Berichte

Martin Perscheid – Ausstellungseröffnung – 04.10.2002 – Köln

Stadtbibliothek, Köln

Der Cartoonist Martin Perscheid hat einen Knall. Einen ganz gewaltigen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich mich über seine abgedrehten Bilder, die klar und direkt den Punkt treffen, weglachen kann. Alles wunderbar schräg und meistens ziemlich gemein. Außerdem oft frauenfeindlich und so frech, dass ich gerade noch ein empörtes “Boah!” loswerden kann, bevor ich in lautes Lachen ausbreche.

Im Rahmen des Köln Comedy Festivals gab es eine Ausstellung mit seinen Cartoons, und zur Eröffnung war der Künstler anwesend. Eine gute Möglichkeit ihm mal die Meinung zu sagen, aber da er schon wusste, dass ich seinen Humor knallermäßig gut fand, war das gar nicht mehr nötig.

Zu Beginn der Ausstellung hielt ein Herr vom ‘Express’, in dem täglich ein Martin Perscheid Cartoon gezeigt wird, eine kurze Rede, in der er betonte, dass der Künstler eine gute Beobachtungsgabe habe und eindeutig politisch NICHT korrekt sei. Es ging ein paar Minuten weiter, dann überreichte er als Geschenk eine Art Grubenlampe, die um den Kopf geschnallt werden konnte, damit der Nachtmensch Martin Perscheid gut arbeiten könne. Ausstellungseröffnungs- Applaus, und Martin Perscheid trat mit Grubenlampe am Kopf an das Mikro, um zu danken. Er sagte: “Danke!” und war fertig. Super. Damit war alles gesagt und die Ausstellung eröffnet.

Die Besucher umkreisten die Stellwände mit den Cartoons und es war irgendwie anders, als bei anderen Ausstellungen. Normalerweise herrscht dort eine große Ruhe und Unterhaltungen laufen im Flüsterton ab, aber bei dieser Ausstellung gab es überall Geräusche. Es giggelte, gluckste, prustete, kicherte, lachte leise, lachte laut, rief unterdrückt: “Komm mal! DEN musst du sehen!” oder “Ey, DER ist gut!”. Hörbar gute Laune, die genau zu meinem breiten Grinsen passte, mit dem ich die Bilder anguckte.

Einer meiner Lieblingswitze war schon immer der “Frauenparkplatz” und ich freute mich, ihn zu sehen. Eine ziemlich robuste Politesse schaut dabei einem Mann, der sein Auto auf einem Frauenparkplatz abgestellt hat, in die Hose und sagt: “Nun, das will ich mal gelten lassen!” Martin Perscheid scheut sich nicht, die Leute aus seiner nahen Umgebung ganz gemein in den Witzen unterzubringen, und so stand letztens ein Mann aus der näheren Verwandtschaft von ihm vor mir und es gab folgenden Dialog:
Er (ernst): “Kennst du den ‘Frauenparkplatz’?”
Ich (verzückt): “Oh, ja, mein Lieblingswitz!”
Er (seufzend): “Das bin ich.”
Allerdings war er nicht sehr sauer, denn wer kann schon von sich behaupten: “Ich bin der Frauenparkplatz!” und ist damit fast berühmt?

Die Besucher lachten über die abgedrehten Cartoons und blätterten in den Büchern, um das mit ihrem Lieblingswitz zu finden.

Martin Perscheid saß an einem Tisch und signierte Bücher, Postkarten und Poster. Außerdem auch Putzlappen, die es mit Perscheid-Cartoons gab. Eine Frau hielt ihm einen Putzlappen hin und fragte: “Geht das Bild bei der Wäsche ab?” Souverän antwortete Martin Perscheid: “Äääh, keine Ahnung“, setzte dann aber hinterher: „Also für die Maschinenwäsche würde ich nicht garantieren”. Ich fragte mich, warum die Frau einen Putzlappen signieren lassen wollte, wenn der zu Hause gleich voll eingesetzt würde. Allerdings wusste ich auch nicht so genau, was ich mit einem Perscheid-Putzlappen machen könnte, mit dem ich nicht putzen will. An die Wand hängen?