WG Konzertberichte

Wise Guys – 22.12.2001 – Pantheon – Bonn … der Wahnsinns-Jahresabschluss

Das letzte Konzert der Wise Guys im Jahr 2000. Eigentlich sogar das letzte Wise Guys Konzert in diesem Jahrtausend. Denn auch wenn der Übergang von 1999 zu 2000 besonders gefeiert wurde, beginnt das neue Jahrtausend am 1.1.2001. Darum fand jetzt tatsächlich das letzte Wise Guys Konzert des Jahrtausends statt. Und ich war dabei. Na ja, nicht ganz alleine. Dieses Ereignis wollten sich viele nicht entgehen lassen und saßen eng gedrängt in den Katakomben des Pantheon-Theaters. Das allerletzte Abschiedskonzert begann aber schon ganz anders als die vielen Hunderte vor ihm. Schon beim Eintreten bekam jede weibliche Person zwei rote Rosen in die Hand gedrückt. “Eine für dich, den Rest erklären die Wise Guys.” Einige der Damen betraten daraufhin den Saal mit Tränen in den Augenwinkeln, was allerdings nicht an der romantischen Situation lag, sondern an den unglaublich scharfen Dornen, die sich an den Stielen der Rosen befanden.

Dann trat bei voller Saalbeleuchtung Dän auf die Bühne, unterbrach den aufkeimenden Applaus und weihte die Zuhörer in einen ganz geheimen Plan ein. Ralph Heymann, genannt ‘Kralle’, Toningenieur und Freund aus frühen Tagen, stand kurz vor seiner Hochzeit und sollte eine beeindruckende Überraschung serviert bekommen. Mit hemmungslosen Lügen (“Dem Reinhard vom Ton ist es schlecht. Irgendein Virus. Du musst sofort kommen!”) würde er zur zweiten Halbzeit ins Pantheon gelockt werden. Dort sollte das Publikum nach der letzten Zugabe weiter applaudieren, dazu aber laut und rhythmisch: “Kra-lle, Kra-lle!” rufen. Er würde auf die Bühne kommen müssen, wo ihm alle anwesenden Damen eine ihrer Rosen und ein Küsschen geben würden. “Damit er sieht, was er verpasst!” Natürlich gab diese Erklärung schon gute Stimmung und Gelächter im Publikum, und es gab endlich mal einen Grund, sich auf den Schluss zu freuen.

Dän zog wieder ab, das Saallicht ging aus, das Bühnenlicht an, und die Wise Guys marschierten wie gewohnt auf. Gelächter, als Dän unschuldig bemerkte, dass der “Saal festlich mit Rosen geschmückt sei.” Das forderte natürlich die ersten “Kralle”-Rufe heraus, die danach aber glücklicherweise unterlassen wurden. Sonst wär vielleicht noch der ganze Plan schief gegangen.

Das Konzert lief gleich gut an, und die Besucherumfrage nach dem zweiten Lied zeigte, dass die überwiegende Mehrheit wusste, was sie sich da antat. Da viele Fanclub-Mitglieder im Publikum saßen, war für die richtige Stimmung gesorgt und es konnte eigentlich nicht viel schiefgehen. Außerdem war ja ganz geschickt der Spannungsbogen eingebaut. Würde ‘Kralle’ kommen und überrascht sein? Mit dieser Frage war man als Zuschauer bis zum Ende des Konzertes aufmerksam. Gute Idee!

Das neue Lied Ich war noch nie bei RTL bringt immer wieder gute Laune. Es hat einen witzigen Text und ist im Refrain ein Ohrwurm. Clemens warf sich sogar showmäßig auf die Knie und das Publikum sang laut den Schluss mit. Der Mitsing-Text ist übrigens nicht schwer. Er heißt “La la la la la la …”, also mit etwas Konzentration gut zu merken. Die komplizierten Teile, wie das wunderbare “li-ti-ti-vi”, übernehmen netterweise die Interpreten.

