Wise Guys – 16.03.2003 – Johanneskirche – Köln … mit Ekstase im Altarraum
In der Johanneskirche in Köln-Klettenberg gab es traditionsgemäß immer zwei Konzerte nacheinander. Eines am Nachmittag, bei dem besonders viele Kinder anwesend waren, ein zweites, nach kurzer Pause, am Abend. Entgegen aller vielleicht aufkommenden Vermutungen besuchte ich nur das Konzert am Abend, auch wenn ich eindeutig ein Konzertdefizit hatte und durchaus die doppelte Dosis hätte vertragen können. (Meine Konzert-Unterversorgung lag übrigens nicht an schwindendem Interesse, sondern an Konzertterminen, die mitten in der Woche in weit entfernten Gegenden lagen und damit von mir einfach nicht gut zu erreichen waren.)
Als wir gegen 18 Uhr 40 an der Kirche ankamen, stand schon ein dichter Pulk Leute vor der Eingangstüre. Ganz vorne diejenigen, die am Ende des Nachmittagskonzertes das Gebäude hatten verlassen mussten, sich aber gleich an der Türe ganz geschickt wieder umdrehten, um sich für das Abendkonzert anzustellen. Als sich die Eingangstür öffnete, strömten die Zuschauer erstaunlich ruhig, aber trotzdem zügig in den Kirchenraum und füllten blitzschnell die Bänke. Vor dem Altar war ein hohes Gerüst mit schwarzem Vorhang und Scheinwerfern aufgebaut, und eigentlich hätte es sofort losgehen können. Die Zuschauer waren alle da. Tat es aber nicht.
Zwei Minuten nach Acht begannen die ersten auffordernden Klatscher und fast sofort wurde die Bühne betreten. Leichte Enttäuschung, weil es nicht die Wise Guys waren, sondern ein Mann in rotem Hemd, vermutlich der Pfarrer. Er begrüßte die Anwesenden zum “Traditionskonzert 2003 in der Johanneskirche mit den Wise Guys”, erzählte, dass alles wie immer sei, die Straßen verstopft, alle Parkverbotszonen zugeparkt und das Haus voll. Einen Unterschied gäbe es aber: Diesmal sei es ein Benefizkonzert, dessen Einnahmen gespendet würden. Er stellte abschließend fest: “Das Licht brennt, die Mikros funktionieren, die Fässer sind im Keller”, die Wise Guys konnten kommen.
Unter viel Applaus kamen sie aus der seitlichen Sakristei auf die Bühne, die ja eigentlich der mit wenigen Stufen angehobene Altarbereich war. Eddi in sehr gewagtem Hemd-Outfit, Dän leicht gestreift, der Rest wie immer. Es gab langen Applaus, die angespannte Haltung vor dem ersten Ton lockerte sich beim Warten lachend, Sari musste erneut anpfeifen, dann ging es mit Showtime los. Schönes Licht, knackig-guter Sound – ich war begeistert. Der Bass wummerte, alle Stimmen waren laut und gut zu hören, und für einen Kirchenraum gab es erstaunlich wenig Hall. An der Textstelle: “Heut simma hier!” gab es Jubel und Geklatsche, und ich vermute, dass kaum noch einer daran dachte, dass das Gebäude eine Kirche war.
“Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kinder, liebe Gemeinde, wir sind die Wise Guys ”, begrüßte Dän die Runde, was natürlich allgemeine Erheiterung auslöste, denn gerade Klettenberg war Heimatbezirk. Er erinnerte an das Konzert in der Johanneskirche im letzten Jahr, als Deutschland die WM gegen Brasilien verlor und es darum etwas gedämpfte Stimmung gegeben habe. “Heute hat der 1. FC Köln 3:0 gewonnen!” freute er sich und erklärte gleich das kurz zuvor verwendete Wort ‘alldieweil’. “Alldieweil heißt während.“ Ferenc raunte ihm “Klugscheißer!” zu, aber Dän versicherte, dass man das im Lexikon nachschlagen könne.
