Wise Guys – 22.12.2002 – Pantheon – Bonn … das Allerletzte für 2002
Wer beim letzten Pantheon-Konzert der Wise Guys, das gleichzeitig ihr letztes für das Jahr 2002 war, einen guten Sitzplatz haben wollte, musste früh da sein. Schon um 17 Uhr saßen die harten Fans auf dem harten Fußboden. Da es im Foyer des Pantheons aber warm war, außerdem Getränke und Brezeln erhältlich, sowie Toiletten erreichbar waren, war es nicht so hart, wie es aussah. Es wurde voller und voller, und es war gut, dass der Einlass pünktlich um 19 Uhr begann, sonst wäre das Foyer vielleicht noch geplatzt.
Im Saal gab es endlich die neuen Stühle. Hurra! Bei den letzten Besuchen waren die ausgeleierten und leicht nach vorne geneigten Klappstühle schon ziemlich ungemütlich gewesen, und ich freute mich über den Anblick der neuen Sitzmöglichkeiten sehr. Mehr als ich mich sonst beim Anblick eines Stuhls freue. Als alle Leute aus dem vollen Foyer im Saal waren, war das Foyer leer und der Saal voll. Mehr ging nicht. Kleingruppen, die noch kamen und nach vier nebeneinander liegenden Sitzen fragten, wurden vom Personal freundlich belächelt und in Einer- und Zweiergruppen aufgeteilt. Die Kenner wussten, warum sie früh kamen.
Auf der Bühne gab es in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum. Nicht mal eine Lichterkette deutete die unmittelbar bevorstehende Weihnachtszeit an, und ich hoffte stark auf den Ideenreichtum der Wise Guys. Endlich ging das Saallicht aus, und unter großem Beifall kamen die Wise Guys auf die Bühne. Wie immer im lockeren Laufschritt, aber auch wie immer in ihren normalen Bühnenklamotten. Keine weihnachtlichen Mäntel, keine Christkindkleidchen und nicht mal Bärte. Na, OK, Sari versuchte sein Möglichstes, aber von einem Rauschebart blieb es doch weit entfernt.
Das Publikum klatschte trotzdem begeistert, Sari gab den Ton an und musste das schließlich nochmal machen, weil der Applaus viel zu lange andauerte. Mit dem Ton auf den Lippen hoben Clemens und Eddi dann schwungvoll die Arme, das Publikum wurde sofort still und es ging mit Showtime los. Als es an die Aufzählung der Orte ging – “Wo wamma nomma am Montag?”… -, gab es als Antwort natürlich immer “Bonn!”, was in den Zuschauerreihen vergnügtes Quietschen auslöste. Bei “Heut simma hier!” ging lautes Jubeln los und ab da wurde freudig mitgeklatscht. Dieses Publikum musste nicht überzeugt werden, das war klar. Mit ernster Miene begrüßte Dän die Zuschauer und bedankte sich für den netten Empfang. “Das macht Mut für diesen Abend, der uns doch psychisch sehr belastet, denn wir wissen, es ist das letzte Konzert der Wise Guys. Im Jahr 2002.”
Er bat darum, dass die Wise Guys Kenner keine Pointen vorab reinrufen sollten, dann ging es zum Frühlingslied. Clemens litt vor sich hin, und die Konzertbesucher freuten sich darüber und gaben anschließend langen Applaus.
Nach einer kurzen Erläuterung der kölschen Lebensart kam Deutscher Meister. Als ich Dän vor dem Konzert kurz gesagt hatte, dass ich schon mehrfach darauf angesprochen wurde, dass der Refrain wirklich etwas zu hoch für Frauenstimmen sei, hatte er sofort reagiert und versprochen: “Ich schreib ihn aber jetzt nicht um.” Daran hielt er sich, wie ich im Konzert sofort feststellen konnte. Da ich aber ziemlich heiser war, konnte ich problemlos zwei bis drei Oktaven tiefer mitbrummen und das Problem war für dieses Jahr erledigt. Außerdem gab es im Saal genug Frauen, die bei den sehr hohen Tönen mithalten konnten.
