WG Konzertberichte

Wise Guys – 21.11.2003 – Kopernikus-Realschule – Hennef … mit quietschenden Mädels

Die Schlange der Anstehenden vor der Aulatür der Kopernikus-Realschule in Hennef war fast vorbildlich zu nennen. In Zweier und Dreihergruppen stand eine lange Reihe wartender Zuschauer im Foyer sauber an der Wand entlang und bog an der Ecke korrekt im 90-Grad-Winkel ab. Super! Wir kamen an, als das hintere Ende der Schlange schon fast in der nächsten Ecke angekommen war und stellten uns an. Dass dieses Verhalten zwar korrekt, aber blöd war, merkten wir, als die weiteren Ankommenden mit einem kurzen Blick zu uns erkannten, dass dort nicht mehr viel Platz war und sich einfach in der Mitte der Schlange anstellten. Der Pulk vor uns wuchs dadurch immer weiter an. Andere Besucher waren noch geschickter, drängten sich zur Garderobe durch, die gleich neben der Saaltüre lag, gaben ihre Jacken ab und blieben dann praktischerweise gleich dort stehen. So kam es, dass aus der vormals vorbildlichen Reihe bis zum Zeitpunkt der Türöffnung ein knubbeliger Pulk geworden war, bei dem nicht die Leute, die früh angekommen waren, auch vorne standen. Eigentlich wie üblich. Ich war nicht früh gekommen und ich wollte auch nicht ganz vorne sitzen, aber ich ärgerte mich wie üblich über so ein unsoziales Verhalten. Es kann doch nicht so schwer sein, eine lange Schlange aufzubauen und dann in der Reihenfolge des Eintreffens reinzugehen!

Beim Einlass in die Aula gab es einen Stempel auf den Handrücken, der mit schwarzer Farbe:

“Stadt Hennef (Sieg) Der Bürgermeister”

auf die Haut drückte. Das war sozusagen ein Amtssiegel, mit dem mir der Bürgermeister bescheinigte, dass ich das Wise Guys Konzert so oft wie ich wollte verlassen konnte und trotzdem immer wieder reingelassen werden musste. Außerdem konnte ich danach das Händewaschen unterlassen und tagelang behaupten, ich wäre der Bürgermeister von Hennef. “Glaubste nich? Steht doch hier!” und meine Hand zeigen.

In der Aula gab es schätzungsweise 1000 Sitzplätze und mit schnellem Blick erkannte ich, dass die erste Hälfte davon schon besetzt war, als ich endlich reinkam. Es gab aber eine schmale, umlaufende Tribüne, die einen Blick von oben auf die Bühne erlaubte und noch völlig frei war. Wir entschieden uns für seitliche Tribünenplätze, die vielleicht nicht den perfekt mittigen Sound hatten, dafür aber näher an der Bühne waren.

Von der Decke hingen wunderbare, bunte Pappmaché-Flugobjekte, und die Aula füllte sich stetig. Neben uns waren zunächst noch drei Stühle frei, auf die sich dann, erfreut über die gute Aussicht, zwei Mädchen und ein Junge im Grundschulalter setzten. Die Mädchen waren kribbelig und winkten und riefen wild, wenn sie eine Freundin unten in der Aula entdeckten: “Tabea!!!! Da ist Tabeaaa!” “Da ist Elena!! Elenaaaa!! ELENAAAAAAA!!!” Freundlicherweise wollten sie ihren guten Blick gerne teilen, so dass sich zunächst ein weiteres Mädchen mit angeschlepptem Stuhl dazuquetschte, dann noch eins und dann noch eins. Stühle passten nicht mehr rein, aber sie quetschten sich giggelnd und lachend zu sechst auf vier Stühle und hatten Spaß.

