WG Konzertberichte

Wise Guys – 20.06.2002 – Kronenbuschhalle – Wesseling … mit langem Weg

Die Atmosphäre in der Wesselinger Turnhalle vor dem Konzert war sehr entspannt, locker und nett. Nach und nach trafen die Zuschauer ein, unterhielten sich mit Bekannten und Freunden, versorgten sich an den Getränkeständen und freuten sich auf die Wise Guys. Kein Vergleich mit der angespannten, bedrückten Stimmung, die 9 Monate vorher vor dem Wise Guys Konzert in Wesseling geherrscht hatte. Damals war es der Tag nach dem 11. September gewesen, und das Entsetzen über den Terror und die Frage, ob jetzt ein Konzert angebracht sei, beherrschte die Gespräche. Sehr feinfühlig hatten die Wise Guys damals ihr Programm gestaltet, und von der beeindruckenden Ansprache von Dän vor dem Konzert wurde bis heute lobend und anerkennend gesprochen.

Die Bühne war mittig an einer Breitseite der Halle aufgebaut, davor standen Stuhlreihen, hinter denen eine Tribüne bis fast unter die Decke ging. Als die Show begann, ging das Saallicht aus, aber es blieb trotzdem ziemlich hell, denn ringsherum gab es große Oberlichter, die keine Vorhänge hatten. Die Wise Guys mussten den langen Weg von den Umkleideräumen, am Rand des Spielfeldes entlang bis zu Bühne im Laufschritt zurücklegen und wurden dabei von Applaus begleitet. Mit Showtime ging’s los, und ich war froh, dass das Lied so gut getextet war, dass ihnen kein aktueller Reim für ‘Wesseling’ einfallen musste. Dän löste den ersten Lacher aus, als er die Zuschauer “… zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten in der Wesselinger Philharmonie” begrüßte, und Clemens brachte sie mit seiner Mimik beim Frühlingslied noch mehr zum Lachen. Eine Dame in burnusähnlichem Gewande mit Schlappen an den Füßen stellte sich währenddessen vor die Bühne, hob einen Fotoapparat hoch über den Kopf und machte in großer Ruhe Blitzlichtbilder. Sehr störend, und ich hatte das dumpfe Gefühl, sie könne dort bis zum Ende des Konzertes fotografierend stehen bleiben. Aber entweder war das nur ihr privates Lieblingslied, oder sie war von der Presse und konnte gleich danach wieder nach Hause gehen und ihre Konzert-Kritik tippen. Jedenfalls ging sie am Ende des Frühlings und kam nicht wieder.

Der Klang war für eine Turnhalle unerwartet gut, hatte Volumen, hörte sich wie Gesang und nicht wie Radio an und gefiel mir richtig. Das Publikum war locker drauf und lachte vergnügt an passenden Stellen. Zur Zuschauerbefragung bat Dän um das Saallicht und es knallte so plötzlich und hell an, dass es in den Augen weh tat und ein lautes “Uaaaaaaah!” durch die geblendete Zuschauermasse ging. Die Augen hatten sich inzwischen so gut an das mittlere Dämmerlicht gewohnt, dass jede weitere Lichtquelle einfach zu viel war. Es zeigte sich, dass die Mehrheit der Besucher nicht zum ersten Mal bei den Wise Guys waren und fast alle davon auch im letzten Jahr in Wesseling dabei gewesen waren. Sehr schön, damit zu erfahren, dass das September-Konzert trotz aller widrigen Umstände tatsächlich so positiv angekommen war. Der Düsseldorfer des Abends stellte sich winkend auf seinen Stuhl und da er einen Platz auf der Tribüne hatte, sah es richtig gefährlich aus, ihn in so luftiger Höhe zu sehen.   