Es wurde gesungen, geklatscht und geschunkelt, Leuchtstäbe wurden rhythmisch geschwenkt, und am Ende hätten die Wise Guys den Refrain eigentlich gar nicht mehr selber singen müssen, da es genug Mitsänger gab. Nach dem letzten, lauten “Hey!” dröhnte der Saal vom Johlen und Klatschen, und aus einer Ecke hörte man hohe Frauenstimmen “Ming Hätz schlägt für d’r FC-Kölle” singen. Aber nicht lange.
Dän begann: “Auch am letzten Abend des Pantheon-Konzert … Reihen … Dings …”, er wurde immer langsamer, überlegte, endete dann aber mit einem resignierten: “Scheiße.” Seine vier Kollegen grinsten breit und das Publikum lachte laut. Er verlangte das Saallicht für die Konzertstatistik und fragte zuerst, wer zum allerersten Mal live dabei war. Nur sehr wenige Hände hoben sich, das Publikum staunte: “Ooooh!” und Dän kommentierte: “Tja, das ist quasi dann … praktisch keiner.” Er sah zwei Kinder im Mittelbereich sitzen und fragte sie freundlich: “Zum ersten Mal hier? Ja? Schön!”, drehte sich zu den anderen Guys um und raunte halblaut, aber sehr verständlich: “Unsere Altersvorsorge!”
Bei der Frage nach den Mehrfach-Konzertbesuchern hoben sich dementsprechend fast alle Arme, und der Kommentar von der Bühne war: “Tja, das ist, ja, das ist dann … schön.” Über zwei freie Plätze war Dän ziemlich entsetzt und rief fassungslos: “Es ist nicht ausverkauft!”, was die dichtgedrängt sitzenden Besucher zum Lachen brachte. Als er dann ankündigte, dass sie “den ganzen Quatsch mit der Frage nach Anfahrt und Wohnort” weglassen wollten, reagierten einige Fans mit einem enttäuschten “Ooh, schade!” Mitfühlend blickte Dän in ihre Richtung: “Schade, ja. Is’ doof, ne?” und zuckte entschuldigend mit den Schultern: “Ich steck da nie drin, was kommt.”
Er bot stattdessen eine Abstimmung für einen kleinen, ganz kurzen Weihnachtsblock an. Mit Handzeichen stimmten die Zuschauer dafür – es rauschte leise und alle Hände waren oben -, und Dän grinste: “OK, gut. Das ist damit entschieden. Dafür fliegt natürlich ein anderes Lied aus dem Programm.” Bevor es losging, verlangte er ein Weihnachtslied der Technik-Crew: “Stille Nacht, heilige Nacht, zweistimmig.” Außerdem wollte er Saallicht, damit die Zuschauer die Crew dabei sehen konnten. Gespannte Blicke gingen zum oberen Fenster, hinter dem die beiden saßen, und zwei Männerstimmen sangen nicht mal schlecht: “I’m dreaming of a white christmas.” Eine Zeile, Schluss. Es gab viel Applaus, und Dän sagte, wegen der kurzen Darbietung etwas mäkelig: “Das ist ja schön. Nachher im Afterglow noch ein bisschen!”
Mit Notenblättern in Saris Hand ging es an Wenn doch immer Chreesdach wör, dem kölschen Weihnachtslied. Die Leadstimme wechselte in den Strophen, und wer sie sang, durfte dabei einen Deko-Tisch-Tannenbaum halten, der völlig ernsthaft hin- und hergereicht wurde.