Um kurz vor 20 Uhr war es immer noch unruhig, weil weiterhin Zuschauer in der Aula ankamen. Allerdings gab es nur noch ganz wenig freie Plätze, so dass einige Besucher an den Rändern stehen mussten. Es war eindeutig ausverkauft. Die Mädchen neben mir guckten auf die Uhr und stöhnten aufgeregt: “Wann fangen die endlich an?”, und die allgemein erwartungsfrohe Vorfreude zeigte sich im Saal mit rhythmischem Klatschen. Endlich ging das Saallicht aus und die Wise Guys kamen auf die Bühne, wo sie mit heftigem Applaus begrüßt wurden. Rüdiger erwies sich als Kenner, indem er mir sofort zuraunte: “Das ist die Aufstellung für Kölner” und damit wirklich Recht behielt. Erstes Lied: Weil ich ein Kölner bin. Das Publikum hörte gespannt zu und platzte am Ende des ersten Refrains lachend und laut applaudierend los.

Die Stimmung war also sofort gut, nur die Blitzlichter von einigen Fotoapparaten störten sehr. Wenn man sich schon als Zuschauer gestört fühlt, wie ist das dann erst als Wise Guy auf der Bühne? Ich guckte mir zwischendurch fasziniert den kreisrunden Fleck in Kniehöhe auf Däns linkem Hosenbein an, der seit dem letzten Konzert noch deutlicher geworden war. Jedes Mal machte er bei Deutscher Meister einen Kniefall und die meisten Bühnen schienen nicht sauber gefegt zu sein.  

Es gab großen Applaus nach dem Lied, die Wise Guys starteten noch im Dunkeln mit Ruf doch mal an. Die Zuschauer klatschen sofort mit und hatten gute Laune. Während des Singens blickte Eddi einmal zur Tribüne hoch und sang die Mädchen an, die sofort begeistert losquietschten und sich richtig freuten.

Dän begrüßte danach das Publikum und atmete nach der Rumhüpferei noch hörbar schwer: “Guten Abend meine Damen und Herren. Wir sind die Wise Guys aus Köln. Wir waren letzte Woche in Wien, Zürich und Hamburg – heute HENNEF!” Die Zuschauer jubelten natürlich los und blieben in dieser Stimmung, als Kinder begann. “Das kenn ich, das kenn ich!” giggelte es neben mir aufgeregt. Im Publikum gab es während des Liedes immer wieder deutliches Gelächter, und ich kam mir fast vor wie bei einer Comedy-Vorstellung, wo es nach jedem Satz eine Pointe und Lacher gab. Einerseits war das sehr schön und zeigte die gute Laune, andererseits hatte ich das Gefühl, dass viele Zuschauer dachten, die Wise Guys sind lustig, also lachen wir auch den ganzen Abend. Die Mädchen neben mir benahmen sich vorbildlich, hörten fasziniert zu, zeigten manchmal auf Sari und flüsterten sich was zu, oder lachten laut, wenn es lustig war. In den letzten Ton hinein gab es eine brummende Rückkopplung, die aber gar nicht so schlecht war und sich harmonisch in den Akkord fügte.

Dän erzählte danach ein paar private Dinge – Sari war im April zum ersten Mal Vater geworden, bei Clemens war vor ein paar Wochen das dritte Kind angekommen und Eddi hatte vor ein paar Monaten einen Hamster bekommen. Er blickte zu Ferenc und schob dann hinterher: “Über Ferenc gibt’s eigentlich nichts Neues zu erzählen.” Bei der Zuschauerbefragung konnte ich endlich mal bei der Frage nach “über 50 km Anreise” aufzeigen, denn Hennef lag kurz hinter Bonn und damit für mich knapp hinter der 50-km-Grenze. Dän guckte aber nicht zur Tribüne und sah es darum nicht mal. Es waren viele Hennefer da, und die Anzahl der Neuhörer und der Mehrfachtäter hielt sich die Waage.

Eddi versuchte während seiner Anmoderation Dän unauffällig darauf hinzuweisen, dass eine seiner Hemdkragenecken hochstand. Er redete von der Optik, und dass ein Berater geraten hätte, dass sie alle einen Hemdkragen hochklappen sollten und zeigte dabei auf Dän, der ratlos und verwundert an seinen Hemdkragen griff. Clemens und Ferenc lachten los und verdarben damit den letzten Rest von Unauffälligkeit. Geschickt überlegt von Eddi, sofort erkannt vom Publikum und auch noch lachend verraten von zwei seiner Kollegen.

