurzen souligen Probegesang platzte. Gayle griff es sofort auf und fragte soulig singend: “I’m going talk to you, Joy, I want your monitor to be all right.” So kam es, dass beide Damen soulig singend aneinander vorbeiredeten, weil die eine davon nicht zuhören wollte.

Gayle stand Joy in diesem kurzen, improvisierten Stück stimmmäßig nicht nach, beendete es sogar mit dem letzten Ton und Joy murmelte anerkennend: “Geil!”. Das Publikum hatte Spaß. Gayle gab lächelnd auf, sagte nur noch: “Meine Damen und Herren, for you all, Joy Fleming!” und verließ die Bühne. Ich mochte, wie Joy Fleming sang und fand es immer wieder erstaunlich, dass sie äußerlich so hausfraulich deutsch aussah und innerlich eine so schwarze, amerikanische Soulstimme hatte.

“Papa, can you hear me” hieß das Lied, war nach Ansage von Joy Fleming von “´Barbara Schtreisand” und sie sang es ohne Instrumentalbegleitung rauf und runter, machte Schlenker, litt, soulte und das Publikum war hingerissen. Standig Ovations, Gayle kam auf die Bühne zurück und überreichte Joy einen dicken Blumenstrauß, für den sie sich mit Küsschen bedankte und den sie dann ohne Zögern ins jubelnde Publikum warf.

Es gab einen kleinen Einspielfilm mit Gayle Tufts, die bei den Sponsoren auf der Kölner Ehrenstraße einkaufen ging. Mit Gayle, Bernd von Fehrn und Kameras waren der Gatte und ich wenige Wochen vor Cover me losgezogen und hatten ein paar spaßige Stunden erlebt. Dirk Bach hatte den fertigen Film kommentiert und das Ergebnis war nun auf der großen Leinwand zu sehen. Weil Gayle und Dirk als prominente Hauptdarsteller ihren eigenen Humor hatten, hatte auch das Publikum Spaß.

Als Schirmherrin kam Elfi Scho-Antwerpes auf die Bühne, bedankte sich bei vielen Sponsoren, Mitarbeitern und Helfern und übergab Blumen an Gabi Weiss, alias Irmgard Knüppel, die beim Dinner-Buffet unterhalten hatte und auch hier für kurze Zeit das Mikrofon übernahm und das Gespräch führte.

Marion Maerz und Dirk Bach sangen gemeinsam “Schau mal herein”, luden sich gegenseitig zur Tasse Kaffee ein und lachten sich dabei liebevoll an. Was für ein nettes Paar. Am Ende des Liedes drückte Dirk Bach sie, küsste sie auf die Wangen, machte einen Kniefall und küsste ihr anschließend noch die Hand, bevor er Arm in Arm mit ihr abging. Alles aus Freude, weil sie mit ihm auf der Bühne gestanden hatte.

Gayle Tufts kam in großem Showkostüm auf die Bühne zurück und sagte: “A Kindheitstraum coming wahr. Ich glaub es nicht. Ich habe meinen Bruder angerufen, er glaubt es auch nicht. Ich darf Backupsängerin von one half of Modern Talking sein. Und nicht nur das. Its the Teil of Modern Talking that we like: Thomas Anders!” Das Publikum jubelte über Thomas Anders, aber auch über die witzige Moderation. Die Musik begann und Köln-Mülheim meets Rio. Die bunte, temperamentvolle Welt an der Copacabana mitten auf der Cover-me-Bühne.

Thomas Anders sang mit warmer, aber kräftiger Stimme “At the Copacabana” und um ihn herum wuselten bunt geschmückte Riogirls (Isabel, Pe, Gayle, Edda und Brigitta) in aufwändigen Kostümen herum, sangen den Background und warfen ihm heiße Blicke zu. Das Licht war bunt, die Begleitagentur war ganz südamerikanisch und es war Karneval in Rio. Das Publikum wurde mitgerissen. Gegen Ende gruppierten sich die Girls um Thomas Anders, der fast zwischen ihren Federn verschwand, und befingerten ihn verführerisch. Sanfte Massagehände, und manche Zuschauer hätten vielleicht gerne mit ihm getauscht.

