WG Konzertberichte

Wise Guys – 21.11.2004 – Jabachhalle – Lohmar … mit Magenschmerzen

Lohmar lag rechtsrheinisch zwischen Köln und Bonn, deutlich näher an Bonn als an Köln, und war eher ländlich und kleinstädtisch geprägt. Allerdings gab es dort eine Veranstaltungshalle, die in den Tourplänen vieler Künstler auftauchte: Die Jabachhalle. Ein großer Mehrzweckbau, der an einer Seite eine Bühne hatte und auf der anderen eine Turnhalle war. Durch Trennwände konnte man sich den Saal auf die Größen ‘klein’, ‘groß’ oder ‘riesig’ einstellen, und für die Wise Guys war die Größe ‘groß’ mit etwa 1200 Sitzplätzen gewählt worden. Das war groß für ein A-cappella-Konzert und es war ausverkauft. Da es freie Platzwahl gab, stürmten die schon länger wartenden Besucher nach Öffnen der Türen den Saal, um einen möglichst guten Platz in den langen Stuhlreihen zu bekommen. Das Stürmen war teilweise ziemlich heftig und machte nicht allen Leuten Spaß. Ein Argument für nummerierte Sitzplätze, die aggressives Vordrängeln unnötig machten.

Entweder ging meine Uhr falsch, oder die Wise Guys fingen eine Minute zu früh an. Ich war mental noch gar nicht bereit, schaltete aber blitzschnell um, als sie plötzlich auf die Bühne kamen und zeigte damit, dass ich unvorhergesehenen Situationen gewachsen war. Unter lautem Gejubel und starkem Geklatsche stellten sie sich auf und wurden schon gefeiert, ehe der erste Ton erklang. Mit Wo der Pfeffer wächst ging es los. Das Publikum klatschte an den heftigeren Stellen laut mit und hörte bei den Strophen aufmerksam, manchmal auch lachend, zu. Nach dem letzten Ton ging das Licht aus und der Jubel der Zuschauer los.

Gejubelt wurde richtig laut und lange bis Was für eine Nacht begann. Die Stimmung im Saal war richtig gut, und der Klang aus den Lautsprechern kam mir auch recht gut vor. Allerdings saß ich auf einer seitlichen Empore, die nicht öffentlich war und dementsprechend nicht für den Konzertklang eingestellt war. Aber selbst dort war es besser, als beim Konzert am Vortag auf meinem teuren Platz in der Beethovenhalle. Deswegen hatte ich auch gar keine Lust gehabt, über das Beethovenhallen-Konzert zu berichten, sondern war lieber am nächsten Tag nach Lohmar gefahren, in der Hoffnung, dass der Klang dort besser wäre. War er.

“Die Wise Guys endlich mal wieder in Lohmar”, begrüßte Dän das Publikum, als es wieder leise geworden war. “Wir freuen uns sehr.” Freudiges Geklatsche, aber dann wurde er etwas unglaubwürdig: “Wir sind die ganze letzte Woche auf Tour gewesen und haben uns gefragt: Wann sind wir eigentlich endlich mal wieder in Lohmar? Das ist so schön. So nett. So eine schöne Halle, so eine schöne Gegend.” Das Publikum glaubte ihm nicht, fand es aber trotzdem reizend von ihm und applaudierte.

Dän kündigte an, dass an diesem Abend einige neue Lieder von der neuen CD vorgestellt würden, aber auch ein paar alte Lieder im Programm seien. Aber nicht ALLE alten Lieder. Das passte in der Aussage praktischerweise genau zum nächsten Lied: Du kannst nicht alles haben. Die beiden netten Klatscher im Refrain kamen sofort gut an und wurden vom Publikum übernommen. Mitmachaktionen sind meistens gerne gesehen. Das Publikum in Lohmar war locker drauf und zu Aktivitäten bereit. Wer sich vorher so gedrängelt hatte, wollte sich jetzt auch amüsieren. Sonst hätte sich das ja gar nicht gelohnt. Ein paar Leuten kriegten aber nicht mit, dass die Pianostelle (nicht die Stelle mit dem Klavier, sondern die Stelle mit den leisen Tönen) nicht zum Mitklatschen gedacht war, und vereinzelte Klatscher waren zu hören. Sie wurden von der Bühne aus mit einem mitleidigen Abwinken bedacht und verstummten unter dem Gelächter der Nichtklatscher sofort. Dän kommentierte anschließend: “Das war sehr gut am Anfang mit dem Klatschen, gab aber ein paar Abzüge bei der Pianostelle. Schade.”