Am Schluss hielt ihn Dän an der Spitze fest und schwenkte ihn lächelnd im Takt. Beim letzten Ton hob er ihn hoch, sah mit entsetztem Blick, dass die Spitze jetzt krumm war, und rückte sie ganz schnell wieder zurecht. Die Zuschauer lachten, und die Techniker gaben am Ende des Liedes unerwartet lautes Glockengeläut dazu, womit sie auf der Bühne Erheiterung auslösten. Kaum war der Applaus vorbei, gab Sari den Ton für Du bist dabei an, aber Ferenc, der wohl noch völlig verzaubert vom Glockenklang war, war eben nicht dabei, zuckte im letzten Moment zusammen, rief: “Ach, Entschuldigung!” und lief im Eilschritt, um sein Handmikro vom Beistelltisch zu holen. Gegrinse, Sari gab den Ton erneut an, und es konnte losgehen.
Bei Das wär’s gewesen wurde es im Publikum immer ruhiger und andächtiger, weil es so schön und berührend war. Am Schluss sang Clemens ein versonnenes: “Was nicht war, das kommt auch nicht zurück”, und in der Stille danach hörte man ein leicht verträumtes, zustimmendes, männliches Lachen aus dem Zuschauerraum: “Mmh-mmh.” Das Bühnenlicht wurde hell, Clemens begann zu grinsen, Dän und Eddi sahen sich an und lachten los.
Schnell versuchten sie wieder ernsthaft zu werden, Dän trank einen Schluck Wasser und presste danach ein “Tschuldigung!” raus, bei dem das unterdrückte Lachen so gut zu hören war, dass Eddi wieder losplatzte. Mühsam gefasst grinste Dän: “Das war sehr schön. Ich weiß zwar nicht, wer das war und warum, am Schluss ‘hahaha ’…” Er brach ab, grinste breit und seine zuckenden Schultern verrieten das innerliche Lachen. Dann lachte er laut und gespielt ein: “Hahaha!”, und Eddi klappte laut lachend zusammen und musste sich umdrehen.
Noch in der nächsten Ansage hatte Dän das Lachen in der Stimme, und das Publikum grinste vergnügt mit. Da es um ein lustiges Lied ging, war das auch nicht weiter schlimm, denn es durfte lautstark und vergnügt reagiert werden. Kinder ging gut ab, und bei Saris unheimlichen “Uahh”-Stellen war das Licht genau richtig gruselig kalt und blau. Es gab viel Applaus und langen Extra-Jubel für Sari.
Weiter ging es mit Was für eine Nacht, mein persönliches Lied des Jahres 2002. Ich hatte in diesem Jahr einige Nächte, in denen der Schlaf viel zu kurz kam, die aber so voll Spaß und Gelächter waren, dass sie sich unbedingt gelohnt hatten. Ich hörte zum letzten Mal in diesem Jahr das Lied und musste lächeln. Schön!
Eddi wollte danach ein paar abschließende Worte zum Lied sagen und wurde dabei von seinen grinsenden Kollegen, die nur auf sein Abgleiten vom Thema warteten, ganz genau beobachtet. Das machte ihn völlig unsicher. “Die haben was vor!”, war er sicher, guckte sich kurz um und ging dann lieber erstmal zur Seite. Aber sie hatten nichts vor. Sie wollten nur freudig gespannt miterleben, was er heute so zusammenreden würde.
Wie sie erwartet hatten, sprach Eddi sehr ausführlich, holte durch das Verhalten seiner feixenden Kollegen aber noch weiter als sonst aus. Es war sehr witzig. Ein immer länger redender, unsicherer Eddi, der sich immer wieder zu seinen grinsenden Freunden umdrehte und ihnen plötzlich ein mahnendes: “Reißt euch bitte zusammen!” zurief, woraufhin sie noch mehr grinsen mussten.
Es war alles sehr witzig anzusehen und wirklich gut. Außer vielleicht für Eddi, der irgendwann da angekommen war, wo er hin wollte: Bei den Sonnencremeküssen. Der Background wabberte soft, Dän sang lässig und lächelnd von Sonne, Strand und IHR, und im Saal wurde es sehr ruhig.