Eddi widmete Du bist dabei den Zuschauern hinten und auf der Tribüne, vermutlich, damit sich alle Zuschauer dort nicht als Randpersonen fühlten. Dann sang er Schulkinder in der ersten Reihe direkt an, dass er jemanden zwingen würde, die Zukunft mit ihm zu verbringen und versetzte einen Großteil von ihnen in lähmende Panik, denn sie starrten ihn völlig regungslos und verschreckt an. Sehr witzig. Im weiteren Verlauf hatte er einen Texthänger und sang, während er sich in der Choreografie mit zur „Wohnmobilfahrt“ aufstellte, den Text der vorherigen Strophe: “Ich habe hunderte …” Er brach ab, und auch in meinem Hirn kreiselten die Gedanken blitzschnell: “Wie war der richtige Text nochmal?” Eddi hatte ihn schneller gefunden und setzte ein: “… nur zur Tropfsteinhöhle Wiehl”, was sich zwar nicht reimte, aber ich war froh, dass er wieder drin war. Dän ergänzte am Ende des Liedes, nach dem Applaus: “Danke. Ich darf Ihnen die fehlenden Worte noch nachreichen: Durch die USA im Wohnmobil oder.”

Der Sound war übrigens am Rand der Tribüne sehr gut. Ich hatte mich auf eine ungünstige Mischung eingestellt und war sehr überrascht, weil ich jetzt unerwartet einen guten Blick UND einen guten Sound hatte.

Bei der nächsten Moderation wurde Das wär’s gewesen angesagt, und die Mädchen flüsterten aufgeregt: “Das kenn ich, das kenn ich!!” Schon bei den ersten Tönen wurde die Stimmung im Saal sehr ruhig. Bei der Textstelle “Sack und Besen” gab es plötzliches Gelächter, aber danach wieder große Ruhe. Sehr schön. Nur die Blitze der Fotoapparate störten die Atmosphäre. Schade. Es gab zwar schöne Fotos für ein paar Fotografierer, aber Störungen für alle anderen Besucher. Auch wenn jeder nur 20 Fotos gemacht hat, sind das bei 5 Apparaten schon 100 Blitze.

Was für eine Nacht war das nächste Lied, das die Mädchen natürlich auch kannten. Es war zwar ihr erstes Konzert, aber sie hörten oft die CDs, wie mir eine vorher erzählt hatte. Das Licht auf der Bühne war klasse, die Wise Guys wurden grün beleuchtet und sahen so richtig durchgefeiert aus. So ungefähr fühle ich mich am Morgen nach einer langen Nacht, darum fand ich das Licht perfekt und nachvollziehbar gewählt. Die Zuschauer klatschten begeistert mit und ließen sich mitreißen.

Bei den Sonnencremeküssen gab es warmes Licht und der wirklich schöne Holzboden der Bühne leuchtete goldgelb. Von der Tribüne aus war das ein wunderschönes Bild, das Wärme ausstrahlte und, zusammen mit der lässigen, ruhigen Musik, richtig entspannend wirkte. Schön. Beim Zwischenteil war Ferenc bei den letzten Konzerten immer bis zu Dän gegangen und hatte mit einer passenden Handbewegung ein lautes “Dumm” gesungen. Diesmal blieb er einfach vorne am Bühnenrand stehen, blickte ins Publikum und sang das “Dumm”, während er eine nachlässige Handbewegung nach hinten machte. Dän guckte verwundert zu ihm herüber und Eddi musste lachen.

