WG Konzertberichte

Wise Guys – 08.12.2000 – Feierabendhaus – Hürth … der Wahnsinn

Der Konzertabend begann schon vor dem Auftritt der Wise Guys mit auffällig guter Laune. 1000 Leute saßen im Saal des Feierabendhauses, unterhielten sich untereinander laut, fröhlich und angeregt, und es war ein Geräuschpegel wie auf einer gut laufenden Party. Vielleicht war das der Grund, warum die Hauptpersonen des Abends nicht ganz pünktlich auf die Bühne kamen. Sie wollten sicher die gute Stimmung nicht stören.

Als wenige Minuten nach 20 Uhr das Saallicht dann plötzlich ausging, brachen die Zuschauer ihre Unterhaltungen mitten im Satz unverzüglich ab und stattdessen in lauten Jubel und rhythmisches Klatschen aus. Die Wise Guys wurden mit Riesenapplaus und begeisterten Pfiffen empfangen und die Freude darüber war ihnen anzusehen. Ein wunderbarer Anfang, bei dem sofort klar war, dass dieses Konzert ein Erfolg werden musste. Das Frühlingslied eröffnete den Abend und es wurde viel gelacht. An der Stelle, bei der ‘die Stange gehalten wird’, gab es sogar mitten im Lied Szenen-Applaus. Von Anfang an also eine Super-Stimmung im Saal und auch auf der Bühne. Dän begrüßte die Zuschauer gut gelaunt im Feierabendhaus des Chemieparks Knapsack mit den Worten: “Wenn die Chemie heute stimmt, wird es ein schöner Feierabend!” Und das wurde es.

Nach der Wahren Liebe kam die Zuschauerbefragung. Der Haustechniker war überraschend schnell und hatte das Saallicht eingeschaltet, bevor Dän ein Wort dazu gesagt hatte. Ohne also zu wissen, was auf ihn zukam, hatte er seine Herausforderung erkannt und bewältigt. Super! Es zeigte sich, dass die weit überwiegende Mehrheit der Zuschauer schon auf einem oder mehreren Konzerten gewesen war, da aber manche Finger so unentschlossen wirkten, stellte Dän die Zusatzfrage: “Und wer weiß nicht so genau, ob er uns schon mal gesehen hat?” Dann bat er darum die Saalbeleuchtung wieder auszuschal … ZAPP!! War sie weg. Ein Wahnsinn!

Überhaupt waren an diesem Abend nicht nur das Publikum und die Wise Guys gut drauf. Auch das Bühnenlicht sah klasse aus und machte wunderschöne Stimmung, und der Ton klang sehr gut. Etwas hallig in dem großen Saal, aber mit schön klarem Bass und sehr gut verständlich. Dazu gab es einige neue oder leicht veränderte Anmoderationen, was den Abend auch für ‘Vielhörer’ sehr abwechslungsreich machte. 

Sari löste lautes, fröhliches Gelächter mit dem Text von Genurjanie Indiebarda aus. Besonders “fo und fi und fann” und sein unvergleichliches “Chhhhhasi” kamen an. Dazu seine Mimik – einfach schön! Bei Zur Lage der Nation wanderte Clemens’ Seitenscheitel trotz größter Anstrengung und Aktivität nicht wie sonst nach rechts. Das lag aber nur an einem vorangegangenen Friseurbesuch. Dafür wurde aber viel gelacht, beim Refrain heftig mitgeklatscht und beim ‘Anton, der in Tirol bleibt’ laut gejubelt. Ich persönlich freue mich inzwischen immer auf die Stelle, an der Dän so richtig gemein und hinterhältig, mit halb zugekniffenen Augen und schön langgezogen sein “wir sind endlich unter uns“ singt. Brrrr! Zum Gänsehaut kriegen! Aber auch Eddi und Sari können total blöd aussehen. (Keine Sorge: Sie spielen ja nur!) Es gab jedenfalls tosenden Beifall vom begeisterten Publikum.

