WG Konzertberichte

Wise Guys – 19.09.2003 – Philharmonie – Köln … das war gut

Pünktlich um 18 Uhr 30 standen bis dahin kartenlosen Zuschauer vor der Philharmonie, um an der Abendkasse noch eine Stehplatzkarte für das ausverkaufte Konzert der Wise Guys zu bekommen. Es gab für Konzerte in der Philharmonie immer etwa 100 Abendkarten für Leute, die bereit waren, dafür zunächst früh genug vor der Philharmonie zu stehen, um eine Karte zu bekommen, danach die Zeit bis zum Einlass stehend im Foyer zu verbringen und anschließend das Konzert im hintersten Rang stehend zu erleben. Ziemlich viel Steherei. Waren das die Wise Guys wert? Aber klar doch. Zum Ausgleich gab es in der Philharmonie keinen Afterglow, so dass die ermüdeten Leute nicht noch NACH dem Konzert ewig rumstehen mussten, um sich mit den Wise Guys zu unterhalten und Autogramme zu holen.

Die Kölner Philharmonie: Ein großer, unterirdischer, fast kreisrunder Saal, rot gepolsterte Sitze, viel honiggelbes Holz und eine beeindruckende Entfernung von der unten platzierten Bühne bis zu den obersten Rängen. Ich war schon vor vor dem Konzert dagewesen, musste mehrfach die Treppe von ganz unten bis ganz oben laufen, kam jedes Mal keuchend an und staunte, wie viel Höhenunterschied man in so kurzer Zeit bewältigen kann. Mehr oder weniger gut bewältigen kann. Vielleicht sollte ich doch mal mehr Sport machen.

Um kurz vor 20 Uhr kamen die letzten Zuschauer in den Saal, denn bei nummerierten Plätzen musste man nicht drängeln und nicht früh herumsitzen. Die Atmosphäre war locker. Überall wurde erzählt und gelacht, und es war sicher lauter als vor einem großen Geigenkonzert oder einem Arienabend, den es sonst oft in der Philharmonie gab.

Als das Licht ausging und die Wise Guys aus der seitlichen Türe auf die Bühne kamen, gab es langen, donnernden Begrüßungsapplaus, den sie erstmal abwarten mussten. Nach einer Weile gab Sari den Ton an, und sofort wurde es ruhig. Weil ich ein Kölner bin, der neue Opener, klang durch den Raum und wurde aufmerksam angenommen. Sanftes Publikumslachen an den richtigen Stellen, kaum Bewegungen bei den Sängern, nur ruhige Gesten vom Leadsänger Dän, dazu kleines, stimmungsvolles Licht – einfach schön! In den letzten, verklingenden Ton und das abblendende Licht hinein gab es jubelnden Applaus. Das Publikum schien sofort begeistert zu sein.

Für die meisten Zuhörer überraschend ging es noch im Dunkeln mit dem nächsten Lied weiter. Die ersten Töne waren kaum zu hören, weil noch so laut geklatscht wurde, da knallte das Licht an und das verblüffte Publikum merkte, dass die Wise Guys schon wieder dran waren und reagierte mit sofortigem Mitklatschen. Ruf doch mal an wurde mitgefeiert, in den Strophen hörte das Klatschen auf, damit der Text verstanden werden konnte, aber im Refrain wurde gleich wieder temperamentvoll eingesetzt. Beim Schlusston drehten sich alle Wise Guys zum gleichen Zeitpunkt springend zum Publikum um und blieben in dieser Pose stehen. Jeder stand exakt in einem eigenen, hellen Lichtkreis, was supergut und eindrucksvoll aussah.

Dän begrüßte das Publikum “an diesem wunderschönen, spätsommerlichen Tag, den wir hier mehr oder weniger komplett in der Philharmonie verbracht haben.” Das stimmte. Während draußen ein heißer Septembertag zum Sonnenbaden und Eisessen einlud, hatten die Wise Guys geschickt für den frühen Nachmittag eine Gesangsprobe eingeplant und die Zeit darum unterirdisch singend im Backstagebereich verbracht. Wenn man das Klavier an den Rhein hätte schieben können …, ich glaube aber, dass die Philharmonieleute das sowieso nicht erlaubt hätten.