Hatte ich mich nach dem letzten Konzert noch darüber gewundert, dass Eddi bei Das war gut ebenso erstaunt wie Sari vom Vorgefallenen gewesen war, blieb er diesmal auffällig ruhiger und dezenter. Dagegen zeigte sich Clemens interessierter als vorher. Im Mittelpunkt aber eindeutig Sari, der tolle Sachen erlebt haben musste und von den Mädchen neben mir interessiert angesehen wurde. Das Lied gefiel mir mal wieder sehr, kam sehr gut an, die Töne waren wunderbar gezogen und es war genauso lässig wie es sein musste. Dän sagte danach Schlechte Zeiten an, redete und redete, und Clemens und Ferenc versanken müde in eigene Gedanken. Sie starrten mit leerem Blick auf die Bühne und hatten sichtlich abgeschaltet. Kein Wunder, denn die letzte Woche war anstrengend gewesen und die Ansage hörten sie jeden Abend. Dän schraubte sich immer komplizierter in die Verwicklungen um einen Schauspieler, der lieber singen wollte, aber bei einer A-cappella-Gruppe nicht einsteigen konnte, weil die gerade eine Soap drehten über einen Schauspieler, der lieber singen wollte … – und plötzlich stutzten beide. Fast zeitgleich hoben sie ihre Köpfe, sahen sich an und lachten los. Ein Randgeschehen, aber sehr witzig zu beobachten. Der Anfang vom Lied war mal wieder knallerhart schräg und gefiel mir sehr. Insgesamt war es auch besser geworden, sehr schön szenisch dargestellt und viel einfacher zu verfolgen. Allerdings befürchte ich, dass es bei mir nicht über ein OK kommen wird. Schade, denn die Idee ist klasse und der Text an vielen Stellen sehr witzig. Aber insgesamt kann es leider nicht so mitreißen, wie viele der anderen Songs.

Dagegen zog Powerfrau natürlich voll ab. Sari erhielt für seinen netten Knicks bei “… hinter jeder starken Frau steht ’n fleißiger Mann” kräftigen Szenenapplaus und entzückte allgemein den weiblichen Zuschaueranteil. Danach gab es den ersten richtigen Begeisterungsjubel mit lautem Gejubel und Pfiffen. Mir fiel plötzlich auf, dass auf den kleinen Tischen auf der Bühne nicht mehr die blauen Becher standen, sondern durchsichtige Gläser! Super!! Seit Wochen beklagte ich mich über die unpassenden, bunten Plastikdinger, und endlich hatten die Wise Guys es geändert. Hatte ich Einfluss auf die Show?

Ich konnte nicht lange überlegen, denn Dän sagte Deutscher Meister an, und die Mädchen jubelten begeistert: “Das kenn ich, das kenn ich, das ist cool!” und begannen den Refrain schon mal zu singen. Nicht ganz leise. In der Zeit, die Dän brauchte, um die Moderation abzuschließen und sich neben seine Kollegen zu stellen, hatten die Mädchen schon dreimal den Refrain geschafft und sich wild eingeschunkelt. Es versprach lustig zu werden. Und tatsächlich: Sie sangen erst halblaut, dann immer kräftiger mit und waren mit voller Begeisterung dabei. Zusammen mit dem Saal sangen sie das Wort “Schaum” in die geplante Pause hinein, und diesmal sang Dän es nicht hinterher, sondern sagte nur freundlich nickend: “Dankeschön!” ins Publikum. Beim Refrain schmetterten die Mädels in voller Lautstärke und bis zum letzten “Ratatatammm!” absolut textsicher mit. Ihre hellen Grundschulstimmen tönten laut von der Tribüne in den Saal herunter und sie schunkelten dazu wild hin und her. Auch im Saal wurde viel geschunkelt und mitgesungen, und die Stimmung war riesig. Als sich Dän in der letzten Strophe wie üblich aufs Knie fallen ließ, traf er genau den kreisrunden Fleck auf seiner Hose und machte ihn damit wahrscheinlich noch etwas dunkler. Der Abgang wurde trötend vorgenommen und das Publikum schwamm auf hohen Stimmungswogen und klatschte die Wise Guys im Takt in die Pause.

Auf dem Weg nach draußen hörte ich einen Mann begeistert feststellen: “Die können aber ALLE singen. ALLE!”, woraufhin eine Frau sagte: “Nur der Bass nicht. Der macht immer Bum-bum.” Der Mann tröstete sie: “Ach, das kommt schon!”