Beim anschließenden Parfum war es dagegen ganz ruhig und ernst im Saal. Sehr schön. Umso mehr Kraft und Tempo strahlte Ohne dich aus. Eddi bewegte sich sehr dynamisch, zeigte so richtig die Power, die er bei diesem Text hat, und das wirkte zusammen mit den Stimmen und der Choreographie der Begleitung sehr gut. Das Lied gefällt mir ja sowieso sehr.

Die Heiße Liebe hatte ringsherum begeisterte Mitsinger, obwohl doch einige Besucher vom “Kaffee” als begehrtem Objekt überrascht waren und sehr kichern mussten. Das war sowieso schön an diesem Abend, das laute Losprusten oder fröhliche Gekicher der ‘Neuhörer’ zu erleben. Alles sehr locker und spontan. Sehr witzig auch Däns Mimik bei seinen musikalischen Einsätzen in diesem Lied. Und auch die netten Mokka-Boys sind einfach süß.

Warum der Besserwisser mir so extrem gut gefiel, kann ich gar nicht sagen, aber er war wirklich supergut. (Ist natürlich toll für einen Musikkritiker: War noch besser als sonst, aber ich weiß nicht warum.) Mädchen, lach doch mal war wieder mal ein furioses Ende des ersten Konzert-Teils und wurde sehr locker und mit viel Spaß gebracht. Und Clemens als ‘rheinische Frohnatur’ kann sich bewundernswert beherrschen, wenn der ganze Saal bei seiner ernsten Miene loslacht.

Nach der Pause ein wunderbares Bleib wie du bist und danach eine tolle Anmoderation von Clemens. Sie lief teilweise in ungeplante Richtungen, war aber locker und gut gemacht. Auch die anderen Wise Guys blickten aufmerksam und mussten zwischendrin sehr grinsen. Dän und Ferenc packten ihre supercoolen Sonnenbrillen aus (ich finde es passt zu diesem Lied) und es ging schön bassig und groovig mit Zu schön für diese Welt los. Tja, ich weiß auch nicht wie sie es in den letzten acht Monaten geschafft haben, aber inzwischen mag ich dieses Lied sehr! Ich erwische mich schon dabei, wie ich ganze Textpassagen singe und sehr gute Laune dabei habe. Dabei fand ich genau dieses Lied beim ersten Hören gar nicht so doll. (Noch ein Grund, warum ich besser kein Musikkritiker werden sollte!!) 

Bei When I’m 64 ging der letzte Teil wieder mal in tosendem Beifall unter und das nette ‘Plem, plem!” am Schluss musste von den Lippen abgelesen werden, weil außer Geklatsche und Gejohle nichts zu hören war. Muß ich extra erwähnen, dass auch Sexbomb ein Riesenerfolg war? Das einzig Ungewöhnliche war, dass der rhythmische Applaus für Ferenc schon VOR dem Lied begann, so dass Dän die erstaunlich große ‘radikale Minderheit’ von Bassfans mit: “Das werden wir von seiner Singzeit abziehen müssen!” zur Ordnung rufen musste.

Dass im Programmablauf aber sofort danach Saris Anbaggersprüche bei Willst du mit mir gehn kamen, fand ich nicht so günstig. Das Lied ist ja wirklich ein Bringer und sehr gut gemacht, aber wie kann ich erst dem Bass zujubeln und gleich danach dem Tenor? Ich mag ja so ‘konstant wie das Wetter im April’ sein, aber das ist mir dann doch zu schnell! Da hätte ich lieber noch was thematisch Neutrales dazwischen, dann jubel ich auch hemmunglos Sari zu. So war der Beifall insgesamt doch etwas weniger als erwartet, was aber nicht an der sehr guten Darstellung lag. Meine Bitte: Ein Lied dazwischen, denn soviel Zeit muß ich als Frau schon haben, um den Mann zu wechseln! 

