Wise Guys – 14.12.2003 – City-Forum – Euskirchen … mit viiiel Zeit
”Wise Guys – die national und international bekannte a cappella-Gruppe gastiert wieder einmal im Euskirchener City-Forum” So stand es auf der Homepage der Stadt Euskirchen, einer Kreisstadt zwischen Köln, Bonn und der Eifel. Ein Stadtkern, 21 Ortschaften und 54.000 Einwohner. Alles etwas ländlich, und darum wohl besonders bemüht, auch die “international bekannten” Künstler in die Stadt zu bekommen. Der Saal, in dem das Wise Guys Konzert stattfinden sollte, war das “CITY FORUM”. Um meine an der Kasse hinterlegten Karten abzuholen, musste ich zuerst meinen Personalausweis zeigen, der sorgfältig angesehen wurde. Dann folgte eine Taschenkontrolle am Einlass, weil meine Tasche “verdächtig groß” war, aber es waren doch nur Taschentücher, Notizblöcke und Kaugummis drin. Zum Glück hatte ich keinen Grund, vor dem Konzert in den Backstagebereich gelangen zu müssen, denn dafür hätte ich mich vermutlich einer ausführlichen Befragung unterziehen müssen. So richtig mit Schreibtischlampe auf das Gesicht gerichtet und barschen Fragen: “Warum wollen Sie jetzt in den Backstagebereich? Seit wann kennen Sie die Wise Guys?? Und wo waren Sie letzte Woche Mittwoch um 17 Uhr 12??”
Um 20 vor 8 gingen endlich die Saaltüren auf, was auch nötig wurde, denn im Foyer wurde es immer enger und lauter. Der Saal bestach durch eine große, halbrunde Kapitän-Kommandobrücke in einer hinteren Ecke und durch die überbreite Bühne. 50 Besucher passten in jede Stuhlreihe, aber die Bühne war noch breiter und ging von einer Seite des Saales bis zur anderen. Von solchen Ausmaßen können viele Opernhäuser nur träumen. Die beiden Abstelltische der Wise Guys standen etwas zur Mitte gerückt, denn ein Ausnutzen der gesamten Bühnengröße hätte eine Menge Kondition und einige flotte Sprints erfordert. Nach einem kleinen Schluck Wasser keuchend wieder in der Bühnenmitte anzukommen, wäre anstrengend geworden. Auf den gewellten, dunklen Hintergrund-Vorhang wurde in Weiß der Schriftzug
wise guys
klartext
projiziert, und der untere, gebogene Teil des “y” wurde durch die Wellen so gespalten, dass er als zwei kleine Striche über dem “klartext” schwebte und es zu einem “klärtext” machte.
In den Saal passten etwa 1200 Besucher und es gab Platzkarten, so dass der Einlass langsam und gemütlich ablief. SEHR langsam und SEHR gemütlich. Eine Minute vor Acht kamen immer noch viele Zuschauer im Schlenderschritt herein und hatten es überhaupt nicht eilig. Eine Gruppe von Sanitätern hatte es sich vor der Kapitän-Kommandobrücke gemütlich gemacht und von dort aus alles im Blick. Netter Job an diesem Abend, hoffentlich wurde keiner krank. Um 20 Uhr 7 wurde das Saallicht gedämpft, aber die weiterhin hereinkommenden Zuschauer fühlten sich immer noch nicht zur Eile angetrieben. Das Konzert konnte nicht beginnen, weil die Zuschauer noch nicht drin waren und sich Zeit ließen. Unglaublich. Dabei konnten mehr als 1000 Besucher einen Saal in weniger als zwei Minuten füllen, was bei jeder Totalnacht festzustellen war. Naja, es war Euskirchen. Da mussten eben die internationalen und eingesungenen Wise Guys hinter dem Vorhang mit den Hufen scharren und warten, bis das Publikum versammelt war.
Endlich ging die letzte Saaltür zu, das Licht wurde sofort komplett heruntergefahren und das Konzert konnte beginnen. Die Wise Guys kamen auf die Bühne und wirkten sehr klein, was zum einen an der Größe der Bühne, zum anderen an meinem Platz in der letzten Reihe lag. “Hat der grüne Haare?”, fragte einer meiner Nachbarn entsetzt und starrte auf Ferenc, dessen Haare grell leuchteten. Es lag aber nur an einem bunten Schweinwerfer und er entspannte sich: “Ach, nee, das ist das Licht.” Es gab einen schönen Begrüßungsapplaus, dann starteten die Wise Guys mit Weil ich ein Kölner bin und brachten nach den ersten vier Zeilen auch endlich die letzten Unterhaltungen im rechten Block zum Verstummen. Die Zuschauer lachten leise an den richtigen Stellen und ich fand es schön, wie Dän sich an der Stelle “immer mittendrin” verschmitzt grinsend in die Mitte seiner Kollegen drängte.