Als der letzte Schlusston sanft verklang, hörte man deutliches Meeresrauschen. Reinhard vom Ton hatte wieder zugeschlagen und löste damit Gelächter auf der Bühne aus. Dabei war das gar nicht so witzig, sondern richtig passend und wirklich schön. Dän reagierte etwas gespielt säuerlich: “Ja, sehr schön, Reinhard, vielen Dank.” Er wandte sich an das Publikum: “Seien Sie froh, dass heute der Igor nicht am Pult sitzt, sonst hätten wir schon längst einen Kosakenchor der Schwarzmeerflotte … “ Der Rest ging im Gelächter unter.
Die Powerfrau hatte einen neuen Mitwirkenden: Einen Besen. Nach den ersten Sätzen wurde er plötzlich an Sari gereicht, der damit die Bühne schrubbte und ihn wie einen Tambourstab wild herumwirbelte. Es war sehr witzig und ich dachte, dass es ein besonderer Gag für die letzten Konzerte sein sollte.
Als ich nachher hörte, dass es die neue Choreographie für das Lied war, fand ich sofort schade, dass dafür die Bewegungen weggefallen waren, die Sari vorher gemacht hatte. Die fand ich klasse und viel abwechslungsreicher als den Besen. Trotzdem gab es natürlich viel Gejubel und wahrscheinlich auch Leute, die das nicht so wie ich sahen, sondern lieber noch einen zweiten Besen in der Choreographie sehen würden.
Bei der Ansage mit den Kängurutrommeln wirkte Dän etwas holperig. Zunächst erzählte er etwas vom Krefelder Zoo, wo die freigelassenen Leoparden die Kängurus gerissen hatten, so dass man in Krefeld vorsichtig mit Witzen über Kängurubeutelfelltrommeln sein müsse. “Aber heute Abend ist ja kein Krefelder dabei. Und wenn doch … (nachlässig:) mein Gott!” Eddi klappte schon wieder lachend zusammen und drehte sich nach hinten weg. Kurz vor Beginn des Lieds merkte Dän, dass er noch nicht vollständig über die Trommeln berichtet hatte und setzte schnell hinterher: “Das lebende Känguruh ist noch dran, was immer noch besser ist, als tote Kängurus.” Ferenc nahm lachend die Hand vors Gesicht und konnte es nicht fassen, Eddi und Clemens grinsten breit, das Publikum johlte gut gelaunt. Mädchen, lach doch mal heizte die Stimmung noch einmal hoch, ehe es für alle in die Pause ging. Die letzte Pause im Jahr 2002, aber daran dachte vermutlich keiner außer mir.
Mit Wenn sie tanzt ging es weiter, und obwohl das Saallicht aus war und die Wise Guys auf der Bühne die ersten Töne sangen, gingen einige Unterhaltungen leise weiter. Unglaublich! Es war etwas unruhig im Saal bis die Gespräche ihr Ende gefunden hatten. Wie kann man so respektlos sein? Ich war froh, als die letzten Unterhaltungen beendet waren und nur noch die Akteure auf der Bühne zu hören waren.
Während Dän danach vom Kinobesuch mit der Traumfrau sprach, trank Sari einen Schluck aus einem Glas und wollte es dann zur Seite bringen. Als er sich gerade wegdrehte, bemerkte er, dass der rechts neben ihm stehende Clemens die Hand nach dem Glas ausstreckte. Weil Sari gerade in einer schwungvollen Bewegung war, die er nicht stoppen konnte, machte er einen kurzen Bogen hinter Clemens entlang und reichte ihm das Glas von der anderen Seite an. Die ersten Zuschauer kicherten, Clemens nahm das Glas von rechts an und reichte es sofort nach links weiter, wo Sari gerade wieder in seiner Lücke ankam. Völlig ernsthaft nahm Sari es an, und das Publikum lachte so vergnügt, dass Dän seine Moderation unterbrach und sich verwirrt nach hinten umschaute. Sari gab das Glas gleich nach links an Ferenc, der kurz hineinblickte und dann lange und ernst auf Sari guckte. Der starrte mit mühsam beherrschtem Gesichtsausdruck ins Publikum und platzte erst los, als Ferenc sich zur Seite wandte, um das Glas an Eddi weiter zu reichen.
