Die Wise Guys bei „b. trifft“, WDR – 2002
Fotos: Screenshots von der Fernsehausstrahlung
15.11.2002 – Die Wise Guys waren eingeladen als Gäste bei „b. trifft“, der WDR-Sendung mit Bettina Böttinger. Der Hauptgast war die TV-Journalistin Maybrit Illner, die Überraschungsgäste, von denen sie nicht wusste, der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und die Wise Guys. Das Thema der Sendung: „Total normal“.
Mit einer Gruppe von acht Publikumsgästen, die alle aus dem nahen Wise Guys Umfeld waren, kamen wir vor dem WDR-Studio in der Kölner Innenstadt an und waren eindeutig etwas spät, denn wir bildeten das Ende der Zuschauerschlange. Während wir dort standen, fragte mich eine Freundin verwundert: “Weißt du, dass wir nicht wissen dürfen, dass Ranga Yogeshwar kommt?” Ja, wusste ich. Für die Zuschauer und Maybrit Illner sollte das ein Geheimnis sein, aber uns hatten die Wise Guys einfach vorher gesagt: „Ranga kommt auch.“
Wir wanderten durch die Katakomben bis zum unterirdischen Studio. Der Platzzuteiler fragte: “Wie viel?”, und ich hob acht Finger und sagte: “Acht.” “Acht?” fragte die Stimme von Bettina Böttinger neben mir verwundert. “Das ist ja toll!” Für die Zuschauer gab es zwei Reihen mit Stühlen, und obwohl wir so spät waren, hatten wir zusammenhängende Plätze im Randbereich. In der Mitte der ersten Reihe saßen die Wise Guys und taten so, als wären sie Publikum. Wir gingen winkend und grinsend vor ihnen vorbei zu unseren Plätzen und saßen kaum, als Bettina Böttinger schon in die Mitte kam.
Sie begrüßte die Zuschauer und sagte: “Sie haben es schon gesehen: Die Wise Guys sind da, auch wenn Eddis Hose nicht dem Zuschauerprofil entspricht.” Großes Gelächter, dabei hatte Eddi seine Hose mit den dunklen Seiteneinsätzen an, die seine Beine vor dunklen Hintergründen optisch zu schmalen Strichen schrumpfen ließen. Däns Hose sah mit ihren sandfarbenen Einsätzen wie frisch aus dem Sandkasten aus, und irgendwie fielen die Wise Guys zwischen den eher zeitlos unauffällig gekleideten Zuschauern etwas raus. Bettina Böttinger freute sich auf “drei plus vier Gäste”. Drei plus vier? Häh? Ehe ich diese Rechnung aufbröseln konnte, wurde ich von der Regieassistentin abgelenkt, die an einem dunklen Band zupfte, das um die Taille von Bettina Böttinger gebunden war. Misstrauisch guckte Bettina Böttinger zu und wehrte energisch ab, als der Regisseur das Band entfernt haben wollte. “Das war teuer!” argumentierte sie, auch wenn es wirklich etwas seltsam aussah. Weil es unmittelbar vor Beginn der Aufzeichnung war und die Moderatorin fest entschlossen wirkte, bestimmte der Regisseur: “Wir lassen es.” Bettina Böttinger strahlte ins Publikum: “Man muß nur durchhalten!”
Überraschend schnell startete die Aufzeichnung, der Trailer lief über die Monitore ab und die Zuschauer – mit den Wise Guys in der ersten Reihe – guckten gespannt zu. Nach kurzer Ankündigung kam Maybrit Illner durch die Tür ins Studio, beantwortete in der Mitte des Studios stehend einige persönliche Fragen, und ausgerechnet die Wise Guys konnten nichts davon sehen, weil genau vor ihnen viele Kameras standen. Nach wenigen Minuten ging es mit dem Gespräch in der Sitzecke weiter. Beide Frauen saßen entspannt über die Sessellehne einander zugeneigt und wirkten wie in einem gemütlichen Gespräch beim Kaffee.
Plötzlich wurde hoch über dem Studio lautlos ein schwarzer Vorhang zur Seite gezogen und es wurde eine Plattform sichtbar. Leise erschienen mehr als 20 Leute und starrten von oben auf das Geschehen weit unter ihnen. Es war vermutlich eine WDR-Studioführung, die mal eben eine TV-Aufzeichnung zeigte. Witzig: Ich saß da, um die Moderatorin und ihre Gäste zu beobachten, war aber gleichzeitig den neugierigen Blicken anderer Leute ausgesetzt, für die ich als Zuschauer genauso zur Sendung gehörte, wie die Hauptpersonen auf der Bühne. So langsam und leise wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die geheimnisvollen Zuschauer nach einigen Minuten wieder, und der Vorhang wurde lautlos zugezogen. Ich fühlte mich gleich wieder privater.
