WG Konzertberichte

Wise Guys – 09.05.2002 – A.-M.-Gymnasium – Bensberg … mit heißer Luft

Die Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums war mit etwa 650 Leuten gefüllt und warm. Aber so was von warm. Es war der erste richtige Sommertag gewesen und die Resthitze hatte sich schwül in der Aula versammelt und drückte die Luft weg. Trotzdem war das Publikum gut gelaunt und begann schon eine Minute nach 20 Uhr mit forderndem Applaus die Wise Guys auf die Bühne zu rufen. Als das gelungen war (ich könnte ja fast wetten, dass sie auch von alleine gekommen wären!), gab es einen superlauten Begrüßungsapplaus und der Abend fing richtig gut an.

Mit Showtime ging es los, die Stimmen klangen leicht hallig und waren in der Lautstärke hoch gedreht, aber ich fand es gerade noch in Ordnung. Lieber mal etwas zu viel Klang, als schwache, kleine Stimmen, die wie von einer Amateur-Gesanggruppe klingen. Es gab einen vollen Sound und alle Stimmen waren noch gut zu verstehen. Das Einsteigerlied animierte das Publikum zum Mitklatschen und ließ damit die warme Luft von rechts mit der warmen Luft von links verwirbeln. Es blieb warm, und Dän versprach den Anwesenden bei der Begrüßung grinsend „einen heißen Abend“. Eine laute Stimme aus dem Publikum rief: „Ausziehen!“, und Dän fragte: „Ausziehen?“ Verwundert drehte er sich zu seinen Kollegen um und beschwerte sich: „Das war eine Männerstimme! Das wird ja immer schöner!“

Das Frühlingslied wurde anmoderiert, und schon vor dem ersten Ton löste Clemens’ Gesicht Gelächter aus. Im Publikum superlockere Stimmung und viel Lachen während des Liedes. Klasse! Sofort danach ging es mit dem RTL-Lied. Gleich beim ersten Refrain platzte die gute Laune der Zuschauer richtig los und zeigte sich in lautem Mitklatschen auf die 1 und die 3. Von allen Seiten hörte ich irgendwo Gelächter im Publikum und keiner wartete, bis sein Nachbar auch lachte, sondern lachte los, wenn er etwas witzig fand. Im letzten Refrain klatschte der Großteil des Publikums weiter temperamentvoll auf 1 und 3 und ich freute mich die ganze Zeit auf Däns Bemerkung über die Konsequenz, die dann auch gebracht wurde und erneutes Gelächter auslöste.

Das Leben ist zu kurz war mir etwas zu hektisch, aber dem restlichen Publikum gefiel es so. Danach die Ansage vom Singleleben, und ich grinste genüsslich über die Art, wie Dän sie vortrug. Mit lächelnder, samtweicher Stimme schwärmte er ausgiebig von den Vorzügen als Single und ringsherum gab es mehr oder weniger unterdrücktes Gelächter. Oh Scheiße wurde dann sehr schön langsam und verhalten gesungen und war wieder mal ein kleines Sahnestückchen im Programm. Das neue Lied Das wär’s gewesen kam gleich hinterher. Clemens sang die Leadstimme, alles war sehr schön und sanft, und als alle zusammen „Vielleicht im nächsten Leben …“ sangen, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ein ruhiges, feines Lied, das am Schluss auch noch ein wenig sentimental traurig war und mir sehr gut gefiel.

Was für eine Nacht war dazu ein guter Kontrast, und schon beim ersten Hören hatte mich dieses Lied sofort angesprochen und ist zu einer Art persönlicher Hymne geworden, die mir tief aus dem Herzen spricht. Das Gefühl nach nur zwei Stunden Schlaf wieder aufstehen und irgendwie durch den Tag kommen zu müssen, erkannte ich in den aneinander reibenden Tönen der Strophen wieder. Superklasse!  Genau so schräg klingt es dann morgens in meinem Kopf, genauso eierig bewegen sich meine Knie und gleichzeitig schwingt ein glückliches „Das war’s wert“ durch die Hirnzellen. Später im Leben werde ich mich bestimmt kaum an all die Abende erinnern, an denen ich pünktlich im Bett lag, sondern eher an die durchgemachten und durchgelachten Nächte, die ich mit netten Freunden verbrachte, auch wenn mein Wecker wenige Stunden später unerbittlich klingelte

Das nächste Lied war auch neu: Kinder. Nach einem unglaublich provokativen ersten Satz ging es in der gleichen Richtung weiter und war der Knaller! Die Zuschauer lachten laut los, ringsherum ganz viel Bewegung im Publikum, und ich hatte alleine über die Reaktionen im Saal Lachtränen in den Augen. Unglaublich, wie es bei diesem Lied abging! Im Publikum saßen viele Eltern, die sofort wussten, um was es ging. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass Dän mich nicht kannte, als ich kleine Kinder hatte, sonst würde ich mich jedesmal sehr unwohl fragen, ob er auch von mir sprechen könnte. Toll! Das Lied scheint ein Publikumshit zu werden.

