WG Konzertberichte

Wise Guys – 06.10.2000 – Heimathaus – Neuwied … mit erstaunlich vielen Besuchern

Nachdem das Konzert in Koblenz alles andere als ausverkauft war, wurde taktisch geschickt nur eine Woche später das Konzert in Neuwied angesetzt. Neuwied liegt etwa 10 km von Koblenz entfernt. Irgendwie müssen die Bewohner der Rhein-Mosel-Region doch zu knacken sein! Und sei es durch ständige Präsenz.

Um es den Besuchern nicht zu leicht zu machen, wurde als Veranstaltungsort die “Stadthalle” angegeben, es fand aber im “Heimathaus” statt. Irgendwo gab es in Neuwied auch eine “Festhalle” und ein “Stadthaus”. Folgte man der Beschilderung des “Heimathauses”, kam man wegen einer veränderten Straßenführung dort sicher nicht an. Wer es schaffte, hatte den “Ich-bin-ein-wahrer-Fan”-Eignungstest bestanden.

Nur bei den Wise Guys selbst sah es lange so aus, als würden sie durch diese Prüfung fallen. Um 19 Uhr war eigentlich Einlass in den Saal, aber die Hauptpersonen waren noch nicht eingetroffen und die Besucher mussten im Foyer warten. Bei der “Wissenschaftsshow” war aber von Ranga Yogeshwar höchstpersönlich bescheinigt worden, dass es sich bei den Wise Guys um die “intelligenteste Boygroup” handelte. Und das konnten sie dann zwar knapp, aber doch überzeugend bestätigen. Sie hatten lediglich für die Hinfahrt die Strecke mit dem längsten Stau gewählt. 

Als sie endlich ankamen, stürzten sie zu einem kurzen Soundcheck auf die Bühne und dann zum Umziehen in die Garderobe. Sofort wurden die Saaltüren geöffnet und innerhalb von fünf Minuten war der Saal fast vollständig mit Publikum gefüllt.

Der Kartenvorverkauf war etwas schleppend gelaufen, aber es waren dann doch etwa 400 Besucher im großen Saal, der so geschickt bestuhlt war, dass er keine Lücken zeigte. Sogar die Empore war gut besetzt. Also nichts von dem Horrorbild: 1000 Plätze und 100 Besucher. Allerdings hätten die ersten Reihen etwas näher an die Bühne gestellt werden können, denn die Entfernung zwischen den ersten Zuschauern und den Wise Guys war doch recht groß. Bei einer Gruppe, die den Kontakt zum Publikum unbedingt braucht, ist das nicht so erfreulich.

Die Wise Guys starteten mit Besserwisser und sofort fiel der gute Ton auf. Sehr klar, transparent und deutlich. Wirklich extrem gut. Wahre Liebe sehr schön gesungen von Eddi und mit wunderbarem Hintergrund. Nach Griechischer Wein, das bei der guten Bühnenshow immer prima ankommt, das supertolle Ohne dich. Klasse! Das Lied hat einfach was! Danach Genurjanie. Was soll ich da inzwischen noch schreiben? Sehr schön geschlossener Harmoniegesang, Saris klare Stimme – ich finde es einfach traumhaft gut. Die schöne Stimmung im Saal zeigte, dass es nicht nur eins MEINER Lieblingslieder ist. (Dass sie nicht “Gina” heißt, habe ich inzwischen gelernt, heißt sie jetzt aber “Jean”? Oder “Geene”?) 

Der neue Tango Das darf doch nicht wahr sein wird immer besser, obwohl ich den Kick noch vermisse. Dabei hat er doch die supertolle Choreographie und wirklich viel originelle Sachen im Background. Stimmlich paßt inzwischen aber alles schon schöner zusammen. Bleib wie du bist, eine wunderschöne Ballade, die sicher ein Klassiker werden wird. Ein anrührendes Lied, ganz ohne abgedroschene Phrasen, sehr schön ruhig gesungen.

Saris Auftritt bei Willst du mit mir gehn riss den ganzen Saal mit. Besonders sein charmant-freches Grinsen! Machte Laune und brachte auch viel Applaus. Das letzte Lied vor der Pause Zur Lage der Nation kam sofort gut an. Das Publikum lachte laut und klatschte sofort richtig auf 1 und 3 mit. Inzwischen betonen die Wise Guys mit ausgeprägter Mimik und Gestik den Text, was dem Lied sehr gut tut. Der Ironiefaktor wird wesentlich größer.

Nach der Pause Auftritt im neuen Outfit mit schwarzen Anzügen. Ist ja etwas umstritten, aber ich finde, auf der Bühne sieht es sehr gut und profimäßig aus. Und mit den roten T-Shirts auch sehr lässig. Golden Eye startete sehr geheimnisvoll, weil es recht lange dunkel blieb, kam aber gut und auch das Frühlingslied wie immer sehr schön. (Ich liebe ja diese Minimal-Choreographie dazu.)  When I’m 64 begeisterte das Publikum und wurde mit lang anhaltendem Beifall belohnt.

Auch Ferenc in Sexbomb war klasse und brachte gute Stimmung. Der kann so schön lächeln. Wenn das Publikum mitmacht, hat er Spaß und ist sehr überzeugend. Nein, nein, nein natürlich ein Erfolg und dann der Root Beer Rag: Super super gut!! Das gab verdient viel Beifall. Mädchen lach doch mal läuft immer gut und die beiden virtuellen Sambatrommeln trommelten schön eifrig und temperamentvoll vor sich hin.

Als Zugabe Schlag mich, Baby, und inzwischen war das Publikum endlich komplett aufgetaut und reagierte mit Begeisterung auf den atemberaubenden athletisch-erotischen Boygroup-Tanz. Warum werfen sich die Jungs eigentlich nicht mehr auf die Knie? Wegen der neuen Hosen? Marcello Sarini überzeugte danach T-Shirtlos bei Ich will keine a-cappella und nach dem großen Beifall und den Standing Ovation gab es als dritte und letzte Zugabe Wenn der Herrgott ruft von den Höhnern. Sehr schön.

Was will man aber machen, wenn das Publikum echte Begeisterung zeigt, laut “Zugabe” ruft und einfach stehenbleibt? Dann muss man eben nochmal rauskommen und eine vierte und allerletzte Zugabe geben. Nicht ohne allerdings vorher den Lichtmenschen zu ermahnen, es sofort danach ungemütlich hell zu machen, damit auch wirklich Schluss ist. Zur großen Freude gab es also noch More than words, wie immer besser als das Original und sehr schön. Ein wunderbarer Ausklang.

Beim Afterglow gab es leider keine Getränke mehr, nur viel Autogrammeschreiben für die Wise Guys. Und nicht nur Eddi sah sehr müde aus.

Fazit: Die Stimmung war erst fast so kühl wie der Saal, erwärmte sich aber rasch und am Ende hatte Neuwied das Koblenz-Konzert getoppt. Ein sehr schönes Konzert mit begeisterten Zuschauern.

Besserwisser
Wahre Liebe
Griechischer Wein
Ohne dich
Genurjanie Indiebarda
Das darf doch nicht wahr sein
Bleib wie du bist
Willst du mit mir gehn
Zur Lage der Nation

Golden Eye
Frühlingslied
Whein I’m 64
Sexbomb
Nein, nein, nein
Root Beer Rag
Mädchen, lach doch mal
Schlag mich, baby
Ich will keine a-cappella
Wenn der Herrgott ruft
More than words