“Kinder waren heute Nachmittag etwas mehr hier, aber …”, begann Dän und stockte dann, um nach den richtigen Worten zu suchen. Die Gemeinde beobachtete vergnügt, wie er versuchte, einen ungefährlichen Schluss für den Satzanfang zu finden. “… das soll uns … nicht … weiter ……. beschäftigen.” Seine Kollegen grinsten vergnügt und schienen gute Laune zu haben. Der Deutsche Meister begann sanft und wurde schon im ersten Refrain recht laut mitgesungen, was auf einen großen Teil Wise Guys Kenner im Publikum schließen ließ. Auch die Schunkelbewegungen kamen sofort. Sah aus wie bei hohem Seegang und ich wusste auf einmal, was der Begriff “Kirchenschiff” bedeuten kann. Allerdings hatte die begeisterte Dame neben dem Gatten zwischendurch einen Ruckler drauf und schaukelte ab dann bei jedem Taktschlag auf die gegenüberliegende Seite, so dass es etwas anstrengend wurde. Ich fand den Refrain immer noch etwas zu hoch für meine Stimme, sang aber ganz bewusst laut mit. Es ging so gerade, aber kaum freute ich mich darüber, wurde es einen Ton höher transponiert. Nee. Da weigerte ich mich entschieden und brummte lieber unten mit. Riesenapplaus und Pfiffe zeigten, dass es dem Publikum sehr gefallen hatte. Vermutlich, weil weder mein Piepsen noch mein Brummen rauszuhören war.
Die Umfrage war dran, und Dän stellte den neuen Lichttechniker Eddi vor, der hinter der Kanzel an den Knöpfen drehte. Es blieb zunächst dunkel, was Dän gleich kommentierte: “Zielsicher und pfeilschnell kümmert er sich um den Betrieb der Gaslampen”, doch da leuchtete das Licht langsam auf. Es zeigte sich, dass nur wenige Zuschauer zum ersten Mal bei einem Live-Konzert der Wise Guys waren. Da die Kirche genau im Viertel der Wise Guys lag, gab es auch Konzertbesucher, die nur bei den jährlichen Konzerten in der Johanneskirche waren. In der Pause und nach dem Konzert traf ich einige Leute, die die Wise Guys seit den frühen Zeiten kennen und in Klettenberg regelmäßig interessiert die Weiterentwicklung beobachten. Dän hatte es schon vorher als “geographisches Heimspiel” bezeichnet, und es waren nur wenige Leute weiter als 50 km angereist. Bei der Frage nach mehr als 200 km Anreise sprang ein einzelner, junger Mann auf und winkte begeistert. “Warum bist du jetzt aufgestanden?” erkundigte sich Dän freundlich. “Düsseldorfer, oder was?? War was Besonderes?” Ich kippte fast lachend aus der Bank. Der junge Mann freute sich über die weiteste Anreise: “Ich war der Einzige”.
Eddi fuhr das Kirchenlicht langsam, aber souverän wieder runter und machte dabei gleichzeitig die Ansage für Du bist dabei. Er gab Clemens, Sari und Dän choreographische Anweisungen für ihre Bewegungen. Einer sollte irgendwann mit einem Spezialschritt nach vorne kommen, ein Anderer eine bestimmte Armbewegung machen, und der Dritte sollte sich selber was ausdenken. Die Drei guckten fragend, grinsten dabei aber sehr vergnügt. Eddi sang superlocker, ich fand ihn sehr mitreißend, aber das Hemd fand ich … nun ja, wild, aber kritisch.