Da Maybrit Illner oft temperamentvoll ihre Hände bewegte, sollte sie unter der Anleitung einer Puppenspielerin Schattenspiele machen. “Wie würden Sie eine Schnecke darstellen?”, wurde sie gefragt und bekam dann ihre Finger so lange zurechtgebogen, bis die Schnecke zu erkennen war. Das Publikum staunte laut “Aaaaah!”, aber so ganz dolle fand ich die Nummer nicht. Nett, aber nicht kreativ. Als sich der geforderte Elch langsam entwickelte, staunte Maybrit Illner: “Das ist ja der Hammer!”, und wurde von Bettina Böttinger korrigiert: “Nee, wie’n Hammer sieht’s nicht aus.”
Die ersten 20 Minuten waren vorbei, es war Zeit für den Überraschungsgast. Als Bettina Böttinger von “Quarks und Co” sprach, ging ein erfreutes Raunen durch das größtenteils nichtsahnende Publikum. Ranga Yogeshwar kam herein, bekam Fragen gestellt und antwortete auf die Frage nach dem letzten Karnevalskostüm mit: “Zuhälter.” Danach beschrieb er noch das Kostüm der “Rokokoschwuchtel”, das öffentlich-rechtliche Publikum lachte vergnügt los und Eddis Hose war nichts dagegen. Als er dann auch noch sehr sinnlich von seinem Lieblingswerkzeug schwärmte: “Ich habe einen der schönsten Schwingschleifer”, war die Stimmung im Publikum äußerst gelöst und Bettina Böttinger fragte schnell nach anderen Sachen.
Inzwischen waren fast 40 Minuten vergangen und die Wise Guys waren nur als Publikum im Bild gewesen. Doch da wurden sie leise von ihren Plätzen gewinkt und stellten sich neben der Sitzecke auf. Die leeren Stühle sahen etwas seltsam aus, und Fernsehzuschauer, die nicht aufgepasst hatten, wunderten sich wohl, warum einige Zuschauer das Studio verlassen hatten.
Bettina Böttinger leitete mit einem Ausspruch von Daniel Dickopf ein: “Ich bin so normal, ich kann nie zu b. trifft … kommen.” Sie sprach in die Kamera: “Wir haben es geschafft. Heute ist er da mit den Jungs, die ihn ständig begleiten. In Köln und drumherum braucht man nicht mehr viel zu sagen, wenn man den Namen Wise Guys sagt. Ich freu mich, dass ihr hier seid. Bitte!” Die Kamera schwenkte herum und die Wise Guys legten mit der „Powerfrau“ los. Es gab viel bewegte Kamera, der Ton im Studio war nicht berauschend, aber insgesamt war es ein sehr schöner, lockerer Auftritt.
Bettina Böttinger kam nach dem letzten Ton sofort an, begrüßte alle Wise Guys und sagte: “Schön, dass es geklappt hat. Fünf passen da nicht hin, ich nehme Dän mit.” Dän ging mit zur Sitzrunde, die anderen vier setzten sich auf ihre Stühle in der ersten Reihe zurück, wo sie unter Kamerabeobachtung blieben.
In der Gesprächsrunde ging es darum, wie man normal bleiben kann, wenn man erfolgreich ist und in der Öffentlichkeit steht. Maybrit Illner fand es ganz wichtig, den Kontakt zu vertrauten Menschen zu haben. “Und das sind nicht viele. Wenn Leute von ihren 1500 privaten Freunden reden, dann möchte ich keiner von denen sein.” Bettina Böttinger stellte die Wise Guys als eine Gruppe von fünf Leuten vor, die alle an derselben Schule Abi gemacht hätten. Das war zwar nicht ganz korrekt, fiel aber nur den Kennern auf, und Dän nahm es widerspruchslos hin. Er wirkte locker und überhaupt nicht nervös. Lässig und lächelnd, als wäre er ständig Talkgast in Fernsehstudios.
Er erklärte, dass es bei den Wise Guys immer vier Leute gäbe, die jemanden, der auf eine blöde Idee gekommen wäre, wieder auf den Teppich holen würden. Bettina Böttinger fragte, ob es schon mal Streit um die Klasse der Hotels gäbe, und Dän antwortete mit einem entschiedenen: “Nein!” Daraufhin lachten die andern vier Wise Guys auf ihren Publikumsstühlen sofort schallend laut los und Dän korrigierte sofort grinsend: “Ja, doch!” Großes Gelächter im Publikum und in der Sitzecke.
Clemens, der nach Ansicht von Bettina Böttinger am lautesten gelacht hatte, musste den Grund erklären und erwähnte “Unterschiede, was das Qualitätsempfinden angeht”. Dän erzählte von einem alten Hotel in München, das für manche aus der Gruppe “Charme” hatte und für die anderen “kalte Wände und ein Klo auf’m Flur”.
Ranga Yogeshwar, der in einem Dorf in der Nähe von Köln lebt, ging davon aus, dass er für die anderen Leute NICHT normal wäre, weil er “der aus dem Fernsehen” sei. Er würde anders behandelt als ‘normale’ Leute und das müsse er im eigenen Verhalten berücksichtigen. Auch Ranga Yogeshwar legte viel Wert auf echte Freunde, die ihn nicht in ein Loch fallen lassen würden, wenn die erfolgreiche Zeit als Prominenter mal vorbei sein könnte.