Eddi roch misstrauisch am Inhalt des Glases, nahm dann aber beherzt einen Schluck und bekam das Glas von Dän abgenommen, der ohne jede Prüfung sofort daraus trank. Eddi streckte die Hand zur Seite aus und wollte es zurückhaben, doch da drehte sich Dän weg und brachte das Glas zum Abstelltisch. Das Publikum lachte laut, Dän kam ohne Glas zurück und sprach weiter, als wäre nichts geschehen. Sehr, sehr witzig!
Nach dieser kurzen Einlage ging es weiter zu den Chocolate Chip Cookies. Eddi freute sich während des Singens in Slow Motion über den tollen Text und brach die Bewegungen verwirrt ab, als Dän ihn aufmerksam anblickte. Das Publikum johlte laut.
Das Lied wurde verführerisch-erotisch gebracht und am Schluss laut bejubelt. Aus der vorderen Reihe wurden echte Chocolate Chip Cookies hochgereicht, die aber von den Wise Guys nicht angenommen wurden, da sie nicht mit Krümeln im Mund singen konnten. Dän erklärte dem Publikum: “Hier sind auch welche gebacken worden”, und sagte mit Blick zu den Anbieterinnen: “Die sehen ein bisschen dunkel aus. Habt ihr vielleicht nicht die richtige Stärke im Backpulver … Müssen wir nachher mal drüber sprechen. Vielleicht.” Er hörte den Erklärungen der Anbieterinnen kurz zu und grinste dann: “Ja, glaub ich, dass die trotzdem lecker sind.”
When I’m 64 war das nächste Stück. Ferenc begann schön bassig, dann setzte programmgemäß Eddi ein. Aber was er sang, war neu. Mit völlig ernster Miene ließ er zur richtigen Melodie eine Phantasiesprache los, die irgendwie an russisch, aber rückwärts erinnerte. Clemens guckte ihn mit großen Augen sehr amüsiert an, konnte das Grinsen aber unterdrücken, bis Eddi singend an ihm vorbei gegangen war.
Der steuerte auf Ferenc zu und sang ihm ein “Wosni magna Nrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr” ins Gesicht, woraufhin Ferenc lachend die Hand vor die Augen nahm, um Eddi nicht ansehen zu müssen. Mühsam konzentrierte er sich auf seine Bassstimme. Lieber sang er blind weiter, als mit dem Anblick von Eddi arbeiten zu müssen.
Dän und Sari beherrschten sich mit Mühe, zuckten aber immer wieder vor unterdrücktem Lachen mit den Schultern. Der Rest des Liedes lief normal ab, denn keiner versuchte die sensationelle Einlage von Eddi zu toppen. Wäre auch nur schwer möglich gewesen. Ohne weitere Ansage ging es zu Sing mal wieder, das sehr fetzig und mitreißend war.
Danach als Kontrast das Schlaflied Träum vom Meer. Blaues Licht, traumhafte Atmosphäre und sehr schön gesungen. Wie überhaupt an diesem Abend alles sehr schön gesungen war. Während des Schlafliedes war es im Publikum schön leise und es gab kaum Huster, die die Stimmung zerstörten.
Am Ende gab das Publikum einen ganz festen Applaus, der ohne jedes Johlen zeigte, wie sehr das Lied beeindruckt hatte. Die Freude darüber konnte man auf den Gesichtern der Wise Guys erkennen, auch wenn sie sich bemühten, möglichst lässig zu wirken. Schön.