Als die Choreographie-Jungs einsetzten, war ich aber sofort abgelenkt. Mit höchster Konzentration absolvierten sie ihre synchronen Kreisschritte, lösten mit ihrem Hüftwackeln lautes Gejohle aus und hielten sich am Schluss so genau an Eddis Anweisungen, dass er mitten im Lied loslachen musste. Dann lief Clemens plötzlich auf ihn zu, nahm ihn überraschend in den Arm und legte mit ihm zusammen einen Standard-Paartanz auf das Parkett. Die Stimmung auf der Bühne und im Publikum war riesig. Sehr, sehr witzig! Nach dem begeisterten Endapplaus sagte Dän mit sehr ernster Stimme und fast wie bei einer Beerdigung: “Die Wise Guys machen vom 1. April bis zum 1. September, mit Ausnahme der beiden Tanzbrunnenkonzerte im Mai, eine Pause. Wenn Sie sich fragen warum, dann hat die eben gesehene Choreographie darüber ausführlich Auskunft gegeben. Wir möchten uns dafür entschuldigen!”
Ruhig wurde es sofort beim nächsten Lied. Das wär’s gewesen klang kräftig durch die sehr stille Kirche, rotes Licht strahlte auf die Falten des Vorhanges im Hintergrund, und es war wirklich alles sehr beeindruckend schön. Als der letzte Ton verklungen war, gab es eine kurze Pause, ehe der Applaus losging. Klasse! Dän sprach abschließend zu dem Lied etwas wie: “Hat ja jeder von uns eine oder mehrere emotionale Leichen im Keller”, woraufhin sich Sari und Ferenc überrascht anblickten und losgrinsten, und Dän entschuldigend anfügte: “Ja, war jetzt nicht so romantisch formuliert.”
Bei Kinder war der Vorhang grün, der Lichtwechsel superklasse, der Gesang mitreißend, und die Geräusche an der Stelle: “…bis man bricht” so echt, dass ich schon fast einen Mageninhalt zu sehen erwartete. Alle Bewegungen und die ganze Mimik waren viel ausgeprägter als vorher und es machte großen Spaß zuzusehen.
Ein kräftiger Bass wummerte bei Was für eine Nacht bis in den Bauch, es war ein toller Sound und ich wippte begeistert mit. Das war nicht mehr A-cappella, das war ein echtes Rockkonzert, das mir um die Ohren dröhnte. Der Klang war so voll und kräftig, dass es fast verwunderlich war, dass kein Schlagzeug und keine Gitarren zu sehen waren. Eine wunderbare Variante von “Singen ohne Musik”.
Clemens machte danach die Ansage zu den Sonnencremeküssen. Vier Wochen vorher in der Philharmonie hatte mir die Anmoderation nicht wirklich gefallen, aber inzwischen war sie richtig gut geworden. Er führte jetzt als Gegenbeispiel zu langen, meist unangenehmen Wortketten die schönen Sachen auf und kam ganz locker zu Urlaubsbegriffen. So eingestimmt, gab es kein plötzliches Umschalten mehr vom Beamtendeutsch zum Traumurlaub, und als Dän ganz sanft, locker und leicht lächelnd einsetzte, zogen sich meine Mundwinkel selig grinsend auseinander und ich genoss es nur noch. Je debiler ich bei diesem Lied grinse, desto softig wabbernder ist die Stimmung. In der Johanneskirche wirkte ich wahrscheinlich extrem debil. Es war so schön, dass ich fast uninteressiert feststellte, dass Clemens im Background links, dafür aber Eddi rechts stand. Und dass Clemens plötzlich ein “Kekkek” sang, war eigentlich auch nicht wichtig.
Die Powerfrau danach fetzte los, war schon fast etwas zu laut, aber das war mir lieber, als zu leise. Allerdings gab es keinen Besen. Kein einziger Besen in der Kirche? Sari machte ohne reales Reinigungsgerät seine Show, und auch bei diesem Lied war die allgemeine Choreographie verbessert worden und an vielen Stellen ausgebaut oder exakter. Schön. Es waren oft nur Kleinigkeiten, aber im Gesamteindruck eine deutliche Verbesserung. Ich finde, dass die Wise Guys auf keinen Fall zu perfekt werden müssen, weil gerade die kleinen persönlichen Eigenheiten in den Bewegungen einen großen Reiz ausmachen. Ich will ja kein homogenes, unpersönliches Showballett sehen. Ein gutes Grundkonzept ist aber sehr überzeugend und macht die Show noch abwechslungsreicher und beeindruckender. Also alle gleichzeitig drehen, aber jeder auf seine Art, das ist es.