Das Publikum jubelte, die Darsteller gingen ab und Gayle lief suchend über die Bühne, hielt ihren Kopfschmuck fest und erklärte: “In a moment of Ekstase I werfed my cards on the Boden”. Ich lachte los. Nicht nur, dass bei ihr in den Sätzen englische und deutsche Begriffe wild abwechselten, es gab auch noch die Steigerung, dass deutsche Verben in die englische Vergangenheit gebracht wurden. Aus ‘werfen’ wurde ‘werfed’. Super! Ich liebte es und hoffte aus reinem Eigennutz, dass Gayle niemals einen gründlichen Deutschkurs machen würde. Es war einfach charmant.

Michèl, der Backgroundsänger, war auch charmant und lief auf die Bühne, um ihre Karten aufzuheben. Sie blätterte sie durch, um eine Reihenfolge zu erkennen, hob dann den Kopf und grinste fast verlegen ins Publikum: “This is really good, because I have no fucking idea was kommt jetzt.” Ein Helfer eilte auf die Bühne und flüsterte ihr den nächsten Programmpunkt ins Ohr. Sie lachte auf und das Publikum jubelte über ihre sichtliche Erleichterung. Mit Blick in den Zuschauerraum sagte sie: “Ich möchte nicht ausreden, aber es is the Kopfschmuck! Es macht the Gehirn einfach weg.”

Der nächste Sänger war mal wieder einer, den ich nicht als Sänger erwartet hatte. Reinhold Beckmann kannte ich nur als Moderator und er wirkte, als er auf die Bühne kam, äußerlich gelassen und innerlich mit den Nerven fertig. Vermutlich hatte er sich die letzten Minuten vor dem Auftritt gefragt, warum er nicht einfach den Abend moderiert hatte. Er sagte vor seinem Auftritt ziemlich beeindruckt, dass er den Abend und die ganze Veranstaltung großartig fand und kündigte dann “Have I told you lately”, eine Ballade von Van Morrison, an. Das Vorspiel war gemein lang und er musste abwarten und wanderte dabei wie ein nervöser Tiger über die Bühne. Endlich konnte er beginnen und setzte mit warmer, voller, sehr schöner Stimme ein. Nach dem ersten Satz jubelte das Publikum los, denn es war richtig klasse. Er hätte gar nicht so nervös sein müssen.

Von Satz zu Satz genoss er den Auftritt mehr, auch wenn er immer mal wieder die Hand auf den Bauch presste und irgendwie unglücklich wirkte. Aber zum einen war das Lied eindringlich und ernst, zum anderen hatte er vermutlich tatsächlich ein komisches Gefühl im Bauch. Aber er musste sich keine Sorgen machen, es war ein toller Auftritt und er war richtig gut. Das Publikum klatschte anschließend sehr laut und er stöhnte erleichtert: “Ich hab’s geschafft!”

Und weil es so gut war und trotzdem Spaß gemacht hatte, blieb er gleich auf der Bühne. Pe Werner kam dazu und sie sangen gemeinsam “You are the sunshine in my life”. Schön zweistimmig. Originell war, dass die sanfte Balladen-Version am Ende schnell und rockig wurde.

Auch dafür gab es großen Applaus und Reinhold Beckmann bedankte sich ganz ernsthaft bei Pe Werner: “Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen.”

Gayle stellte die großartige und mit allen Musikstilen problemlos klarkommende Begleitagentur vor Schlagzeug: Josef Kirschgen, Bass: Eberhard Schröder, Gitarre: Kai Koschig, Hammondorgel: Volker Kirschner, Saxophon, Klarinette, Querflöte: Felix Petry, Trompete: Christoph Fischer, Keyboards, Flügel Arrangements und Bandleader: Klaus Tenner.

Sie konnten gleich zeigen, dass sie auch schmusige Musik machen konnten, denn Juliette Schoppmann und Thomas Anders schmolzen mit “Endless Love” vor sich hin. Thomas Anders im dunklen Anzug, Juliette mit kurzem, dunklen Kleid, das gerade noch als Kleid gelten könnte, weil es knapp über die Hüften reichte. Darunter zeigten sich ewig lange Beine bis zum Boden. Die beiden sangen natürlich sehr schön und romantisch. Und Thomas Anders gefiel mir viel besser, als zu seiner langhaarigen Modern-Talking-Zeit, die ja schon lange vorbei war, ihm aber immer noch anhing, weil sie ständig erwähnt wurde. Wie blöd, dass ich jetzt auch noch davon schreibe.