Die Zuschauerbefragung war nicht ganz repräsentativ. Dän erklärte: “Man hat uns vorher schon gesagt, dass man nur die vordere Hälfte des Saales ausleuchten kann. Die hintere ist eine andere Kostenstelle.“ War zwar nur ein anderer Schalter, ließ sich aber nicht vom Mischpult aus bedienen und musste darum ausfallen. Auf die Frage, wer zum ersten Mal auf einem Wise Guys Konzert war, reagierte Dän sehr zufrieden: “Das sind gar nicht soooo viele.” Ich fand allerdings, dass es immer noch erstaunlich viele waren. Mitten in der zweiten Frage ging das Licht im hinteren Teil des Saales an. “Hey! Hooooh! Wow!” freute sich Dän stilistisch nicht ganz durchdacht, aber emotional verständlich, und das Publikum freute sich ebenfalls lautstark und gab einen Extra-Applaus.

Noch einen Extra-Applaus gab es für die weite Anreise eines Besuchers aus Berlin. Dän staunte: “Aus Berlin? Nee!” Als der Applaus sich gelegt hatte, schlug er vor: “Wir könnten dich jetzt theoretisch morgen mitnehmen, wir fahren morgen nach Berlin”, woraufhin es lautes Gelächter gab. Ganz passend kam danach das Lied Hallo Berlin dran. Ideal besetzt mit Clemens in der Leadstimme. Meine Lieblingsstelle, auf die ich mich freute und dann breit grinsen musste als sie kam, war die schöne Ergänzung: “Politik – ha ha ha!“

Fröhliches Gelächter gab es schon am Anfang von Monica, als nur die ersten beiden Wörter „Monica, och …“ gesungen wurden. Im Sambarhythmus, mit den ungewöhnlichen Reimen von Bodo Wartke, locker und witzig gebracht – einfach wunderbar. Und schon wieder gab es eine Applauspause nach Eddis Satz: „… würden für dich spenden …“, die verständlich war, das Lied aber auch etwas auseinanderriss. Donnernder Applaus mit Geschrei schloss sich an den letzten Ton an.

Nicht nur im Publikum, auch auf der Bühne war die Stimmung locker und gut gelaunt. Keiner der Zuschauer konnte ahnen, dass Clemens krank war und mit Übelkeit und Bauchschmerzen zu kämpfen hatte. Ich sah ihn herumrumspringen und mit strahlendem Lachen ins Publikum schauen und bewunderte seine Disziplin. Vor dem Auftritt hatte er in der Garderobe noch ziemlich fertig auf einer Holzbank gelegen und versucht, Kraft zu sammeln und schnell gesund zu werden. Hatte aber nicht ganz geklappt. Jetzt stand er auf der Bühne und zog sein Programm durch. Wirklich klasse! Vielleicht befand sich aber auch nur kein Kühlschrank im Backstagebereich, unter den er hätte kotzen können, so wie das Sari im letzten Jahr am Anfang eines Pantheon-Konzertes gemacht hatte. Ohne Kühlschrank musste man dann eben auf die Bühne – könnte man schlussfolgern, aber das wäre vermutlich zu einfach gedacht.

Die Sonnencremeküsse waren lässig und ruhig, und Eddi sagte im Anschluss: “Wenn man so ein Lied lange Zeit auf der Bühne gesungen hat, verbindet man natürlich Assosatio- … Assosasio …“ Er brach ab, wedelte etwas mit den Händen herum und rettete sich dann vor den vielen S mit: „… denkt man dann persönlich an was.“ Die Zuschauer freuten sich und fanden auch die weitere Moderation gut, weil sie leicht abgedreht, aber sehr nett und witzig war. Von der Singlezeit kam Eddi problemlos zu Was war das, und Sari konnte singend über seine aufregenden Erlebnisse erzählen. Bass und Mouthpercussion hämmerten kräftig, die Choreografie war bewusst auf die Scheinwerferpunkte ausgerichtet und dabei klar und schön.