Bevor es im Programm weitergehen konnte, reichte Eddi einen Zettel an Dän, der damit an die beiden sozialen Einrichtungen erinnert wurde, an die der Erlös des Abends ging. Die Vertreter der “Treberhilfe auf Achse, Köln” und der “Ärztlichen Beratungsstelle Bergisch-Land” kamen nach vorne, erzählten kurz und informativ etwas über ihre Arbeit und bekamen nach kurzer Sucherei (“Erstmal haben wir zwei so große … Haben wir nicht?? … Doch.”) jeweils einen Scheck über 2500,- Euro überreicht. Es waren sehr große Schecks, auf Pappe aufgezogen, und ich fragte mich, ob die Bank sowas überhaupt annimmt, aber die Vertreter der beiden Gruppen freuten sich.
Mädchen lach doch mal wurde als letztes Lied im ersten Teil angesagt, wobei Dän darauf hinwies, dass Eddi und Sari im Improvisationskurs der Volkshochschule waren, und jetzt eine Mischung aus Springmaus (ein Bonner Improvisationstheater) und dem Chinesischen Staatszirkus wären. Er ergänzte grinsend: “Also die Athletik der Springmaus und die Spontaneität des Chinesischen Staatszirkus.” Das Publikum sollte Vorschläge zu den Bereichen “Tiere” und “Küchengeräte” machen. “Kamel”, “Maus”, “Pitbull”, “Känguru” wurde aus dem Zuschauerbereich gerufen, und Dän suchte sich freudig aus: “Ah! Känguru!” Dann ging es mit “Mixer”, “Toaster” und “Staubsauger” weiter, woraufhin sich Sari für den Toaster entschied und Eddi den Staubsauger und den Pitbull wählte. Ich war etwas verblüfft und ziemlich gespannt.
Zunächst lief alles wie immer ab, das Publikum klatschte sofort mit, und die Stimmung war klasse. Im letzten Refrain ging es los. Eddi begann mit einem fiktiven Staubsauger die Bühne abzusaugen und Sari klemmte die Arme fest an den Körper und sprang wie eine Toastscheibe, der aus dem Toaster katapultiert wurde, hoch in die Luft. Absolut abgedreht, und ich lachte mich fast weg. Dann begann Sari als Toast mit angelegten Armen über die Bühne zu springen, hielt plötzlich vor Dän an, streckte die Arme vor und hinter ihm aus, und sofort sprang Dän als Toastscheibe hoch und Sari war zum Toaster geworden. Beim letzten Ton ging das Licht aus, das Publikum lachte jubelnd, und als das Licht wieder anging, versuchte Eddi seinen bis dahin völlig vergessenen Pitbull vom Hosenbein abzuschütteln. Alles wunderbar verrückt und total witzig.
Am Ende der Pause war es schwierig, die ganzen Leute rechtzeitig in die Kirche zurück zu bekommen, so dass es noch sehr unruhig war, als die Wise Guys erschienen. Sie stellten sich ruhig im Halbkreis auf und das Licht ging aus. Einige Zuschauer hatten nicht mitbekommen, dass es eigentlich schon weiterging und klatschten fordernd. Andere unterhielten sich noch oder quetschten sich halblaut redend zu ihrem Sitzplatz durch. Bei den Wise Guys auf der Bühne ging leichtes Bühnenlicht an und sie begannen, den Dialog zu singen. Es gab leichtes Gelächter im Publikum bei einigen Textzeilen, und manche Zuschauer verstanden den Sinn des Liedes zunächst nicht. Hey! Das war nicht lustig! Sehr schade, dass es eine ganze Zeit dauerte, bis es den letzten Zuschauern klar war, dass es ein schönes und nachdenkliches Lied war. Clemens sang sehr ernsthaft und der Background gab wunderbare Akkorde dazu, und gegen Ende war es dann auch im Zuschauerbereich endlich leise.