Am Schluss gab es Schlag mich, baby, schon in dem Moment klasse anzusehen, als Eddi lässig roten Kissen auf die Bühnenbretter fallen ließ und wunderschöne Staubwolken hochwirbelten. Die erotischen Darbietungen brachten die Zuschauer an die Grenzen ihrer Kraft, und am Schluss des Liedes gab es Teeniegekreische wie bei einem richtigen Britney-Konzert. Die Wise Guys verließen die Bühne und sofort riefen mindestens 970 der 1000 Zuschauer gleichzeitig “Zu-ga-be!!” und standen von ihren Plätzen auf. Sehr beeindruckend! Da konnten die Jungs nicht lange in der Garderobe bleiben, kehrten zurück und sangen die Heldensage vom heiligen Ewald. Beim Krätzchen-Teil wurde aufmerksam zugehört, an den richtigen Stellen fröhlich gelacht und beim Ewald-Teil laut mitgesungen. Es war einfach eine Wahnsinnsstimmung im Saal.

Dän legte gleich noch eins drauf. Er begann eine Moderation und beim Wort ‘Herbst’ gab es bei seinen Kollegen schlagartig ernste Gesichter. Das Armer-schwarzer-Kater-Spiel war dran. Sari verlor als erster schon nach wenigen Worten die Fassung und musste grinsen. Ferenc, der neben ihm stand, konnte auch nicht mehr und zuckte mit den Mundwinkeln, und nach knappen drei Sätzen hatte Dän alle vier geschafft und sie schüttelten sich vor Lachen. Das Schöne daran ist ja, dass Dän zwei Schritte weiter vorne steht, mit verklärtem Gesichtsausdruck und ergreifenden Bewegungen den größten Schwachsinn erzählt und dabei völlig ernst bleibt. An diesem Abend redete er unheimlich lange, es kam immer noch was dazu und am Ende waren besonders Eddi, aber diesmal auch Ferenc nervlich am Ende. Sie konnten überhaupt nicht mehr ernst bleiben, brachen immer wieder in Lachen aus und mussten sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Danke, Manfred ‘HA’ Koertgen! Danke, Daniel Dickopf! (Ist das jetzt richtig, die beiden auf eine textliche Ebene zu bringen und in einem Atemzug zu nennen?)

Mit Mühe hatten sie sich bis zum Anfang vom Herjott einigermaßen beruhigt. Natürlich auch ein Lied, das mit lautem Gelächter und viel Beifall belohnt wurde. Als die Wise Guys danach wieder auf die Bühne kamen, schallte ihnen ein einzelner Zuruf entgegen. Offenbar ein Liedwunsch. Dän schaute aufmerksam in den Saal und fragte interessiert nach weiteren Wünschen. “Und was noch? Gibt es noch alternative Vorschläge?” Natürlich schallten ihm aus mehreren Richtungen Rufe entgegen, die er aufmerksam nickend entgegennahm. Ich war schon besorgt, denn der Demokratie-Versuch beim Tanzbrunnen-Konzert im Mai war ja fast zum Chaos geworden. Dän überlegte kurz und sagte dann freundlich: “Wir haben nun eine ganze Reihe von Vorschlägen gesammelt, aber was die Wise Guys als Zugabe singen, entscheiden wir immer noch selbst!”  Großes Gelächter im Saal und Aufatmen meinerseits.

Zum endgültigen Abschluss gab es Golden Eye. Mit dem kleinen, für die Zuschauer völlig unverständlichen Satz: “Eine Kirsche ist kein Gemüse”, löste Dän bei Ferenc und Eddi einen explosionsartigen Lachanfall aus und diesmal war es für sie knapp, bis zum ersten Ton ernst zu werden. Aber sie schafften es, obwohl Ferenc noch am Lachen war, als das Licht zu Beginn des Stückes ausging. Eddi füllte dann aber den Raum mit einer  Wahnsinnsstimme und es war wirklich toll. Ganz große Klasse!

Fazit: Völlig unerwartet eines der besten Konzerte des Jahres mit superguter Stimmung beim Publikum und bei den Wise Guys. Ein wirklich toller Abend im Feierabendhaus zu Hürth!

Frühlingslied
Wahre Liebe
Gehnurjanie Indibarda
Zur Lage der Nation
Parfum
Ohne dich
Heiße Liebe
Besserwisser
Mädchen lach doch mal

Bleib wie du bist
Zu schön für diese Welt
When I’m 64
Sexbomb
Willst du mit mir gehn
Schlag mich, baby
Die Heldensage vom Heiligen Ewald
Wenn der Herjott ruft
Golden Eye