Clemens sagte das nächste Stück an und redete dazu zunächst vom alten: “Was ist der Grund, warum einem so viel Gutes widerfährt? Beim Sari kann man das leicht feststellen, da gibt es den Hüftschwung. Da sagt man OK, das ist dann verdient. Es gibt aber auch Männer, bei denen ist das völlig schleierhaft. Da fragt man sich, wie kann das sein?” Ferenc guckte ernst zu ihm rüber und verschränkte dabei die Arme vor der Brust, denn er wusste, welches Lied damit angesagt wurde. Clemens, ohne ihn anzusehen, redete weiter: “Nach außen hin machen die überhaupt nichts her, und man sucht verzweifelt nach dem Grund, weswegen gerade SO einer Erfolg hat. Davon handelt das nächste Lied, das passenderweise unser Ferenc vortragen wird …” Das Publikum, das vorher schon unterdrückt gelacht hatte, jubelte los.

Alter Schwede war dran und es kam kein Stuhl auf die Bühne. Ferenc erzählte es dem Publikum stehend, und die anderen waren nur begleitender Background. Supergut, als er mit einem lässigen Fingerschnips erst den einen Scheinwerfer aus- und dann den anderen anknipste! Beim letzten Ton ging der Scheinwerfer über ihm langsam aus, während der Background noch halb erleuchtet blieb, und ich hätte es besser gefunden, wenn er den Ton ausgesungen hätte und dann mit einem Schnipser das komplette Bühnenlicht auf einmal ausgeschaltet hätte. Als ich diese Idee nachher Mike dem Lichttechniker sagte, reagierte der mit Begeisterung, die er mit fragendem Blick, hochgezogenen Augenbrauen und seufzendem Tonfall zu überspielen versuchte: „Ach nee. Schon wieder ein Blackout?!“ Der ungesagte, aber merkbare Untertitel unter seiner Aussage war: „Immer diese Laien mit ihren blöden Ideen, die nachher doch nicht durchführbar sind und beim Publikum überhaupt nicht ankommen.“ Ich übersah den Untertitel ganz einfach und meinte: “Ja, solltet ihr mal ausprobieren!” Es ging ja um den Gag, nicht um das Blackout. Und schließlich war ich nicht nur Laie, sondern auch begeisterte Zuschauerin, die wusste, was ihr gefällt.

Ohne Ansage ging es mit der Powerfrau weiter. Immer noch schön, inzwischen aber so lange im Programm, dass es von mir aus gerne mal gegen einen Oldie ausgewechselt werden könnte. Wobei ich dann allerdings Saris Posing vermissen würde, bei dem ich gerne völlig undamenhaft johle. Aber ich kann ja mal ein Bild von ihm in die Handtasche stecken und dann losjohlen, wenn ich zum Beispiel in der Straßenbahn sitze und mir danach ist.

Dän brachte die bittere Wahrheit ans Licht, warum die WGWG, die Wise Guys Wohn-Gemeinschaft, gescheitert war. Du bist dran zeigte es überdeutlich, und es ist erstaunlich, wie dieses Lied ankommt. Es ist nett und witzig, aber eigentlich ja nicht der Hammer, weil es so vorhersehbar ist, würde ich sagen. Trotzdem ist es superlustig, und wenn die Guys südamerikanisch herumjammern, könnte ich mich weglachen. Jeder Zuschauer weiß, was gleich kommt, es gibt ab der ersten Strophe keine wirkliche Überraschung mehr, aber es ist total witzig, wenn es genauso kommt, wie man es sich denkt. Großes Gelächter und Gejubel auch immer am Schluss, wenn genau die vorhersehbare Zeile kommt, die man doch die ganze Zeit über schon gehört hat. Ein Erfolg, der von mir nicht ganz erklärbar ist, aber ich freue mich natürlich trotzdem sehr darüber.

Das letzte Lied vor der Pause war Nur für dich. Clemens schlich schlurfend auf die Bühne, hatte die Jacke hochgeschlossen, die Ponyhaare platt ins Gesicht gestrichen und wirkte ziemlich jämmerlich. Das änderte sich natürlich im Verlauf des Liedes und war fast wie die „So mach ich mehr aus meinem Typ“-Seite in einem Frauenjournal. Aus einem verklemmten, unsicheren Typen wurde ein strahlender Sonnyboy.

Der Schluss ließ die Zuschauer in lautes Lachen ausbrechen, das Ende des ersten Konzertteiles war erreicht und alle hatten Pause. Die Wise Guys gingen in die Garderobe, wo Clemens seine freie Zeit vermutlich ruhig auf der Holzbank liegend verbrachte, die meisten Zuschauer drängten ins Foyer, um Getränke zu holen oder *räusper* wegzubringen, und zwei Mädchen zogen sich an der Kante der unbewachten Bühne etwas nach oben, um dort die auf den Boden geklebten Programmzettel für die zweite Hälfte zu studieren.