Auf der Bühne zeigte sich inzwischen eine leicht alberne Stimmung. Nicht sehr ausgeprägt, aber doch deutlich bemerkbar. Dän machte die Anmoderation für die Chocolate Chip Cookies, sprach über “kontrollierte Ekstase”, und Eddi zog hinter ihm ausgeprägte Grimassen und erfreute damit das Publikum. Als sie lossangen, waren sie sowas von sexy und lasziv, dass Däns vorherige Aussage, sie wären „nicht die Chippendales”, unglaubwürdig wurde. OK, sie zogen sich nicht aus, aber das Publikum reagierte so, als ob sie es machen würden. Andere Männer müssen ihre Oberbekleidung vom Leib reißen, um in goldglänzendem Slip und muskelbepackt die Damen zum Kreischen zu bringen, bei den Wise Guys reicht es, wenn sie im Altarraum einer Kirche “Vanillepulver, ungesüßt” singen, und sich dabei langsam über den korrekt bekleideten Arm streichen. Der Riesenjubel, die begeisterten Rufe, das Gejohle und die Pfiffe zeigten, dass eine Erweiterung der Choreographie in Richtung nackter Haut bei diesem Lied nicht nötig sein würde. Clemens schimpfte anschließend nur, weil wieder mal keiner das Rezept mitgeschrieben hatte.
When I’m 64 startete mit einem tiefen, dunklen Bass, der staunende “Wooooooah!” bei den Zuschauern auslöste. Was für Spaß und was für eine gute Stimmung! Am Schluss war das “Plem-Plem” noch zu hören, ehe der Beifall losplatzte. Träum vom Meer war schön sanft gesungen, das Licht war wunderbar blau, aber nachdem zunächst zwei Fotoblitzer unsanft störten, gab es leider mal wieder verhältnismäßig viele Huster und Räusperer. Es war nicht zu fassen. Bei diesem schönen Lied! Ich war krank und hatte immer noch Reizhusten, aber ich habe nicht EINMAL gehustet. Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen das zu tun. Da wäre ich lieber selig lauschend erstickt.
Eddi sah bei Du Doof wirklich extrem bescheuert aus und passte hervorragend zum Text. Es war eine reine Freude ihn zu beobachten. Dieser Blick! Auch hier hatte er eine ausgeprägtere Mimik als früher, was dem Lied überhaupt nicht schaden konnte. Als er anschließend die Brille wieder aufsetzte, sah er gleich besser aus. Lag das nur an der Brille?
Ohne Ansage ging es sofort mit Sing mal wieder weiter, es war temperamentvoll und fetzig. Ohne große Vorbereitung legte Eddi plötzlich mit dem Vorsingen los, und das Publikum reagierte zunächst etwas zögerlich. “Ich hör nichts!” rief Eddi, “Das geht lauter!” Und ab da ging es wirklich laut los. Es machte Spaß, Eddi rief: “Ihr seid gut!”, was die Zuschauer noch mehr anspornte, und am Ende war auch die Choreographie wieder verbessert, sah lässig und gut aus und entzückte mich. Super! Jungs, ich war vier Wochen nicht da, und schon gibt es solche Veränderungen! Was passiert, wenn ich nach langer Sommerpause im September wieder dabei bin?
Zur Unterstützung von King of the road mussten alle Zuschauer schnippen. Begeistert startete ich, aber dann erzählte Dän so lange über Schnippen, 2 und 4, Marschrhythmus, Männer und Gefühle, dass mir die Finger schon weh taten, ehe der erste Ton gesungen war. Kein Wunder, dass so viele Leute nach der ersten Strophe aufgaben, wenn sie vorher schon drei Liedlängen lang geschnippt hatten! Ich hielt trotzdem tapfer durch, wechselte zwischendurch heimlich die Schnipphand, um die überanstrengten Finger zu entlasten und war bis zum letzten Ton dabei. Der war dafür dann auch extrem tief, lang und klasse. Ferenc erhielt dicken Applaus, von einem Teil des Publikums sogar Standing Ovation, und die anderen vier Guys standen beleidigt herum.