Dieser Abend war der zweite von drei Philharmonieabenden, wie Dän erklärte, wobei das Konzert am nächsten Tag in der MÜNCHNER Philharmonie stattfinden würde. Es war mir damit sofort klar, dass sie auch den morgigen, sonnigen Tag nicht im Strandbad, sondern im Auto verbringen müssten, aber dafür gab es in München ja wenigstens Oktoberfest.

Es ging weiter mit Kinder, das durch die ausdrucksstarken Darstellungen sehr witzig war. Es gab viel Gelächter, das Publikum war kein steifes Philharmoniepublikum, sondern wirkte durchgehend gut gelaunt und sehr amüsiert. Die Zankerei von Clemens und Eddi wirkte ziemlich kindgerecht und echt. Der Sound in der Philharmonie kam mir rechtgut vor, ich konnte nicht meckern. Allerdings saß ich im Bereich vor dem Mischpult und nicht auf einem seitlichen Randplatz, die meistens kritischer waren.

Bei der anschließenden Zuschauerbefragung wunderte ich mich über die vielen Neuhörer. Hey, wir waren in Köln, der Heimatstadt der Wise Guys! Auch Dän blickte erstaunt und rief aus: “Wohl nicht aus Köln, wie?” Nachdem die Mehrfachhörer sich per Handzeichen gemeldet hatten, errechneten die Experten bei den Wise Guys blitzschnell aus, dass es ein Verhältnis von 55% Mehrfachhörern zu 45% Neuhörern war. Es gab auch viele Zuschauer, die zum ersten Mal in der Philharmonie waren, woraufhin Dän erfreut ausrief: “Wow! Dafür kriegen wir Prozente. Sehr schön!” Er fragte noch nach Zuschauern, die mehr als 300 km angereist waren und brach die Entfernungsfrage dann unerwartet ab, bevor er erfahren konnte, dass eine gebürtige Deutsche aus Australien angereist war. Also Dän! Da ist sie die weite Strecke von Australien bis nach Köln gefahren, kommt in die Philharmonie, um stolz aufzeigen zu können, und du fragst nicht! Muss sie jetzt extra nochmal zu einem Konzert aus Australien anreisen, oder würde es gelten, wenn sie in den nächsten Tagen erneut ein Konzert aufsuchen würde? Aber wenn sie dann wieder nicht gefragt würde, wäre das auch blöd. Sie kann ja nicht wochenlang mitreisen, bis sie irgendwann mal gefragt wird, wie weit sie angereist ist. Tja, Chance verpasst, die australischen Charts werden auf diese Art nicht erobert.

Eddi widmete das nächste Lied den Leuten, die ganz oben in der Philharmonie saßen – und standen -, um ihnen zu versichern: Du bist dabei. Während seiner Ansage bereiteten sich Clemens, Sari und Dän schon auf ihre Choreografie vor. Sie lockerten sich wie Hochleistungssportler vor dem Wettkampf, dehnten die Beinmuskeln, hüpften auf der Stelle oder ließen den Oberkörper nach unten hängen und wackeln. Sehr witzig! Außerdem machte es gespannt auf die Bewegungen, die folgerichtig bei ihren Höhepunkten sehr umjubelt wurden. Bei der Textzeile “… zur Tropfsteinhöhle Wiehl” jubelte eine Gruppe in Block G jubelnd auf. Wahrscheinlich die Besitzer der Tropfsteinhöhle.