Noch im Applaus begann Ruf doch mal an, und der Sound war zwar hämmernd und bassig, aber viel zu laut. Wie ein zu hoch gedrehtes Radio und nicht wirklich schön. Während ich mir das notierte, beugte sich mein Gatte herüber und flüsterte: “Also, Lautstärke ist nicht alles.” Vorne wurde etwas mitgeklatscht, aber hinten blieb alles ruhig, weil sonst nichts mehr vom Text zu verstehen gewesen wäre. Die Lautstärke zermatschte alle Feinheiten. Dafür sah das gemeinsame Springen bei der Bühnenshow auch von meinem hinteren Platz sehr klasse aus!
“Wir sind endlich mal wieder in EuskirSCHen”, begrüßte Dän das Publikum und sprach es ganz richtig mit rheinischem SCH aus. Noch ein wenig richtiger wäre es mit leichtem Eifeler Einschlag gewesen, der es dann zu einem “Eu-es-kirre-schen” gemacht hätte, aber das hätte nach der langen Warterei auf den Konzertbeginn ja noch mehr Zeit verschlungen. Das Publikum freute sich auch schon über das vertraute SCH, und Dän grübelte laut, was es in Euskirchen mal für Probleme gegeben hatte. “Das war ja was schwierig. Die Halle war pleite – oder der Inhaber – oder die Stadt?” Auf jeden Fall machte er klar, dass der Sonntagabend generell ein schlechter Termin war, da alle Zuschauer vom Familienwochenende genervt waren und den Arbeitsmontag vor sich hatten. “Das kann Ihnen jeder vom Theater sagen: Der Sonntagabend ist der schlimmste Termin mit einem schwierigen Publikum. Da müssen wir einfach zusammen durch!”
Kinder machte das schwierige Publikum aber lockerer und es lachte vergnügt. Gleich danach ging das Saallicht zur Umfrage an. Etwa die Hälfte der Zuschauer waren Ersthörer, nur ein paar Vereinzelte sangen in einem Chor und auf die Frage: “Wer wohnt in Euskirchen?” meldeten sich so wenige Zuschauer, dass Dän erstaunt rief: “Das ist alles?? Nochmal: Wer wohnt in Euskirchen??” und dann verblüfft sagte: “Dann hätten wir das Konzert auch woanders machen können!” Die Umfrage machte Stimmung, besonders bei der Frage, wer zum Besuch gezwungen worden war. “Sie haben sich SELBER gezwungen?” wunderte sich Dän über einen Besucher und lobte: “Na, man muss sich auch mal überwinden.”
Sari war plötzlich verschwunden, und als Eddi bei der Ansage von einem “Eiscafé” sprach, konnte ich mich schon auf Ich will keine a-cappella als “Oldie der Woche” freuen. Leider kam Sari in T-Shirt auf die Bühne und ich hatte keinen Blick auf Brustbehaarung, Muskelberge und Six-Pack, vermute aber, dass ich den auch nicht gehabt hätte, wenn er oberkörperfrei angekommen wäre. Leider blieb auch das Bühnenlicht wie vorher und strahlte weiß und langweilig, nachdem es die ersten Takte überraschend in düsteres, blaues Licht getaucht hatte. So früh im Programm konnte das Lied nicht mitreißen, aber es war schön, dass es mal wieder dabei war. Erst nach dem letzten Ton wurde laut geklatscht und leicht gejubelt, und auch hier war vorne im Saal mehr los, als hinten.
Was für eine Nacht war dagegen auch optisch wieder schön. Das Licht war knallig blau und grün, und die Wise Guys warfen schwarze Schatten auf den Vorhang, die riesig anwuchsen, wenn sie an den vorderen Bühnenrand kamen. Ohne weitere Ansage gab es danach die Sonnencremeküsse. Mir waren sie einen Tick zu schnell und vor allem zu kraftvoll. Das sang keiner, der träumerisch an den letzten Urlaub zurückdachte, sondern eher einer, der gerade munter aus dem Reisebüro zurückkam, wo er den nächsten Urlaub gebucht hatte. Schön war’s trotzdem, wenn auch nicht so ganz romantisch.