Gayle Tufts kam aufgeregt auf die Bühne zurück und kündigte an, dass sie überraschend zugesagt hatten: Die Spice Girls! Und schon kamen sie übermütig auf die Bühne gehüpft und nur bei ganz genauem Hinsehen konnten die Zuschauer erahnen, dass es vielleicht doch nicht die Originale waren. Bernd von Fehrn, Dirk Bach, Lilo Wanders, Klaus Nierhoff und Georg Uecker hatten sich jeder eine der Spice Girls als Vorbild genommen, aber da ich mich da nicht so auskannte, konnte ich nicht mal sagen, wer wer war.

Auf jeden Fall hatten sie Spaß, hüpften herum und sangen mal mehr, mal weniger textsicher mit. Wobei Dirk und Bernd so textsicher waren, als wären sie immer schon Spice-Girls-Fans gewesen. Musikalisch gesehen konzentrierten sich geschickte Zuschauer besser auf die Optik, als auf die Akustik. Nicht, dass es komplett schräg gewesen wäre, aber die Mädchenstimmen hörten sich doch sehr spicy oder sogar nach extremer Hormonbehandlung für Leistungssportler an. Witzig war es trotzdem und Cover me lebte ja gerade von den Kontrasten und dem Alles-ist-möglich. Und seien es raue, grölende Mädchenstimmen.

Hazy Hartlieb, der sich in jedem Jahr um die tollen Kostüme kümmerte, wurde von Gayle auf die Bühne gebeten und bekam einen dicken Extra-Applaus und einen Blumenstrauß.

Noch eine Girlband hatte überraschend zugesagt, diesmal aber eine echte. Die drei Mädchen von Monrose hatten 2006 ein Casting gewonnen und waren damit automatisch ‘Popstars’. Sie sangen von Chaka Khan “Ain’t nobody” und sahen aus, wie man sich Girlband-Popstars vorstellt. Nach den schrägen, lustigen Spice Girls wurde es wieder glatt und cool und die Nummer hätte so auch in einer Fernsehshow laufen können. Vermutlich wollten Monrose aber auch nicht gerne als “schräge Popperlen” gelten, sondern lieber als “Popstars”.

Gayle kam zurück und fand, dass Cover me auch eine Boyband brauchen könnte. “We don’t need Take That. Köln has the beste Boyband in the world! Put yout hands together for … the Höhner!” Die Begleitagentur stürzte sich in mitreißende Kölner Karnevalrhythmen und unter dem Mitgeklatsche des Publikums, das sofort karnevals- und taktsicher einsetzte, kamen die Höhner auf die Bühne. Die schnauzbärtige Annette Frier und die ähnlich seltsam aussehende Edda Schnittgard grölten die erste Strophe von “Viva Colonia”, und ich wunderte mich, dass Edda kölsch singen konnte.

Mit ihnen standen Isabel Varell, Manon Straché und Brigitta Weizenegger auf der Bühne. Allein der Anblick der fünf Frauen brachte die Zuschauer zum Lachen, denn sie sahen so komisch aus, dass schon das Hingucken ein Vergnügen war.

Allerdings konnten sich auch die Darstellerinnnen nicht immer ganz ernst halten und Edda musste sich schwer zusammenreißen, um nicht loszuplatzen. Das sah Annette Frier, deren Schnurrbart sich beim Grinsen löste und die daraufhin ebenso kurz vor einem Lachanfall war. Die beiden gackerten vor sich hin und ich glaube, dass Edda diesen Auftritt für einen völlig irrealen Traum hielt. Das konnte nicht wahr sein, dass sie mit Bart auf der Bühne stand und kölsch grölte. War es aber.

Um es richtig heftig zu machen, gab es ein längeres Medley mit mehreren Höhner-Hits, was nicht nur von Edda große Stärke erforderte. “Tut mir leid, wir gehen noch nicht!”, rief Annette zwischendrin und sie legten nochmal einige Refrains von “Viva Colonia” hinterher.