Danach der Dialog. Sehr schön, wie sich die vier Begleiter bei den ersten Tönen langsam zur Mitte drehten, und ebenfalls eindrucksvoll, wie Clemens in Ruhe nach vorne wanderte. In der Philharmonie war es sehr still, das Publikum hörte aufmerksam zu, denn der Dialog ist ein ganz starkes Lied, das ruhig und trotzdem sehr intensiv wirkt. Es ist ungewöhnlich und etwas Besonderes, was nicht nur am fehlenden Kehrvers liegt. Sehr passend finde ich auch das Schnalzen in einer Begleitstimme, das mich an meine tickende Küchenuhr in der Stille erinnert. Im Anschluss gab es starken Applaus. Wirklich klasse.

Temperamentvoll ging es mit Was für eine Nacht weiter, bei der allerdings Sari in der Leadstimme leiser als Clemens in der Begleitstimme war. Das beeinträchtigte die Textverständlichkeit etwas, aber ansonsten hämmerte es schön los und das mitgerissene Publikum ließ am Ende begeistertes Geschrei los. Clemens sagte die Sonnencremeküsse an, die wunderschön softig und völlig ohne Eile gesungen wurden. Ich saß auf meinem Sitz in der dunklen, unterirdischen Philharmonie und dachte an Sonne, Sand, Ruhe, Zeit und an eine Sandburg, die von den Wellen geholt wird. War schön. Außerdem musste ich lächeln, weil ich immer noch nicht im Booklet nachgesehen hatte, ob es am Ende der Zeile: “Deine Sonnencremeküsse schmecken nach…” ‘mehr’ oder ‘Meer’ heißt. (Anmerkung: Jetzt habe ich gerade nachgesehen und bin enttäuscht. Die Ungewissheit war netter, weil beides gepasst hätte und Platz für Phantasie ließ.)

Dän warnte, dass das nächste Lied neu im Programm sei und „zum Nachsingen für Kinder unter 6 Jahren nicht geeignet”. Ich hatte es in der letzten Woche schon auf einem Afterglow gehört, inzwischen war Sari wohl auch ohne Textzettel zur Leadstimme bereit. Das war gut erfreute das Publikum sofort mit seinen gezogenen Tönen, einem wohl nicht ganz jugendfreien Thema und einem angenehm überraschten Sari, der gerade etwas wirklich Sensationelles erlebt haben musste. Er sang wie vor den Kopf geknallt, zog völlig erstaunt die Augenbrauen hoch und war extrem beeindruckt. Ich muss zugeben, dass nicht klar gesagt wurde, was er soeben erlebt hatte und meine Phantasie da vielleicht zu weit ging. Vielleicht hatte ihm seine Mutter einen besonders guten Schokopudding gekocht. “Das war gut, mach das nochmal!”, ein Ausruf, der dann verständlich wäre.

Die Zuschauer jubelten und ich wünschte mich zum folgenden Konzertabend in die Münchner Philharmonie, um zu erleben, wie dort der Satz mit den “jodelnden Bajuwaren” aufgenommen werden würde. Bestimmt anders als in Köln. Als der Applaus verebbt war, sang Dän mit dünnem Kinderstimmchen: “Das war gut, mach das nochmal, bis der Wecker klingelt” und führte damit vor, wie die Zeilen demnächst aus minderjährigem Mund im Kindergarten klingen würden. Na, schlimmer als bei meinem Sohn, der auf dem Schulhof der Grundschule lautstark forderte: “Wir bau‘n die Mauer wieder auf”, weswegen ich von der Lehrerin zum Gespräch gebeten wurde, kann es eigentlich nicht kommen. 

Es ging sofort mit einem weiteren neuen Lied weiter. Schlechte Zeiten wurde von Clemens in der Hauptstimme gesungen, klang aber im Gegensatz zu ‘Das war gut’ noch sehr neu, wenn ich das mal nett ausdrücken darf. Der Satz wirkte schwierig und die Begleitung klang noch nicht homogen, sondern konzentriert und angestrengt. Jedenfalls nicht so locker, wie sie bald klingen wird. Da das Lied sehr viel Text hat, müsste die Stimme von Clemens auch deutlicher in den Vordergrund, während der Background leiser sein müsste. Aber nicht tragisch. Ich fand es gut, ein weiteres neues Lied zu hören und weiß, dass es nach wenigen Auftritten eingesungen sein wird. Auch so wurde schon viel gelacht, weil der Text wirklich extrem gut zu Clemens und seinem Gesichtsausdruck passte.