Die Stimmung an diesem Abend war nicht ganz so albern, wie sonst auf dem letzten Konzert des Jahres, aber dafür gab es wunderbare Musik. Nur das Licht war mir meistens etwas zu dunkel, und ich hätte mir weniger Atmosphäre, dafür manchmal mehr knallige Farben gewünscht.
Bei Du Doof gab es flackernde Lichter, blöde Gesichter und lautes Gelächter. Einfach kultig gut und sehr witzig! Eine musikalische und choreographische Minimal-Darstellung, die in ihrer Sparsamkeit besonders überzeugend wirkte. Äääh?
Mit Freude wurde auf die Ankündigung reagiert, dass Ferenc mit seiner Leadstimme dran war. Sari gab den Ton für King of the road an, und eigentlich hätte Dän mit seinen Anfangstönen zum lauten rhythmischen Schnippen der Zuschauer einsetzen müssen. Eigentlich. Stattdessen blickte er interessiert auf seine Uhr und ließ Ferenc, der konzentriert auf seinen Einsatz wartete, einfach warten. Ferenc hörte auf zu schnippen, ließ die Hand sinken und drehte sich langsam und ernst zu Dän um. Dän grinste ihn freudig an, schnippte ihm fröhlich vor, setzte aber immer noch nicht mit den ersten Tönen ein. Nach einer Weile zuckte Ferenc mit den Schultern, drehte sich wieder nach vorne und schnippte stumm weiter. Irgendwann würde Dän einsetzen müssen, was dann auch ziemlich schnell geschah.
Am Ende gab es lauten Jubel vom Publikum, Ferenc wurde gefeiert, eine Medaille mit dem Aufdruck “King of the road” wurde ihm aus dem Publikum zugeworfen, und die anderen Guys verließen stumm die Bühne. Ferenc blieb alleine, von Applaus umbrandet zurück. Es wurde geklatscht und geklatscht, die Kollegen ließen sich nicht sehen. Ferenc guckte immer wieder zur Seite, ob sie sich nicht mal zurückbemühen würden, aber sie ließen auf sich warten. Das Publikum half ihm, indem es weiterklatschte, bis der erste Kollege dann doch vorsichtig hinter dem seitlichen Vorhang hervorguckte und sich nach ihm auch die anderen wieder einfanden. Ferenc hängte Sari die Medaille um den Hals und blieb sehr lässig.
Dän dankte den Technikern und sagte dann: “Wir möchten hinweisen auf den … äh … den … äh … Homepage im Internet.” Er musste grinsen und betonte: “DER Homepage hat folgende Adresse … “ Danach wurde er ernst und ein wenig sentimental. “Tja, dann ist für uns auch Zeit, sich jetzt zu verabschieden”, und er reichte Clemens die Hand. Dann ging er die Reihe seiner Kollegen durch und sagte halblaut: “Tschüss.“ “Tschöö, dann.” “Bis 6. Januar?”, und forderte freundlich auf: “Wollt ihr untereinander auch tschüss sagen?”, woraufhin sich Sari und Eddi in die Arme fielen.
Ferenc wies leise darauf hin, dass vor dem Ende des Konzertes noch ein Lied gesungen werden musste, was Dän sofort einsah. Als letztes Lied im Programm also noch Schlag mich, baby. Die flackernden Lichter waren sehr effektvoll und die Tanz-Performance überzeugte in ihrer Perfektion. Klasse!
Das Publikum applaudierte wild, johlte und pfiff, und die Wise Guys verbeugten sich gemeinsam. Dann verließen sie die Bühne, aber es gab natürlich noch einen Nachschlag. Nach kurzer Zeit kamen sie zurück, stellten sich ohne Ansage auf und brachten Rasier dich. Das Publikum quietschte vergnügt, lachte bei der Tanzeinlage laut auf und hatte Spaß.