Es war zunächst eine recht normale Pause, die mich allerdings am Ende an die Pause vom letzten Fröndenberg-Konzert erinnerte. Viele Leute kamen nämlich einfach nicht rechtzeitig an ihren Platz zurück. So lange im Saal das Licht noch an war, waren die Wise Guys nicht zurück und man konnte gemütlich quatschend im Foyer bleiben. Die Pause zog sich hin und immer noch war ein gutes Drittel der Sitzplätze nicht wieder besetzt. Reinhard am Mischpult wartete noch ab und gab über Mikro immer wieder eine Zustandsbeschreibung an die Wise Guys, die hinter der Bühne warteten, aber es passierte nicht viel. Und natürlich: Kaum ging das Saallicht mit deutlicher Verspätung aus und die Hauptakteure erschienen auf der Bühne, rasten die späten Rückkehrer alle gleichzeitig zu ihren Plätzen Dabei störten sie die anderen Zuschauer im Saal, denn die Wise Guys begannen sofort mit Früher und warteten nicht drei Minuten lang ab, bis alle Gespräche beendet und die Plätze wieder eingenommen waren. Es waren aber fast alles Erwachsene, die sich so rücksichtslos benahmen. Nicht dass es nachher heißt, die heutigen Jugendlichen hätten kein Benehmen – die saßen nämlich schon alle lange wieder und warteten ungeduldig auf die Wise Guys und darauf, dass es weiter ging.

Die Spätrückkehrer beeilten sich und huschten zu den Plätzen, und auf der Bühne gab es sparsame Bewegungen und Licht von hinten. Cool gemacht. Ich mag das Lied einfach. Ohne Ansage ging es mit dem Ohrwurm weiter. Das Publikum klatschte von Anfang an mit, auch wenn das Tempo ziemlich zügig war und darum viele während des Liedes wieder aufgaben. Vielleicht auch um den Text zu verstehen. Beim Schlussrefrain konnten dann aber alle wieder kräftig einsetzen. „Ja, Herzlich willkommen zur zweiten Halbzeit“, sagte Dän nach dem Applaus, als er an den Bühnenrand ging, und grinste: “Wie sind sehr froh, dass die zweite Hälfte überhaupt noch beginnen konnte. Der Lohmarer an sich scheint erst dann wieder in den Saal zu kommen, wenn’s auch wirklich weiter geht.“

Er gab einen Crashkurs ‘Mundschlagzeug’ und erklärte verschiedene Klänge mit vorgeführten Beispielen. Erstaunlich:  Man sah ihn locker mit einem Hand-Mikro auf der Bühne stehen und der Klang der angeblichen Basedrum hämmerte voll in den Bauch. Als die Kombination gerade richtig klang, ging es sofort in Einer von den Wise Guys über. Der Rhythmus zog mit und der Text löste große Heiterkeit aus. Der arme Clemens, dem es immer noch nicht gut ging, musste in der Hocke mit strahlendem Lächeln über die Bühne laufen. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er sich krank fühlte, hätte ich das niemals bemerkt. Unglaublich!

Die Chocolate Chip Cookies standen auf dem Programm, und Dän erklärte, dass das erotische Keksrezept eigentlich gar nicht so gut war, und sie darum eine neue, verbesserte Rezeptur auf die neue CD gebracht hätten. Warum sie dann aber in Lohmar noch das alte Rezept vortrugen, blieb unlogisch. Rache für die verlängerte Pause? Mir war schon das alte Rezept in der Theorie zu süß gewesen, aber sie hätten auch die doppelte Menge Zucker unterbringen können und mir hätte immer noch die Performance gefallen. Für die lasziven Bewegungen gab es Jubel aus dem Publikum, und Ferenc brauchte bei seiner kurzen Solostelle nur langsam über den eigenen Oberschenkel zu streichen und mit erotischer Stimme etwas von Behältern zu stöhnen, um die Damen aufkreischen zu lassen. Dem anschließenden Gejubel nach zu urteilen, gefiel den Lohmarerinnen auch das alte Rezept außergewöhnlich gut.