Sari räumte danach mit der Powerfrau ab, und während er so beflissen über die Bühne hetzte, wurde mir schlagartig klar, warum er das alles auf sich nahm. Die Powerfrau musste die Person sein, die ihn kurz vorher bei ‘Das war gut’ so begeistert hatte! War wohl doch kein Schokopudding. Es gab großen Jubel vom Publikum, und vor allem die Neuhörer lachten laut über den letzten Satz.

Bei Deutscher Meister setzte das Mitsingen schon beim ersten Refrain ein. Das war entweder einfacher als gedacht, oder die CD war gut bekannt. In allen Reihen wurde mitgeschunkelt, manchmal nur von wenigen Leuten, manchmal bewegte sich die ganze Reihe hin und her. Die Philharmonie im Rausch. Sehr witzig, wie die Wise Guys den ‘Kölner Block’ darstellten, aber mehr verrate ich nicht dazu. Dauerte ja auch nur eine Sekunde. Am Ende des Liedes zogen die Wise Guys unter viel Gejubel pfeifend ab, und das Saallicht ging zu früh an. Hey, das darf erst angehen, wenn keiner der Hauptdarsteller mehr auf der Bühne zu sehen ist, sonst wirkt das nicht gut.

Während der Pause unterhielt ich mich mit meiner Schwester. Da es um Weihnachtsgeschenke, eine Englischprüfung und die Straßenbahn ging, führe ich das mal nicht weiter aus, auch wenn der ein oder andere das durchaus interessant finden könnte.

Am Ende der Pause füllte sich der Saal erwartungsgemäß wieder, das Licht ging aus, und das Publikum klatschte freudig als im Dunkeln schemenhaft zu erkennen war, dass die Wise Guys wieder auf die Bühne kamen. Ein leichter Ton aus der Stimmpfeife war zu hören, im Saal wurde es wurde sofort ruhig, und Das wär’s gewesen begann. Es gab kleine Lichtspots und die Stimmung war romantisch schön. In die Ruhe hinein gab es einige störende Huster, und ich werde nie verstehen, warum kranke Leute unbedingt in ein Konzert gehen müssen. Ist das eine neue Therapie? Entweder inhalieren oder an die Nordsee fahren oder in ein Wise Guys Konzert gehen, um mal richtig abzuhusten?

Dän las eine Mail vor, die Sari aus Amerika bekommen hatte, und die unter dem Gelächter des Publikums deutlich machte, warum man nicht alles von Übersetzungsprogrammen bearbeiten lassen sollte. Danach ein Lied, das langsam auch mal einen Warnhinweis bekommen sollte. Chocolate Chip Cookies sollten meiner Meinung nach für Unter-6-Jährige komplett verboten, und die Unter-16-Jährigen sollten zumindest von Keksen ferngehalten werden. Es war schon sehr erotisch, was die fünf Jungs da performten und zeigten, und das hingerissene Publikum reagierte auf die Reize mit tobendem Szenenapplaus. Es war extrem gut! Ich hätte da noch zwei Bücher für weitere Erfolgshits in diesem Stil anzubieten: “Backen mit Dr. Oetker” und “Reizvolles Backen mit Vollkorn”. Leihe ich gerne mal aus…

Beim ‘Oldie der Woche’ gab es die bewährte Heiße Liebe, und ein schriller, weiblicher Aufschrei, als Clemens auflöste, was er da besang, zeigte, dass es Leute gab, die noch völlig überrascht werden konnten. (Dieser Satz mit den vielen eingeschobenen Teilen hat mich jetzt auch überrascht.) Es war jedenfalls sehr lustig. Auf der Bühne ärgerte Dän zuerst Ferenc, dann lief er singend vor ihm weg, während Ferenc ihn singend bedrohlich verfolgte, es gab so etwas wie indianische Regentänze im Kreis herum, eine leichte Unordnung auf der Bühne und viel Spaß beim Zusehen.