Es dauerte ziemlich lange, bis alle Zuschauer nach der Pause den Weg zurück in die Aula gefunden hatten. Inzwischen hatte ich erfahren, dass die Mädchen neben mir eine wirklich nette Truppe aus den Schuljahren 2 bis 5 waren. Der Nachschub bei den Wise Guys Fans schien gewährleistet. Allerdings waren sie nicht unkritisch. Ich fragte gegen Ende der Pause: “Gefällt’s euch denn?” und bekam die stöhnenden Antworten: “Ja, wenn die jetzt nochmal anfangen würden, schon!” und “Die sollen voran machen!”

Zum Glück ging es kurz danach weiter mit dem Ohrwurm. Clemens stand in der Mitte, die anderen um ihn herum, und sein manchmal schmerzlich verzogenes Gesicht war wahrscheinlich nicht immer gespielt, denn die Kollegen sangen ihm zwischendurch ziemlich laut aus geringer Distanz in die Ohren. Ganz klar, am Ende sang der gesamte Saal lautstark mit: “Hallo, halloooo, ich bin dein Ooooohrwurm, dein Ooooohrwurm.” Das Lied bleibt einfach im Ohr hängen, auch wenn der Schluss immer wieder überraschend plötzlich kommt. Sehr gut!

Bei der Anmoderation zu den Chocolate Chip Cookies erwähnte Dän, dass die Wise Guys immer wieder vergeblich versucht hätten, die Frauen zu platonischer Ekstase zu treiben, da kamen plötzlich schrille Schreie aus dem Publikum. Eindeutig weibliche, ekstatische Lautäußerungen! Das Publikum lachte los, und Dän wartete den Beifall ab, um dann zuzugeben: “OK, dann und wann in ländlichen Gegenden …” Bei der heißen Show musste ich an einigen Stellen lautstark meine Begeisterung zeigen, was mir erstaunte Blicke der Mädchen neben mir einbrachte. Meine eigenen Kinder waren das gewohnt und registrierten solche Ausbrüche nur noch seufzend und kopfschüttelnd, aber für andere Kinder sah es vielleicht doch etwas ungewohnt aus, wenn erwachsene Leute sich so komisch benahmen. Insgesamt zeigten sich die Hennefer aber alle sehr backbegeistert, was ganz praktisch war, weil der Advent ja schon vor der Türe stand.

Das nächste Lied begeisterte mich auch. Zu spät war neu im Programm, erlebte seine zweite Bühnenaufführung, und ich mochte es sofort sehr. Mit theatralischer Verzweiflung sangen die Wise Guys über ihre wirklich bemitleidenswerte Lage und so mancher Mädchentraum wird wohl während des Liedes geplatzt sein. “Jetzt ist es vorbei, bye-bye.” Es war alles schön lässig und ich grinste breit über die traurigen und beleidigt-vorwurfsvollen Gesichter auf der Bühne. Supergut! Sofort danach ging es mit Die Bahn kommt weiter, und da hatte ich Schwierigkeiten, meine Gesichtszüge wieder auf ‘ernst’ zu stellen. Der Wechsel war mir dann doch etwas plötzlich, denn ich musste immer noch lachen. Ein Lied dazwischen fände ich etwas besser, weil mir sonst am Anfang zu viel von der schönen Stimmung der ‘Bahn’ verlorengeht. Trotzdem waren die Zuschauer schnell in der neuen Atmosphäre drin. Gegen Ende, als die Gesangsstimmen plötzlich laut und voll wurden, zog ein wunderbarer Klang durch den ganzen Raum. Sehr beeindruckend!

Clemens machte eine sehr lockere Anmoderation für Zu schön für diese Welt, erzählte von einer netten Begegnung in der Bahn, und dass Eddi und Sari das kommende Lied zu zweit singen müssten, da sie alleine nicht in der Lage wären die vielfältigen Vorzüge der Dame zu beschreiben. Schön gerappt ging es los, und ich lachte, als Eddi ein total lässiges, aber irgendwie kölsches: “Jou!” ausstieß. Noch mehr lachen musste ich allerdings, als die beiden Helden über die Doofheit der Frau “dumm wie ein Stück Brot” sangen und dazu szenisch darstellen wollten, wie sie ein Stück Brot in Scheiben schneiden. Leider verpasste es Eddi, das fiktive Brot in die Richtung von Sari zu schieben, so dass Sari begeistert Luft schnitt, nichts merkte und Eddi zunächst verwirrt guckte und dann grinsen musste. Wer jetzt wohl doof ist, will ich gar nicht als Frage in diesen Bericht stellen. Tun wir mal so, als hätten wir es nicht gesehen.