TIPP: Zu kaufen als Maxi-Single ab dem 25. Mai beim Tanzbrunnenkonzert, zusammen mit „Was für eine Nacht“. Nach dem Lied ein Riesenapplaus, gemischt  mit einer großen Unruhe im Saal, weil sich alle nochmal gegenseitig die besten Sprüche erzählen oder eigene Kommentare abgeben mussten.

Die Show in der Show bei Meine heiße Liebe war noch etwas mehr ausgebaut worden und einfach superklasse. Mir tat Clemens ja wieder leid, weil er gegen Schluss des Liedes zur singenden Randfigur wurde, die ganz nebenbei noch die Leadstimme beisteuern musste, aber ich würde nicht auf den Blödsinn der anderen verzichten wollen, der großen Spaß macht. Am Schluss gab es rhythmischen Extraapplaus für die Show. Auch Die Frau hat Rhythmus zog ab, war mitreißend und temperamentvoll und erhielt viel Applaus.

Mädchen, lach doch mal brachte dann alle an den Rand der Kraft. Die Erwachsenen lachten laut bei den über die Bühne hüpfenden Känguru-Beutelfell-Trommlern und die Kinder quietschten sowieso vergnügt. Aber dann war ich richtig froh, dass die Pause erreicht war, weil ich unbedingt frische Luft brauchte und der Saal kurz vor der Kochtemperatur war. Hätten sich die Wise Guys etwas mehr zurückgehalten und nur langweilige Lieder gesungen, hätte ich nicht so aufmerksam zuhören, laut lachen und wild klatschen müssen und wäre wesentlich entspannter und nicht so verschwitzt in die Pause gegangen. Zum Glück kamen sie nicht auf diese Idee.

Nach der Pause ging es mit Wenn sie tanzt weiter, und es erstaunte mich, wie sehr ich mich freute, es wieder zu hören und wie sehr ich es vermisst hatte. Hey, ich war nur ein paar Wochen nicht auf einem Konzert gewesen, und jetzt versank ich sofort in der eigentümlichen Stimmung. Die Atmo-Ballade Kaiser Franz forderte dann die Wise Guys ebenso wie das Publikum. Besonders die Vorbereitungen dazu waren von viel Gelächter begleitet. Es machte großen Spaß, und eine Dame hinter mir bekam einen kaum zu stoppenden Lachanfall. Da ich mal wieder bei den Eulen saß, die ich ja bekannterweise nicht kann, entschied ich mich für die Produktion von Nebel durch meine Vorstellungskraft. Tja, war dann etwas viel, ich konnte Ferenc kaum noch erkennen, was ich eigentlich nicht vorgehabt hatte, aber das zeugte eben von meiner gewaltigen Phantasie. Allerdings beschäftigte mich am Schluss die Frage, ob der Nebel auch von den anderen Zuschauern gesehen wurde, oder nur von mir.

Danach Willst du mit mir gehn, und obwohl Sari richtig losfetzte, blieb das Publikum zuerst viel zu ruhig. Auch ich fühlte mich etwas abgeschlafft nach den Anstrengungen der ‘Atmo-Ballade’ und hätte lieber etwas zum Zuhören gehabt, als laut auf Saris blöde Sprüche zu reagieren. Schade, denn das Stück lebt auch vom Gelächter. Im Verlauf des Liedes schafften es die Wise Guys aber trotzdem, die Reaktionen des Publikums wieder zu aktivieren, und spätestens bei When I’m 64 waren alle wieder da. Ferenc begann mit der Bass-Stimme und klang wunderbar tief, voll und kräftig. Wow, das knallte rein! Sonderapplaus, und Eddi musste mit seinem Einsatz warten. Auch Dän bekam mit seiner Strophe Extraapplaus, verbeugte sich leicht und grinste Ferenc frech zu. Einziger Nachteil: Hinter mir sang ein Mann nicht ganz textsicher und noch weniger notensicher, dafür aber laut und begeistert mit. Das “Plem-Plem” am Schluss ging im tosenden Applaus unter. Na, das sagt doch alles zur Stimmung im Saal.