Die Bahn kommt war klasse! Der antreibende Rhythmus erinnerte an unentwegt rollende Räder, und von Bild und Ton war ich sehr angetan. Toll! Auch Zu schön für diese Welt kam sehr gut rüber und war mitreißend cool. Bei Du Doof bekam ich dann fast einen Lachanfall. Sorry, Jungs, aber ich habe nur auf Eddi geguckt. Der war so blöd wie noch nie. Ich habe ihn ja schon oft blöde erlebt, aber so extrem blöd eben noch nicht. (Betont: Natürlich habe ich Eddi immer nur auf der Bühne in geplanten Situationen blöde erlebt. Privat ist er äußerst seriös, ernsthaft und würdevoll. Immer. Sorry, dass ich jetzt so grinsen muss. Ist reiner Zufall und hat nichts zu bedeuten.)

Aktive Zuschauer gab es bei Sing mal wieder, denn alle mussten mitsingen. Als erschwerend erwies sich, als beim Zuschauereinsatz das Saallicht hell aufflammte. Im Dunkeln grölt es sich hemmungsloser. Gut ausgeleuchtet fühlten sich viele Besucher unangenehm von den Nachbarn und den Wise Guys beobachtet und blieben zurückhaltend. Trotzdem war das Ergebnis gut laut und für die vornehme Philharmonie sogar total klasse. Dän lobte danach: “Großartige gesangliche Leistung. Sehr, sehr gut!”

Anschließend sagte er “ein Solo für den Bass” an und löste damit lauten Applaus und erfreute Pfiffe aus, die einfach nicht aufhören wollten. Etwas pikiert hörte er eine Weile zu und fragte dann: “Kann es sein, dass Sie ihn gar nicht hören wollen und darum klatschen?” Es wurde sofort leise, Ferenc sang tief und kräftig King of the road, das Publikum staunte und am Ende gab es Riesenapplaus. Auch von den Männern. Der Applaus dauerte sehr lange und wurde optisch mit vereinzelten Standing Ovation bekräftigt. Als das rhythmische Klatschen endlich leiser wurde, reagierte Dän verstimmt: “Tja, wir werden dann jetzt auch zum LETZTEN Lied kommen.” Aus dem Publikum kamen Buh-Rufe und Dän verteidigte sich mit vorwurfsvollem Blick: “SIE haben ja angefangen!”

Schlag mich baby war ein Stück, das laut Dän “demnächst mit gezieltem Fußtritt achtkantig aus dem Programm befördert wird“. Ich liebe es noch immer und guckte mit Freude der ausgefeilten Choreographie zu. Allerdings gab es keinen Nebel und ich vermisste das Zischen der Nebelmaschine an der passenden Stelle.  Am Ende gab es viel Geklatsche, Gejubel und Standing Ovation, die Wise Guys gingen ab, und die ersten, vereinzelten Zuschauer eilten auf die Türen zu. Bevor sie dort anlangten, kamen die Hauptdarsteller auf die Bühne zurück, und einige der eiligen Rausgeher blieben überrascht stehen und mussten die Zugabe dann im Gang stehend anhören. Selber schuld!

Rasier dich war supergut! Intensiv, nah und liebevoll. Dazu die “Kappelle” im Hintergrund, die süßlich-romantisch begleitete – einfach toll! Sari und Ferenc sangen sich lächelnd an, hatten intensiven Blickkontakt und die Spannung zwischen ihnen war sehr eindringlich zu spüren. Fast prickelnd, aber dann doch wieder einen Tick zu viel, so dass es sehr witzig wirkte, ohne lächerlich zu sein. Schwer zu erklären, aber einfach schön! Sari legte eine stolpernde Pirouette hin, bei der es erschreckte Aufschrei von besorgten Damen gab, die aber wohl alle nicht wussten, dass er sich am Abend vorher dabei wirklich auf die Nase gelegt hatte.