Bei Schlag mich baby zischte plötzlich mit einem lauten “Puff!” die Nebelmaschine los, und der Nebel wabberte um die Beine der Wise Guys. Dän guckte auf Sari, der vor ihm stand, und ließ seinen Blick fragend zwischen dem Nebel und dessen Hintern wandern.
Am Ende des Liedes gab es schon wieder eine Neuerung in der Choreographie. Früher waren beim Schlusston alle auf die Knie gefallen, nur Sari in der Mitte der Reihe hatte Kopf und Arme erhoben. Diesmal war die Reihe so gebildet, dass sie abwechselnd aufgerichtet oder zusammengesunken waren. Ferenc und Dän blickten nach oben, die anderen drei nach unten. Fand ich sehr interessant, auch wenn ich nicht sofort eine Interpretation dafür hatte. Ich vermute mal, dass sich einer der Jungs bei intensiven Choreographieproben einmal zu viel aufs Knie geworfen und es irgendwie überanstrengt haben musste, so dass die Positionen am Ende des Liedes neu verteilt werden mussten. Vielleicht war auch einer von ihnen zu ehrgeizig, hat in seiner Freizeit Auf-die-Knie-Fallen geübt und damit die Bänder überlastet? Das wird sich wohl nie klären. Eventuell haben sie es auch einfach ausgelost. Oder es war Zufall. Oder sie wollten interpretierenden Zuschauern neuen Stoff zum Überlegen bieten. Egal.
Der Applaus und das Getrampel der Zuschauer nach dem Lied waren gewaltig. Das Trampeln erinnerte an eine donnernde Zugdurchfahrt im Bahnhof und der Applaus an einen gewaltigen Platzregen. Der Zug fuhr weg, der Platzregen wurde rhythmisch, und die Wise Guys kamen mit Rasier dich zurück. Sanft, softig und fast zärtlich gesungen, dazu der Kontrast im Text: “Rasier dich!” Sehr, sehr schön!
Nachdem drei sehr junge Mädchen jedem der Wise Guys eine langstielige Gladiole in die Hand gedrückt hatten, gingen die Sänger erst mit den Blumen ab, kamen dann aber, vom donnernden Applaus gerufen, ohne Blumen auf die Bühne zurück. Mit Jetzt ist Sommer gab es das endgültig letzte Lied des Abends, ein Zugeständnis an die nach zwei Konzerten beanspruchten Stimmen, wie Dän erklärte. Die Zuschauer klatschten stehend mit, es wurde laut mitgesungen, anschließend wild geklatscht und nach weiteren Zugaben gerufen, aber die Wise Guys gingen ab, das Licht ging an, Dudelmusik wurde eingespielt und das Publikum gab sofort auf.
Im Foyer und im Keller gab es noch einen Afterglow mit Zuschauern, autogrammschreibenden Wise Guys, den restlichen Butterbroten von der Pause und Getränken. Mir hat das Konzert sehr gut gefallen, der Ton war wirklich gut, das Licht klasse, die Stimmung toll, es gab einige Neuerungen in der Choreographie und alles war kurzweilig und schön. Ich sollte öfter zu Konzerten gehen.
Showtime
Deutscher Meister
Du bist dabei
Das wär’s gewesen
Kinder
Was für eine Nacht
Sonnencremeküsse
Powerfrau
Mädchen lach doch mal
Dialog
Chocolate Chip Cookies
When I’m 64
Träum vom Meer
Du Doof
Sing mal wieder
King of the road
Schlag mich baby
Rasier dich
Jetzt ist Sommer