Passend kam danach Du Doof. Die Mädchen quietschten freudig über Eddis Gesicht, das Publikum im Saal und die Zuschauer auf der Tribüne waren hingerissen und lachten laut. Bei Sing mal wieder wurde sofort mitgeklatscht und der Mitsingteil war superlaut. Da machten viele Freizeitsänger begeistert mit und versuchten die etwas kniffeligen Vorsingübungen von Eddi möglichst ähnlich nachzusingen. Es machte Spaß, und Dän bedankte sich danach: “Das war eine STARKE gesangliche Leistung!” Und endlich wurde auch Ferenc vom “Bum-Bum”-Singen befreit! Er war der souveräne Star mit richtigem Text bei King of the road. Schon die ersten Töne kamen kräftig, tief und sehr wohlklingend, so dass es staunende “Boooh!“ aus dem Publikumsbereich zu hören gab. Wirklich klasse! Die Abmischung ist bei diesem Lied ja leider nicht immer so ganz ideal, aber auf der Tribüne in Hennef war es sehr gut zu hören. Am Ende konnte ich ganz ohne Zwang jubeln und mich in den Riesenapplaus einreihen, was jetzt nicht heißen soll, dass ich Ferenc sonst nur unter Zwang zujuble. Die anderen Wise Guys waren mal wieder sehr eingeschnappt, und als Sari echt niesen musste, guckte ihn Eddi ganz böse an. Mit lautem Knacken zerdrückte Eddi langsam und dabei böse guckend einen Plastikbecher in der Faust, und ich befürchtete die ganze Zeit, dass er sich an den Kanten schneiden und dann plötzlich echt schmerzverzerrt gucken und „Aua!“ rufen könnte, aber es ging gut.

Endlich hatten sich sowohl Publikum als auch die Wise Guys beruhigt, und Dän kündigte “das letzte Lied des offiziellen Teiles” an. Sollten sie tatsächlich noch immer Schlag mich baby im Programm haben, nachdem ich jetzt schon ziemlich häufig “die vielleicht letzte Vorstellung” davon gesehen hatte? Die ernste Anmoderation von Dän ließ keine Zweifel übrig. Es war noch drin. Hurra! “Das Lied ist ja mehr als ein Lied – es ist eine Art Organ.” Eddi guckte erstaunt und Clemens klappte lachend nach vorne. “Als Organ ist es die Milz”, fuhr Dän fort “und wir haben schon öfter versucht, sie abzustoßen.” Damit brachte er auch die anderen Kollegen aus der Fassung, und auch das Gelächter im Saal war groß. Wieder einmal durfte ich also entzückt und sentimental gerührt auf die tänzerischen Bewegungen starren und sie mir ein letztes Mal einsaugen, da ich sie vielleicht nicht mehr wieder sah. Der Nebel kam zum richtigen Zeitpunkt vorbildlich zwischen den Beinen der Wise Guys nach vorne geschossen und stieg dann perfekt hinter Sari hoch. Toll! Nur der Schluss war nicht ganz in Ordnung, denn Dän, der eigentlich stehen bleiben musste, warf sich auf die Knie, so dass es ein unsynchrones Bild gab. Nee, Jungs, so einen allerletzten Abschluss dürft ihr mir nicht zumuten! Einmal muss ich das mindestens noch in korrekter Form sehen!