Um den großen Erfolg bei den Frauen wahrheitsgemäß zurechtzurücken, gab es danach Zu spät. Hach, ich liebe dieses Lied! Eddi sang gerade: „Als wir fünf noch alle Singles waren …“, da flog plötzlich Damenunterwäsche auf die Bühne. Ein schwarzer und ein rosafarbener Slip, von den Wise Guys zuerst mit großen Augen betrachtet, dem aber ein schneller Wechsel zu freudig amüsiertem Grinsen folgte. Allerdings traute sich keiner von ihnen, den Programmablauf zu stören und die Wäsche aufzuheben. Also sangen sie erstmal das Lied fertig, stellten sie dann zusammen und starteten wie geplant ohne Ansage sofort das nächste Lied. Zu dem passten die von fremden Frauen auf die Bühne geworfenen Slips auch nicht richtig, und das wäre keine logische Überleitung geworden.

Juli war dran, eines meiner Lieblingslieder von der neuen CD. Ganz einfach, sehr unspektakulär, aber ein wunderbares Liebeslied, das sehr intensiv war, ohne die Zeile „Ich liebe dich“ zu verwenden. Im Saal wurde es sehr still und die ruhigen Singstimmen klangen durch den Raum. Wie fast immer gab es nach dem letzten Ton einen kurzen Augenblick der Stille, ehe der Applaus losging. Kein lautes Gejubel, keine schrillen Pfiffe, weil die nach dieser ruhigen, wunderschönen Stimmung einfach nicht passten. Lange, kräftige Klatscher, und mittendrin – Plong! – wurde Dän ein kleines Stofftier genau vor die Füße geworfen.

Er blickte ruhig nach unten und sammelte dann zuerst das Tier, danach die Unterwäsche auf. Eddi nahm ihm im Vorbeigehen einen Slip ab und betrachtete den rosafarbenen, transparenten Hauch interessiert. In der Zwischenzeit drehte und wendete Dän den schwarzen Slip und hielt ihn dabei prüfend hoch. Gejubel der Zuschauer, aber Unterwäsche und Stofftier wurden auf dem Beistelltisch abgelegt und es ging mit Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf weiter.

Im Anschluss gab es Sing mal wieder, bei der die neue Variante mit „Leise, aber ALLE!“ sehr gut ankam. Eddi hatte beim Vorsingen die seltsamsten Buchstaben-Kombinationen, und das Publikum machte willig und ehrgeizig mit. Ferenc und Clemens grinsten begeistert und hatten Spaß. “Ft-ft-ft-ft-fff” machte Eddi vor, oder: “Schk-schk-schk-schk-schk”, oder auch: “Wuttt-wuttt-wuttuwutt.” Es wurde lauter und lauter, die Zuschauer verloren ihre Hemmungen, bis am Ende ein großer Chor auf den Vorsänger antwortete. Wie beim Arbeiten auf der Baumwollplantage mit Vorsänger, nur lustiger.

“Wahnsinn!” meldete sich danach Dän zu Wort. “Toll, dass Sie so mitgemacht haben! Da waren ja teilweise Laute dabei, die man sonst nicht jeden Tag hört. Und das Ganze ohne Drogen!”

Für King of the road war wieder die tatkräftige Unterstützung der Zuschauer gefragt, diesmal beim Schnipsen. Ferenc sang von seinen Autobahntouren und das Publikum fand das alles klasse. Am Ende des Liedes stand Ferenc hell erleuchtet und einsam in einem Scheinwerferkegel, und das Publikum schrie und klatschte begeistert. Es jubelte lange, und da die anderen Vier nicht sofort in die Bühnenmitte zurückkamen, hörte es kaum auf.

Mit Deutscher Meister schloss das offizielle Programm, und schon ab dem dritten Wort gab es immer mehr leise Mitsänger, die völlig textsicher waren. Es war wunderschön diesen halblauten Chor als Unterstützung zu hören. Feuerzeuge und Wunderkerzen gingen an, und in den Refrains wurde der Mitsingchor lauter. Sehr schön!

Verbeugung und Abgang. Natürlich jubelte das Publikum lautstark weiter, bis die Wise Guys erwartungsgemäß zurück auf der Bühne waren. Aus dem Dunkeln waren plötzlich die ersten Töne zu hören, aber erst als ein wenig Licht auf der Bühne anging, wurde es ruhig im Saal. Live and let die hatte begonnen und wurde aufmerksam beobachtet. Ich bin immer wieder erstaunt, wie großartig das als A-cappella-Version geworden ist. Sehr gelungen, spannungsvoll und mit einer sehr tollen Dynamik.