Golden Eye startete schwach blau beleuchtet, die Wise Guys standen eng zusammen, und hinter ihnen leuchteten Strahler kurz auf und schickten das Licht an einem leicht welligen, dunklen Vorhang entlang viele Meter hoch bis zur Decke der Philharmonie. Das sah wirklich klasse aus. Das Lied beeindruckte, das Publikum jubelte am Ende laut, die Wise Guys gingen ab und kamen mit Jetzt ist Sommer und Party-Stimmung auf die Bühne zurück. Die meisten Zuschauer standen auf, klatschten mit und sangen laut. Nix mit seriöser Philharmonie. Immerhin stand keiner auf den Polstern, was von den blaugekleideten Mitarbeiterinnen auch sicher sofort untersagt worden wäre. Die Stimmung wallte hoch, und unter lautem Gejubel gingen die Wise Guys nach dem Lied wieder ab.

Es wurde weiter laut geklatscht, und nach einiger Zeit kamen sie zurück. Bei den letzten Konzerten hatten sie immer sofort ohne weitere Ansage mit dem Schlaflied Träum vom Meer angefangen, auch wenn das überdrehte Publikum bei den ersten Zeilen meistens laut gelacht hatte und erst langsam ruhig wurde. Beim Konzert am Vorabend in der Philharmonie hatte das aber nicht geklappt. Einige Leute hatten das ganze Lied hindurch mitgeschnippt, hatten andere damit angesteckt, es wurde laut gelacht und blieb sehr unruhig. Was ich von Leuten halte, die kein Gespür für Stimmungen haben und sich so unsensibel und rücksichtslos verhalten, will ich jetzt lieber nicht schreiben. Jedenfalls war Dän so weit, dass er lieber ein paar Sätze vor dem letzten Lied sagen wollte, um die Leute darauf einzustimmen.

Als er ein ‘Schlaflied’ ansagte, gab es zunächst Gelächter, aber sehr schnell hatte er vermittelt, dass es ganz ernsthaft gemeint war. Er beendete seine kurze Ansage mit: “Es ist an der Nordsee geschrieben und heißt ‘Träum vom Meer’.” Und dann sagte er einen wundervollen, kleinen Satz: “Vielen Dank für den schönen Abend.” Es war kurz und einfach, wirkte aber, weil leise und mit einem Lächeln gesprochen, echt und ganz persönlich. Es gab einen langen Applaus, die Partystimmung war weg und stattdessen herrschte große Aufmerksamkeit und eine sehr warme, ruhige Atmosphäre.

Trotz einiger Huster und einem Naseputzer blieb es sehr still, die Töne klangen warm durch den Raum und ich fand es beeindruckend. Ein wunderschöner Abschluss! In den letzten, ausklingenden Ton hinein gab es ganz starken Applaus, es blieb eine Weile dunkel, und als das Saallicht anging, waren die Wise Guys verschwunden. Die Zuschauer akzeptierten den Schluss sofort und standen auf. Einen Afterglow gab es – wie immer in der Philharmonie – nicht mehr.

Fazit: Das Konzert war eine sehr ausgewogene Mischung aus lustigen und ernsten, schnellen und langsamen Stücken. Der Klang war in den meisten Teilen der Philharmonie ziemlich gut, die Stimmung klasse. Mir hat es sehr gefallen! Ich empfinde die Veränderungen in der Show, die sich seit der Sommerpause zeigen, als sehr positiv.



Weil ich ein Kölner bin
Ruf doch mal an
Kinder
Du bist dabei
Dialog
Was für eine Nacht
Sonnencremeküsse
Das war gut
Schlechte Zeiten
Powerfrau
Deutscher Meister

Das wär’s gewesen
Chocolate Chip Cookies
Meine heiße Liebe
Die Bahn kommt
Zu schön für diese Welt
Du Doof
Sing mal wieder
King of the road
Schlag mich baby
Rasier dich
Golden Eye
Jetzt ist Sommer
Träum vom Meer