Bei Zur Lage der Nation schlackerte Clemens so sehr mit dem Kopf hin und her, dass ich schon befürchtete, er würde zwei Tage später mit Gehirnerschütterung unterm Weihnachtsbaum liegen. Das kann nicht gesund sein, abendlich als Rhythmusgruppe auf der Bühne herumzutoben! War aber wieder sehr wirkungsvoll. Auch die Mimik der andern macht immer Spaß beim Ansehen. Das Lied an sich ja sowieso und es gab viel Beifall dafür. Aber wo war die Hintergrundchoreographie bei Ohne dich? Jetzt bewegt sich Eddi wieder richtig schön im Vordergrund, da hört die Begleitung sofort mit ihren exakten Bewegungen auf. Machte aber eigentlich nichts. Das Lockere passt auch sehr gut und die Reste der Choreographie reichen aus. Besser, als nicht genau zu wissen, in welche Richtung wann, wohin, mit welchem Kopf und warum überhaupt. Eddi und Musik sind klasse, und was der Hintergrund dazu an Bewegungen macht, ist fast egal. Alles wirkt bei diesem Lied gut, weil das Lied gut ist.

Bei der Heißen Liebe ließ Clemens den Musiklehrer raushängen und knallte Eddi mit vollem Schwung das Percussion-Instrument in den Magen. (Ich weiß nicht wie es heißt. Es sieht aus wie eine Rassel, hat silberne Perlchen und macht immer: ‘Rrtsch, Rrtsch’. Ist aber auch völlig egal.) Leider trank Eddi genau in diesem Moment einen Schluck Wasser, verschluckte sich fast, sprühte Tropfen und guckte entsetzt. Und danach hatte er einen Wasserfleck auf dem Hemd. Jedenfalls gab es alberne Laune auf der Bühne und Ferenc und Dän verhielten sich so lustig, dass sie fast schon von Clemens ablenkten. Das Lachen blieb ihnen im Gesicht, jederzeit bereit sich wieder auszubreiten, und allein die Seitenblicke von Ferenc waren sehenswert. Und als sie alle dann Sari auch noch ganz alleine den ‘Mokkaboy-Tanz’ machen ließen und nur grinsend zusahen, war das schon sehr komisch. Sari zog ihn aber unbeirrt durch.

Besserwisser brach den Geschwindigkeitsrekord und übernimmt demnächst wahrscheinlich ebenso wie der ’Root Beer Rag’ die Kontrolle über die Truppe. War aber sehr gut und es gab im Publikum noch mehr Gelächter über den Text als sonst. Klasse!

Als Dän bei der Anmoderation von Mädchen lach doch mal „Eunuchenfelltrommeln“ erwähnte, brachen Eddi und Sari klappmesserartig vor Lachen zusammen. Das bezog sich eindeutig auf Saris letzten Homepage-Kommentar über Eunuchenkuchen, der, wie er auf einem Weihnachtsmarkt gelernt hatte, nicht OHNE EIER, sondern OHNE NÜSSE ist. Während der Trommelstellen im Lied schaute Eddi immer wieder mit großen Augen an seiner Hose herunter und Ferenc grinste dazu sehr vergnügt. Dann trommelte zuerst Eddi nicht mehr weiter, sondern ließ die Hände auf dem Rücken, Sari übernahm das Trommeln und Ferenc hielt sich lachend die Hand vor die Augen. War schon sehr lustig, wenn man weiß, wie es sonst geht. Die ‘Neuhörer’ haben wahrscheinlich nur die gute Laune gesehen.

Sari legte wieder ein starkes Willst du mit mir gehn auf die Bretter und diesmal hatte er intensiven Blickkontakt mit dem Publikum. Jeder Spruch ein neues Mädchen. Supergut! Dazu sein freches Grinsen. Wenn auch die Sprüche vielleicht nicht die besten sind, an diesem Abend hätten sie bei einem Teil des Publikums wahrscheinlich funktioniert.

Vor dem ‘Root Beer Rag’ berichtete Dän von ‘Keks-Meetings’, bei denen besonders Eddis selbstgebackene Kekse nicht nur ungewöhnlich, sondern scheiße schmecken würden. Da schien eine wahre Begebenheit hinterzustecken, denn nicht nur Eddi musste sehr lachen. Dän verbrachte den größten Teil des rasanten Root Beer Rag mit extrem ruhigen Tai Chi-Bewegungen und brachte damit den interessiert grinsenden Ferenc fast aus dem Konzept. War sehr lustig beim Zusehen. Außerdem darf man beim letzten Konzert des Jahrtausends albern sein!