Laute, fordernde Zugabe-Rufe ertönten als die Wise Guys nach Einzelverbeugungen die Bühne wieder verlassen hatten. Das Publikum wollte mehr und bekam mehr. Bei verrucht roter Beleuchtung sangen Ferenc und Sari Rasier dich. Es gab begeisterten Beifall bei der Tanzszene, der sich in Gekreisch steigerte, als Sari sich nach hinten warf und dabei von Ferenc gehalten wurde. Da merkte man, dass viele Besucher zum ersten Mal dabei waren, oder doch so selten, dass sie überrascht wurden. Sehr schön. Sari wurde zur Seite geschleudert, holperte durch den Vorhang und kam erst nicht zurück, woraufhin Ferenc zum Beistelltisch lief und das Stofftier holte. In der Zwischenzeit war Sari in die Bühnenmitte zurückgekommen und sah sich suchend nach Ferenc um. Der erkannte, dass Sari keine “Waffe” dabeihatte und holte schnell noch vom Tisch den Slip, den er anbietend abwechselnd mit dem Stofftier hochhielt. Als Sari nichts nahm, streifte sich Ferenc unter dem fröhlichen Aufkreischen der Zuschauer den rosa Slip über die Stirn, und Sari klappte lachend zusammen.

Arm in Arm gingen beide während der letzten Zeilen an den Bühnenrand und Sari zog den transparenten Teil der Wäsche vor die Augen von Ferenc, so dass der zu einer Mischung aus japanischem Kamikazeflieger und orientalischer Tänzerin wurde. Allerdings nur im oberen Bereich. Unten blieb er Ferenc.

Zum Glück sah man der Wäsche ihre eigentliche Funktion nicht an und sie wurde zum bunten Stoffteil, so dass die Szene wirklich lustig war und keinen perversen Nebengeschmack bekam. So ganz geheuer war Ferenc seine Tat aber wohl nicht, denn im Endapplaus riss er sich plötzlich die Unterwäsche vom Kopf und schleuderte sie weit weg auf den Bühnenboden. Das Publikum johlte und hatte viel Spaß.

Nach einer Verbeugung gingen die Wise Guys erneut ab und wurden mit stürmischen Zugabe-Rufen zurückverlangt. Mit viel Rhythmus sangen sie Jetzt ist Sommer, das Publikum, das schon begeistert Standing Ovation gab, konnte gleich stehen bleiben. Zum Abschluss des Abends wurde noch einmal der Ohrwurm aktiviert und fest in die Ohren verpflanzt. Das Publikum sang mit dem Refrain die Wise Guys noch einmal zur allerletzten Ohrwurmstrophe raus, dann war endgültig Schluss und es konnte auf den Afterglow zugehen.

Da war dann noch ziemlich viel los, und sogar Clemens gab Autogramme und lächelte in Fotolinsen, auch wenn er sich eigentlich nach seiner Holzbank sehnte. Soweit ich das mitbekommen habe, haben die Mädels ihre Slips wieder eingesammelt und mit nach Hause genommen. Wahrscheinlich mit Autogrammen darauf. Wobei ich mir jetzt nicht vorstellen will, wie sie die rumzeigen und sagen: “Mir haben die Wise Guys auf meinem Slip unterschrieben.” Als erfahrene Hausfrau hätte ich als Autogrammwäsche sowieso nicht so einen transparenten Hauch, Größe 36, verwendet, sondern praktische Damenunterwäsche, Baumwollripp, Größe 52, mit viel Platz zum Unterschreiben. Ist Edding eigentlich kochfest bei 95 Grad?

Fazit: Ein sehr schönes Konzert und tolle Stimmung in der Lohmarer Jabachhalle – da gehe ich gerne nochmal hin!



Wo der Pfeffer wächst
Was für eine Nacht
Du kannst nicht alles haben
Hallo, Berlin
Monica
Sonnencremeküsse
Das war gut
Alter Schwede
Powerfrau
Du bist dran
Nur für dich

Früher
Ohrwurm
Einer von den Wise Guys
Chocolate Chip Cookies
Zu spät
Juli
Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf
Sing mal wieder
King of the road
Deutscher Meister
Live and let die
Rasier dich
Jetzt ist Sommer