Am Ende ging Ferenc völlig aus sich raus, verlor die letzten Hemmungen und tanzte mit ausholenden Bewegungen schräg nach hinten. Sari guckte zunächst verblüfft, setzte dann aber auch intensiver ein und folgte ihm mit ähnlichen Bewegungen.
Es gab einen kurzen Abgang unter dem Gejubel der Zuschauer, dann gab es Golden Eye. Das Licht war am Anfang superklasse, denn die Gesichter waren mit scharfer Trennung in eine rote und eine grün-blaue Hälfte geteilt. Das sah schon fast wie auf einem Gemälde von Picasso aus.
Später kam ein Suchscheinwerfer dazu, der eigentlich toll war, aber da der Rest der Bühne etwas düster war, wurde viel von der Dunkelheit geschluckt. Ein bisschen mehr unheimliches Licht im Hintergrund wäre nicht schlecht gewesen.
Die Stelle, an der Ferenc auf Dän ‘schießt’, war aber zum Glück gut zu sehen, denn diesmal schoss Ferenc mit Pfeil und Bogen. Dän krümmte sich getroffen zusammen, richtete sich dann wieder auf, guckte kurz an sich herunter und sang einfach weiter. Ferenc hob fragend die Hände, und Dän zuckte lässig mit den Schultern. Mit Schwung zeigte Ferenc, wie Dän den Pfeil aus dem Bauch ziehen sollte, aber der griff nur eben mal in Brusthöhe und tat so, als ob er schnell etwas auf den Boden werfen würde. Ferenc verdrehte die Augen und winkte entnervt ab. Alles geschah innerhalb weniger Sekunden, war aber so witzig, dass die beiden einen Szenenapplaus erhielten. Eddi sang die ganze Zeit über ernsthaft weiter und war Tina.
Als wirklich letztes Lied kam Jetzt ist Sommer. Die Zuschauer standen sofort auf und klatschten mit, als Clemens sein regelmäßiges “Pft, Pft” ins Mikrofon stieß, und in den Rhythmus hinein sprach Dän die letzten Worte ans Publikum. Er dankte für die Treue und verabschiedete sich dann: “Schalten Sie auch am 6. Januar wieder ein, wenn es heißt, die Wise Guys im Senftöpfchen! Kommen Sie Ende Mai in den Tanzbrunnen! Kaufen Sie unsere CDs! Kaufen Sie alles, was wir anbieten! Bleiben Sie gesund! Feiern Sie fröhliche Weihnachten, lieben Sie sich und … bleiben Sie gesund!“
‘Jetzt ist Sommer’ wurde mitgeklatscht, mitgesungen, und nach dem letzten Ton setzte Reinhard wieder das weihnachtliche Glockengeläut darüber, das eine festliche Stimmung brachte. Die Wise Guys verbeugten sich, verließen die Bühne, das Saallicht ging an und die Zuschauer standen auf.
Der Afterglow war erwartungsgemäß voll und wirbelig. Die neuen Autogrammkarten fanden schwungvollen Absatz, einige Geschenke wurden überreicht, und da die Theke noch geöffnet war und das abgeschlossene Konzertjahr gefeiert werden musste, dauerte es länger als üblich. Trotzdem wurde es nach und nach leerer, die beiden Techniker versuchten sich nochmal an ‘White christmas’, kamen aber wieder nicht über die erste Zeile hinaus, weil sie den weiteren Text nicht kannten und ihnen die Aussage dieser Zeile reichte.
Showtime
Frühlingslied
Deutscher Meister
Wenn doch immer Chreesdach wör
Du bist dabei
Das wär’s gewesen
Kinder
Was für eine Nacht
Sonnencremeküsse
Powerfrau
Mädchen lach doch mal
Wenn sie tanzt
Chocolate Chip Cookies
When I’m 64
Sing mal wieder
Träum vom Meer
Du Doof
King of the road
Schlag mich baby
Rasier dich
Golden Eye
Jetzt ist Sommer