Dän wurde nach den Reaktionen in der Öffentlichkeit gefragt, und ob er merke, ob die Leute ihn persönlich meinen oder als Wise Guy erkennen. Er grinste: “Das ist am Anfang schwer herauszufinden. Die Leute gucken und lächeln einen an, und man weiß nicht genau, sieht man doof aus oder ist man erkannt worden.” “Wann nervt es denn?”, hakte die Moderatorin nach und Dän erzählte von den Auswüchsen, die es in der letzten Zeit gegeben hatte. Er betonte, dass die meisten Zuschauer und Fans sehr nett seien, eine Handvoll von Leuten sich aber etwas verirrt hätte. Einige Leute hatten Handynummern herausbekommen, so dass die Wise Guys inzwischen Geheimnummern brauchten, die aber nicht mehr alle Bekannten wüssten, womit private Kontakte erschwert wären. Außerdem würden Leute vor der Wohnung stehen und versuchen in die Fenster zu gucken. “Zum Glück die absolute Ausnahme, diese Leute”, sagte Dän.
Bettina Böttinger wünschte am Ende allen weiterhin viel Erfolg “und immer schön normal bleiben!”, dann war nach einer kurzen Verabschiedung alles vorbei. Der Trailer lief auf den Monitoren ab und als er durch war, wandte sich Bettina Böttinger an das Publikum: “Vielen herzlichen Dank, schauen Sie doch heute Abend einfach rein!” Die Sendung lief nämlich wenige Stunden später im Abendprogramm. Schnell wurden noch Fotos von der Moderatorin und ihren Gästen gemacht. Sie stellten sich auf, vor ihnen gab es plötzlich mehrere Fotografen. Ein sehr böse blickender Mensch in polizeiähnlicher Uniform drehte der Szene den Rücken zu und überwachte das Publikum. Er war TOTAL WICHTIG. Wie bei Securityleuten im Film abgeguckt, warf er immer wieder rasche Seitenblicke über die Schulter, damit sich von keiner Seite jemand an ihm vorbeischleichen konnte. Hatte vermutlich auch keiner vor.
Während Dän fotografiert wurde, kamen die anderen vier Wise Guys zu uns herüber und der Aufpasser wurde nervös. “Verlassen Sie bitte das Studio!”, forderte er alle Zuschauer mit wichtiger Stimme auf und guckte böse zu uns, weil wir das nicht unmittelbar nach seiner Aufforderung machten. “Gehen Sie bitte raus!” wiederholte er bestimmend in unsere Richtung, aber da die anderen Zuschauer nur langsam gingen und der Weg noch verstopft war, unterhielten wir uns weiter. Sofort ging er einen Schritt zur Seite, griff nach seinem Funkgerät und forderte tatsächlich Verstärkung an. Damit hatte er natürlich unser Interesse geweckt und wir wurden sehr vergnügt. Neben uns Kameramänner und Fotografen, Bettina Böttinger und die Gäste standen noch rum, die letzten Zuschauer knubbelten sich vor dem Ausgang, es gab überhaupt keinen Grund und nicht mal die Möglichkeit, überstürzt das Studio zu verlassen.
Ein zweiter Aufpasser kam dazu und gemeinsam begannen sie, uns mit ausgebreiteten Armen Richtung Ausgang zu drängen. “Bitte verlassen sie jetzt das Studio!” Ferenc hätten sie beinahe mit rausgetrieben, denn er unterhielt sich gerade mit uns und wurde kurz mit eingekesselt. Es war kurios. Wir als gefährlich renitente Zuschauer in der Mitte, bewacht und gedrängt von zwei grimmig guckenden Aufpassern, die uns so eben noch unter Kontrolle hatten, umgeben von fünf Wise Guys, mit denen wir uns in diesem Chaos über die Aufpasser hinweg unterhielten. An der Ausgangstür angekommen, wurden beide Gruppen getrennt und es war wie beim Mauerbau in Berlin. Unsere Zuschauergruppe wurde nach rechts gedrängt, die Wise Guys nach links und wir riefen uns verzweifelt die letzten Sätze zu. Dän: “Sehen wir uns gleich nochmal?” “Ich weiß nicht.” “Wo steht euer Auto?” „Hinter de… Und weg. – So tolle Sachen kann man beim WDR erleben! Unbedingt mal hingehen!
Wir gingen nach draußen und stellten uns neben den Eingang, wo kurz danach auch die Wise Guys ganz ohne Security im eigenen Auto vom WDR-Gelände gefahren kamen. Kurzes Wiedersehen, dann mussten sie gleich weiterfahren zu einem Konzert. Wir winkten ihnen wild nach, sie winkten lachend zurück. Ach, diese harten Fans immer.