Bei Das war gut verzogen sich meine Mundwinkel synchron mit den gezogenen Tönen zu einem breiten, zufriedenen Grinsen. Ich konnte gar nichts dagegen machen, ich grinste einfach los, weil ich das Lied so mag und weil ich gezogenen Töne so gern höre. Dän erläuterte danach die Planung einer Soap über einen Schauspieler, der in einer a-cappella-Gruppe singen möchte, die aber gerade eine Soap dreht, über … so lange, bis Eddi ihn anstupste und zum Singen aufforderte. Leider war Clemens bei Schlechte Zeiten teilweise etwas zu leise eingestellt, so dass er dann schwer zu verstehen war. Insgesamt war das Lied aber wesentlich besser geworden. Der Hintergrund war ruhiger und das Lied damit eingängiger und angenehmer zu hören.
Richtigen Jubel gab es aber erst wieder nach der Powerfrau, bei der Sari anschaulich zeigen konnte, was ein Mann alles leisten kann. Süß!
“Sie haben sich für ein Sonntagspublikum tapfer geschlagen,” lobte Dän und schlug trotzdem vor, “in der Pause noch zwei Kölsch einzuwerfen.” Allerdings betonte er: “Nach zwanzig Minuten ist die Pause um. Damit das nicht so ausfasert. Wir fangen erst an, wenn Sie da sind. Wir müssen da mal ein wenig Disziplin reinkriegen. Zwanzig Minuten ab Beginn der Pause, nicht ab jetzt.” Danach erzählte er noch etwas über das Magazin und versprach: “… dann schicken wir Ihnen zweimal pro Woche …äh, pro JAHR …” In die grinsenden Gesichter seiner Kollegen hinein betonte er: “Ja, Montags und Donnerstags!”
Mit Deutscher Meister wurde der erste Konzert-Teil beendet, und der Klang der Gruppe war leise und zart viel schöner, als vorher in übervoller Lautstärke. Beim Refrain sangen viele im Saal leise mit und bei “wir sind nur ein Karnevalsverein” gab es eine Gelächter- und Spontanapplauspause. Als es ruhig wurde, kommentierte Dän: “Das war auch ein Riesenerfolg letzte Woche in Leverkusen” und sang weiter. Den Mitsing-Refrain sang ich in der hinteren Reihe alleine, denn um mich herum wurde nicht mitgesungen. Mein Gatte guckte mich still und mit großen Augen an und ließ mich damit zunächst an meiner Tonwahl zweifeln, aber er wollte einfach nur zanken. Dass ich entweder tief brummen oder hoch piepsen musste, dafür konnte ich nichts, denn für die Tonhöhe waren die Wise Guys verantwortlich, die dabei keine Rücksicht auf mich genommen hatten. Tapfer schwenkte ich am Schluss sogar die Arme hin und her, sang laut, dass ich Deutscher Meister werden möchte und beschloss, dass ich die nächsten Konzerte lieber ohne meinen blöden Mann besuchen würde, der mich immer noch ernst anstarrte und ein Grinsen in den Mundwinkeln hatte. Im Anschluss an das Lied gab es großen Applaus, die Wise Guys animierten zu einer La-Ola-Welle, die von den meisten Zuschauern aber nicht rechtzeitig erkannt wurde, und verschwanden in die Pause.
25 Minuten nach Beginn der Pause ging die Pausen-Dudelmusik aus, das Licht wurde runtergedimmt und ein Gong rief nach den vielen Zuschauern im Foyer, die daraufhin gemütlich den Saal betraten. Euskirchen – eine Stadt mit Zeit. Endlich konnten die Wise Guys zur zweiten Hälfte auf die Bühne und begannen sofort mit Ohrwurm. Clemens war zum Teil etwas leise, bzw. die anderen zu laut, aber die Melodie blieb sofort im Ohr und auch die Tonlage zum Mitsingen war sehr gut gewählt. Um mich herum sangen sogar ein paar mehr Leute mit. Dän erklärte danach die dunkle Bühnenkleidung für die zweite Hälfte: “Wir haben uns umgezogen, damit wir uns besser in das aufwändige Bühnenbild einfügen!”, was einen Lacher auslöste, denn vor dem großen, dunkelgrauen Vorhang auf der riesigen, ansonsten leeren Bühne sahen sie in ihren schwarzen Klamotten etwas unauffällig aus. Bei weißem Licht erinnerte es mich an eine Firmensitzung.