Unter viel Applaus gingen die Wise Guys ab und nur der zarte Nebel blieb und schwebte fast unbeweglich über der Bühne. Die Zuschauer brüllten “Zugabe!” und natürlich bekamen sie die auch. Rasier dich war dran, und Sari und Ferenc versuchten sich wieder unauffällig gegenseitig zum Lachen zu bringen. Sari blickte herausfordernd und wackelte mit den Hüften, aber Ferenc blieb cool. Etwas später kam Sari auf ihn zu, drehte sich dabei aber völlig falsch und Ferenc sprach mitten in den Gesang hinein mit seiner normalen Stimme: “Biste bescheuert?” Das war so unpassend, dass ich zunächst stockte und dann loslachen musste. Am Ende zeigten sich die Zuschauer begeistert und brüllten so laut nach Zugabe, dass sie völlig verpassten, dass Golden Eye schon angefangen hatte. Es dauerte etwa vier Takte, bis das erneute Gesinge auf der Bühne bemerkt wurde und Applaus und Lärm schlagartig aufhörten. Eddi machte seinen Zopf mit Schwung auf und löste damit begeistertes Geschrei aus. Das Licht war schön geheimnisvoll, Eddi ekelig gefährlich, und als er bedrohlich hell angeleuchtet auf dem Boden herumkroch, war das Publikum leicht verschreckt. Die Mädchen neben mir waren ganz ruhig und sangen überhaupt nicht mit. Der anschließende Applaus wurde mit Standing Ovation unterstützt, und mit Jetzt ist Sommer wurde der Schluss des Konzertes gemeinsam gefeiert.

Eine letzte Verbeugung, dann starteten die Wise Guys den Refrain des ‘Ohrwurmes’ und zogen, als der Saal lautstark eingestimmt hatte, winkend von der Bühne ab. Es blieb dunkel, das Publikum sang gemeinsam immer wieder die Refrainzeile, und plötzlich kamen die Hauptakteure auf die Bühne zurück und sangen wieder mit. Es gab sogar noch eine letzte, neue Strophe, die extra als Konzertabschluss gemacht worden war. Supergut! Ich empfand es als einen tollen Abschluss, und als die Wise Guys diesmal winkend abgingen und das Saallicht sofort anging, war das wirklich ein akzeptiertes Ende.

Die Mädchen machten sich begeistert auf den Weg zu ihren diversen Eltern nach unten in die Aula, und auch ich packte meine Sachen und begab mich zum Afterglow ins Foyer und dort zu diversen Leuten, die ich kannte. Ferenc wurde von einer Zuschauerin am Stift erkannt, den er zu Autogrammschreibzwecken in der Hand hielt, aber das war nach einem Abend voller “Bum-Bums“ nicht anders zu erwarten. Als ich mich bei Dän über die schönen, durchsichtigen Gläser auf der Bühne freute, sagte er, dass sie die nur zufällig auf der Bühne hatten, weil sie die blauen Becher vergessen hatten. Eine A-cappella-Gruppe sang recht ordentlich zwei Wise Guys Lieder und dann noch den “Circle of Life”. Etwas später, als es fast leer war, sangen zwei Mädchen “Lonesome road” und es war schade, dass das nicht mehr Leute gehört haben, denn sie hatten schöne, ausbaufähige Stimmen.

Fazit: Tolle Stimmung in Hennef, ein lachfreudiges, gut gestimmtes Publikum bei einem Konzert, das Spaß machte. Als ich am anderen Morgen aufwachte, hatte ich eine Melodie im Kopf, die sich festgesetzt hatte, aber NICHT der Ohrwurm war! Ich weiß, es ist völlig gegen die Regel, aber ich sang den ganzen Vormittag: “Jetzt ist es zu spät, zu spät, jetzt ist es vorbei, bye-bye.” Scheint auch ein guter Ohrwurm zu werden.


Weil ich ein Kölner bin
Ruf doch mal an
Kinder
Du bist dabei
Das wär’s gewesen
Was für eine Nacht
Sonnencremeküsse
Das war gut
Schlechte Zeiten
Powerfrau
Deutscher Meister

Ohrwurm
Chocolate Chip Cookies
Zu spät
Die Bahn kommt
Zu schön für diese Welt
Du Doof
Sing mal wieder
King of the road
Schlag mich baby
Rasier dich
Golden Eye

Jetzt ist Sommer