Oh, Scheiße war wieder superschön und Eddis leicht zaghafte, verwirrte Stimme ganz klasse. Dazu der tolle Backgroundchor, der gute Klang – es war richtiges A-cappella-Feeling mit natürlichen Stimmen, was ich sehr genoss. Da es in Wesseling einen sehr hohen Anteil von FC-Fans gab, musste das Lied Deutscher Meister einfach super ankommen. Es fing zart, leise und doch voller Volumen an und klang toll. Auch das Schunkeln klappte recht gut, und am Ende gab es den ersten Begeisterungssturm. Beifall, Pfiffe und Wesseling war aufgetaut.

Das wär’s gewesen war auch wunderschön, Clemens sang mit so einer überzeugenden Ernsthaftigkeit, dass es im Saal sehr ruhig wurde und selbst an der “Sack-und-Besen”-Stelle nur ganz sanft und sentimental gelacht wurde. Sehr beeindruckend, und am Ende fast zum Heulen schön traurig. Vor dem einsetzenden Applaus gab es dann auch die berühmte Sekunde Stille. Wow, ein ganz starkes Lied! Bei Kinder wurde laut gelacht, es gab Zwischenapplaus und eine optische Unruhe im Saal, weil immer wieder Zuschauer lachend im Sitz nach vorne kippten und damit das ruhige Bild störten. Ferenc warf dann auch noch das fiktive ‘Baby’ so hoch in die Luft, dass es bis zum Ende des Konzertes nicht mehr runterkam. Klasse.

Der Anfang von Was für eine Nacht war sehr schön kraftvoll und die sparsame, aber sehr wirkungsvolle Choreographie tat ihre Wirkung. Das Publikum ließ sich mitreißen und klatschte auf 2 und 4, – für Wesseling absolut unerwartet! Allerdings hätte der Gesang etwas lauter sein können, denn das Lied muss fetzen und knallen. Mitten in Eddis Ansage zur Heißen Liebe klingelte in den ersten Reihen ein Handy, und er sagte freundlich in die Richtung: “Geh’n Sie ruhig dran und schöne Grüße von uns!” Das Lied wurde begeistert mitgeklatscht und so traf sich dann deutscher Marschrhythmus mit südamerikanischem Feeling. War trotzdem schön.

Mit Mädchen, lach doch mal endete der erste Teil, und es gab heftigstes Mitklatschen beim Refrain und einen lauten Schlussapplaus. Dann jedoch war der Lichtschalterbetätiger zu schnell und schaltete das grelle Saallicht ein, bevor die Wise Guys von der Bühne waren. Sie eilten durch den hellerleuchteten Saal auf die Umkleidekabinen zu, während ringsherum die Leute aufsprangen, um zum Getränkestand oder Klo zu eilen. Mich stört das. Ich finde, dass die Hauptpersonen des Abends erst würdig den Saal verlassen haben müssen, ehe das Licht angeht und das Programm mit der Pause unterbrochen wird.

Die Pause war ziemlich ausgiebig, denn da es keinen Gong gab, standen die Zuschauer lange im Foyer und vor der Halle herum und kamen erst spät zurück. Die letzten gingen noch zu ihren Plätzen, da kamen die Wise Guys schon auf die Bühne und begannen mit Wenn sie tanzt. Erst war es noch unruhig im Saal, doch dann wurden die Türen endlich geschlossen und es wurde sehr schön still.

Bei den Chocolate Chip Cookies gab es überall lachende Gesichter, aber erstaunlicherweise kaum hörbare Reaktionen. Warum? Ich war etwas verwundert, schob es aber auf eine geringe Backbegeisterung in Wesseling. Sehr seltsam, dass bei manchen Konzerten an einer Stelle laut gelacht wird, die woanders schweigend hingenommen wird. Der Applaus danach brandete jedoch sehr laut auf und war lang. Auch bei When I’m 64 blieb es während des Liedes viel zu ruhig und es gab nicht mal den Ansatz eines Zwischenapplauses. Das “Plem-Plem” ging dann aber überraschend in Gejubel und Getrampel unter. Häh?