Sensationell begann wie immer mit dem Schlafliedteiln und eine Kinderstimme fragte verwundert: “Warum schlafen die jetzt?” Dann fetzte es los, und Dän brachte Ferenc noch schnell das vergessene Handmikro vorbei, damit auch der Bass etwas verspätet loswummern konnte. Inzwischen ist es ja zu spät, da jemals noch einen vernüftigen Liedschluss einzubauen, aber trotzdem finde ich das restliche Lied total klasse und genieße alle kleinen Einwürfe und Extras. Nach dem fetzigen Root Beer Rag wurde das neue FC-Lied Deutscher Meister angekündigt. Dän redete vom Schunkeln, und ich guckte etwas ungläubig, da das ja noch die Steigerung zum Klatschen auf 1 und 3 war. Kaum ging das Lied los, wurden in den vorderen Reihen zwei FC-Schals hochgehoben und ich grinste los. Schön! Durch den mir seit meiner Kindheit vertrauten Rhythmus kam ich dann auch fast selbst ins Schunkeln, fühlte mich wie unerwartet in eine Karnevalssitzung katapultiert und lachte immer wieder los. Ein sehr witziges Lied, geschrieben von einem enttäuschten, aber trotzdem zu seiner Mannschaft haltenden Fan, das bei FC-Fans sicher klasse ankommt, von den Verantwortlichen des Vereins aber eher heimlich gehört werden wird. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass der FC Köln davon eine offizielle Single machen wird.

Ein wunderbares King of the road folgte, bei dem Ferenc sehr lässig und kraftvoll seine Leadstimme sang. Seine Stimme war mal einschmeichelnd sanft, dann wieder hart und rücksichtslos und er zog eine überzeugende Show ab, die ihm sichtlich Spaß machte. Mir auch. Locker und selbstbewusst gebracht und mit viel Applaus belohnt. Bei Golden Eye gab es zu viel Nebel (ich war’s nicht!) und es war zu dunkel. Die Gestalten auf der Bühne waren nur schwach zu erkennen, aber wenn das Licht dazukam, sah man nur noch Nebel ohne Gestalten, was noch blöder war. Der Lichtmensch reagierte richtig, indem er das Licht weitgehend runterdrehte und wartete, bis sich der Nebel etwas gelegt hatte. Während des Liedes wurde an passender Stelle plötzlich ein großer, strahlendgelber Kreis auf den Hintergrund gestrahlt, und Dän und Ferenc spielten sehr verwundert und griffen zur Freude des Publikums erstaunt in das Licht.

Danach kam gleich die Stelle, an der sie rückwärts aufeinander zugehen und in der Bühnenmitte aufeinanderprallen mussten. Während Ferenc das programmgemäß machte, hatte Dän etwas zu lange gewartet, blieb dann einfach auf seiner Bühnenseite stehen und sah interessiert und frech grinsend zu, wie Ferenc rückwärts lief und lief und lief, bis er fast am Rand der Bühne endlich an ihn rempelte. Als Ferenc beim Umdrehen Däns breites Grinsen sah, guckte er zuerst empört und musste dann loslachen. Am Ende des Liedes ging das Licht wieder an und Ferenc blickte lange zu Dän, der aber demonstrativ nicht zurücksah.

Tobender Applaus, Lachtränen bei mir und die Wise Guys kamen mit Jetzt ist Sommer auf die Bühne zurück. Bei der Temperatur im Saal eigentlich das Lied des Abends, aber trotzdem oder auch deshalb blieben alle sitzen und klatschten nur laut mit. Auch mir war es zu heiß zum Aufstehen. Die Jeans klebte sommerlich in den Kniekehlen. Danach viel Gejubel und Gepfeife, und eine Trampelwelle rollte gewaltig von links unter meinen Füßen vorbei nach rechts. Ein irres Gefühl.

Schlag mich, baby setzte nochmal eins drauf und der Beifall danach war riesig und wirklich begeistert. Ein supergutes Publikum. Außerdem ein tolles Konzert von den Wise Guys. Noch einmal kamen sie auf die Bühne und kündigten ihr letztes Lied an. Träum vom Meer, ein Schlaflied und nicht lustig, wie Dän extra betonte. Ich war sehr gespannt. Das Lied begann mit einem ganz ruhigen, tiefen, fast brummenden Akkord und schon der warf mich fast um. Ein absolut beeindruckendes Lied, unglaublich schön, sanft und zärtlich. Es war von vorne bis hinten nur schön und ging tief in die Seele. Unglaublich. Ich saß völlig gebannt da und hatte das Gefühl, noch nie so etwas Schönes gehört zu haben. Gut, dass ich im langen Applaus nach dem Lied noch etwas Zeit hatte, denn es hatte mich ziemlich aus der Fassung gebracht. Lieblingslied.

Fazit: Ein wirklich heißes Konzert, ein tolles, begeistertes Publikum und neue Lieder, die alle eine Bereicherung des Programmes waren.

Showtime
Frühlingslied
Ich war noch nie bei RTL
Oh Scheiße
Das wär’s gewesen
Was für eine Nacht
Kinder
Meine heiße Liebe
Die Frau hat Rhythmus
Mädchen lach doch mal

Wenn sie tanzt
Atmo-Ballade
Willst du mit mir gehen
When I’m 64
Sensationell
Root Beer Rag
Deutscher Meister
King of the road
Golden Eye
Jetzt ist Sommer
Schlag mich, baby
Träum vom Meer