Sexbomb wieder supergut mit einem Ferenc, der fast zu schwungvoll, aber umso wirkungsvoller auf die Bühne geschlittert kam. Ein bisschen mehr Anlauf, und er hätte seine Kollegen umgekegelt. Oder sich. Sah aber wieder spitzenmäßig aus und wurde auch sofort mit begeisterten Publikumsreaktionen belohnt. Dieses Lied sollte man eigentlich immer mit so einem schwungvollen Auftritt beginnen. Das wirkt erstaunlicherweise noch viel besser, als der lässig, langsame. Am Anfang dieses tiefe, gewaltige “Oh, baby!” aus dem Nichts, und dann ganz plötzlich der vorher so unterdrückte Bass als glitzernder, lachender Star auf der Bühne, das zieht! Das Publikum machte jedenfalls begeistert mit, Ferenc lächelte umwerfend und ich fand es klasse. Nicht nur ich, denn am Ende des Liedes flogen aus allen Richtungen rote Rosen auf die Bühne. Halt! Moment! Das brachte natürlich die ganze Planung durcheinander! Die Wise Guys guckten auch gar nicht so begeistert, sondern hatten leichte Panik im Blick. Das sollten doch die ‘Kralle’-Rosen sein. Sie sammelten sie etwas überstürzt ein und waren sichtlich erleichtert, als es nicht noch mehr wurden.

Dän brachte eine weitere Steigerung in der Moderation zum ‘Koertgen-Herbst-Gedicht’ zustande und ließ die anderen vor Lachen fast platzen, als er von „80.000 Toastbrotscheiben im Regen“ und „dem fast nackten, nur mit einem Turnschuh bekleideten Verfasser“ sprach. Irgendwann wird leider Schluss mit diesem schönen Programmpunkt sein, aber es ist schon verwunderlich, wie schnell Dän immer noch die richtigen Worte findet, um den anderen die Fassung zu rauben.

Alle waren an diesem Abend gespannt auf das Ende des Programmes. Was war nun mit Kralle? War er schon da, oder hatte er im Vorfeld was gemerkt? Ein tolles Golden Eye lenkte nochmal kurz von dieser Frage ab, dann gingen die Wise Guys von der Bühne ab. Der Applaus hielt wie besprochen an, und dann kam ein wunderbar rhythmisches “Kra-lle! Kra-lle!” auf. Superlaut und sehr stark! Tatsächlich kam ein sehr überraschter und etwas fassungsloser ‘Kralle’ die Wendeltreppe vom höhergelegenen Mischpult herunter und ging auf die Bühne, wo er sich auf einen Stuhl setzen musste und eine Nikolausmütze aufbekam.

Und dann stellten sich wirklich alle weiblichen Besucher in zwei großen Schlangen an, um ihren Auftrag zu erfüllen. Die Wise Guys standen hinter dem Stuhl und freuten sich sehr über die gelungene Überraschung. Es sah auch wirklich klasse aus. (Es fiel auch keine der Damen aus der Rolle und verpasste Rose und Kuss stattdessen ihrem ‘Lieblings-Guy’.) Es ging alles zügig ab wie am Fließband, war locker und wirkte wie bei “Wetten dass?” Und auch Kralle sah gut gelaunt und nicht entsetzt aus. Waren aber auch viele hübsche Mädels an dem Abend da. Es ging dann aber doch zu schnell für ihn, um sich im letzten Moment vielleicht noch umzuentscheiden.

Insgesamt war es ein sehr schöner letzter Konzertabend, der überlegen ließ, ob die anschließende ‘Depeche mode’-Party im Pantheon danach wirklich noch eine Steigerung bedeuten würde. Ich konnte mir das nicht vorstellen, war auch nicht schwarz genug für so was gekleidet und fuhr sehr gut gelaunt nach Hause.

Schöne Weihnachten an alle!
Es war ein tolles Jahrtausend mit den Wise Guys und ich bin schon gespannt auf das nächste!

Unvollständige Liedliste:

Ich war noch nie bei RTL
Zur Lage der Nation
Ohne dich
Heiße Liebe
Besserwisser
Mädchen lach doch mal
Willst du mit mir gehn
Root Beer Rag
Sexbomb
Golden Eye