Eddi sang die Leadstimme von Sing mal wieder, brachte sein kurzes “Sing!” mit dem anschließenden Klatscher, und das Publikum fühlte sich sofort aufgefordert und klatschte ab da begeistert mit. Leider war auch da die Leadstimme etwas zu leise, was schade war, weil der Text nicht unwichtig ist. Die ‘Freeze’-Stellen, an denen die Wise Guys für einen kurzen Moment wie eingefroren in ihrer Position verharrten, waren wieder klasse. Davon wünsche ich mir mehr, weil die so knallermäßig gut aussehen!

Bei Träum vom Meer war es ganz still im Publikum, ich konnte sogar hören, wenn weit hinten auf der Tribüne ein Sitz knackte. Die Wise Guys konnten ganz sanft und leise singen. Wunderschön. Ich freue mich sehr, dass dieses ernsthafte, ruhige Lied so gut ankommt und nicht sofort wieder aus dem Programm geworfen werden musste, weil das Publikum nicht damit umgehen konnte. Das liegt aber auch an der Haltung der Wise Guys, die inzwischen sehr sicher und selbstbewusst an ruhige und nichtlustige Themen gehen können. Sehr schön, dass es bei ihnen zwischen dem knalligen Humor auch die Stille und den Ernst gibt.

Ferenc wurde nach King of the road bejubelt und Schlag mich, baby wurde von quietschendem Gelächter begleitet und erhielt am Ende so viel Applaus und Getrampel, dass der Boden vibrierte. Es war das letzte Lied des offiziellen Konzertteiles, und die Wise Guys eilten den ganzen langen Weg zu ihrer Umkleide zurück. Der Gatte guckte ihnen verblüfft hinterher: “Die rennen doch jetzt nicht komplett zurück?” Doch, taten sie. Zur Zugabe mussten sie wieder den ganzen Weg bis zur Bühne laufen und es dauerte seine Zeit, bis sie dort ankamen. Der Gatte lehnte sich gemütlich in seinem Stuhl zurück und lachte: “Selber schuld, wenn die bis dahinten rennen.”

Es kam Jetzt ist Sommer und das Publikum klatschte stehend  mit. Erneuter Abgang komplett bis zu den Umkleiden und zurück, und ich freute mich, weil Rasier dich dran war. Eines meiner Lieblingsstücke, weil es so kitschigschön, wunderbar und witzig ist. Vermutlich könnte ich es dreimal hintereinander sehen und würde mich immer noch darüber freuen.

Der anschließende Beifall war groß, und jetzt gingen die Wise Guys endlich nicht nochmal ab, sondern Dän sagte: “Wir sparen uns die weite An- und Abreise” und kündigte eine dritte und letzte Zugabe an. Begeistertes Klatschen von zwei bis drei Personen im Mittelbereich, und Dän grinste ein beruhigendes: “Ja!” Er fuhr fort: “Es ist ein James Bond …” und wurde aus der gleichen Richtung von einem lauten “JAAAAA!!!” unterbrochen. Zuschauer und Wise Guys grinsten, dann gab es mit leuchtrosafarbener Anfangsbeleuchtung eine prickelnde Agentenstory, bei der sich Eddi am Schluss sehr lasziv am hinteren Bühnengeländer räkelte. Sehr großer Schlussapplaus mit Pfiffen und Johlen füllte die große Halle, und ein wirklich schönes Konzert war beendet.

 
Showtime
Frühlingslied
Das Leben ist zu kurz
Oh, Scheiße
Deutscher Meister
Das wär’s gewesen
Kinder
Was für eine Nacht
Meine heiße Liebe
Sensationell
Mädchen lach doch mal

Wenn sie tanzt
Chocolate Chip Cookies
When I’m 64
Sing mal wieder
Träum vom Meer
Root Beer Rag
King of the road
Schlag mich, baby
Jetzt ist Sommer