Der biedere Eindruck änderte sich aber bei den Chocolate Chip Cookies. Schon die Ansage, bei der Dän versprach, dass es nach dem Lied “prickelnde Erotik” im Saal geben würde, weckte Interesse. Die vielen Ersthörer lachten nach der ersten Zeile laut los, als sie das Thema des Liedes erkannten, und bei der Solo-Stelle von Ferenc flippte schräg vor mir eindeutig ein Mann aus und war begeistert. Dän kam plötzlich aus dem Text. Er begann mit: “Den Teig f …” stockte und setzte dann nach einer kurzen Pause ganz perfekt wieder ein: “… in den Kühlschrank stell’n.” Es wäre kaum aufgefallen, wenn nicht die anderen in dieser Zeit auch eine Singpause gehabt hätten. Sie machten nur ihr “Bum” und warteten auf das Ende der Zeile, an dem sie weitersingen mussten. Es war drei Sekunden lang ganz still, was die Zuschauer überrascht zur Kenntnis nahmen. Nachher erzählte Dän, dass er in ein falsches Wort gekommen war, und statt “den Teig vierundzwanzig Stunden in den Kühlschrank stell’n”, mit “den Teig für …” beginnen wollen, und dann nicht wusste “für was”? Am Ende des Liedes gab es dicken Applaus und das Euskirchener Publikum war fast enthemmt. Ich klatschte heftig mit und starrte danach auf meine Handflächen. Sie prickelten! Das war die versprochene prickelnde Erotik!! Wow!
Eddi moderierte danach etwas konfus das nächste Lied an. Bei ihm weiß ich oft nicht, was echt und was gespielt konfus ist. Das Euskirchener Publikum hörte ihm weitgehend stumm zu. Er sprach mit verstellter Stimme:
“Ich will ein Backrezept werden!”
“Nein, kein Backrezept!”
“Doch!”
“Dann werd doch wenigstens Arztrezept!”
“Ich will Backrezept werden und habe auch schon eine Melodie kennengelernt.”
“Hauptsache kein Paragraph!”
So ging es weiter. Es war sogar für Kenner und Genießer seiner Ansagen ein wenig schwierig. Bei Zu spät war aber klar, um was es ging. Ich fand das Lied klasse und sehr witzig. Zwischendurch gab es schönes Gelächter, und beim Schlusssatz lachte der ganze Saal. Die Männer laut, die Frauen eher leicht empört. Schön, dass das Lied so gut ankommt! Ich mag es total!
Es ging sofort mit Die Bahn kommt weiter, und endlich ließ mal wieder richtig knalliges, rotes Licht die Bühne zu einer anderen Welt werden. Der Klang war wesentlich besser als im ersten Teil, und ich glaube nicht, dass ich mich nur daran gewöhnt hatte. Es war angenehmer und nicht mehr so laut. Für Zu schön für diese Welt gab es großen Applaus, für Du Doof sogar Gejubel, aber insgesamt hielt sich das Publikum etwas zurück. So ganz kam es nicht aus der Reserve, und nachdem ich das zuerst für ein Problem der hinteren Reihen gehalten hatte, stellte ich doch fest, dass der ganze Saal etwas zurückhaltend blieb. Lag es am Sonntag oder an Euskirchen?
Bei Sing mal wieder konnten die Zuschauer zeigen, was sie konnten und durften beim Mitsing-Teil kräftig einsetzen. Bei uns in der Ecke klappte das ganz gut, aber ich weiß nicht, ob das überall im Saal so war. Allerdings fiel mir ein, dass ein Aufteilen des Saales in Gruppe A und Gruppe B auch immer für Stimmung gesorgt hatte. Am Anfang des Mitsingens hatte Eddi das manchmal gemacht, und die Zuschauer hatten schon alleine aus Wettkampfgründen laut gegen die andere Saalhälfte angesungen. Ich weiß, es ist simple Stimmungsmache, aber ich bin eine einfältige Zuschauerin, die Spaß an so was hat.