Cover me 2007 war fast am Ende und Gayle bat die Mitwirkenden namentlich auf die Bühne für das große Finale. Diesmal das richtige Endfinale. Nach und nach kamen alle auf die Bühne, die sich dabei zusehends füllte. Es war immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen auf und hinter der Bühne an dieser Show arbeiteten.

Dirk und Gayle umarmten sich freudig, und das Publikum und die Künstler applaudierten extra für Gayle als Moderatorin des Abends, während Bernd auf die Knie fiel und ihr mit Verbeugungen dankte. Es gab große Lebkuchenherzen zum Umhängen und dann meldete sich Dirk Bach zu Wort. “Ich wünsch mir eigentlich nur jedes Jahr was”, sagte er, “und die Mutti realisiert das. Darum nochmal einen großen, großen Extra-Applaus für unsere Mutti von Fehrn!” Bernd von Fehrn und Dirk Bach, die beiden Macher von Cover me – der eine wünschte sich, der andere organisierte – umarmten sich und freuten sich über den gelungenen Abend.

Gayle sprach das große Schlusswort: “There is one Weisheit. The world is fucked up heutzutage, aber es gibt ein paar Wahrheiten. Wir glauben es alle: Ein Lied kann DOCH eine Brücke sein!” Das Publikum jubelte auf, die Begleitagentur setzte ein und das übliche Cover-me-Final-Chaos begann. Wer sang wo und was, wer hatte ein Mikrofon und wo war überhaupt der Text?

Diesmal war es besonders schön, denn gleich der ersten Einsatz klappte nicht. Dirk Bach guckte konzentriert auf seinen Zettel, verpasste nach dem Intro aber den Einstieg, woraufhin Joy Fleming ihm kurz die ersten vier Wörter vorsang. Weil er nicht reagierte, nochmal. Daraufhin wusste er den Anfang und sang ihn selber, so dass die Zuschauer dreimal die ersten Wörter hörten. Leider wusste Dirk nach der dritten Zeile nicht mehr weiter. Die Musik spielte, er guckte verwirrt und nach einer kurzen Pause sang ihm Joy Fleming gemeinsam mit Edda den passenden Rest vor. Sicherheitshalber wollte Joy dann weitersingen, doch das war Eddas Part und die setzte text- und notensicher ein, so das Joy zufrieden lächelnd aufhören konnte. Allerdings war Edda nur für zwei Zeilen dran und wer die beiden nächsten singen sollte, war nicht klar. Die Begleitagentur spielte unbeirrt durch und ehe Joy stimmlich eingreifen konnte, war der Refrain dran, den zum Glück alle kannten.

Lautstark und lachend setzten sie ein, Dampffontänen schossen auf der Bühne hoch und das Publikum stand schon lange vor den Sitzen und sang und feierte mit. Irgendwie retteten sich die Sänger auf der Bühne immer über die kurzen Strophen und stiegen dann voll in die Refrains ein. Das war ja auch die Hauptsache. Es machte totalen Spaß. Sowohl die Verwirrung, als auch das Gelächter.

Plötzlich kamen von oben unglaubliche Mengen von silbernen Papierschnipseln geschwebt, die für einige Sekunden eine dichte, silbern glitzernde Wand vor der Bühne waren. Unglaublich und sehr beeindruckend. Das kannte ich bis dahin nur in sehr viel gemäßigterer Form und ich kann verraten, dass uns noch Wochen später immer mal wieder silberne Schnipsel aus unseren Taschen entgegenfielen. Wer die dicht mit haftenden Schnipseln belegten Sitze und den Boden später wieder gereinigt hat, und wie lange das gedauert hat, möchte ich gar nicht wissen. Aber beim Drunterstehen war es einfach ein Erlebnis!

Ganz geschickt gab es beim Finallied gar keine Strophen mehr, sondern nur noch viele Refrains, so dass alles im Fluss blieb und sogar der Schluss gelang. Das aber wohl hauptsächlich, weil die Begleitagentur einfach ein klar erkennbares Ende spielte und dann aufhörte. Gejubel, Gewinke, breites Lachen auf allen Gesichtern und das Ende eines gelungenen Cover-me-Abends war erreicht. Große Klasse! Für mich immer noch eine der wunderbarsten und ungewöhnlichsten Veranstaltungen im Jahr und immer ein großes Vergnügen.