Dän begann nach einer extrem kurzer Ansage mit seinen einleitenden Basstönen zu King of the road, wurde aber sofort von Saris Stimmpfeife unterbrochen, die ihm erstmal den Ton angab. War aber der Gleiche, mit dem er von alleine gestartet hatte, und es ging sofort nochmal los. Ferenc zog das Publikum scharenweise in seinen privaten Solo-Fanclub und erreichte laute Lacher, als er “… die Waffe des kleinen Mann‘s” mit “Ego” reimte. Da hatten viele Zuschauer etwas anderes erwartet. Das Publikum bejubelte laut den Bass, und ein dicker Beifall zog durch den Saal.
Im Anschluss gab es “etwas Besinnliches für die Weihnachtszeit”, wie Dän sagte. “Es handelt vom liebevollen Umgang miteinander in den Weihnachtstagen. Hit me, baby, unser Weihnachtslied!” Hurra! Ich sah es, trotz des angedrohten Rauswurfs, schon wieder! Der Schlussapplaus war riesig und endlich tobte mal der Bär und brüllte nach Zugabe. Aber da war offiziell ja schon das Ende des Konzertes erreicht. Die Wise Guys kamen nochmal auf die Bühne und brachten ein rosarot-zuckersüßes Rasier dich. Es war sehr intensiv gespielt und ich konnte das unterdrückte Lachen in Ferenc’ Stimme hören. Die beiden Hauptdarsteller blickten sich gespielt liebevoll, aber dabei auch sehr herausfordernd an und strichen mit weichen, superlockeren Bewegungen umeinander her. Das gab eine starke, prickelnde Stimmung, bei der aber das versteckte Grinsen immer zu spüren war. Große Klasse – mir hat es supergut gefallen!
Noch im Applaus begann Golden Eye, und das Publikum hörte erst gebannt zu und reagierte am Ende ziemlich enthemmt. Laute Pfiffe, Rufe und viel Applaus brachten Stimmung, und ich fragte mich, warum erst jetzt am Schluss und nicht schon viel früher. Mit Jetzt ist Sommer wurde das Programm beendet, es gab sehr viele rhythmische Mitklatscher, aber nur vereinzelte Kleingruppen, die dazu aufstanden. Im letzten, lauten Applaus gab es vereinzelte Standing Ovation, die Wise Guys machten zweimal die La-Ola-Welle und hatten beim zweiten Mal einige Leute mehr, die verstanden hatten, was das sollte. Vielleicht hatten es auch alle sofort verstanden, aber die meisten Zuschauer brauchten wahrscheinlich ein paar Minuten, bis zur Reaktion. Wer vorher mit so viel Zeit in den Saal schlendert, kann vielleucht nicht in Sekundenschnelle die Arme hochreißen.
Zum großen Finale starteten die Wise Guys den Ohrwurm-Refrain und gingen, als der Saal kräftig eingestimmt hatte, winkend von der Bühne ab. Kaum waren sie außer Sicht, ging das Publikum vom Singen in einen fröhlichen, kräftigen End-Applaus über, der dann schnell aufhörte. Das Saal-Licht ging an und die Zuschauer standen auf, suchten ihre Sachen zusammen und begaben sich zum Ausgang. Na, das war mal ein schneller Schluss. Sonst waren sie in Euskirchen immer etwas spät, am Ende aber zu früh. Immerhin wussten sie nicht, dass sie was verpasst hatten und vermissten auch nichts.
Ich hatte eines der wenigen Konzerte erlebt, bei dem das Publikum ziemlich ruhig geblieben war, was in bester Annahme am Sonntag gelegen haben könnte. Es war etwas ungewöhnlich, denn auch als Zuschauer war ich laut jubelndes Publikum gewohnt, aber die Wise Guys nahmen es danach grinsend und mit schulterzuckender Fassung. Auf der Bühne hatten sie an diesem Abend ihre Show als Profis gezeigt und sich auch nicht von teilweise mäßigen Reaktionen davon abbringen lassen. Dass nach ausflippenden Zuschauern in New York, Zürich, Wien und Berlin ausgerechnet das Euskirchener Publikum etwas schwierig war, war zu verkraften.
Weil ich ein Kölner bin
Ruf doch mal an
Kinder
Ich will keine a-cappella
Was für eine Nacht
Sonnencremeküsse
Das war gut
Schlechte Zeiten
Powerfrau
Deutscher Meister
Ohrwurm
Chocolate Chip Cookies
Zu spät
Die Bahn kommt
Zu schön für diese Welt
Du Doof
Sing mal wieder
King of the road
Baby, schlag mich
Rasier dich
Golden Eye
Jetzt ist Sommer